Wissenschaftlicher Mitarbeiter an Universität

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Suuuni
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Wissenschaftlicher Mitarbeiter an Universität

Beitrag von Suuuni »

Hallo zusammen,

ich möchte mich beruflich neu orientieren. Nun habe ich eine interessante Stellenausschreibung als wissenschaftlicher Mitarbeiter an einer Universität entdeckt. Ich habe bereits während meines Studiums schon einige Zeit als studentische Hilfskraft an einem Lehrstuhl gearbeitet und könnte mir diese Tätigkeit sehr gut vorstellen. Allerdings habe ich eigentlich (zumindest derzeit) nicht vor, zu promovieren. Daher zögere ich, denn ich stehe eigentlich schon mitten im Berufsleben. Macht es unter diesen Voraussetzungen Sinn, an die Uni zurückzukehren?
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Strich
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Re: Wissenschaftlicher Mitarbeiter an Universität

Beitrag von Strich »

Ist das Anwaltsein immer noch nichts für dich? (Kann ich verstehen ^^).

Wenn du keine Unikarriere anstrebst, weiß ich nicht wie sinnvoll eine dauernde Tätigkeit als WissMit ist. Das wird auf Zeit doch dröge. Man arbeitet immer nur zu, hat kaum Verantwortungsbereiche und verdient eher meh.

Die Staatsanwaltschaften suchen händeringend Leute? Mit deinem zweiten ist das mittlerweile drinn.
Stehe zu deinen Überzeugungen soweit und solange Logik oder Erfahrung dich nicht widerlegen. Denk daran: Wenn der Kaiser nackt aussieht ist der Kaiser auch nackt ... .
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Tibor
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Re: Wissenschaftlicher Mitarbeiter an Universität

Beitrag von Tibor »

Nein. Die WiMi-Stellen beinhalten oftmals gerade die Vorbereitung auf die eigene Promotion.
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Julia
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Re: Wissenschaftlicher Mitarbeiter an Universität

Beitrag von Julia »

+1 zu Tibor. Stellen für WissMit sind Qualifikationsstellen, dienen also in allererster Linie dazu, dem Mitarbeiter die Möglichkeit der internen Anfertigung einer Diss zu geben.
guardini
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Re: Wissenschaftlicher Mitarbeiter an Universität

Beitrag von guardini »

Ich stimme grundsätzlich zu: Eine Bewerbung als WiMi ist meistens (in der Ausschreibung oder unausgesprochen) an die Promotion gekoppelt. Es gibt allerdings auch eine Art "Pseudo-akademischen-Mittelbau" an einzelnen Instituten, die an die Unis angegliedert sind. Da gibt es teilweise Referentenstellen, die einer WiMi-Tätigkeit nicht unähnlich sind, kein Promovieren voraussetzen.

Ich würde mich aber in jedem Fall fragen, was ich da eigentlich will/soll. Interessantere Stellen dieser Art gibt es bei Verbänden/Stiftungen; da ist der Wechsel vom Anwalt auch nicht so ungewöhnlich.
sai
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Re: Wissenschaftlicher Mitarbeiter an Universität

Beitrag von sai »

Du solltest auch im Blick behalten, dass kaum eine wiss. Mit. Stelle auf Dauer angelegt ist. Wir hatten damals einige Kollegen an der Uni, die wurden alle drei Jahre zwischen Lehrstühlen und Instituten weitergereicht, bis irgendwann keine Verwendung mehr da war. Die waren teilweise Ende vierzig/Anfang fünfzig und durften sich dann nochmal komplett umorientieren. Mal ganz davon abgesehen, dass das Gehalt mau ist und du in ständiger Unsicherheit lebst, wie es eigentlich weitergehen soll.
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Re: Wissenschaftlicher Mitarbeiter an Universität

Beitrag von Theopa »

sai hat geschrieben: Montag 25. März 2019, 17:28 Du solltest auch im Blick behalten, dass kaum eine wiss. Mit. Stelle auf Dauer angelegt ist. Wir hatten damals einige Kollegen an der Uni, die wurden alle drei Jahre zwischen Lehrstühlen und Instituten weitergereicht, bis irgendwann keine Verwendung mehr da war. Die waren teilweise Ende vierzig/Anfang fünfzig und durften sich dann nochmal komplett umorientieren. Mal ganz davon abgesehen, dass das Gehalt mau ist und du in ständiger Unsicherheit lebst, wie es eigentlich weitergehen soll.
In diesem Zusammenhang sollte man auch das WissZeitVG beachten, welches in Verbindung mit der Tatsache, dass es eigentlich nur befristete Stellen gibt regelmäßig nach zwölf Jahren zum endgültigen Aus in der Wissenschaft führt, sofern man dann keine Professur o.Ä. erreicht hat.
J_urist
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Re: Wissenschaftlicher Mitarbeiter an Universität

Beitrag von J_urist »

Ich würde mich zu der Aussage hinreißen lassen, dass einem die Arbeit als wiss. Mit. nur Spaß macht, wenn man an der RechtsWISSENSCHAFT großes Interesse hat, d.h. den Drang verspürt, sich in bestimmte Themen hineinzuwühlen. Wenn du also kein Interesse an einer Promotion hast, könnte ich mir vorstellen, dass dich auch die teilweise sehr tiefgründige und praxisferne Mitarbeit in der Forschung nicht begeistert. Wie hier schon erwähnt wurde, ist nämlich sowohl die Bezahlung als auch die Befristung eher nicht so erfüllend ;-)
In der Regel sind die Verträge ohnehin an ein eigenes Forschungsprojekt gekoppelt.
Vielleicht würde eine Mitarbeit an einem Lehrstuhl in dir aber womöglich auch erst das Interesse an einer Promotion auslösen? Sich in einem Vorstellungsgespräch mit einem Professor zu besprechen, dürfte in keinem Fall schaden!
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Fyrion
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Re: Wissenschaftlicher Mitarbeiter an Universität

Beitrag von Fyrion »

Kann man so oder so sehen. Ich kenne einen (eher tragischen Fall) von meiner alten Uni. Da hatte jemand ein ganz hervorragendes erstes Examen und mE auch promoviert, ist aber dann endgültig durchs zweite Examen gefallen. Der wurde dann als "Dauer WiMi" an seinem alten Lehrstuhl wieder aufgenommen. Hiess dann nicht WiMi sondern wissenschaftlicher Assistent oder so, aber eben unbefristet.

An sich kann der Job schon nett sein, es kommt eben massiv auf deinen Chef an. Ich hatte relativ viel Eigenverantwortung, durfte zB DFG-Anträge mehr oder weniger selbstbständig verfassen und wichtige Teile von Arbeiten selbst anfertigen bzw. die Forschungsschwerpunkte des Lehrstuhls in dem Sinne mitbestimmen, dass mein Chef immer sehr offen für Diskussionen war und man zumindest das Gefühl hatte zusammen an einem Ziel zu arbeiten (zB einen Forschungsauftrag zu bekommen). Außerdem waren die Arbeitsbedingungen paradiesisch, man konnte kommen wann man will, gehen wann man will - ich selbst war mal 3 Monate am Stück im Homeoffice oder mal nen Monat bei Freunden im Ausland (in den Semesterferien, da sonst Lehrverpflichtung bestand) und hab dann von da gearbeitet. Alles immer unterm Radar, Urlaubsanträge waren nie nötig. Aber again, das hängt allein vom Chef ab (wie eigentlich immer, scheint mir).

Das Gehalt ist mE auch ok. Mit ein paar Jahren auf dem Buckel und einer 100% Stelle kommt man auch mit TVL-13 auf seine 3000 netto (auf 50% war ich in Stufe 2 bei 1350 meine ich, aber für zusätzliche Lehrveranstaltungen konnte man noch mehr Gehalt bekommen). Gerade in einer Unistadt kann man davon gut leben.

Also ja, es ist kein Job mit irgend einer tollen Perspektive. Du wirst nie aufsteigen, du wirst nie Prof., Chef. von irgendwas, betreibst kein eigenes Geschäft. Man kann sich, gerade mit zunehmendem Alter, auch schnell "hängengeblieben" fühlen. Ich habe mich zum Ende meiner Promotion schon etwas abgehängt gefühlt, weil man sich in der Unistadt mit Ende 20 oder gar Anfang 30 manchmal fehl am Platz vorkommt zwischen den ganzen 18-20 Jährigen.

Aber es kann ein unglaublich entspannter Job sein, der dafür gut bezahlt wird.
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Muirne
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Re: Wissenschaftlicher Mitarbeiter an Universität

Beitrag von Muirne »

Ich kenne auch 2, 3 Fälle, in denen das irgendwann mit der Festanstellung geklappt hat. Aber sowas plant man nicht, das kann man nicht planen. Dem geht in der Regel jahrelanges Bangen voraus und sehr viel interne Politik und Kampf.
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Re: Wissenschaftlicher Mitarbeiter an Universität

Beitrag von Swann »

Suuuni hat geschrieben: Montag 25. März 2019, 16:34 Hallo zusammen,

ich möchte mich beruflich neu orientieren. Nun habe ich eine interessante Stellenausschreibung als wissenschaftlicher Mitarbeiter an einer Universität entdeckt. Ich habe bereits während meines Studiums schon einige Zeit als studentische Hilfskraft an einem Lehrstuhl gearbeitet und könnte mir diese Tätigkeit sehr gut vorstellen. Allerdings habe ich eigentlich (zumindest derzeit) nicht vor, zu promovieren. Daher zögere ich, denn ich stehe eigentlich schon mitten im Berufsleben. Macht es unter diesen Voraussetzungen Sinn, an die Uni zurückzukehren?
Nein, das dürfte nicht sinnvoll sein. Das dürfte eine Sackgasse sein. Du hast gesagt, dass dich an der Anwaltstätigkeit der Mandantenkontakt und die Verhandlungen stören. Gibt es ansonsten in der Verwaltung einen Bereich, in dem du dir vorstellen kannst zu arbeiten?
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Tante Dagobert
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Re: Wissenschaftlicher Mitarbeiter an Universität

Beitrag von Tante Dagobert »

Das eigentlich Problem bei einer Festanstellung ist ja, dass die meisten Stellen in der Rechtswissenschaft an den jeweiligen Lehrstuhl gekoppelt sind. Regelmäßig wird aber der Lehrstuhlinhaber emeritiert bevor der Wiss Mit das Rentenalter erreicht; mithin muss man von der Fakultät oder sonst wie angestellt werden und dass ist regelmäßig sehr schwer, da es dort wenig solche Stellen gibt...

Wiss Mit als Perspektive ist regelmäßig nur möglich mit dem Wunsch Professor wie folgt: mit dem (jetzigen Gang, der teils auch modifiziert werden kann, insbesondere kann grds. jeder Zweit-examinierte Akad. Rat a.Z. werden und das macht netto (wegen Befreiung von der gesetzlichen Rentenversicherung) ca 600 € aus): WissMit, Dr., Akad. Rat a.Z., Dr. habil., (Akad. Oberrat a.Z.), Prof.
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Tibor
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Re: Wissenschaftlicher Mitarbeiter an Universität

Beitrag von Tibor »

Gibt es noch nennenswerte AkadOR?
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mea parvitas
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Re: Wissenschaftlicher Mitarbeiter an Universität

Beitrag von mea parvitas »

Bei uns an der Fakultät gibt es genau einen, soweit ich weiß. Allerdings a.Z.
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Tante Dagobert
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Re: Wissenschaftlicher Mitarbeiter an Universität

Beitrag von Tante Dagobert »

Tibor hat geschrieben: Dienstag 23. April 2019, 14:09 Gibt es noch nennenswerte AkadOR?
Die Idee hinter dem Akad. Oberrat a.Z. ist, dass man nach erfolgter Habil nochmal 6 Jahre Zeit bekommt (vorausgesetzt der Lehrstuhl macht es mit) um etwas zu suchen (so zumindest mein Eindruck nach Lektüre einschlägiger landesrechtlicher Vorschriften); denn man hat 6 Jahre Zeit als Akad Rat und 6 Jahre als Oberrat (so weit ich weiß); mir ist ein Fall bekannt, wo jemand so seine Wartezeit überbrückt.

Sonst ist der Akad. Oberrat (auf Lebenszeit) wohl kaum vertreten, bzw. kommt mir kaum unter.

Aber Achtung: ich bin kein Beamtenrechtler :D ;)
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