LLM und/oder Diss sinnvoll?

Alles rund um die Promotion zum Dr. iur. und den LL.M.

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JBVB
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LLM und/oder Diss sinnvoll?

Beitrag von JBVB »

Hi,

ich bin ganz neu hier. Mich beschäftigt aber schon etwas länger folgende Frage: wie sinnvoll ist ein LLM und/oder eine Promotion für mich?
Kurz zu mir: ich habe meine erste juristische Prüfung dieses Jahr mit einer Gesamtnote von 10,XX abgelegt, wobei auch der Staatsteil allein im VB Bereich liegt.
Das ist allerdings auch das einzige, was ich vorweisen kann. Ich habe weder eine Femdsprache gelernt bzw vertieft, dh. auch Englisch kann ich zumindest gerade nicht fließend sprechen und schreiben, noch habe ich während des Stdiums als Hiwi gearbeitet oder den Moot Court mitgemacht oder ein hochkarätiges Praktikum oder oder....
Ich habe nur mein VB.
Wie sinnvoll ist es unter diesen Gegebenheiten meinen Lebenslauf entsprechend um einen LLM und oder eine Diss aufzuwerten?
Ich möchte dazu sagen, dass mich sowohl der LLM als auch die Diss reizen und ich es nicht nur, wenn auch vorwiegend, für den Lebenslauf machen würde, für mich aber auch viele Gründe dagegen sprechen.
Da wären zum einen die immens hohen Kosten für die Studiengebühren für den LLM. Meines Erachtens ist ein LLM auch nur dann von wirklichem Nutzen, wenn es sich um eine renommierte Hochschule handelt. Sonst kann man es auch gleich lassen, oder?
Im Hinblick auf die Diss macht mir Sorgen, dass dieses Projekt wiederum ca. drei Jahre in Anspruch nehmen würde, was auch bedeutet später erst richtig Geld zu verdienen und man auch einfach älter und älter wird bevor man endlich mal fertig ist.
Für den LLM spricht, dass ich unbedingt verhandlungssicheres Englisch beherrschen möchte und mich das Ausland, überwiegend USA und Australien auch extrem reizt (neue Leute, Kulturen, Erfahrungen etc)

Beruflich möchte ich, Stand Jetzt, in eine Großkanzkei oder Boutique, falls beides zu stressig auf Dauer auch mittelständische Kanzlei, Gesellschaftsrecht. Im Gesellschaftsrecht hatte ich meinen Schwerpunkt und würde auch nur in dem Bereich promovieren wollen.

Bitte helfen, vielen Dank :)
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Ara
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Re: LLM und/oder Diss sinnvoll?

Beitrag von Ara »

Ref machen. Nochmal ein ordentliches Examen machen. In der Großkanzlei anfangen.
Die von der Klägerin vertretene Auffassung, die Beeinträchtigung des Wohngebrauchs sei durch das Zumauern der Fenster nur unwesentlich beeinträchtigt, ist so unverständlich, dass es nicht weiter kommentiert werden soll. - AG Tiergarten 606 C 598/11
Gelöschter Nutzer

Re: LLM und/oder Diss sinnvoll?

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Ich habe nur mein VB.
Und das ist zu deinem jetzigen Zeitpunkt viel mehr wert als Moot Courts, Praktika, Fremdsprachenkenntnisse, SHK-Tätigkeiten.
Ich möchte dazu sagen, dass mich sowohl der LLM als auch die Diss reizen und ich es nicht nur, wenn auch vorwiegend, für den Lebenslauf machen würde, für mich aber auch viele Gründe dagegen sprechen.
Reizt dich beides denn überhaupt fachlich? Dazu lese ich nichts bei dir.
Da wären zum einen die immens hohen Kosten für die Studiengebühren für den LLM. Meines Erachtens ist ein LLM auch nur dann von wirklichem Nutzen, wenn es sich um eine renommierte Hochschule handelt. Sonst kann man es auch gleich lassen, oder?
Die Studiengebühren sind nicht überall immens hoch, und Du dürftest keine allzu schlechten Aussichten auf (Teil-)Stipendien bzw. (Teil-)Erlasse bei den Studiengebühren haben. Die pauschale Aussage, dass ein LLM nur dann einen Nutzen hat, wenn es von einer renommierten Hochschule stammt, halte ich für wenig belastbar - weil man dabei u.a. das Renommee der einzelnen Programme außer Acht lässt.
Im Hinblick auf die Diss macht mir Sorgen, dass dieses Projekt wiederum ca. drei Jahre in Anspruch nehmen würde, was auch bedeutet später erst richtig Geld zu verdienen und man auch einfach älter und älter wird bevor man endlich mal fertig ist.
Man kann auch berufsbegleitend promovieren (und damit meine ich nicht als WiMa an der Uni oder in einer GK). ;) Ich bin den LLM und die Diss nach dem 2. Examen angegangen, jeweils berufsbegleitend. Das ist, auch wenn man seinen Stellenanteil reduziert, natürlich ziemlich hart. Ich finde aber, dass es sich für mich total gelohnt hat, in dieser Zeit eben schon "richtige" Berufserfahrung als Volljurist zu sammeln. Um einen LLM berufsbegleitend durchzuziehen, braucht man zugebenermaßen allerdings auch das Glück, einen Arbeitgeber zu finden, der zu einer gewissen Flexibilität bereit ist.
JBVB
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Re: LLM und/oder Diss sinnvoll?

Beitrag von JBVB »

@Quantensprung: sowohl Diss als auch LLM reizen mich auch fachlich.
Ich bin mir nur noch unsicher, ob der LLM die Kosten und die Diss die Zeit, die man damit verbringt, wert ist, wenn man es nicht nur für sich selbst, sondern auch für den Lebenslauf macht.

Wie kann man einen LLM denn berufsbegleitend angehen?
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Tibor
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LLM und/oder Diss sinnvoll?

Beitrag von Tibor »

Wenn du LLM und Diss nur vorwiegend für den CV machen würdest; lass es bleiben. Ara hat alles gesagt:
Ara hat geschrieben:Ref machen. Nochmal ein ordentliches Examen machen. In der Großkanzlei anfangen.
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Re: LLM und/oder Diss sinnvoll?

Beitrag von Kroate »

Jepp, auch von mir Zustimmung zu Aras Aussage. Für den Berufseinstieg sind die Examina kriegsentscheidend, die Kriegsbemalung eher nice to have. Evtl schon zwischen Studium und ref eine WiMi-Stelle antreten, im Ref selbst dann die Stationen entsprechend ausgestalten.

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Tobias__21
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Re: LLM und/oder Diss sinnvoll?

Beitrag von Tobias__21 »

Ara hat geschrieben: Samstag 11. August 2018, 11:34 Ref machen. Nochmal ein ordentliches Examen machen. In der Großkanzlei anfangen.
Ara knows best. Kurz und prägnant einen Ratschlag für alle Lebenslagen auf den Lippen :) Wichtig auch für die Freizeit: Hart machen, feucht machen, rein machen ;)
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Tobias__21
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Re: LLM und/oder Diss sinnvoll?

Beitrag von Tobias__21 »

Zur Sache: Viele Kanzleien bieten auch die Möglichkeit an berufsbegleitend zu promovieren, sofern man das denn möchte. Mittlerweile ist es aber wohl so, dass die allermeisten Kanzleien auch Leute einstellen, die kein LLM oder Dr. mitbringen, auch wenn das als Vrs. noch auf ihrer Homepage steht. Mein Ausbilder in der RA Station hat mich da ganz entgeistert angeschaut, als er meinte, dass ich doch bei Ihnen anfangen kann, wenn die Note stimmt und ich sagte: Ich hab aber kein Dr. und nicht vor zu promovieren. Da meinte er: "Steht das etwa immer noch auf der Homepage" :) Großkanzleien setzen das eh nicht voraus und irgendwelche Boutiquen wenn überhaupt nur, damit es aufem Briefkopf steht. Aber auch da wandeln sich die Ansprüche und wie gesagt: Wenn Deine Noten passen, ist der Dr. einerlei. Im Zweifel machst den neben dem Beruf, wenn du ihn unbedingt haben willst.
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Gelöschter Nutzer

Re: LLM und/oder Diss sinnvoll?

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Wie kann man einen LLM denn berufsbegleitend angehen?
Die Terms sind ja nicht mit Classes von Montag 8.00 bis Freitag 16.00 Uhr durchgetaktet, ebenso sind die Terms faktisch nicht so lang wie die Vorlesungszeiten in Deutschland. Dazu gibt es an vielen Unis während der Terms Reading Weeks. Und je nach Programm nimmt die Masterarbeit auch noch einen Großteil ein. Das schafft alles eine gewisse Flexibilität. Ebenso ist es im Ausland - gerade als Anwalt - mitunter gar nicht so unüblich, auch am Wochenende zu arbeiten / arbeiten zu können. Es ist letztlich also vor allem eine Frage der Planung - man muss es halt auch wollen, und man muss sich selbst um verdammt viel kümmern. Viele LLM-Programme werden mittlerweile auch als Teilzeit-Variante angeboten - das hat auch Auswirkungen darauf, in welcher Frequenz Prüfungen abgelegt werden können etc., und macht vieles komfortabler. Dass nur wenige LLM-Studenten juristischen Tätigkeiten während des Studiums nachgehen, liegt schlicht daran, dass sie den LLM zu einem ganz anderen Zeitpunkt ihrer Ausbildung ablegen. Viele machen während des Studiums aber Praktika (vor allem zwischen den Terms und zum Ende hin auch Vollzeit-Praktika), es gibt genug zeitlichen Spielraum.
Ich bin mir nur noch unsicher, ob der LLM die Kosten und die Diss die Zeit, die man damit verbringt, wert ist, wenn man es nicht nur für sich selbst, sondern auch für den Lebenslauf macht.
Nunja, wenn ich es ganz ehrlich sagen darf: Wenn Du diese Unsicherheit verspürst, solltest Du es lassen. Ich glaube nicht, dass Du dich mit der Einstellung für einen LLM und/oder eine Diss ausreichend motivieren können wirst. Vielleicht verkrampfst Du dich aber auch einfach zu sehr auf den Zeit- und Kostenfaktor (wenn Du später in Rente gehst, wird dir der Zeit- und Kostenaufwand lächerlich gering vorkommen, jede Wette).
JBVB
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Re: LLM und/oder Diss sinnvoll?

Beitrag von JBVB »

Ich möchte es mal so ausdrücken: wenn mir jemand sagen würde ich muss keine Studiengebühren zahlen, würde ich direkt einen LLM in Angriff nehmen. Lust darauf habe ich schon. Ich bin mir nur über das Kosten-Nutzen-Verhältnis unsicher.
Und ein Stipendium bekommt man doch wohl auch kaum bei zwar guten, aber auch nicht überragenden 10,XX Punkten, insbesondere bei nur mittelmäßigen Englischkenntnissen?!
Bezüglich der Diss stellt sich das noch etwas komplizierter dar. Hier bin ich mir wirklich nicht sicher, ob ich darauf überhaupt Lust habe. Mir macht wissenschaftliches Arbeiten zwar extrem viel Spaß und ich glaube auch, dass ich darin ganz gut bin, aber ob das reicht bezweifel ich einfach mal.

Was ich oben im Eingangspost vergessen habe: Mein Abischnitt ist alles andere als gut :D und selbst den soll man ja auf dem Lebenslauf angeben bzw das Abizeugnis bei einer Bewerbung mitschicken?!
MaW: mein Lebenslauf sieht echt traurig aus. Ist das wirklich alles egal, weil ich VB habe?
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Re: LLM und/oder Diss sinnvoll?

Beitrag von sai »

JBVB hat geschrieben: Samstag 11. August 2018, 16:39
MaW: mein Lebenslauf sieht echt traurig aus. Ist das wirklich alles egal, weil ich VB habe?
Für die LL.M. Bewerbung nein. Für eine Stelle in Deutschland - vorausgesetzt, das Zweite passt auch - ja.
Gelöschter Nutzer

Re: LLM und/oder Diss sinnvoll?

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Du solltest mal an deinen Selbstzweifeln arbeiten, ist ja schlimm. Oder trollst Du?
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Tibor
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Re: LLM und/oder Diss sinnvoll?

Beitrag von Tibor »

Das teuerste dürften ohnehin die Lebenshaltungskosten in der ausgewählten Großstadt sein.
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Re: LLM und/oder Diss sinnvoll?

Beitrag von JBVB »

Quantensprung hat geschrieben: Samstag 11. August 2018, 17:23 Du solltest mal an deinen Selbstzweifeln arbeiten, ist ja schlimm. Oder trollst Du?
Naja, man kommt schon ins Grübeln. Hab halt nicht den perfekten stringenten Weg seit der Grundschule mit super Abi etc gemacht. Da gibt's schon perfektere Kandidaten als mich.
Aber dass ich nicht die schlechtesten Voraussetzungen habe ist mir auch klar.

Und sai hat es ja gesagt: mein Lebenslauf hat schon gewisse Nachteile.
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Re: LLM und/oder Diss sinnvoll?

Beitrag von Trente Steele82 »

Dein Ausbildungsweg ist doch auch noch nicht zuende, sodass man das doch noch „gerade biegen“ kann. Zum Beispiel

- vor Ref-Beginn WissMit GesellR in GK 1
- evtl während Ref 1 Tag die Woche WissMit bei GK 1
- Strafstation bei den Wirtschaftsstrafsachen
- Verwaltungsstation in irgend einer Aussenhandelskammer (Auslandsaufenthalt 1)
- Anwaltsstation im GesellR bei GL 1 od 2 od bei Boutique 1
- Wahlstation entweder in GK 1/2/3 od Boutique 1/2 od irgendwo im Ausland (Auslandsaufenthalt 2)

Und danach gilt das, was Ara gesagt hat oder du machst danach LLM oder Diss. Jetzt schon wegen dem CV zu jammern ist etwas verfrüht.
"Ich bin ein Freund der privaten Passivitäten, bin also ein fauler Mensch, der versucht seine Intelligenz einzusetzen, um weiterhin faul zu bleiben zu können." (Benno Heussen)
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