Arbeit in Großkanzlei im Bereich M&A und Kartellrecht und IP

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Fyrion
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Re: Arbeit in Großkanzlei im Bereich M&A und Kartellrecht und IP

Beitrag von Fyrion »

Vorhangauf hat geschrieben: Montag 29. April 2019, 19:13
Fyrion hat geschrieben: Montag 29. April 2019, 16:40 Macht man viel Fusionskontrollrecht stimmt das wohl - da ist der Takt eher M&A ähnlich. Macht man aber viel Bußgelder, dann hat man auf der Gegenseite eine Behörde. Manchmal vertritt man auch die Behörde selbst, dann ist es noch entspannter.
Wird die Arbeit denn intern so klar verteilt? Ziehen nicht alle Partner umsatzhalber vorrangig die Fusionskontrollen an Land? Oder meinst du eher die Spezialisierung ganzer Kanzleien? - Will fragen, auf welcher Ebene ließe sich für den Anfänger eine taktisch kluge Wahl treffen? :8: Hätte erwartet, dass sich die dicken Brettern generell kaum umschiffen lassen (oder vielleicht allenfalls in Litigationboutiquen mit roten Kisten).
Das kann man wohl nur durch eine entsprechende Station im Referendariat zuverlässig klären. In vielen Kanzleien ist sowas wohl historisch gewachsen. Da ist der eine Partner mehr auf Fusionskontrollen spezialisiert, der andere ist eher bekannt für seine Beratung in Bußgeldfällen und die entsprechenden Mandate ziehen sie dann auch an. Vielleicht kann auch die Juve Übersicht ein kleines Indiz seinwofür welche Praxis oder welcher Partner am Markt bekannt ist.

@ Liz
„Andrehen“ war da auch eher eine stilistische Zuspitzung. Etwas, das der Mandat wirklich nicht braucht zu verkaufen, sollte man schon aus standesrechtlichen Gründen unterlassen. Aber den Mandanten umfassend zu beraten und ihn auf potentiell beratungsbedürftige Probleme hinzuweisen, ist mE aus keiner Perspektive verwerflich
Liz
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Re: Arbeit in Großkanzlei im Bereich M&A und Kartellrecht und IP

Beitrag von Liz »

@Fyrion: Natürlich ist es nicht verwerflich, den Mandanten umfassend zu beraten und ihn auf weiteren Beratungsbedarf aufmerksam zu machen, aber es wird da immer einen Bereich (ich schreibe jetzt bewusst nicht „Graubereich“) geben, wo sich der eine schon wie ein dubioser Versicherungsvertreter fühlt, während der Nächste noch überlegt, was er dem Mandanten noch alles verkaufen kann.
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Solar
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Re: Arbeit in Großkanzlei im Bereich M&A und Kartellrecht und IP

Beitrag von Solar »

Natürlich habe ich das überspitzt. Ich schreibe hier kein Urteil, keinen Schriftsatz und auch keinen journalistischen oder wissenschaftlichen Beitrag, sondern sehe uns als eine Art Stammtisch, wo man ruhig auch mal vom Leder ziehen kann, um eine Diskussion anzuregen (was ich ja öfters tue, wie Tikka richtig anmerkt). Deshalb legt bitte meine (natürlich unsachlichen) Ausdrücke wie "Bitch des Mandanten" und "Straßenstrich" nicht auf die Goldwaage. Ich wollte damit niemanden beleidigen und ging davon aus, dass ihr das richtig einzuordnen wisst. Falls ich mit dieser Einschätzung fehl lag, bitte ich um Nachsicht und entschuldige mich.

Selbstverständlich hat die Selbstwerbung eine Legitimation. Deshalb habe ich überhaupt nichts gegen Werbevideos oder das Ausstellen von Preisen in der Kanzlei und das Schalten von Anzeigen (soweit gesetzlich zulässig) der Kanzlei "als Kanzlei". Auch Postings der Kanzleien auf ihren Social Media Seiten halte ich für unproblematisch. Dafür haben die GKs ja auch (gute) Marketing-Teams. Peinlich wird es aber - und nur das meinte ich - wenn die Anwälte sich auf ihren persönlichen Profilen anpreisen wie frischen Fisch und ihre Schuppen vorführen. Reine Angeberei.

Ich weiß leider nicht, wie man hier Screenshots einfügt, sehe aber auf meiner Linkedin Startseite sofort, ohne zu scrollen, drei Posts von Partnern und Associates aus GKs. Inhaltlich grob (nicht wörtlich) der erste: Seht her, ich habe einen Preis für mein soziales Engagement bekommen (ich habe mich nur deshalb sozial engagiert, um das als Aushängeschild vor mir her zu tragen - bitte lobt mich!). Der zweite: "Ich bin in Legal 500 regional south west of Landkreis Castrop Rauxel genannt und so very humbled (= ich bin kein bisschen humbled sondern superstolz - bitte lobt mich!)." Der dritte: "Ich war gestern Speaker auf unserer fantastic "Rechtliche Herausforderungen des In-Der-Nase-Popelns nach der neuen In-Der-Nase-Popeln-VO" Veranstaltung, auch sonst brillante Teilnehmer und beeindruckender Wissenszuwachs für alle (echt jetzt! - Bitte lobt mich!)"

Das ist Geltungssucht und keine Werbung. Natürlich unterscheidet sich das qualitativ nicht von anderen Berufsträgern in sozialen Netzwerken und ist nicht Anwalts-typisch. Es unterscheidet sich auch nicht von der Selbstdarstellung auf privaten Social Media Netzwerken. Das macht es aber nicht weniger peinlich. Wie EinHeinz treffend sagte: So kommt kein einziges Mandat aber es zeigt, wie eitel, aufmerksamkeitsheischend und unsicher diese Kollegen sind. Ich räume aber ein: Je seniorer, desto weniger solche Posts. Das liegt aber vielleicht weniger am mit der Seniorität zunehmenden Rückgrat als an dem Umstand, dass die senioren Partner nicht wissen, was Linkedin ist...

Was das interne Anpreisen und Buckeln vor dem Mandanten angeht: Ich sagte ja, dass ich das den Anwälten gar nicht vorwerfe. Sie haben in aller Regel gar keine andere Wahl als sich so zu verhalten, um nicht wirtschaftlich zu versagen. Und selbstverständlich geht das den meisten Dienstleistern so und hat nichts mit dem Anwaltsberuf zu tun. Genau das stört mich persönlich aber massiv und hat mich abgeschreckt. Ich will nicht so werden und will nicht, dass auch nur ein Teil meines Berufsbildes von Selbstanpreisung oder Gefallenwollen/-müssen geprägt ist. Es ist völlig legitim, wenn das andere nicht stört und es ihnen sogar Spaß macht, ändert aber nichts am Grund für meinen Wechsel in die Justiz. Auch ich pflege noch viele gute Freundschaften zu meinen ehemaligen Kollegen und halte viel von ihnen. Das Eine hat mit dem Anderen jedoch nichts zu tun.

Auch in der Justiz haben wir völlig verschrobene Leute (ich kann ein Lied davon singen...). Richter und Staatsanwälte sind keine "besseren" Menschen oder wichtiger als Anwälte. Häufig sehr unsolidarische Eigenbrödler. Sie müssen sich für ihren Beruf persönlich aber nicht oder nur minimal verbiegen (was ein Grund für die Verschrobenheit sein mag). Das macht den Beruf für mich einfach deutlich attraktiver.
Zuletzt geändert von Solar am Mittwoch 1. Mai 2019, 10:29, insgesamt 3-mal geändert.
Atropos
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Re: Arbeit in Großkanzlei im Bereich M&A und Kartellrecht und IP

Beitrag von Atropos »

Zu diesen "so humbled" Posts auf Linkedin: Diese Formulierung haben sich irgendwelche Marketingexperten ausgedacht, die dann in Kanzleien "Linkedin-Seminare" geben und das als herrschende Meinung verkaufen, daher kommt der inflationäre Gebrauch :lmao:

Und wenn man ehrlich ist: Alles mit inhaltlichem Mehrwert (z.B. Aufsätze schreiben) kostet einfach unglaublich viel Zeit und die wenigsten haben die Fähigkeit, wirklich so clevere und innovative Ideen aufzuschreiben, dass sie damit wirklich wahrgenommen werden oder sich gar als Koryphäe in einem Gebiet platzieren könnten. Ich schreibe zwar keine "Ich bin so toll Linkedin" Posts, aber regelmäßig belanglose "Schaut euch diese interessante Pressemitteilung zum aktuellen Fall an, die vor 20 Minuten rausgekommen ist". Man erntet ein paar Likes, erreicht zwar im Ergebnis nichts, hat aber ein Gefühl der Produktivität. Und intern in der Kanzlei fällt man relativ schnell positiv auf im Sinne "Oh, du bist ja richtig auf Linkedin aktiv", viele Associates haben da gar keine Aktivitäten.
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Solar
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Re: Arbeit in Großkanzlei im Bereich M&A und Kartellrecht und IP

Beitrag von Solar »

Atropos hat geschrieben: Dienstag 30. April 2019, 16:58 Ich schreibe zwar keine "Ich bin so toll Linkedin" Posts, aber regelmäßig belanglose "Schaut euch diese interessante Pressemitteilung zum aktuellen Fall an, die vor 20 Minuten rausgekommen ist".
Dagegen habe ich überhaupt nichts, das ist ja mitunter durchaus interessant und hat inhaltlichen Mehrwert.
Atropos hat geschrieben: Dienstag 30. April 2019, 16:58 Man erntet ein paar Likes, erreicht zwar im Ergebnis nichts, hat aber ein Gefühl der Produktivität. Und intern in der Kanzlei fällt man relativ schnell positiv auf im Sinne "Oh, du bist ja richtig auf Linkedin aktiv", viele Associates haben da gar keine Aktivitäten.
Und genau das wäre mir eben zuwider. Darauf achten zu müssen, ob ich intern positiv auffalle. Ich hingegen muss nur darauf achten, nicht negativ aufzufallen (was mitunter gar nicht so einfach ist)... ;)
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Tibor
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Re: Arbeit in Großkanzlei im Bereich M&A und Kartellrecht und IP

Beitrag von Tibor »

Letzteres glaube ich sofort ;-)
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Solar
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Re: Arbeit in Großkanzlei im Bereich M&A und Kartellrecht und IP

Beitrag von Solar »

Tibor hat geschrieben: Mittwoch 1. Mai 2019, 11:07 Letzteres glaube ich sofort ;-)
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:drinking:
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Re: Arbeit in Großkanzlei im Bereich M&A und Kartellrecht und IP

Beitrag von Trente Steele82 »

Solar hat geschrieben: Mittwoch 1. Mai 2019, 10:24
Atropos hat geschrieben: Dienstag 30. April 2019, 16:58 Ich schreibe zwar keine "Ich bin so toll Linkedin" Posts, aber regelmäßig belanglose "Schaut euch diese interessante Pressemitteilung zum aktuellen Fall an, die vor 20 Minuten rausgekommen ist".
Dagegen habe ich überhaupt nichts, das ist ja mitunter durchaus interessant und hat inhaltlichen Mehrwert.
Atropos hat geschrieben: Dienstag 30. April 2019, 16:58 Man erntet ein paar Likes, erreicht zwar im Ergebnis nichts, hat aber ein Gefühl der Produktivität. Und intern in der Kanzlei fällt man relativ schnell positiv auf im Sinne "Oh, du bist ja richtig auf Linkedin aktiv", viele Associates haben da gar keine Aktivitäten.
Und genau das wäre mir eben zuwider. Darauf achten zu müssen, ob ich intern positiv auffalle. Ich hingegen muss nur darauf achten, nicht negativ aufzufallen (was mitunter gar nicht so einfach ist)... ;)
Man kann das auch alles wesentlich entspannter sehen. Wir sind bald 400 Anwälte an mehreren Standorten. Ich kenne leider die wenigsten meiner Kollegen persönlich. Über verschiedene Social Media Aktivitäten konnte ich sehen wer was bei uns so alles kann, was in manchen Fällen zu einem Anruf geführt hat, wenn ich eine Mandatsanfrage nicht selber beantworten konnte. Und umgekehrt. Völlig unverkrampft und ohne Ambitionen eines Penisvergleichs.
"Ich bin ein Freund der privaten Passivitäten, bin also ein fauler Mensch, der versucht seine Intelligenz einzusetzen, um weiterhin faul zu bleiben zu können." (Benno Heussen)
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Re: Arbeit in Großkanzlei im Bereich M&A und Kartellrecht und IP

Beitrag von Herr Schräg »

Die beiden hier diskutierten Themen - Marketing und Buckeln vor dem Mandanten - haben ihren gemeinsamen Ursprung in der Rolle des Anwalts (unabhängig von der Kanzleigrösse). Er ist nicht nur Organ der Rechtspflege, sondern auch Dienstleister.

Als Dienstleister muss ich meine Leistung auch "verkaufen". Die von Solar geschilderten Beispiele sind deshalb nicht anstössig oder verwerflich, sondern schlimmer: plump, abstossend, ineffektiv und dumm. Wer seine Leistungsfähigkeit nicht geschickter und eleganter unter Beweis stellen kann, sollte es besser lassen. Das gilt auch für das Liz angesprochene "Aufschwatzen von nicht notwendigen Leistungen". Auch das ist schon auf mittlere Sicht dumm, weil Mandanten so etwas auch bemerken und damit das stärkste Akquiseinstrument, die Empfehlung, wegfällt.

Schwieriger zu beurteilen ist für mich das von Solar so empfundene und beschriebene "Buckeln" vor dem Mandanten, weil das in der Praxis eine heikle Gratwanderung ist. Klar ist eine Serviceorientierung des Anwalts notwendig. Die juristische Qualität eines Schriftsatzes, eines Gutachtens oder eines Vertragsentwurfs kann der Mandant im Regelfall nur eingeschränkt beurteilen. Wohl weiss er aber, wie schnell der Anwalt reagiert hat und wie freundlich er war. Wenn ich aber nicht mehr als Ratgeber auf Augenhöhe mit dem Mandanten agiere, leidet nicht nur meine Freude am Beruf, sondern auch die Qualität meiner Beratung. Natürlich ist meine Schmerzgrenze bei lukrativen Mandaten höher. Aber wir haben auch schon Millionenmandate (nicht Gegenstandswert, sondern Honorarumsatz) niedergelegt, weil der Ton des Mandanten unerträglich war.

Wer nicht nur mit den von Solar beschriebenen Fällen, die ich auch für nicht tragbare Extremfälle halte, sondern mit Selbstmarketing und Serviceorientierung generell ein Problem hat und die geringstmögliche Fremdbestimmung anstrebt, muss eben Richter werden. Schade, aber irgendeiner muss ja auch die dreckigen Jobs machen.
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Tibor
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Re: Arbeit in Großkanzlei im Bereich M&A und Kartellrecht und IP

Beitrag von Tibor »

Herr Schräg hat geschrieben: Donnerstag 2. Mai 2019, 15:09 Wer nicht nur mit den von Solar beschriebenen Fällen, die ich auch für nicht tragbare Extremfälle halte, sondern mit Selbstmarketing und Serviceorientierung generell ein Problem hat und die geringstmögliche Fremdbestimmung anstrebt, muss eben Richter werden. Schade, aber irgendeiner muss ja auch die dreckigen Jobs machen.
:lmao:
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Solar
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Re: Arbeit in Großkanzlei im Bereich M&A und Kartellrecht und IP

Beitrag von Solar »

Herr Schräg hat geschrieben: Donnerstag 2. Mai 2019, 15:09 Die beiden hier diskutierten Themen - Marketing und Buckeln vor dem Mandanten - haben ihren gemeinsamen Ursprung in der Rolle des Anwalts (unabhängig von der Kanzleigrösse). Er ist nicht nur Organ der Rechtspflege, sondern auch Dienstleister.

Als Dienstleister muss ich meine Leistung auch "verkaufen". Die von Solar geschilderten Beispiele sind deshalb nicht anstössig oder verwerflich, sondern schlimmer: plump, abstossend, ineffektiv und dumm. Wer seine Leistungsfähigkeit nicht geschickter und eleganter unter Beweis stellen kann, sollte es besser lassen. Das gilt auch für das Liz angesprochene "Aufschwatzen von nicht notwendigen Leistungen". Auch das ist schon auf mittlere Sicht dumm, weil Mandanten so etwas auch bemerken und damit das stärkste Akquiseinstrument, die Empfehlung, wegfällt.

Schwieriger zu beurteilen ist für mich das von Solar so empfundene und beschriebene "Buckeln" vor dem Mandanten, weil das in der Praxis eine heikle Gratwanderung ist. Klar ist eine Serviceorientierung des Anwalts notwendig. Die juristische Qualität eines Schriftsatzes, eines Gutachtens oder eines Vertragsentwurfs kann der Mandant im Regelfall nur eingeschränkt beurteilen. Wohl weiss er aber, wie schnell der Anwalt reagiert hat und wie freundlich er war. Wenn ich aber nicht mehr als Ratgeber auf Augenhöhe mit dem Mandanten agiere, leidet nicht nur meine Freude am Beruf, sondern auch die Qualität meiner Beratung. Natürlich ist meine Schmerzgrenze bei lukrativen Mandaten höher. Aber wir haben auch schon Millionenmandate (nicht Gegenstandswert, sondern Honorarumsatz) niedergelegt, weil der Ton des Mandanten unerträglich war.

Wer nicht nur mit den von Solar beschriebenen Fällen, die ich auch für nicht tragbare Extremfälle halte, sondern mit Selbstmarketing und Serviceorientierung generell ein Problem hat und die geringstmögliche Fremdbestimmung anstrebt, muss eben Richter werden.
Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Ich würde auch keine andere Dienstleistung verkaufen wollen, das hat mit dem Anwaltsdasein nur am Rande zu tun (außer, dass man als Laie von einem Anwalt natürlich eine gewisse Seriosität erwartet). Wem das von dir beschriebene Modell seriös und ohne Rückgratverlust oder wirtschaftliches Notleiden gelingt, kann man nur gratulieren und vor der-/demjenigen den Hut ziehen. Das sind dann wirklich beeindruckende Leute und sie tun m.E. viel für den Beruf.
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Re: Arbeit in Großkanzlei im Bereich M&A und Kartellrecht und IP

Beitrag von Judy89 »

Wie kann man sich denn eine Arbeit im Bereich Litigation/Prozessführung vorstellen? Liegt die Arbeit hier darin, Rechtsstreitigkeiten zu prüfen und prozessual umzusetzen oder bekommt man quasi bereits ein Gutachten ("zugearbeitet") und es geht dann rein um die prozessuale Umsetzung? Ist man überwiegend in Schiedsverfahren tätig oder mehr vor ordentlichen Gerichten? Vielen Dank!
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Re: Arbeit in Großkanzlei im Bereich M&A und Kartellrecht und IP

Beitrag von Kroate »

Die umfassende rechtliche Prüfung auch des materiellen Rechts ist natürlich Bestandteil der Arbeit.Sowei erforderlich werden Kollegen aus anderen Bereichen hinzugezogen.

Das Verhältnis zwischen staatlichen Verfahren und Schiedsverfahren lässt sich nicht verallgemeinernd beantworten.

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Re: Arbeit in Großkanzlei im Bereich M&A und Kartellrecht und IP

Beitrag von Judy89 »

Danke für deine Antwort. Ich habe eine Stelle bei einer Großkanzlei gesehen, die sich allein auf den Bereich Litigation/Kartellschadensersatzrecht. Kennt sich damit jemand aus? Ist das mehr als "Projektstelle" zu sehen oder gibt es in dem Bereich so viel zu tun, dass eine Spezialisierung Sinn macht?

Weiß jemand wie man Stellen sehen kann, die sich allgemein auf den Bereich Litigation beziehen und erläutert wird, dass die Kanzlei im Bereich gesellschaftsrechtlicher, kapitalmarktrechtlicher Streitigkeiten, Schadensersatzfällen etc. tätig ist? Läuft das dann schon darauf aus, dass man sich in einem Gebiet oder einer Branche spezialisiert?
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Fyrion
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Re: Arbeit in Großkanzlei im Bereich M&A und Kartellrecht und IP

Beitrag von Fyrion »

Ich glaube, wenn man NUR KartellSE macht, kann das ziemlich schnell öde werden. Die Mandate sind gut, weil sie idR gutes Geld einbringen, aber sie sind regelmäßig nicht gerade sehr anspruchsvoll. Aus kartellrechtlicher Perspektive gibt es da mE deutlich spannendere Bereiche - auch wenn der ein oder andere SE sicherlich Spaß macht zwischendurch.
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