Das Jurastudium und ich...?
Verfasst: Dienstag 12. September 2017, 19:31
Servus,
Ich habe irgendwie das Bedürfnis meine "Probleme" alle mal niederzuschreiben. Weiß jetzt auch nicht was genau ich mir erhoffe, freue mich über jede Erfahrung/Ratschlag/was auch immer (auch wenn es das sicherlich schon öfters gab)!
Zu meinem Anliegen:
Ich werde nun ins dritte Semester meines Jurastudiums kommen. Ab etwa der 10. Klasse stand für mich fest, Jura zu studieren - In meiner Familie gibt es keinen einzigen Juristen, die meisten hätten mich in einem anderen Bereich gesehen. Nunja, das erste Semester ging recht schnell vorbei. Die Thematik fand ich interessant (wer ist am Anfang nicht begeistert...), ich habe jedoch leider nur wenig in den AGs mitgearbeitet. Die Klausuren am Semesterende waren ganz ok, leicht über dem Durchschnitt. Es wäre auch noch mehr drin gewesen, nur fehlte mir die Übung im Klausurenschreiben.
Erstes Semester:
Dann ging es an die Hausarbeit - Und hier fingen dann irgendwie die Zweifel an. Ich hatte durch meine schlampige Mitarbeit schon einige Defizite. Die Hausarbeit habe ich letztendlich wiederum zufriedenstellend bestanden, aber mir ist aufgefallen, dass mir das rein theoretische Arbeiten eher nicht liegt. Ich bekomme zwar einen Streitentscheid ordentlich geführt, aber ich kann nicht behaupten dass mir das Spaß macht.
Mir kommt das ganze leider sehr realitätsfern vor. Ich verstehe die Relevanz, aber es fällt mir schwer einen Sinn darin zu sehen. Es fällt mir anscheinend schwer ohne Praxisbezug - Ich habe bereits ein Praktikum in einer kleinen Kanzlei gemacht und da gefiel es mir eigentlich ganz gut. Es waren aber vor allem der Mandantenkontakt und Termine vor Ort die mich interessiert haben. Der Anwalt war auf Architektenrecht spezialisiert und oft auf Baustellen unterwegs.
Das führt mich zu der nächsten Sache: Ich habe mir nicht zu viele Gedanken um eine berufliche Zukunft gemacht. Wie gesagt, das Praktikum gefiel mir ganz gut. Aber wie ist es in anderen Fachrichtungen? Ist man da auch mal unterwegs beim Mandanten oder eher nur in der Kanzlei und vor Gericht? Ich muss auf jeden Fall noch mal ein Praktikum in einem anderen Bereich machen und schauen ob mir das auch gefällt.
Weiter im Text: Ich habe dann die Hausarbeit zu Ende geschrieben, gleichzeitig habe ich ernsthaft überlegt zu wechseln. Mein anderer Berufswunsch bis zur 10. Klasse war nämlich stets Ingenieur, da mich technische Dinge sehr interessieren und ich da ein ganz gutes Verständnis für habe. Also habe ich mir einige Ingenieurswissenschaftliche Studiengänge etwas angeschaut. Sosehr mich zwar die Technik in der Praxis interessiert - Mathematik war nie meins. Somit habe ich dann meine Gedanken dahingehend wieder begraben und entschlossen erst mal Jura weiter zu machen.
Zweites Semester:
Jetzt sitze ich am Ende des zweiten Semesters wieder an der Hausarbeit und die Zweifel kommen wieder auf. Zudem komme ich mit meinen Kommilitonen leider nicht so gut klar, der Großteil ist mir unsymphatisch. Überhaupt habe ich so ein subjektives Gefühl fehl am Platze zu sein. Ich weiß nicht ob das zu viel verlangt ist, aber wenn ich die Mediziner sehe die sich in ihre Unterlagen stürzen...sosehr begeistert es mich nicht. Auch wenn ich es weiterhin interessant finde, vor allem wenn ich merke mein Wissen tatsächlich auf die "echte Welt" anwenden zu können (zB Schuldrecht). Ich sehe mich langfristig irgendwie nicht erfüllt so.
Außerdem meine ich, dass ich im Einordnen einer rechtlichen Begebenheit in das große Ganze nicht all zu gut bin. Also das systematische Denken. Das kann aber daran liegen, dass ich auch noch etwas Nachholbedarf habe in manchen Rechtsgebieten (ZivilR..)
Die Frage ist jetzt: Was mache ich daraus? Ich sehe zwei Möglichkeiten:
a) Ich mache Jura weiter. (Noch) mache ich mir keine Sorgen das Studium nicht zu schaffen, bei den Besten sehe ich mich aber auch nicht. Durch die ganze Panikmache habe ich mittlerweile das Gefühl ich sollte Jura direkt schmeißen wenn ich nicht zu den besten 15% gehöre. Wie war das bei euch? War direkt der Gedanke da: "Das ist es?". Wenn ich den Anwaltsberuf anstrebe - ist es da schädlich wenn ich mich nicht wirklich für die reine Theorie begeistern kann? Wer weiß, wenn es dann tatsächlich um echte Fälle geht kann ich mit der Sache viel mehr anfangen? Andererseits will ich den Fakt, dass ich nun doch schon zwei mal gezweifelt habe nicht außer Acht lassen.
b) Ich wechsle in einen anderen Studiengang. Wenn ich gut in Mathematik wäre, würde mir der Ingenieursberuf glaube ich sehr gut gefallen. Aber sich in so ein Studium zu stürzen ohne Spaß an Mathe zu haben macht wahrscheinlich so viel Sinn wie Jura wenn man nicht gerne liest. Im Endeffekt will ich nicht ausschließen, dass ich nicht auch das schaffen würde. Aber ich befürchte letztendlich genau wie jetzt auch dazustehen, wenn mir nämlich die Sache da auch zu theoretisch ist. Im Gegensatz zu Jura könnte man da aber sogar dual was machen. Problematisch ist, dass ich außerdem für ein solches Studium zwingend umziehen müsste...also mal eben versuchen ist nicht.
Vielen Dank fürs Lesen. Freue mich über Anregungen aller Art!
Ich habe irgendwie das Bedürfnis meine "Probleme" alle mal niederzuschreiben. Weiß jetzt auch nicht was genau ich mir erhoffe, freue mich über jede Erfahrung/Ratschlag/was auch immer (auch wenn es das sicherlich schon öfters gab)!
Zu meinem Anliegen:
Ich werde nun ins dritte Semester meines Jurastudiums kommen. Ab etwa der 10. Klasse stand für mich fest, Jura zu studieren - In meiner Familie gibt es keinen einzigen Juristen, die meisten hätten mich in einem anderen Bereich gesehen. Nunja, das erste Semester ging recht schnell vorbei. Die Thematik fand ich interessant (wer ist am Anfang nicht begeistert...), ich habe jedoch leider nur wenig in den AGs mitgearbeitet. Die Klausuren am Semesterende waren ganz ok, leicht über dem Durchschnitt. Es wäre auch noch mehr drin gewesen, nur fehlte mir die Übung im Klausurenschreiben.
Erstes Semester:
Dann ging es an die Hausarbeit - Und hier fingen dann irgendwie die Zweifel an. Ich hatte durch meine schlampige Mitarbeit schon einige Defizite. Die Hausarbeit habe ich letztendlich wiederum zufriedenstellend bestanden, aber mir ist aufgefallen, dass mir das rein theoretische Arbeiten eher nicht liegt. Ich bekomme zwar einen Streitentscheid ordentlich geführt, aber ich kann nicht behaupten dass mir das Spaß macht.
Mir kommt das ganze leider sehr realitätsfern vor. Ich verstehe die Relevanz, aber es fällt mir schwer einen Sinn darin zu sehen. Es fällt mir anscheinend schwer ohne Praxisbezug - Ich habe bereits ein Praktikum in einer kleinen Kanzlei gemacht und da gefiel es mir eigentlich ganz gut. Es waren aber vor allem der Mandantenkontakt und Termine vor Ort die mich interessiert haben. Der Anwalt war auf Architektenrecht spezialisiert und oft auf Baustellen unterwegs.
Das führt mich zu der nächsten Sache: Ich habe mir nicht zu viele Gedanken um eine berufliche Zukunft gemacht. Wie gesagt, das Praktikum gefiel mir ganz gut. Aber wie ist es in anderen Fachrichtungen? Ist man da auch mal unterwegs beim Mandanten oder eher nur in der Kanzlei und vor Gericht? Ich muss auf jeden Fall noch mal ein Praktikum in einem anderen Bereich machen und schauen ob mir das auch gefällt.
Weiter im Text: Ich habe dann die Hausarbeit zu Ende geschrieben, gleichzeitig habe ich ernsthaft überlegt zu wechseln. Mein anderer Berufswunsch bis zur 10. Klasse war nämlich stets Ingenieur, da mich technische Dinge sehr interessieren und ich da ein ganz gutes Verständnis für habe. Also habe ich mir einige Ingenieurswissenschaftliche Studiengänge etwas angeschaut. Sosehr mich zwar die Technik in der Praxis interessiert - Mathematik war nie meins. Somit habe ich dann meine Gedanken dahingehend wieder begraben und entschlossen erst mal Jura weiter zu machen.
Zweites Semester:
Jetzt sitze ich am Ende des zweiten Semesters wieder an der Hausarbeit und die Zweifel kommen wieder auf. Zudem komme ich mit meinen Kommilitonen leider nicht so gut klar, der Großteil ist mir unsymphatisch. Überhaupt habe ich so ein subjektives Gefühl fehl am Platze zu sein. Ich weiß nicht ob das zu viel verlangt ist, aber wenn ich die Mediziner sehe die sich in ihre Unterlagen stürzen...sosehr begeistert es mich nicht. Auch wenn ich es weiterhin interessant finde, vor allem wenn ich merke mein Wissen tatsächlich auf die "echte Welt" anwenden zu können (zB Schuldrecht). Ich sehe mich langfristig irgendwie nicht erfüllt so.
Außerdem meine ich, dass ich im Einordnen einer rechtlichen Begebenheit in das große Ganze nicht all zu gut bin. Also das systematische Denken. Das kann aber daran liegen, dass ich auch noch etwas Nachholbedarf habe in manchen Rechtsgebieten (ZivilR..)
Die Frage ist jetzt: Was mache ich daraus? Ich sehe zwei Möglichkeiten:
a) Ich mache Jura weiter. (Noch) mache ich mir keine Sorgen das Studium nicht zu schaffen, bei den Besten sehe ich mich aber auch nicht. Durch die ganze Panikmache habe ich mittlerweile das Gefühl ich sollte Jura direkt schmeißen wenn ich nicht zu den besten 15% gehöre. Wie war das bei euch? War direkt der Gedanke da: "Das ist es?". Wenn ich den Anwaltsberuf anstrebe - ist es da schädlich wenn ich mich nicht wirklich für die reine Theorie begeistern kann? Wer weiß, wenn es dann tatsächlich um echte Fälle geht kann ich mit der Sache viel mehr anfangen? Andererseits will ich den Fakt, dass ich nun doch schon zwei mal gezweifelt habe nicht außer Acht lassen.
b) Ich wechsle in einen anderen Studiengang. Wenn ich gut in Mathematik wäre, würde mir der Ingenieursberuf glaube ich sehr gut gefallen. Aber sich in so ein Studium zu stürzen ohne Spaß an Mathe zu haben macht wahrscheinlich so viel Sinn wie Jura wenn man nicht gerne liest. Im Endeffekt will ich nicht ausschließen, dass ich nicht auch das schaffen würde. Aber ich befürchte letztendlich genau wie jetzt auch dazustehen, wenn mir nämlich die Sache da auch zu theoretisch ist. Im Gegensatz zu Jura könnte man da aber sogar dual was machen. Problematisch ist, dass ich außerdem für ein solches Studium zwingend umziehen müsste...also mal eben versuchen ist nicht.
Vielen Dank fürs Lesen. Freue mich über Anregungen aller Art!