Re: Kanzleitaugliche Diktiergeräte
Verfasst: Freitag 1. September 2017, 17:17
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Bereits ersteres ist nicht der Regelfall - letzteres ist weitgehend unbekannt.Tikka hat geschrieben:Das jemand anderes (der idealerweise so etwas schon seit Jahren macht) das was man diktiert nicht nur formattechnisch korrekt und schön aufbereitet, sondern auch all die Kleinigkeiten, Fehler und Stilbrüche etc. die man aus der eigenen Betriebsblindheit gar nicht sieht gleich mit korrigiert.
Andererseits ist man dann von der Akte gedanklich schon wieder weg - vor allem weil "einen Tag später" ein seltener Glücksfall bei personeller Überbesetzung sein dürfte. Realistischer sind "mehrere Tage" als Regelfall (je nach Dringlichkeit und Länge des Diktats, aber am Folgetag sind auch Haftsachen in der Regel nicht geschrieben, es sei denn, sie sind sehr, sehr kurz), bei zentralen Schreibkanzleien, problematischen Mitarbeiterinnen und/oder großer Belastung sind auch "mehrere Wochen" nicht ungehört. Und das macht dann schon keinen echten Spaß mehr.Einwendungsduschgriff hat geschrieben:Der eigentliche Vorteil des Diktats bleibt aber weg: sich mal von der Akte entfernen zu können. Wenn ich Sachen dikitiere, so empfinde ich es durchweg als Vorteil, das Diktierte erst einen Tag später nochmals vorgelegt zu bekommen mit einem gewissen Abstand.
Jeder darf hier zu Allem eine Meinung habenj_laurentius hat geschrieben:Candor, nimm es mir bitte nicht übel, aber in diesem Thread geht es um Diktierlösungen für Kanzleien, also darum, wie man komfortabel und preiswert Schriftsätze zu Papier bringen kann, nicht um Stenografie zwecks Fertigung von Anmerkungen in der privaten Bibel.
Du hast meinen Satz falsch verstanden, mein Großvater hatte ein eigenes Büro mit Sekretärinnen und stenografierte vieles, im Geschäft, aber sogar auch privat (eben z. B. Bibelnotizen, die ich sozusagen erbte), was ich auffällig finde. Ich kenne sonst niemanden, der das so konsequent umsetzt (e). Deshalb fragte ich nach, ob das heute noch irgendjemand anwendet alternativ zum Diktieren, was er auch nutzte, sogar multitaskingmäßig zwei Sekretärinnen gleichzeitig, was auch nicht jeder macht.j_laurentius hat geschrieben:Candor, nimm es mir bitte nicht übel, aber in diesem Thread geht es um Diktierlösungen für Kanzleien, also darum, wie man komfortabel und preiswert Schriftsätze zu Papier bringen kann, nicht um Stenografie zwecks Fertigung von Anmerkungen in der privaten Bibel.
Ohne die "Legal"-Version von Dragon würde ich verrückt werden. Dann reden wir nämlich über ganz andere Preislagen (Richtung: 1.000 Euro). Und dann sitzt Du mit einem Headset da wie in einem dieser Call-Center? Und: die meisten Juristen brauchen doch gerade die mobile Lösung, um unterwegs diktieren zu können.j_laurentius hat geschrieben:Ich denke, man muss unterscheiden, ob man mobile Diktiergeräte braucht, also Geräte, die man mitnehmen und ortsungebunden verwenden kann, oder ob es ausreicht, wenn man am PC auf dem eigenen Schreibtisch im Büro diktiert. Letzterenfalls würde ich Spracherkennungssoftware präferieren. Ich diktiere seit mittlerweile einigen Jahren Schriftsätze mit der "normalen" Dragon-Spracherkennung (Kostenpunkt etwas über 100 €, wenn ich mich recht erinnere) direkt in ein Word-Dokument, formatiere selbst (das ist manchmal etwas nervig, geht aber) und drucke dann die fertigen Schriftsätze aus. Unsere Angestellten nehmen die Schriftsätze aus dem Drucker und verarbeiten sie weiter (also fügen Anlagen bei, heften zusammen etc.). Klappt gut und günstiger geht es kaum, würde ich sagen.
Ja, nein - obschon ich kein geübter Diktierer bin, der druckreif formulieren kann, sondern eher zu Entwürfen mit nachfolgendem Feinschliff neige. Es ist aber auch kein Problem, genau das zu tun: Entwurf abdiktieren, danach selbst überarbeiten.Candor hat geschrieben:Auch wenn Du zuerst überlegen musst oder etwas korrigieren oder nochmal durchgehen willst? Geht dann eigenes Eintippen und Korrigieren nicht schneller?
Nein - aber warum sollte ich es lernen wollen? Sprechen kann ich schon. (Ziemlich schnell tippen auch, aber keineswegs mit zehn Fingern.)Candor hat geschrieben:Beherrschst Du denn das 10-Fingersystem ausreichend schnell, um wirklich vergleichen zu können?
Hast Du denn den unmittelbaren Vergleich, d.h. geschriebene Diktate durch eine gute Schreibkraft? (Hilfsweise: eine gute, trainierte Spracherkennung?)Candor hat geschrieben:Ich kann mir die Vorteile nur bei ungenügendem Training des 10-Fingersystems erklären.
Stundenlanges Schreiben etwa nicht?Candor hat geschrieben:Und wie gesagt: Stundenlanges Reden strengt an, dann jeweils jedes Satzzeichen nennen,
Wenn man Korrektur liest, hat man den - geschriebenen - Text vor sich, sonst könnte man ihn nicht lesen: entweder nach Abschluss der Spracherkennung oder nach Schreiben des Diktats.Candor hat geschrieben:Korrekturlesen wird auch schwierig, wenn man den Text nicht vor sich hat, sondern z.B. im Raum herumgeht beim Diktieren (ob nun mit oder ohne Software).
Man kann kleine Änderungen auch schlicht erst im fertigen Text vornehmen (und größere entweder auf einem Stichwortzettel für die Überarbeitung notieren oder schlicht mitdiktieren - klar, das kostet Zeit und ist ineffizient, aber es ist nicht die Zeit des Diktierenden, die es kostet).Candor hat geschrieben:Man verliert den Überblick und Änderungen müssen eigens als solches durchgegeben werden oder man muss löschen bzw. rückspulen.
Es mag sein, dass ein Diktat in der Summe mehr Zeit kostet als das Erlernen des 10-Finger-Systems und das eigenhändige Tippen - es verteilt den Zeitbedarf aber auf mehrere Personen: eine, die den Text entwirft und diktiert, und eine andere, die das 10-Finger-System erlernt und ihn dann tippt. Das wiederum spart dann den Sachbearbeitern oder "Entscheidern" das Erlernen des Maschineschreibens und auf der anderen Seite muss derjenige, der schreibt, nicht auch die Materie beherrschen - die Wunder der Arbeitsteilung, die es erlauben, dass die eine Anwältin und der andere Schreibkraft wird.Candor hat geschrieben:Und am Ende ist der Text im Gegensatz zum eigenen Eintippen noch längst nicht unterschriftsreif, was die evtl.gewonnene Zeit wieder frisst und letztlich mehr Zeit kostet.
Dem Personal ist in der Regel nichts mehr zu erklären, denn es weiß, was es mit dem Diktat zu tun hat.Candor hat geschrieben:Dann all die Erklärungen, die man dem dafür vorgesehenen Personal noch geben muss.
Aufwand und Anstrengung sind nicht zuletzt eine Frage des persönlichen Stils und der Gewöhnung.Candor hat geschrieben:Das ist alles aufwändig und anstrengender als das 10-Fingersystem (mit individualisierbaren Standardvorlagen), finde ich.
Wer diktiert denn unterwegs? Ich kann das nicht, ich brauche Ruhe dafür (allenfalls Aktenvermerke, die den Inhalt eines Termins festhalten, wären unterwegs als Diktat möglich). Meine Kanzleikollegen diktieren auch nicht mobil und ich wüsste auch sonst von niemandem, der das (in nennenswertem Umfang) macht. Ich bin aber auch wirklich viel Zeit im Büro und ja, da setze ich ein Headset auf und labere die Spracherkennung voll. Wenn man die vernünftig trainiert, reicht nach meinem Dafürhalten die "normale" Version von Dragon grundsätzlich aus. Rechtsprechungsnachweise und dergleichen muss ich händisch eintippen, das habe ich noch nicht hinbekommen, der Software z.B. "BVerwG, Urt. v. 14.06.2017 - 10 C 2.16 - " anzutrainieren. Ist etwas nervig, aber schon okay. Selbst schreiben ist demgegenüber keine Alternative, auch nicht per Zehn-Finger-System. Ich tippe sehr schnell, ziemlich nah an Sprechgeschwindigkeit, aber es ist VIEL anstrengender als Diktieren.Einwendungsduschgriff hat geschrieben:Ohne die "Legal"-Version von Dragon würde ich verrückt werden. Dann reden wir nämlich über ganz andere Preislagen (Richtung: 1.000 Euro). Und dann sitzt Du mit einem Headset da wie in einem dieser Call-Center? Und: die meisten Juristen brauchen doch gerade die mobile Lösung, um unterwegs diktieren zu können.j_laurentius hat geschrieben:Ich denke, man muss unterscheiden, ob man mobile Diktiergeräte braucht, also Geräte, die man mitnehmen und ortsungebunden verwenden kann, oder ob es ausreicht, wenn man am PC auf dem eigenen Schreibtisch im Büro diktiert. Letzterenfalls würde ich Spracherkennungssoftware präferieren. Ich diktiere seit mittlerweile einigen Jahren Schriftsätze mit der "normalen" Dragon-Spracherkennung (Kostenpunkt etwas über 100 €, wenn ich mich recht erinnere) direkt in ein Word-Dokument, formatiere selbst (das ist manchmal etwas nervig, geht aber) und drucke dann die fertigen Schriftsätze aus. Unsere Angestellten nehmen die Schriftsätze aus dem Drucker und verarbeiten sie weiter (also fügen Anlagen bei, heften zusammen etc.). Klappt gut und günstiger geht es kaum, würde ich sagen.
Ja, nun gut, ich kann auch stundenlang sprechen - noch einfacher als stundenlang schreiben.Candor hat geschrieben:@thh
Ich kann gut stundenlang schreiben, denn ich hab das 10-Fingersystem noch in Matura/Abitur-Zeiten als Freifach genommen (kann es also seit über 30 Jahren) und es so gut trainiert, dass es unbewusst abläuft, während ich mir die Sätze erdenke,