Berufstipps gesucht

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Moderator: Verwaltung

markus87
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Re: Berufstipps gesucht

Beitrag von markus87 »

Ob man top Mitarbeiter hat, hängt noch nicht mal bei der Justiz vom Zufall ab - auch wenn man sich das gerne einredet.

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thh
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Re: Berufstipps gesucht

Beitrag von thh »

Justitian hat geschrieben: Samstag 1. Juni 2019, 17:54Die öffentliche Verwaltung scheint mir diesen Vorstellungen auch sehr nahe zu kommen. So wie ich das verstanden habe kommt man hier den Verwendungswünschen der Beamten auch ziemlich entgegen. Da findet sich bestimmt etwas wo man idR. nicht vor dem VG auftreten muss.
Naja, aber "gestritten" wird ja nicht nur vor Gericht; der Streit kann durchaus auch zwischen Behörde und Bürger ausgetragen werden.
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Justitian
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Re: Berufstipps gesucht

Beitrag von Justitian »

markus87 hat geschrieben: Sonntag 2. Juni 2019, 05:51 Ob man top Mitarbeiter hat, hängt noch nicht mal bei der Justiz vom Zufall ab - auch wenn man sich das gerne einredet.

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Ich kenne die Situation in anderen Bundesländern nicht aber in Bayern kann man schon mal froh sein wenn man alle Stellen besetzen kann die einem gemessen an den jährlichen Beurkundungen zustehen. Die Notarkasse hat in den vergangenen Jahren nicht genug Personal ausgebildet und jetzt gibt es erheblichen Bedarf an Kassenangestellten der so schnell nicht gedeckt werden kann.

Wenn das Notariat nicht voll besetzt ist und dann noch die üblichen Personalprobleme wie Krankheit, Mutterschutz, Kündigung etc. dazu kommen wird es schon sehr eng.
"[...] führt das ja nicht dazu, dass eine Feststellungsklage mit dem Inhalt "Wie wird das Wetter morgen?" zulässig wird" - Swann, 01.03.17
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Justitian
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Re: Berufstipps gesucht

Beitrag von Justitian »

thh hat geschrieben: Sonntag 2. Juni 2019, 11:08 Naja, aber "gestritten" wird ja nicht nur vor Gericht; der Streit kann durchaus auch zwischen Behörde und Bürger ausgetragen werden.
Das stimmt, aber der direkte Kontakt fällt doch meistens weg. So war jedenfalls mein Eindruck, der sich aber auf Landesmittelbehörden beschränkt. Auf der unteren Ebene mag das anders sein. Die Konstellation dass der Bürger seiner Wut im Rahmen der schriftlichen Anhörung Ausdruck verleiht oder vielleicht auch mal anruft ist für mich schon eine andere als der tägliche Sitzungsalltag.
Jedenfalls fasse ich diese Form von "Streit" unter das Mindestmaß welches man nie vermeiden kann wenn man mit Menschen in Kontakt tritt.
"[...] führt das ja nicht dazu, dass eine Feststellungsklage mit dem Inhalt "Wie wird das Wetter morgen?" zulässig wird" - Swann, 01.03.17
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Re: Berufstipps gesucht

Beitrag von Liz »

Justitian hat geschrieben: Sonntag 2. Juni 2019, 16:34 Die Konstellation dass der Bürger seiner Wut im Rahmen der schriftlichen Anhörung Ausdruck verleiht oder vielleicht auch mal anruft ist für mich schon eine andere als der tägliche Sitzungsalltag.
"Täglicher Sitzungsalltag" ist jetzt aber auch übertrieben. Es sind regelmäßig max. 2 Sitzungstage (oft auch nur Vormittage) pro Woche - und wie konfrontativ das Ganze ist, hängt - ungeachtet der Unterschiede zwischen den einzelnen Rechtsgebieten - in weiten Teilen auch vom eigenen Verhandlungsgeschick ab.
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Justitian
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Re: Berufstipps gesucht

Beitrag von Justitian »

Liz hat geschrieben: Sonntag 2. Juni 2019, 16:51 "Täglicher Sitzungsalltag" ist jetzt aber auch übertrieben. Es sind regelmäßig max. 2 Sitzungstage (oft auch nur Vormittage) pro Woche - und wie konfrontativ das Ganze ist, hängt - ungeachtet der Unterschiede zwischen den einzelnen Rechtsgebieten - in weiten Teilen auch vom eigenen Verhandlungsgeschick ab.
Ob jetzt 2 Tage pro Woche schon täglich (vielleicht alltäglich?) oder lediglich wöchentlich sind: +1 zum zweiten Einwand. Gerade im Zivilrecht scheinen mir manchmal die Prozessvertreter mehr streiten zu wollen als die Parteien. Komplett entkommen wird man dem aber nicht können. Ich kenne auch Personen, denen der scharfe Ton in Schriftsätzen zusetzt. Und der ist ja manchmal durch das eigene Auftreten nur bedingt steuerbar
"[...] führt das ja nicht dazu, dass eine Feststellungsklage mit dem Inhalt "Wie wird das Wetter morgen?" zulässig wird" - Swann, 01.03.17
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Re: Berufstipps gesucht

Beitrag von Liz »

Ich wollte lediglich dem Eindruck widersprechen, als müsste man sich als Richter jeden Tag von morgens bis abends die volle Dröhnung geben. Es gibt genügend Tage, an denen man in aller Ruhe über seinen Akten sitzen kann und allenfalls mit seiner Geschäftsstelle in zwischenmenschliche Interaktion treten muss. Natürlich sollte man, wenn man in der Justiz tätig ist, auch Streit und Druck aushalten können, ohne gleich Bauchschmerzen zu bekommen. Auch sollte man mental in der Lage sein, schwierige Entscheidungen ggf. auch unter Zeitdruck treffen zu können. Im Übrigen hat man es aber selbst in der Hand, inwieweit man sich in Konfliktsituationen begibt und wie man sich daraus ggf. wieder rettet. Wenn ich als Zivilrichterin keine Lust mehr habe, zu diskutieren oder irgendeinem Hahnenkampf zwischen den Anwälten zuzuschauen, sage ich eben "wir haben jetzt die unterschiedlichen Auffassungen ausgetauscht; ich werde nochmals drüber nachdenken; VT in drei Wochen" oder "Ich entscheide das jetzt so. Es steht Ihnen aber selbstverständlich frei, Rechtsmittel gegen meine Entscheidung einzulegen." Gerade mit der ersten Variante können meist alle Beteiligten ganz gut leben, weil sie das Gefühl haben, Gehör gefunden zu haben.
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Re: Berufstipps gesucht

Beitrag von Theopa »

@GuterGlaube: Hast eine PN ;)
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Re: Berufstipps gesucht

Beitrag von Freedom »

Wie schaut das dann als Richter eigentlich mit Homeoffice aus wenn man nur 2 Sitzungstage hat? Ist das gestattet / Praktisch auch durchführbar (Auf Erforderliche Ressourcen von zu Hause aus zugreifen etc.)
Digiwas?
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thh
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Re: Berufstipps gesucht

Beitrag von thh »

Freedom hat geschrieben: Montag 3. Juni 2019, 12:43Wie schaut das dann als Richter eigentlich mit Homeoffice aus wenn man nur 2 Sitzungstage hat? Ist das gestattet / Praktisch auch durchführbar (Auf Erforderliche Ressourcen von zu Hause aus zugreifen etc.)
Gestattet ist das freilich; es ist Teil der persönlichen Unabhängigkeit des Richters, (unter Berücksichtigung der Anforderungen einer funktionierenden Rechtspflege) seinen Arbeitsort zu bestimmen.

Im Hinblick auf die praktische Durchführbarkeit ist hier für jeden Justizbediensteten ein heimischer Zugang zu juris und Beck-Online im selben Umfang wie am Arbeitsplatz möglich. Die "Einwahl" per VPN mit Zugriff auf das dienstliche E-Mail-Postfach und die Fachanwendungen ist hingegen derzeit nur im Rahmen der Pilotierung der E-Akte und im Bereitschaftsdienst möglich. Der Roll-Out in der Fläche soll parallel zur Einführung der E-Akte erfolgen.

Es wird daher in der Regel notwendig sein, auch außerhalb der Sitzungstage einmal beim Gericht vorbeizuschauen, um Neueingänge zu bearbeiten oder auch für Eilsachen verfügbar zu sein. Ansonsten - Vorbereitung der Sitzung, Absetzen von Urteilen - ist aber im weitem Umfang Heimarbeit möglich.
Liz
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Re: Berufstipps gesucht

Beitrag von Liz »

Freedom hat geschrieben:Wie schaut das dann als Richter eigentlich mit Homeoffice aus wenn man nur 2 Sitzungstage hat? Ist das gestattet / Praktisch auch durchführbar (Auf Erforderliche Ressourcen von zu Hause aus zugreifen etc.)
Das Zauberwort lautet, wie bereits thh schrieb "richterliche Unabhängigkeit". Die "Denkarbeit" kann man problemlos zu Hause oder wo auch immer erledigen, sofern man die Akten transportiert bekommt. Das Dezernat bearbeitet man aber sinnvollerweise im Gericht, weil dort die Fachprogramme zur Verfügung stehen und der Aufwand für den Aktentransport nicht lohnt (bei manchen Akten lohnt es sich noch nicht mal, die Akten von der Geschäftsstelle bis ins Büro zu tragen). Wie viele Heimarbeitstage möglich sind, wird auch immer vom jeweiligen Dezernat abhängen. Wenn man in einem Bereich tätig ist, in dem man viele Eilverfahren hat, macht man sich bei den Kollegen sicherlich nicht sonderlich beliebt, wenn man an 3 von 5 Tagen nicht da ist.
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Re: Berufstipps gesucht

Beitrag von Franggenjura »

Aus einer bayerischen Perspektive würde für dich eigentlich der große Bereich innere Verwaltung, Arbeit und Soziales, Gesundheit u.ä. beim Staat in Betracht kommen. In der Regel wollen die Kollegen dort so schnell wie möglich auf die (wenigen) Richterstellen, für dich wäre die interne Arbeit innerhalb einer Behörde aber wohl perfekt geeignet. Dort bist du im Austausch mit deinem Team, übernimmst gegebenenfalls Personalverantwortung und schreibst ansonsten in Ruhe deine Gutachten.
Von Freunden höre ich, dass dort tatsächlich (noch) mehr Zeit für sauberes Arbeiten und weniger Aktendruck besteht als in der Justiz.
Ich wünsche dir viel Erfolg in deiner Findungsphase!
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Tibor
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Re: Berufstipps gesucht

Beitrag von Tibor »

thh hat geschrieben: Montag 3. Juni 2019, 17:50 Die "Einwahl" per VPN mit Zugriff auf das dienstliche E-Mail-Postfach und die Fachanwendungen ist hingegen derzeit nur im Rahmen der Pilotierung der E-Akte und im Bereitschaftsdienst möglich. Der Roll-Out in der Fläche soll parallel zur Einführung der E-Akte erfolgen.
Dieser Gleichlauf mag für dein Bundesland richtig sein, nicht aber für alle Länder. Der Zugang von Außen ist nicht zwingend mit der Einführung einer "echten eAkte" verbunden. In einigen Ländern gibt es auch Hybridakten, d.h. die führende Papierakte wird überwiegend auch gescannt vorgehalten.
"Just blame it on the guy who doesn't speak English. Ahh, Tibor, how many times you've saved my butt."
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Re: Berufstipps gesucht

Beitrag von sai »

Tibor hat geschrieben: Freitag 21. Juni 2019, 14:28
thh hat geschrieben: Montag 3. Juni 2019, 17:50 Die "Einwahl" per VPN mit Zugriff auf das dienstliche E-Mail-Postfach und die Fachanwendungen ist hingegen derzeit nur im Rahmen der Pilotierung der E-Akte und im Bereitschaftsdienst möglich. Der Roll-Out in der Fläche soll parallel zur Einführung der E-Akte erfolgen.
Dieser Gleichlauf mag für dein Bundesland richtig sein, nicht aber für alle Länder. Der Zugang von Außen ist nicht zwingend mit der Einführung einer "echten eAkte" verbunden. In einigen Ländern gibt es auch Hybridakten, d.h. die führende Papierakte wird überwiegend auch gescannt vorgehalten.
Es ist noch nicht mal bundeslandsabhängig, sondern wird sogar noch zwischen den einzelnen Gerichtsbarkeiten und selbst dort zwischen einzelnen Gerichten unterschiedlich gehandhabt.
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thh
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Re: Berufstipps gesucht

Beitrag von thh »

Tibor hat geschrieben: Freitag 21. Juni 2019, 14:28
thh hat geschrieben: Montag 3. Juni 2019, 17:50 Die "Einwahl" per VPN mit Zugriff auf das dienstliche E-Mail-Postfach und die Fachanwendungen ist hingegen derzeit nur im Rahmen der Pilotierung der E-Akte und im Bereitschaftsdienst möglich. Der Roll-Out in der Fläche soll parallel zur Einführung der E-Akte erfolgen.
Dieser Gleichlauf mag für dein Bundesland richtig sein, nicht aber für alle Länder. Der Zugang von Außen ist nicht zwingend mit der Einführung einer "echten eAkte" verbunden.
Deshalb schrieb ich im von Dir gekürzten Einleistungssatz auch "hier". :) Mir ist schon klar, dass es weder einen technischen Zusammenhang gibt noch die hiesige Vorgehensweie logisch oder organisatorisch zwingend wäre; im Gegenteil, ich halte sie für fernliegend, weil die technischen Voraussetzungen zumindest auf Nutzerseite geschaffen sind und auch auf der Gegenseite grundsätzlich bereitstehen. Dennoch wird derzeit - jedenfalls nach dem offiziellen Konzept - der VPN-Zugang über rechnerbezogenes Zertifikat nur für eAkte-Clients und Home-Office-Arbeitsplätze angeboten, ergänzt um einen Zugang für Bereitschaftsdienste, der aber zahlenmäßig nicht für alle großen Behörden (einschließlich der Gerichte) ausreicht.
Tibor hat geschrieben: Freitag 21. Juni 2019, 14:28In einigen Ländern gibt es auch Hybridakten, d.h. die führende Papierakte wird überwiegend auch gescannt vorgehalten.
Das hat hier - nunmehr im Sinne von "lokal in meiner Behörde und insbesondere in meiner Organisationseinheit" - seit 10 Jahren in größeren Verfahren begonnen und ist seit mehr als fünf Jahren der Regelfall (zwingend ab 1 Stehordner, aber auch sonst geht "automatisch blattieren, ein- oder doppelseitig scannen mit automatischer Erkennung, Texterkennung und Einblender der Seitennummern elektronisch" schneller als blattieren von Hand, und es sehr praktisch, alle Akten im Volltext durchsuchen zu können, Einsicht per Datenträgerversand zu erteilen und sie per Stick oder über die landeseigene Cloud auch daheim zur Verfügung zu haben).
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