kanzleien prozessvertretung mit gutem gehalt

[Mietspantrakt]

gibt es kanzleien, bei denen man ganz ueberwiegend prozessvertretung macht (also schon so drei bis fuenf gerichtstermine die woche) und gleichzeitig ein gutes gehalt (roundabout 80k) bekommt? also originaere forensische anwaltsarbeit, wie sie die fww-kanzleien oder kleinere mittelstaendische kanzleien machen aber auf hohem nivaeu und mit gutem gehalt? ich habe das gefuehl, sowohl in den gk'en als auch in den boutiquen wuerden selbst im litigation-bereich ueberwiegend grosse faelle bearbeitet, sodass man allenfalls einmal pro woche oder alle zwei wochen zu gericht kommt. was ich nicht meine: litigation als projektanwalt, bei dem man irgendwelche textbaustein-schriftsaetze zusammenklickt.

danke fuer eure einfaelle.

[Swann]

Fünf Gerichtstermine pro Woche ist wahnsinnig viel, wenn man noch anspruchsvolle Mandate bearbeiten möchte.

[TobiasG]

So eine Taktung an Gerichtsterminen kenne ich eigentlich nur von Strafverteidigern oder allenfalls FWW-Anwälten. Auch in kleineren „spezialisierten“ Zivilrechtskanzleien sind drei Gerichtstermine pro Woche mE nämlich schon die absolute Ausnahme. Ansonsten wären sicherlich die „Diesel-Mandate“ eine Option, die Du aber ja ausdrücklich ausschließt.

[Tibor]

Dass dürfte in der Masse nur bei Abmahnungen, Inkasso, Asyl und SGB2 Verfahren hinkommen, wenn man viele Mandanten für einen Gerichtsstandort vertritt/verklagt. Andernfalls dürfte es schon logistisch kaum möglich sein mehr als 2-3 Termine auf 2-3 verschiedenen Tagen sinnvoll zu verbinden, dann die Reisezeit dazu und Vor- und Nachbereitung nebst Schriftsätzen.

[Liz]

Fünf Gerichtstermine pro Woche ist wahnsinnig viel, wenn man noch anspruchsvolle Mandate bearbeiten möchte.

+1

Es hat schon seinen Grund, warum Zivilrichter am Landgericht in aller Regel max. 4-5 Verhandlungstermine pro Woche ansetzen - und das sind auch nicht immer besonders schwierige Fälle. Mehr Termine sind aber auch ohne jegliche Reise- und Wartezeit auf Dauer nicht vernünftig zu bewältigen, wenn ein wesentlicher Teil der Arbeit am Schreibtisch stattfindet (das ist im Strafbereich sicherlich anders, weil dort deutlich weniger geschrieben wird).

[Mietspantrakt]

danke fuer eure antworten! von drei bis fuenf terminen ging ich aus, weil mein anwalt in der ra-station durchaus soviele termine pro woche hatte (aber - da gebe ich euch recht - eher drei als fuenf). dann anders gefragt: was fuer kanzleien gibt es, in denen man einen moeglichst grossen anteil an forensischer und nicht beratender taetigkeit hat bei gleichzeitig gutem gehalt. also als klassischer "prozessanwalt" taetig wird. und welche kanzleien meintest du, tobiasg, mit "kleineren „spezialisierten“ Zivilrechtskanzleien"?

[Tikka]

Ich könnte jetzt keine Standard-Namen nennen. Aber zumindest in der Art kenne ich das aus dem Referendariat. Dort hatten wir vor Ort 2-3 Kanzleien die sich neben "das was man sonst so macht damit der Rubel rollt" auf etwas anspruchsvollere Zivilprozesse vor dem örtlichen LG und OLG spezialisiert hatten. Den Kern bildeten jeweils arrivierte Anwälte die zuvor die Singularzulassung vor dem örtlichen OLG hatten.
Aber 80k zum Einstieg gabs da relativ sicher nicht. Wenn meine Quellen stimmen, bekam man "damals" in diesen Kanzleien etwa 60k zum Einstieg. Aber erstens ist das lange her und zweitens war das nicht gerade in einer Weltstadt. In HH, DUS, FRA, MUC und co. mag es gehen.

Ich befürchte aber, dass das mit zunehmender zeitlicher Entfernung von der Singularzulassung immer mehr diffundiert.

Vielleicht ein anderer Gedanke: Wenn Dich Prozessführung besonders reizt, kann man das auch vom Rechtsgebiet her angehen. Eine recht prozessführungsaffine Materie ist meiner Erfahrung nach z.B. das private Baurecht. Hier gibt es spezialisierte Einheiten, die sowohl von Deinen Gehaltsvorstellungen als auch von Deinen inhaltlichen Vorstellungen zumindest nahe kommen sollten. Man muss sich dann nur mit der Materie anfreunden können.

Da ein paar Inspirationen. Man muss aber natürlich genau schauen in wie weit die tatsächlich in der Prozessführung aktiv sind. Das ist durchaus unterschiedlich ausgeprägt.

https://www.juve.de/handbuch/de/2019/ra ... l-Baurecht

[TobiasG]

Ja, drei halte ich auch eher für realisitisch.

Mit "kleineren, spezialisierten Kanzleien" meine ich das, was klassischerweise als "Boutiquen" definiert wird. Also Kanzleien mit ca. 3-15 Anwälten, in denen jetzt nicht unbedingt einer Arbeits-, einer Erb- und einer Strafrecht macht und jeder nebenher noch ein paar Verkehrsunfälle, sondern eine Einheit mit klarem Fokus, oft z.T. aus ehemaligen GK-Anwälten bestehend und mit dementsprechendem Mandantenstamm. Also z.B. spezialisiert auf Bankrecht, Medizinrecht o.ä. Hier ist dann Qualität der Mandate und Auskömmlichkeit i.d.R. sichergestellt. Gegenbeispiel wäre eben eine Art Bürogemeinschaft, in der jeder sein eigenes Süppchen kocht.

Was Du mit "Prozessanwalt" beschreibst, würde dagegen eher für eine klassische Teilung (analog den Barristers und Solicitors) sprechen, in denen ein Anwalt die außergerichtliche Aufarbeitung und der andere dann die gerichtliche Vertretung übernimmt. (Ansatzweise) So etwas gibt es m.W. nur in Großkanzleien, wo es eben eine "Litigation-Abteilung" gibt, in der aber - abgesehen von den angesprochenen Ausnahmen - auch kaum jemand drei Gerichtstermine pro Woche haben wird.

Last but not least kann es auch sein, dass es Dir im Laufe des Berufslebens ohnehin lieber sein wird, nicht mehr so oft vor Gericht stehen zu müssen, das verliert auch irgendwann seinen Reiz

[Tibor]

Vielleicht so eine "Abteilung"?

https://www.lto.de/recht/kanzleien-unte ... esolution/

[Trente Steele82]

Prozessabteilung von Bach Langheid. Keine Ahnung ob man da die 80k bekommt aber die waren jeden Tag mind auf einer Rolle beim LG Düsseldorf während meines Refs. Man wäre nur eben der Hans der die Ansprüche auf die Versicherunssumme zurückweist.

[Mietspantrakt]

vielen dank euch! da sind sehr gute vorschlaege dabei, insbesondere der letzte und der von tikka. wobei mich baurecht etwas abschreckt - nachdem ich im ref mal mit einer umfangreichen baupunktesache mit unzaehligen maengeln und nachtraegen zu tun hatte

[TedRemptation]

vielen dank euch! da sind sehr gute vorschlaege dabei, insbesondere der letzte und der von tikka. wobei mich baurecht etwas abschreckt - nachdem ich im ref mal mit einer umfangreichen baupunktesache mit unzaehligen maengeln und nachtraegen zu tun hatte

Gibt es auch baurechtliche Streitigkeiten, die nicht mit unzähligen Mängeln und Nachträgen zu tun haben? Insofern, wenn dich das abgeschreckt hat, ist es wohl tatsächlich nichts für dich

[scndbesthand]

Die insolvente 52. Mensch-ärgere-Dich-nicht-Bauträger-Projektgesellschaft?

[TedRemptation]

Die insolvente 52. Mensch-ärgere-Dich-nicht-Bauträger-Projektgesellschaft?

Ich bin mir nicht sicher, auf welche Fallkonstellation du genau hinauswillst, diejenigen die mir dazu einfallen dürften aber eher straf-, insolvenz- oder gesellschaftsrechtliche Schwerpunktsetzungen haben und das private Baurecht nur am Rande tangieren. Mag aber auch an meiner (noch kurzen) Praxiserfahrung liegen.

[scndbesthand]

Der Einwurf war auch eher so halbernst gemeint. Ist zwar ein Streit ohne Mängel und Nachträge, dafür dann aber kein Baurecht mehr.