Vorlernen

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Moderator: Verwaltung

Wundakint
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Vorlernen

Beitrag von Wundakint »

Ich fange nächstes Jahr mit dem Ref in NRW an. Ich arbeite bis dahin als wiss. Mit. in einer Großkanzlei. Ich möchte jetzt schonmal einen überblick über alle Stationen und die behandelten Themen bekomme. Dies vor allem deswegen, weil ich Lust habe, aber auch, damit ich ruhigen Gewissens auch neben dem Ref einen Tag pro Woche in der Kanzlei arbeiten kann, den ich dann ja nicht mehr zum Lernen habe.

WElche Literatur taugt zu einem solchen Selbststudium? Gibt es Literatur, die man sinnvoll lesen kann ohne jemals in einem Einführungslehrgang gesessen zu haben? Anders/Gehle zB wird wahrscheinlich ein wenig zu unverständlich sein, wenn man es nicht parallel zu den AGs liest?!

Ist vielleicht auch der Besuch eines Reps sinnvoll? Einfach einmal die Woche reinsetzen und bisschen was mitnehmen, damit man schon ein wenig vorbereitet ins Ref geht?
Hat da einer gute Erfahrungen mit einem Rep gemacht?

Grüße
Zuletzt geändert von Wundakint am Sonntag 16. September 2018, 22:47, insgesamt 1-mal geändert.
Tobias__21
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Re: Vorlernen

Beitrag von Tobias__21 »

Auch auf die Gefahr hin mich zu wiederholen: Schellhammer. Du brauchst aber eigentlich nicht vorlernen, oder so. Kriegst da schon alles mit. Wenn Du aber gerne möchtest, kann ich dir den Schellhammer wirklich wärmstens empfehlen. Im Ö-Recht kommt nicht so viel Neues dazu, da würde ich erstmal gar nix machen. Strafrecht kriegt man auch locker hin, ohne davor was zu machen. Vielleicht einfach bisschen das Prozessrecht wiederholen.
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Wundakint
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Re: Vorlernen

Beitrag von Wundakint »

Auch wenn man für Fragen bezüglich Vorlernens hier immer gefühlt hingerichtet wird möchte ich es trotzdem machen. Arbeite auch nur drei Tage die Woche in der Kanzlei.

Danke für den Tipp Tobi.
Sonst noch Ideen oder Tipps wie man die Klausurtaktik, den Anfangsstoff etc ein wenig lernen und üben könnte?
Hier haben doch Viele bereits ihr Ref hinter sich und können mir bestimmt sagen was sich im Nachhinein als sinnvolle Einstiegslektüre herausgestellt hat.
Tobias__21
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Re: Vorlernen

Beitrag von Tobias__21 »

Das dickste ist halt das Ziviprozessrecht. Wenn Du dir da einen guten Grundstock aufbaust, hast Du schon viel gewonnen. Ansonsten kannst Du mal beck-online und Co nach Beiträgen durchforsten. Es gibt da immer mal wieder Aufsätze zu speziellen Problemkreisen, etwa der Widerklage, dem VU, dem Haftbefehl, dem strafrechtlichen Urteil, der Revision, etc. pp.

Ansonsten halt allgemein mal den Ablauf eines Straf- / Verwaltungsprozesses anschauen, wenn nicht schon geschehen. Urteilsaufbau, etc. Aber nicht zu sehr in Detailfragen verlieren.
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OJ1988
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Re: Vorlernen

Beitrag von OJ1988 »

Ich kann den Wunsch, fürs Ref vorzulernen, schon gut verstehen. Ich habs damals auch versucht, im Rückblick hat es aber schlicht kaum etwas gebracht, wenn man die Relation zwischen Aufwand und Nutzen betrachtet. im Nachhinein ärgere ich mich, die 1, 2 Monate nicht einfach ausgespannt zu haben.
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Re: Vorlernen

Beitrag von stilzchenrumpel »

Ich würde richtiges Lernen auch lassen. Im Nachhinein hätten vielleicht 2 Tage lernen etwas Vorsprung geschaffen und die größte Irritation am Anfang genommen: vorher schon mal den Aufbau vom Rubrum, Tenor (Tenorierung der Vollstreckbarkeit bzgl Kosten!) und Tatbestand zu kennen. Grob wie man im Urteilsstil schreibt. Die erste Klausur in der ersten Station kommt zumindest hier sehr schnell. Je schneller man diesen neuen formalen Kram mal gesehen hat, desto besser.
Hier gibt es nichts zu sehen, ich trolle nur.
Praxiskommentar
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Re: Vorlernen

Beitrag von Praxiskommentar »

Mir hätte es auf jeden Fall geholfen, das materielle Recht zu wiederholen bzw den neuen Stoff in materiell-rechtlicher Hinsicht vorzulernen. Das kommt im Ref viel zu kurz.

Ansonsten würde ich empfehlen, mich als Ausgangspunkt damit zu beschäftigen, was eigentlich der Pflichtfachstoff ist. In Bayern gibt es zB vom LJPA Stoffpläne, die für jeden einsehbar sind und als guter Anhaltspunkt dienen. Ich würde mich auch schon einmal mit den verschiedenen Klausurtypen auseinander zu setzen und was da konkret von einem erwartet wird.

Da hat man mE am Meisten gewonnen und dann kann man auch recht schnell mit Klausurentraining beginnen.
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Re: Vorlernen

Beitrag von Wundakint »

Praxiskommentar hat geschrieben: Dienstag 18. September 2018, 15:49 Mir hätte es auf jeden Fall geholfen, das materielle Recht zu wiederholen bzw den neuen Stoff in materiell-rechtlicher Hinsicht vorzulernen. Das kommt im Ref viel zu kurz.

Ansonsten würde ich empfehlen, mich als Ausgangspunkt damit zu beschäftigen, was eigentlich der Pflichtfachstoff ist. In Bayern gibt es zB vom LJPA Stoffpläne, die für jeden einsehbar sind und als guter Anhaltspunkt dienen. Ich würde mich auch schon einmal mit den verschiedenen Klausurtypen auseinander zu setzen und was da konkret von einem erwartet wird.

Da hat man mE am Meisten gewonnen und dann kann man auch recht schnell mit Klausurentraining beginnen.
Wie kann man sich einen guten Überblick über die Klausurtypen verschaffen? Mit dem Knöringer zB oder an was hattest du gedacht?
Und hast du materielles Recht mit den Unterlagen vom ersten gelernt oder hast du dir was anderes geholt?
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Re: Vorlernen

Beitrag von Praxiskommentar »

Bei dem Überblick über die Klausurtypen in NRW muss ich passen, da ich nicht in NRW im Ref war. Ich denke, ich würde an deiner Stelle Freunde fragen, die vor mir im Ref waren.

Ich habe mit den Unterlagen fürs erste Examen wiederholt, ja.
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Re: Vorlernen

Beitrag von jcoli »

Den Thread würde ich gerne wieder aufgreifen :) Möchte mir bis zu 6 Monate vorher Zeit dafür nehmen, da ich gesundheitlich beeinträchtigt bin und das im Ref doch ziemlich zutage schlagen würde, wegen der Termine etc. Vor dem ersten sitzt man ja ohne Fremdbestimmung einfach am Schreibtisch, da konnte ich auch mal 1-2 wochen stark runterfahren und hab auch den Examenstermin was nach hinten geschoben.

Insofern: Weitere tipps? :-D Überlege einfach extrem fit im materiellen Recht zu werden, um mir das im Ref überwiegend sparen zu können? (Plane 2,5 Tage pro Woche ein)
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Re: Vorlernen

Beitrag von Liz »


jcoli hat geschrieben:
Insofern: Weitere tipps? :-D Überlege einfach extrem fit im materiellen Recht zu werden, um mir das im Ref überwiegend sparen zu können? (Plane 2,5 Tage pro Woche ein)
Materielles Recht ist im 2. Examen sehr wichtig, aber nicht alles. Es geht vor allem auch darum, das praktische Arbeiten zu lernen und das wird man nur bedingt "vorlernen" können, wenn man noch nie eine echte Akte gesehen hat.
Swann
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Re: Vorlernen

Beitrag von Swann »

Man könnte sich - wenn man Lust hat - vertieft mit der ZPO auseinandersetzen. Z.B. mit einem größeren Grundriss (wie Musielak/Voit), dann hat man für die kommende praktische Unterrichtung schon eine gewisse theoretische Fundierung.
Liz
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Re: Vorlernen

Beitrag von Liz »

Swann hat geschrieben: Mittwoch 4. September 2019, 08:00 Man könnte sich - wenn man Lust hat - vertieft mit der ZPO auseinandersetzen. Z.B. mit einem größeren Grundriss (wie Musielak/Voit), dann hat man für die kommende praktische Unterrichtung schon eine gewisse theoretische Fundierung.
Das kann man natürlich tun, insbesondere wenn man sich vorher noch nie mit dem Prozessrecht beschäftigt hat.
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Re: Vorlernen

Beitrag von jcoli »

Danke für Eure Antworten! Es geht los: Schaue mir die "Basic" Karteikarten für das erste aktuell an und gucke, woran ich mich überhaupt noch grob erinnere. Werde wohl auch 1-2 Tage in den Uni Crashkurs Zivilrecht investieren, weil das erste Examen zum Refstart 3,5 Jahre her sein wird - Lerntechnisch werde ich immer wieder mal wichtige BGH-Entscheidungen als Anhaltspunkt nehmen, um die Funktionsweise der einzelnen Rechtsgebiete zu durchdenken und hoffe, dass das reicht, um im Ref zumindest alles einordnen zu können. Auch wenn man einzelne Formulierungen nicht mehr 1zu1 abrufen kann.
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Re: Vorlernen

Beitrag von CreepyCat »

Hallo allerseits,
lese sonst nur still mit, aber da sich die Gelegenheit hier gerade so schön anbietet, klinke ich mich mal ein.
Der Schellhammer scheint ein ganz schönes Monstrum zu sein, gibt es da ggf auch eingängere, kompaktere Alternativen für die man keinen dreistelligen Betrag berappen müsste? :D

Ich starte im Herbst ebenfalls ins Ref und mir werden ganz unterschiedliche "Tipps" gegeben bzw. Herangehensweisen empfohlen: Von reiner Entspannung (die Phase habe ich nun hinter mir), über "das materielle Recht entscheidet auch hier die Schlacht" bis detailliert ZPO vorlernen ist da alles dabei.
Da ich mich gerade parallel im Rahmen meines Verbesserungsversuchs auf die Mündliche vorbereite, betreibe ich derzeit eine bunte Mischung aus materiellen Basics und Grundlagen der unterschiedlichen Prozessordnungen. Vllt mag aber trotzdem jemand dazu Stellung nehmen, ob rückblickend vertieftere ZPO Kenntnisse den Einstieg erleichtert hätten oder man sich besser auf die Wiederholung bisher gelernten materiellen Rechts fokussieren sollte.

Danke schon mal!
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