Bewerbungsgespräch Richter Berlin/Brandenburg

Für alle Fragen, die sich speziell für Richter, Staatsanwälte oder Verwaltungsbeamte ergeben, z.B. Bewerbung, Arbeitszeit, Laufbahnentwicklung, Wechsel des Bundeslandes oder der Gerichtsbarkeit usw.

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scndbesthand
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Bewerbungsgespräch Richter Berlin/Brandenburg

Beitrag von scndbesthand »

Zentrale Schreibkräfte, die die Gepflogenheiten im Dezernat nicht kennen und mit Formatierung eher so semi gut umgehen können, sorgen schon manchmal für Freude. Sagen wir mal, vieles läuft gut, manches kann man aber verbessern.

Einige Highlights:

Diktat: "Schreiben Sie bitte eine Email an den Justiziar der Mandantin, Sehr geehrter usw."

(Hmmmm. Nein. Ich such die Mail nicht aus der elektronischen Akte.)

Arbeitsergebnis: Ein weißer DIN A4-Zettel mit den Text "Schreiben Sie bitte eine Email an den Justiziar der Mandantin usw."


Oder:

Diktat: "arabisch erstens. Sachverhalt"

(Immer wenn ich das mache, springt die Eins nach rechts. Wie blöd. Ich hab aber einen tollen Trick!)

Arbeitsergebnis:
"1.
Sachverhalt"

(über das gesamte 65-seitige Dokument auf allen Gliederungsebenen. Korrekturaufwand: 15 Minuten)


Oder:

Diktat: "Einrücken Anführungszeichen, es folgt ein länger Zitattext mit bla bla bla bla Punkt. Anführungszeichen Absatz linksbündig"

(Huch, der rechte Seitenrand naht, blöd, dass der Computer nicht mehr klingelt wie früher die Schreibmaschine, da muss man immer selber aufpassen, dass man selber rechtzeitig trennt)

Arbeitsergebnis:

"Tabulator bla bla bla bla bl-
Tabulator a bla bla bla bla b-
Tabulator la bla bla bla bla
Tabulator bla bla bla bla bla."

(Korrekturaufwand: nahe unendlich)



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Tibor
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Re: Bewerbungsgespräch Richter Berlin/Brandenburg

Beitrag von Tibor »

Das sind aber Leistungen, die - bei Angestellten - einfach abgemahnt gehören, weil sie deutlich zeigen, dass selbst nach 30 Jahren Word keine Kenntnis von Schreibprogrammen vorhanden ist.
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thh
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Re: Bewerbungsgespräch Richter Berlin/Brandenburg

Beitrag von thh »

Tibor hat geschrieben:Das sind aber Leistungen, die - bei Angestellten - einfach abgemahnt gehören, weil sie deutlich zeigen, dass selbst nach 30 Jahren Word keine Kenntnis von Schreibprogrammen vorhanden ist.
Ich kenne das ausschließlich so: Einrücken mit Leerzeichen und Tabulator, natürlich in jeder Zeile. Absatzabstände mit Zeilenschaltungen. Bei Aufzählungen bleiben die Riesenabstände, die Word per Default setzt. Usw.
Zuletzt geändert von thh am Sonntag 19. Mai 2019, 00:17, insgesamt 1-mal geändert.
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scndbesthand
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Bewerbungsgespräch Richter Berlin/Brandenburg

Beitrag von scndbesthand »

Netter Hinweis.
Nächstes Arbeitsergebnis: Genauso (was stellt der sich so an, 20 Jahre war das doch gut genug)

Kritischer Hinweis/Abmahnung.
Nächstes Arbeitsergebnis: Krankenschein über sechs Wochen (Burn Out). Dann drei Tage Wiedereingliederungsversuch. Dann wieder Krankenschein über sechs Wochen (Tremor im linken großen Zeh). Dann zwei Tage mit halber Kraft. Dann wieder Krankenschein (Spliss).
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Re: Bewerbungsgespräch Richter Berlin/Brandenburg

Beitrag von Oldenwaldprüfung »

Ich kenne das so:
Einsatz von Personen die "Bla bla bla" statt dem Orginaltext schreiben und gute Ohren in der Tasche oder am Hemd haben, sollte...
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Re: Bewerbungsgespräch Richter Berlin/Brandenburg

Beitrag von Vorhangauf »

scndbesthand hat geschrieben: Freitag 17. Mai 2019, 23:32 Dann wieder Krankenschein (Spliss).
:lmao:
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Re: Bewerbungsgespräch Richter Berlin/Brandenburg

Beitrag von VVehnert »

Auch eine Anekdote:

Ich verfüge ein kurzes Schreiben handschriftlich. GS druckt einen leeren Briefkopf aus und kopiert meinen handschriftlichen Verfügungstext mit dem Kopierer in diesen hinein, weil sie zu faul zum Abtippen war. :lmao: Hat sie in mehreren Fällen so gemacht, bevor mir das aufgefallen ist.
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Re: Bewerbungsgespräch Richter Berlin/Brandenburg

Beitrag von guardini »

VVehnert hat geschrieben: Mittwoch 22. Mai 2019, 15:03 Auch eine Anekdote:

Ich verfüge ein kurzes Schreiben handschriftlich. GS druckt einen leeren Briefkopf aus und kopiert meinen handschriftlichen Verfügungstext mit dem Kopierer in diesen hinein, weil sie zu faul zum Abtippen war. :lmao: Hat sie in mehreren Fällen so gemacht, bevor mir das aufgefallen ist.
Wow. :eeeek:

Ist das nicht - jedenfalls bei kurzen Verfügungen - aufwändiger als das Abtippen?
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thh
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Re: Bewerbungsgespräch Richter Berlin/Brandenburg

Beitrag von thh »

VVehnert hat geschrieben: Mittwoch 22. Mai 2019, 15:03Ich verfüge ein kurzes Schreiben handschriftlich.
In solchen Fällen muss man sich m.E. immer fragen, ob es nicht für alle Beteiligten effektiver ist, das Schreiben maschinenschriftlich zu verfügen (dann muss man den Text nur noch einkopieren) oder es sinnigerweise direkt selbst zu verfassen. Das gilt zwar nicht für Einzeiler der Art "Mitteilung, dass Akten derzeit nicht verfügbar und Ersuchen vorgemerkt", aber wenn man tatsächlich ein kurzes Schreiben handschriftlich zu Papier bringt (und dann noch so, dass man es auch lesen kann), ist der Aufwand, es auch direkt zu verfassen, nach meiner Erfahrung kein großer.
VVehnert hat geschrieben: Mittwoch 22. Mai 2019, 15:03GS druckt einen leeren Briefkopf aus und kopiert meinen handschriftlichen Verfügungstext mit dem Kopierer in diesen hinein, weil sie zu faul zum Abtippen war. :lmao: Hat sie in mehreren Fällen so gemacht, bevor mir das aufgefallen ist.
Ja, das Erlebnis hatte ich auch mal - in solchen Fällen wurde einfach das Schreiben, auf dem die Verfügung sich befand, an den Adressaten (der zugleich Absender war) zurückgefaxt. Professionell ist da eben auch anders. (Und geht natürlich schneller als das Abtippen.)
sai
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Re: Bewerbungsgespräch Richter Berlin/Brandenburg

Beitrag von sai »

VVehnert hat geschrieben: Mittwoch 22. Mai 2019, 15:03 Auch eine Anekdote:

Ich verfüge ein kurzes Schreiben handschriftlich. GS druckt einen leeren Briefkopf aus und kopiert meinen handschriftlichen Verfügungstext mit dem Kopierer in diesen hinein, weil sie zu faul zum Abtippen war. :lmao: Hat sie in mehreren Fällen so gemacht, bevor mir das aufgefallen ist.
Was habt ihr denn für Leute auf den Geschäftsstellen sitzen?
Sowas würde hier nie passieren.
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Re: Bewerbungsgespräch Richter Berlin/Brandenburg

Beitrag von stilzchenrumpel »

sai hat geschrieben: Mittwoch 22. Mai 2019, 18:28
VVehnert hat geschrieben: Mittwoch 22. Mai 2019, 15:03 Auch eine Anekdote:

Ich verfüge ein kurzes Schreiben handschriftlich. GS druckt einen leeren Briefkopf aus und kopiert meinen handschriftlichen Verfügungstext mit dem Kopierer in diesen hinein, weil sie zu faul zum Abtippen war. :lmao: Hat sie in mehreren Fällen so gemacht, bevor mir das aufgefallen ist.
Was habt ihr denn für Leute auf den Geschäftsstellen sitzen?
Sowas würde hier nie passieren.
Bei uns gibst da auch spezielle Fälle. Sind halt Einzelfälle, die sich aber im öD natürlich viel länger halten können, als es in der Privatwirtschaft Leute auf heftigen Medikamenten die tageweise kaum ansprechbar sind etc...
thh hat geschrieben:das Schreiben maschinenschriftlich zu verfügen (dann muss man den Text nur noch einkopieren) oder es sinnigerweise direkt selbst zu verfassen. Das gilt zwar nicht für Einzeiler der Art "Mitteilung, dass Akten derzeit nicht verfügbar und Ersuchen vorgemerkt", aber wenn man tatsächlich ein kurzes Schreiben handschriftlich zu Papier bringt (und dann noch so, dass man es auch lesen kann), ist der Aufwand, es auch direkt zu verfassen...
Ich glaube ich habe überhaupt nicht die Möglichkeit Schreiben unmittelbar selbst zu erstellen in dem Programm. Ich kenne auch keinen Richter im Haus, der das tun würde. Aber alles über 3 Sätze mache ich in Word als Verfügung. Das Unverständnis für seitenlange handschriftliche Texte kann ich absolut nachziehen und stirbt glaube ich mit den älteren Richtern, die schlicht nicht am PC schreiben können, auch aus.
Hier gibt es nichts zu sehen, ich trolle nur.
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Tibor
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Re: Bewerbungsgespräch Richter Berlin/Brandenburg

Beitrag von Tibor »

Also hier besteht theoretisch die Möglichkeit selbst zu schreiben. Gewünscht ist aber klassische Vfg über Gerichtssoftware in Worddatei. Dann kann die GSt das copy & pasten. Eine gute GSt kennt zudem die üblichen Schreiben und legt sich einen eigenen Fundus an Textbausteinen an, die über die generell angestimmten hinaus gehen.
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Re: Bewerbungsgespräch Richter Berlin/Brandenburg

Beitrag von Liz »

Nachdem mein Vorgänger mit Vordrucken und Spitzklammern gearbeitet hat, bin ich der Ansicht, dass meine Geschäftsstelle nicht so laut stöhnen soll, wenn ich mal ein Schreiben mit 1-3 Sätzen kurz handschriftlich verfüge (sei es direkt auf der Geschäftsstelle oder zwischendrin "zur Entspannung", wenn ich keine Lust habe im Zwei-Minuten-Takt "Verfahren und passende Verfügung aufrufen, tippen, speichern, ausdrucken, unterschreiben und in die Akte legen" zu tun).
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thh
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Re: Bewerbungsgespräch Richter Berlin/Brandenburg

Beitrag von thh »

sai hat geschrieben: Mittwoch 22. Mai 2019, 18:28Was habt ihr denn für Leute auf den Geschäftsstellen sitzen?
Sowas würde hier nie passieren.
Das sind eigentlich - im Vergleich - die Guten ...
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Re: Bewerbungsgespräch Richter Berlin/Brandenburg

Beitrag von markus87 »

Es ist für die Geschäftsstelle vermutlich auch einfach nur verwirrend, dass diese Person im kugelschreiberbestückten Kurzarmhemd, die ihrer Tätigkeit nach offensichtlich als Aktenschieber auf 450€-Basis eingestellt wurde, beständig versucht der Geschäftsstelle die allereinfachsten Aufgaben abzunehmen, nur um beschäftigt zu wirken.

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