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Referendariat in Sachsen oder Hessen

Verfasst: Dienstag 22. August 2017, 21:02
von Andreas12345
Hallo zusammen,

ich muss mich entscheiden, ob ich mein Referendariat in Sachsen oder in Hessen absolvieren soll. In Sachsen wäre es Leipzig und in Hessen Kassel. Kann vielleicht jemand hier über Erfahrungen berichten? In Sachsen soll das Examen deutlich schwerer sein als in Hessen. Die letzten Statistiken zeigen aber auf, dass die Durchfall- und VBquoten ungefähr gleich sind. Dennoch fallen in Sachsen im 1. Examen ca. 37% durch. Sind dort einfach nur schlechte Uni´s oder die Klausuren so schwer? Und kann man daraus einen Schluss auf die Klausuren im 2. Examen ziehen?

Ich hoffe mir kann hier jemand helfen. Irgendwie kommt man da sehr schwer an hilfreiche Informationen.

Re: Referendariat in Sachsen oder Hessen

Verfasst: Mittwoch 23. August 2017, 14:39
von Blaumann
Andreas12345 hat geschrieben:Hallo zusammen,

ich muss mich entscheiden, ob ich mein Referendariat in Sachsen oder in Hessen absolvieren soll. In Sachsen wäre es Leipzig und in Hessen Kassel. Kann vielleicht jemand hier über Erfahrungen berichten? In Sachsen soll das Examen deutlich schwerer sein als in Hessen. Die letzten Statistiken zeigen aber auf, dass die Durchfall- und VBquoten ungefähr gleich sind. Dennoch fallen in Sachsen im 1. Examen ca. 37% durch. Sind dort einfach nur schlechte Uni´s oder die Klausuren so schwer? Und kann man daraus einen Schluss auf die Klausuren im 2. Examen ziehen?

Ich hoffe mir kann hier jemand helfen. Irgendwie kommt man da sehr schwer an hilfreiche Informationen.
Das sächsische Kilo Mehl ist bekanntlich eines der schwersten der Republik. Wie stolz können all jene sein, die dieses Stahlbad überstanden haben? :-({|=

Im Ernst: Niemand hier hat in beiden Ländern das 2. Staatsexamen geschrieben, wie sollen wir also beurteilen, ob es Unterschiede im Schwierigkeitsgrad gibt? Wenn die Statistik eindeutig ist, dann nimm das doch einfach so hin. Was kümmert es dich, wenn die armen Tröpfe von der Uni Leipzig reihenweise durchfallen? Durch's erste bist Du durch.

Dem Buschfunk zufolge waren den Grauen Eminenzen im Justizprüfungsamt die früher vergleichsweise hohen Durchfallquoten ziemlich Humpe. Ich vermute allerdings, dass das in allen Prüfungsämtern der Fall ist. Seitens der Justizverwaltung hat man darauf reagiert, indem man den Unterricht und die verpflichtenden Übungsklausuren stark ausgeweitet hat. Böse Zungen sagen "verschult". Inzwischen ist die Arbeitswoche des sächsischen Referendars vollgepackt mit Unterricht und Klausuren. Mich hat's nicht gestört, ich hab viel gelernt. Für andere war es furchtbar. Muss jeder selbst wissen.

Ich würde die Entscheidung an Faktoren ausrichten, die Du leicht vergleichen kannst.

Wo möchtest Du die nächsten zwei Jahre leben? Möchtest Du danach dort bleiben?

Wie hoch sind die Bezüge in Relation zu den Lebenshaltungskosten? (Beachte: Sachsen führt als einziges Land Rentenbeiträge ab!)

Wie sind die Regelungen zur Nebentätigkeit?

Großkanzlei ja/nein/vielleicht?

Re: Referendariat in Sachsen oder Hessen

Verfasst: Mittwoch 23. August 2017, 15:50
von Andreas12345
Vielen Dank für die ausführliche Antwort.

Meine Befürchtung ist, dass ich kein VB im zweiten Examen schaffe und somit das erste Examen quasi entwerte. Ein Kriterium für mich ist noch, dass in Leipzig kommerzielle Repetitorien ansässig sind. Wenn die Belastung durch die AG´s aber schon so hoch ist, dann vermag das wohl auch kein ausschlaggebender Grund sein.

Die ziemlich hohe Unterhaltsbeihilfe in Sachsen relativiert sich dann auch wieder, wenn man Rentenbeiträge abgeben muss. Ein hilfreicher Hinweis, Danke!

Re: Referendariat in Sachsen oder Hessen

Verfasst: Mittwoch 23. August 2017, 16:23
von Blaumann
Andreas12345 hat geschrieben: Meine Befürchtung ist, dass ich kein VB im zweiten Examen schaffe und somit das erste Examen quasi entwerte.
Dann empfehle ich Ref auf Helgoland. Da kann man sich vor schöner Kulisse vom Felsen stürzen. ;)
Die ziemlich hohe Unterhaltsbeihilfe in Sachsen relativiert sich dann auch wieder, wenn man Rentenbeiträge abgeben muss. Ein hilfreicher Hinweis, Danke!
Ja, da hat sich schon so mancher (ich) verwundert die Augen gerieben, als der erste Lohnzettel kam. Dafür hab ich tolle Anwartschaften erworben, die mir sicher mal viel nutzen werden. :D

Re: Referendariat in Sachsen oder Hessen

Verfasst: Mittwoch 23. August 2017, 16:39
von Andreas12345
Warst du selbst in Leipzig und kannst etwas zu den AG-Leitern sagen? Also nur deinen persönlichen Eindruck.
Und hättest du dich im nachhinein nochmal dafür entschieden?

Ich mache mich bei meiner Entscheidung besonders schwer. Vor allem weil ich einfach noch nicht weiß, ob ich mal in einer Großkanzlei arbeiten möchte oder doch in den Staatsdienst gehe. Bei beidem ist die Note maßgebend. Deswegen schreckt mich Sachsen ein wenig ab. Leider habe ich aber gefallen an der schönen Stadt gefunden :)

Am Freitag muss die Zusage beim OLG Dresden eingehen. Falls man dann doch noch einem anderen LG zugewiesen wird, kann man dann doch nochmal absagen?

So langsam gerate ich hier in Panik.. :drinking:

Re: Referendariat in Sachsen oder Hessen

Verfasst: Mittwoch 23. August 2017, 20:31
von Tibor
Also wenn man einfach mal die Orte nennt: Leipzig und Kassel, dann würde mir nie im Leben einfallen, was mich nach Kassel ziehen würde, da bist du ja schon 170km in die nächstgelegene Stadt unterwegs.

Re: Referendariat in Sachsen oder Hessen

Verfasst: Mittwoch 23. August 2017, 20:56
von Tobias__21
Blaumann hat geschrieben:
Andreas12345 hat geschrieben: Meine Befürchtung ist, dass ich kein VB im zweiten Examen schaffe und somit das erste Examen quasi entwerte.
Dann empfehle ich Ref auf Helgoland. Da kann man sich vor schöner Kulisse vom Felsen stürzen. ;)
Musste schnaufen! :lmao:

Re: Referendariat in Sachsen oder Hessen

Verfasst: Donnerstag 24. August 2017, 04:30
von Gelöschter Nutzer
Eine schöne Kulisse zum Sterben sollte sowieso Pflicht sein, das sag ich auch immer. :D

Re: Referendariat in Sachsen oder Hessen

Verfasst: Donnerstag 24. August 2017, 09:11
von Blaumann
Tobias__21 hat geschrieben:
Blaumann hat geschrieben:
Andreas12345 hat geschrieben: Meine Befürchtung ist, dass ich kein VB im zweiten Examen schaffe und somit das erste Examen quasi entwerte.
Dann empfehle ich Ref auf Helgoland. Da kann man sich vor schöner Kulisse vom Felsen stürzen. ;)
Musste schnaufen! :lmao:
Solange es der Genesung zuträglich ist! ;)
Andreas12345 hat geschrieben:Warst du selbst in Leipzig und kannst etwas zu den AG-Leitern sagen? Also nur deinen persönlichen Eindruck.
Und hättest du dich im nachhinein nochmal dafür entschieden?
Dresden. Ohne jeden Zweifel.
Am Freitag muss die Zusage beim OLG Dresden eingehen. Falls man dann doch noch einem anderen LG zugewiesen wird, kann man dann doch nochmal absagen?
Wenn dir bereits ein Platz in Leipzig angeboten wurde, warum sollte man dich dann einem anderen Gericht zuweisen?

Klar, kannst Du absagen. Für die zwangsweise Ernennung von Beamten und Gleichgestellten fehlt leider die Ermächtigungsgrundlage. Könnte man natürlich einführen, um den Personalproblemen Herr zu werden. :-k
Tibor hat geschrieben:Also wenn man einfach mal die Orte nennt: Leipzig und Kassel, dann würde mir nie im Leben einfallen, was mich nach Kassel ziehen würde, da bist du ja schon 170km in die nächstgelegene Stadt unterwegs.
+1

Ich meine, Leipzig kann zwar unter keinem erdenklichen Gesichtspunkt mit Dresden mithalten. Aber Kassel? Wo ist das?

Re: Referendariat in Sachsen oder Hessen

Verfasst: Donnerstag 24. August 2017, 10:25
von Tibor
@Dresden: Wie sieht es da mit juristischen Bibliotheken aus? In Leipzig gibt es ja eine Fakultät, aber was gibt es in Dresden für Ref? Das dürfte mE auch gg Kassel sprechen, denn die haben dort auch keine Jura-Fak.

Re: Referendariat in Sachsen oder Hessen

Verfasst: Donnerstag 24. August 2017, 15:53
von Blaumann
Tibor hat geschrieben:@Dresden: Wie sieht es da mit juristischen Bibliotheken aus? In Leipzig gibt es ja eine Fakultät, aber was gibt es in Dresden für Ref? Das dürfte mE auch gg Kassel sprechen, denn die haben dort auch keine Jura-Fak.
Die TU Dresden hat - zumindest dem Namen nach - weiterhin eine juristische Fakultät. Der Freistaat hat nur in einer grotesken Fehlentscheidung die Staatsexamensausbildung komplett nach Leipzig verlagert. Das Studium beschränkt sich daher auf Bachelor- und Masterstudiengänge.

Eine juristische Bibliothek gibt es daher nach wie vor und sie ist ausgezeichnet mit Referendarsliteratur ausgestattet. Was daran liegen könnte, dass diese einen erheblichen Teil der Nutzer darstellen. ;)

Ansonsten Landgerichts-Bib mit schlechten Öffnungszeiten, aber sehr großzügigen Ausleihregelungen für Examenskandidaten, OLG-Bib und Bib der Landesdirektion Sachsen.

Re: Referendariat in Sachsen oder Hessen

Verfasst: Freitag 1. September 2017, 18:25
von i live in tokyo
Schon lustig, dass hier Leipzig mit Dresden verglichen wird, weil Dresden so ziemlich die nutzloseste Stadt auf Erden ist.
Ich war damals in Leipzig. Wollte mal unbedingt nach Dresden. Zug dahin, ausgestiegen und direkt am Bahnhof wieder umgedreht. Noch unfreundlicher kann eine Stadt nicht sein,
Die Leipziger Jura-Bib ist bislang die beste Bibliothek, die ich deutschlandweit gesehen habe. War sicherlich nicht an allen Jura-Bibs in Deutschland, aber die größten habe ich hier und da abgeklappert, als ich Studienkollegen aus anderen Unis besucht habe.

Also wenn du nach Dresden musst, dann kannst du dich wirklich direkt erhängen.
Leipzig wär schon ziemlich cool.

Verglichen mit Kassel ist aber so ziemlich alles besser (bis auf Dresden).
Zum StEx an sich ist glaube ich nicht viel den Gerüchten usw. zu entnehmen. Letzten Endes ist das zweite Examen meines Erachtens überall mehr oder minder gleichrangig. Wobei ich mir von einem Kollegen, der das Ref auch in Sachsen gemacht hat, hab sagen lassen, dass dieses Jahr wohl ein Gemetzel stattgefunden habe.

Re: Referendariat in Sachsen oder Hessen

Verfasst: Freitag 1. September 2017, 21:44
von Eagnai
i live in tokyo hat geschrieben:Wollte mal unbedingt nach Dresden. Zug dahin, ausgestiegen und direkt am Bahnhof wieder umgedreht. Noch unfreundlicher kann eine Stadt nicht sein
Eine Stadt nur nach einem flüchtigen Blick auf ihr Bahnhofsviertel beurteilen zu wollen ist allerdings auch eine reichlich seltsame Idee.

Re: Referendariat in Sachsen oder Hessen

Verfasst: Samstag 2. September 2017, 13:56
von i live in tokyo
Eagnai hat geschrieben:
i live in tokyo hat geschrieben:Wollte mal unbedingt nach Dresden. Zug dahin, ausgestiegen und direkt am Bahnhof wieder umgedreht. Noch unfreundlicher kann eine Stadt nicht sein
Eine Stadt nur nach einem flüchtigen Blick auf ihr Bahnhofsviertel beurteilen zu wollen ist allerdings auch eine reichlich seltsame Idee.
Nein. Dies gilt nicht für Dresden. Da ist einfach Hopfen und Malz verloren, sorry.
Sachsen besteht eigentlich auch nur aus Leipzig. Leipzig ist auch der einzige Grund, wieso Sachsen nicht von Bayern annektiert wird.

Re: Referendariat in Sachsen oder Hessen

Verfasst: Samstag 2. September 2017, 14:01
von Tibor
Du bist nicht lustig.