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Re: Chancen als "alter" Zweitstudent

Verfasst: Freitag 25. August 2017, 15:00
von Gelöschter Nutzer
Ich habe im Studium relativ viel gemacht, aber sehr "eng", d.h. nur das für die Übungen/Scheine erforderliche. Deshalb hatte ich in diesen Bereichen zwar recht gute Kenntnisse, überall sonst aber nur Lücken.

Auf dieser Basis konnte ich mich innerhalb von ca. 10-11 Monaten intensiver Examensvorbereitung relativ umfassend vorbereiten (Erstversuch). Jedoch fehlten mir noch vertiefte Klausurpraxis und Sicherheit (Zweitversuch nach weiteren ca. 5 Monaten).

Die allermeisten Leute, die ich kenne und die obere Notenbereiche (min. zweistellig) erreicht haben, haben sich entweder relativ lange konkret für das Examen vorbereitet (d.h. idR "erst" nach dem 9. oder 10. Semester geschrieben = 3-4 Semester Examensvorbereitung) und/oder waren bereits zuvor sehr gut vorbereitet, sie hätten also nach den großen Scheinen wohl bereits mit ordentlichem Erfolg Examen schreiben können.

Re: Chancen als "alter" Zweitstudent

Verfasst: Freitag 25. August 2017, 16:00
von Tibor
3 Semester hört man immer öfter (1 Jahr Kommerz-Rep und dann 6 Monate alles nochmal wiederholen). Vor 10 Jahren war 1 Jahr absoluter Usus und nur wenige haben weniger/mehr Zeit investiert.

Re: Chancen als "alter" Zweitstudent

Verfasst: Freitag 25. August 2017, 16:10
von VVehnert
In meinem Examensjahr haben in meinem Bundesland alle, die ein "gut" im staatlichen Teil erreicht haben, dieses im Freischuss erreicht. Von denjenigen, die ein Staats-VB gemacht haben, haben es immerhin 3/4 im Freiversuch erreicht (Quelle: offizielle Examensstatistik).

Re: Chancen als "alter" Zweitstudent

Verfasst: Freitag 25. August 2017, 16:33
von Gelöschter Nutzer
VVehnert hat geschrieben:In meinem Examensjahr haben in meinem Bundesland alle, die ein "gut" im staatlichen Teil erreicht haben, dieses im Freischuss erreicht. Von denjenigen, die ein Staats-VB gemacht haben, haben es immerhin 3/4 im Freiversuch erreicht (Quelle: offizielle Examensstatistik).
Man muss aber auch immer wissen, was das konkret bedeutet.

Ich kenne mehrere Leute, die im Freischuss (Examen nach dem 8. Semester geschrieben) ein "gut" im Staatsteil erreicht haben. Was war der Hintergrund?

- häufig bereits nach dem 4. oder 5. Semester erste (Probe-)Examensklausuren geschrieben
- im 6. Semester bereits so gut wie alles einmal ordentlich durchgearbeitet
- auch vor der Examensvorbereitung stets viel gelernt
- und in der Examensvorbereitungszeit dann an 6-7 Tagen der Woche sehr viel gemacht

Diese Faktoren traten häufig, wenngleich nicht notwendig, in Kombination miteinander auf.

Dass jemand sich 6 Semester lang auf die Scheine konzentriert und sonst nicht sehr viel gelernt hat, dann ein Jahr recht intensive Examensvorbereitung betreibt und ein "gut" erzielt, ist zwar sicher im Einzelfall möglich, aber doch eher die Ausnahme. Wenn man aber 2+ Jahre vor dem Examen mehr oder weniger "Vollzeit" lernt und alle Rechtsgebiete abdeckt, kann man auch im Freischuss überragende Ergebnisse erreichen.
Tibor hat geschrieben:3 Semester hört man immer öfter (1 Jahr Kommerz-Rep und dann 6 Monate alles nochmal wiederholen). Vor 10 Jahren war 1 Jahr absoluter Usus und nur wenige haben weniger/mehr Zeit investiert.
Ja, 3 Semester ist nach meiner Erfahrung heutzutage fast schon "Standard".

Re: Chancen als "alter" Zweitstudent

Verfasst: Freitag 25. August 2017, 23:27
von julée
Neben dem SPB bleibt aber auf jeden Fall Zeit, um noch ein paar Lücken zu füllen und schon mal ggf erste Uni-Rep-Kurse zur Wiederholung zu besuchen. Und dann hat man, wenn man das Grundstudium nicht nur mit Party verbracht hat, nach dem 6. Semester eine gute Ausgangsbasis für die Examensvorbereitung. Der größte Fehler ist es m. E. im 3.-6. Semester Vorlesungen doof zu finden und gleichzeitig das Erarbeiten des Vorlesungsstoffes auf "irgendwann später" zu verschieben, weil dann der große Berg in der Examensvorbereitung droht.

Re: Chancen als "alter" Zweitstudent

Verfasst: Montag 28. August 2017, 14:10
von Solar
Bei alledem darf aber nicht vergessen werden, dass für einen normalen Studenten (d.h. Studienbeginn mit 18-20 Jahren Lebensalter) keinesfalls die Studiendauer im Vordergrund stehen sollte. Man arbeitet nachher noch lange genug und muss nicht sein Studium auf die Sekunde durchoptimieren.

Vielmehr sollte man das Studium im Normalfall auch fernab der Juristerei nutzen, d.h. zur Horizonterweiterung (z.B. Auslandsaufenthalte, Praktika, THC ;) [-X ) sowie zum Spaß (Freizeit/soziale Kontakte). Das alles ist ohne Weiteres neben einem normalen Jura-Studium möglich. Gegen Ende muss man sich dann etwas zusammenreißen, kann aber entgegen weit verbreiteter Mythen weiterhin umfangreich am sozialen Leben teilhaben.

Natürlich ist das etwas dekadent angesichts des Großteils der Bevölkerung, der mit 16 eine Ausbildung beginnen und dann ernsthaft arbeiten muss. Man nützt der Gesellschaft grundsätzlich auch mehr, wenn man frühestmöglich zu arbeiten beginnt. Aber wie schon erwähnt halte ich nichts von unerfahrenen Streamline-Jungspunden in Entscheiderpositionen. Und wer den Luxus hat, studieren zu dürfen, sollte das auch genießen.

Re: Chancen als

Verfasst: Montag 28. August 2017, 15:16
von sai
julée hat geschrieben:Neben dem SPB bleibt aber auf jeden Fall Zeit, um noch ein paar Lücken zu füllen und schon mal ggf erste Uni-Rep-Kurse zur Wiederholung zu besuchen. Und dann hat man, wenn man das Grundstudium nicht nur mit Party verbracht hat, nach dem 6. Semester eine gute Ausgangsbasis für die Examensvorbereitung. Der größte Fehler ist es m. E. im 3.-6. Semester Vorlesungen doof zu finden und gleichzeitig das Erarbeiten des Vorlesungsstoffes auf "irgendwann später" zu verschieben, weil dann der große Berg in der Examensvorbereitung droht.
Kann - aus eigener Erfahrung - dennoch im wahrsten Sinne des Wortes "gut" klappen.
Man muss sich dann allerdings darüber im Klaren sein, dass es ab dem Beginn der Examensvorbereitung nicht viel anderes als Jura gibt. Ich hab es bis zum Schwerpunkt alles ziemlich schleifen lassen. Mit Beginn des Schwerpunkts habe ich dann im Prinzip nichts anderes mehr gemacht, als in der Bib zu hocken und zum Sport zu gehen.

Re: Chancen als "alter" Zweitstudent

Verfasst: Dienstag 29. August 2017, 07:23
von julée
@Solar: Aber das steht ja nicht einer Optimierung der Studiendauer des Zweitstudiums entgegen, wenn man sich schon im Erststudium den vollen Luxus des Studentenlebens gegönnt hat. Und auch im Erststudium bleibt noch genügend Zeit für alles Mögliche, selbst wenn man sein Studium engagiert betreibt, anstatt erst im 6./7. Semester so richtig damit anzufangen.

@sai: Freilich, im Einzelfall mag ziemlich vieles gut funktionieren, aber es gibt trotzdem klügere Wege zum Ziel - und wer weiß, wie gut Dein Examen geworden wäre, wenn Du von Beginn an konsequent gelernt hättest ;)

Re: Chancen als "alter" Zweitstudent

Verfasst: Dienstag 29. August 2017, 07:32
von sai
julée hat geschrieben:
@sai:es gibt trotzdem klügere Wege zum Ziel
Ich verkürze deinen Beitrag mal auf diese Kernaussage und stimme dir 100% zu. Besonders schlau war das damals nicht :D

Re: Chancen als "alter" Zweitstudent

Verfasst: Dienstag 29. August 2017, 08:10
von Solar
julée hat geschrieben:@Solar: Aber das steht ja nicht einer Optimierung der Studiendauer des Zweitstudiums entgegen, wenn man sich schon im Erststudium den vollen Luxus des Studentenlebens gegönnt hat.
Das ist fraglos richtig, deshalb bezog ich meinen Ratschlag ja auch auf die Erststudenten, die in jungen Jahren starten. Für den TE kann ich eine Optimierung absolut empfehlen und gut nachvollziehen. Auch ich habe damals Gas gegeben und wollte unbedingt nach dem Freischuss durch sein - allein schon weil ich nicht immer größere Schuldenberge für die lange Studiendauer anhäufen wollte. Aber auch ich war ja ein Spätstarter. Ich wollte nur zwischenrufen, dass man im Erststudium als Jungspund ruhig auch mal 1-2 Semester vertrödeln kann, ohne in Panik verfallen zu müssen.

So etwas ist zwar sehr beeindruckend aber letztendlich hat niemand etwas von derartigen Lebensläufen - weder der Student noch die Arbeitgeber. Wie bereits oben gesagt, eignet sich ein solcher Turbostudent eigentlich nur für die zweite oder dritte Reihe in einer GK. Für alle Berufe mit "echtem" Kundenkontakt wird er noch einiges an Lebenserfahrung sammeln müssen, sodass er letztlich auch nicht schneller in einem zufriedenstellenden Beruf landet, zugleich aber den Spaß im Studium verpasst hat (zugegeben: er verdient früher Geld - fragt sich nur, ob es das "wert" ist).

Re: Chancen als "alter" Zweitstudent

Verfasst: Dienstag 29. August 2017, 08:58
von Tibor
Der ist ja nun mit 26 fertig mit Dr., LL.M. und beiden Examina. Es bleibt abzuwarten, was er daraus macht.

Re: Chancen als "alter" Zweitstudent

Verfasst: Dienstag 29. August 2017, 09:05
von Tibor
PS was macht eigentlich Georg - Student Litigator - D.?

Re: Chancen als

Verfasst: Dienstag 29. August 2017, 09:38
von Solar
Tibor hat geschrieben:Der ist ja nun mit 26 fertig mit Dr., LL.M. und beiden Examina. Es bleibt abzuwarten, was er daraus macht.
Habe seinen Werdegang nicht verfolgt... ;) Diente nur als Beispiel für ein Turbostudium. Letztlich hätte er mit 23 mit dem Ref fertig sein können. Wenn er die Zeit jetzt nutzt, um Lebenserfahrung zu sammeln, ist das lobenswert. Einen Gewinn durch Kurzstudium hat dennoch niemand.

Re: Chancen als "alter" Zweitstudent

Verfasst: Dienstag 29. August 2017, 09:46
von Ara
34 Prozent der Studierenden legten ein Prädikatsexamen ab. Von sechs Prüflingen mit der Ausnahmenote "sehr gut" in Baden-Württemberg kamen fünf aus Freiburg.
Puh... Müssen wir diskutieren, ob wir ein Examen aus BW hier überhaupt im Forum noch ernst nehmen können :D

Re: Chancen als

Verfasst: Dienstag 29. August 2017, 09:55
von Kasimir
Solar hat geschrieben:
Tibor hat geschrieben:Der ist ja nun mit 26 fertig mit Dr., LL.M. und beiden Examina. Es bleibt abzuwarten, was er daraus macht.
Habe seinen Werdegang nicht verfolgt... ;) Diente nur als Beispiel für ein Turbostudium. Letztlich hätte er mit 23 mit dem Ref fertig sein können. Wenn er die Zeit jetzt nutzt, um Lebenserfahrung zu sammeln, ist das lobenswert. Einen Gewinn durch Kurzstudium hat dennoch niemand.
Tolle Leistung, ohne Frage. Ob es so klug ist, einen Zeitungsartikel über sich schreiben zu lassen. Da hat er sich wahrscheinlich etwas überrumpeln lassen. Bei jeder seiner Bewerbungen wird das nun ergoogelt.

Seine sonstigen Interessen: Verbindung, Golf etc. sowie sein Outfit lassen ihn leider als klassischen Juranerd erscheinen. Aber er kann ja jetzt noch etwas Lebenserfahrung sammeln und beim Party LL.M. surfen und sich ein paar Mädels angeln ;-)