Als Assessor Promotion abbrechen: Makel?

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metroliner
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Als Assessor Promotion abbrechen: Makel?

Beitrag von metroliner »

Hallo zusammen,

Ich habe vergangenes Jahr mein 2. StEx bestanden (zweistellig). Dieses fiel erfreulicherweise besser aus als das 1. StEx, in dem ich im oberen befriedigend lag. Ich wollte mich dann, wie ich es eigentlich schon nach dem 1. StEx angedacht habe, mich an eine Diss machen. Damals habe ich den Plan "Diss" nicht weitergeführt, weil ich ja aufgrund der Note einen Dispens gebraucht hätte. Ich hatte aber null Kontakte zu Lehrstühlen, Professoren etc. und wenn man einen Dispens haben will, ist man ja erst recht in der Bringschuld hinsichtlich Themenvorschlägen und der Tiefe dieser Vorschläge.

Das Problem mit den fehlenden Kontakten hat sich nicht gelöst, im Gegenteil, wohl eher noch verschärft, denn nach den zwei Jahren Ref und den seitdem vergangenen Monaten ist man im wahrsten Sinne des Wortes auch an der nun hunderte km entfernten Studienfakultät "aus den Augen, aus dem Sinn." Meinen Lebensunterhalt sichere ich seit dem Ref als WissMit in einer GK. Leider bin ich aufgrund des Kontakte-Problems, aber auch wegen Unzufriedenheit am Arbeitsplatz in der GK (hat aber nur teamspezifische/atmosphärische Gründe) und noch, als ob das nicht (für die Diss) genug wäre, wegen einer privaten Krise nicht dazu gekommen, mich mit meinem Diss-Vorhaben weiter auseinanderzusetzen. Mir fehlt einfach jede Ahnung, wie ich das mit dem Thema und der Ansprache eines Prof bewerkstelligen soll.

Da ich nicht jahrelang auf irgendwelchen WissMit-Stellen rumhängen kann, ohne dass mein Lebenslauf dabei ein paar ordentliche Kratzer bekommt, bin ich am Überlegen, ob ich das mit der Diss nicht einfach lassen soll. Neben der hohen Bereitschaft und Leidenschaft am wissenschaftlichen Arbeiten hat mich für eine Diss anfangs auch motiviert, den Makel des fehlenden Prädikats im 1. StEx zu beseitigen. Für einen LL.M. fehlen mir weit und breit die Mittel.

Nur: ensteht durch die abgebrochene Diss nicht ein weiterer Makel? Ich müsste mich bei anderen GKs bewerben, bei der, bei ich jetzt bin, will ich nicht als Associate arbeiten. Durch das 1. StEx habe ich schon mal ein Minus, entsteht durch die abgebrochene Diss nicht ein zweites Minus? Andererseits habe ich eben auch keine Ahnung, wie ich ohne Kontakte an ein Thema komme.

Daher bin ich jetzt im Teufelskreis: Diss abbrechen und mit dem Makel leben oder irgendwie schauen, dass sich Diss-mäßig doch noch was tut, wobei, wenn sich nichts tun sollte und dann irgendwann zwangsläufig der Abbruch bevorsteht, der Makel sicher noch größer ist.

Hättet ihr (spontane) Einfälle oder könnt gar aus Erfahrung berichten, wie ich mit der Situation umgehen soll?
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Tibor
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Re: Als Assessor Promotion abbrechen: Makel?

Beitrag von Tibor »

Du hast noch keine Diss angefangen, wie willst du dann eine abbrechen?
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stilzchenrumpel
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Re: Als Assessor Promotion abbrechen: Makel?

Beitrag von stilzchenrumpel »

Du hast doch nie eine Diss. begonnen, was gibt es da abzubrechen? Wenn du seit einigen Monaten als WissMit-Assessor tätig bist, kannst du das auch anders verkaufen (nach dem Examen genauer orientieren, eventuell Verbesserungsversuch wahrnehmen wollen). Ich war selbst nach dem 2. Examen zunächst WissMit und mich hat bei den folgenden Bewerbungen niemand gefragt, wieso.

Ansonsten sind zwei VB sicher schön, eine zweistellig im 2. Examen ist doch eine Hausnummer und bringt dich heute im Grunde überall unter.

Wofür interessierst du dich denn? Soll aber schon GK werden, nur nicht die, für die du gerade tätig bist?
Hier gibt es nichts zu sehen, ich trolle nur.
metroliner
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Re: Als Assessor Promotion abbrechen: Makel?

Beitrag von metroliner »

Tibor hat geschrieben: Sonntag 21. Juli 2019, 22:37 Du hast noch keine Diss angefangen, wie willst du dann eine abbrechen?
Schon klar ;) ich meinte Abbruch auch mehr technisch, weil letztlich ist es in einem Bewerbungsverfahren/-gespräch ja dann wurscht, ob ich zuhause schon 10 Ordner voller Literatur habe oder wie ich jetzt schon an der 1. Hürde gescheitert bin.

Nur wird eben sicher (laut formuliert oder zumindest leise gedacht) die Frage auftauchen, warum ich nach dem 2. StEx mich nicht direkt als Associate beworben habe: Weil ich mich ja eben eigentlich mit einer Diss befassen wollte. Stellt ein abgebrochenes Promotionsvorhaben (ich spreche bewusst nicht von Promotionsverfahren) nicht den erwähnten Makel bei Bewerbungen dar?
metroliner
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Re: Als Assessor Promotion abbrechen: Makel?

Beitrag von metroliner »

stilzchenrumpel hat geschrieben: Sonntag 21. Juli 2019, 22:41 Du hast doch nie eine Diss. begonnen, was gibt es da abzubrechen? Wenn du seit einigen Monaten als WissMit-Assessor tätig bist, kannst du das auch anders verkaufen (nach dem Examen genauer orientieren, eventuell Verbesserungsversuch wahrnehmen wollen). Ich war selbst nach dem 2. Examen zunächst WissMit und mich hat bei den folgenden Bewerbungen niemand gefragt, wieso.

Ansonsten sind zwei VB sicher schön, eine zweistellig im 2. Examen ist doch eine Hausnummer und bringt dich heute im Grunde überall unter.
Danke, das macht schon mal Mut! Ich habe mich direkt nach dem Examen (initiativ, d.h. für den Fachbereich war gerade nichts ausgeschrieben) bei einer deutschen GK beworben und eine deutliche Absage kassiert. Daher auch ein bisschen die Unsicherheiten.
stilzchenrumpel hat geschrieben: Sonntag 21. Juli 2019, 22:41 Wofür interessierst du dich denn? Soll aber schon GK werden, nur nicht die, für die du gerade tätig bist?
Schon seit dem Studium war ich im SPB (mit Interesse) im Gesellschafts-/Steuerrecht unterwegs. Habe auch entsprechende Stationen im Ref gemacht, allerdings transaktionslastige Mandate, also viele Umw(St)G-Geschichten und Immobiliendeals. Eine Diss hätte ich mir für den Bereich Verfassungsrecht gewünscht, lese privat eben viel auch staatstheoretisches. Die Kombi klingt ein bisschen wie Schlagsahne mit Kirsche zum Steak, ich weiß... :D
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Muirne
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Re: Als Assessor Promotion abbrechen: Makel?

Beitrag von Muirne »

metroliner hat geschrieben: Sonntag 21. Juli 2019, 22:44
Tibor hat geschrieben: Sonntag 21. Juli 2019, 22:37 Du hast noch keine Diss angefangen, wie willst du dann eine abbrechen?
Schon klar ;) ich meinte Abbruch auch mehr technisch, weil letztlich ist es in einem Bewerbungsverfahren/-gespräch ja dann wurscht, ob ich zuhause schon 10 Ordner voller Literatur habe oder wie ich jetzt schon an der 1. Hürde gescheitert bin.

Nur wird eben sicher (laut formuliert oder zumindest leise gedacht) die Frage auftauchen, warum ich nach dem 2. StEx mich nicht direkt als Associate beworben habe: Weil ich mich ja eben eigentlich mit einer Diss befassen wollte. Stellt ein abgebrochenes Promotionsvorhaben (ich spreche bewusst nicht von Promotionsverfahren) nicht den erwähnten Makel bei Bewerbungen dar?
Nein, denn du bist nicht verpflichtet, dem Personaler dein Tagebuch zu überreichen. Solange du es wie gesagt anders verkaufst ist das auch kein Abbruch. Ganz ungewöhnlich ist eine Orientierungsphase ja auch nicht.

Wenn du promovieren willst kannst du das ja auch immernoch machen, aber klingt jetzt nicht so.
Mach dir nicht so nen Kopf und hab mit b und vb doch nicht so Komplexe. Konzentrier dich auf deine Stärken und weniger auf vermeintliche Makel.
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Re: Als Assessor Promotion abbrechen: Makel?

Beitrag von metroliner »

Muirne hat geschrieben: Sonntag 21. Juli 2019, 23:00
Wenn du promovieren willst kannst du das ja auch immernoch machen, aber klingt jetzt nicht so.
Mach dir nicht so nen Kopf und hab mit b und vb doch nicht so Komplexe. Konzentrier dich auf deine Stärken und weniger auf vermeintliche Makel.
Ich bin noch am abwägen, ob ich die Diss weiter verfolgen soll oder voll als Associate einsteigen soll. Ich hätte da schon ein, zwei Ideen, wie ich den ein oder anderen Professor ansprechen soll, ob das Erfolg bringt, wird sich zeigen. Aber grundsätzlich meine ich schon, dass ich auf diesem Gebiet etwas leisten könnte. Meine beiden Seminararbeiten wurden auch im Vergleich zu den übrigen Seminarteilnehmern sehr positiv bewertet und für einen Aufsatz, den ich für meinen Partner in der GK für eine Fachzeitschrift schreiben soll, hat er mich auch nicht nur für die inhaltliche Arbeit, sondern auch den Schreibstil gelobt. Und mit Lob geht er recht sparsam um. ;) Insofern fände ich es auch schade, eine wohl vorhandene Neigung in diesem Bereich zu verschenken, nur weil ich nicht den Stallgeruch habe. Ich bin da wie gesagt noch im Abwägungsprozess.
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Re: Als Assessor Promotion abbrechen: Makel?

Beitrag von Muirne »

metroliner hat geschrieben: Sonntag 21. Juli 2019, 23:29
Muirne hat geschrieben: Sonntag 21. Juli 2019, 23:00
Wenn du promovieren willst kannst du das ja auch immernoch machen, aber klingt jetzt nicht so.
Mach dir nicht so nen Kopf und hab mit b und vb doch nicht so Komplexe. Konzentrier dich auf deine Stärken und weniger auf vermeintliche Makel.
Ich bin noch am abwägen, ob ich die Diss weiter verfolgen soll oder voll als Associate einsteigen soll. Ich hätte da schon ein, zwei Ideen, wie ich den ein oder anderen Professor ansprechen soll, ob das Erfolg bringt, wird sich zeigen. Aber grundsätzlich meine ich schon, dass ich auf diesem Gebiet etwas leisten könnte. Meine beiden Seminararbeiten wurden auch im Vergleich zu den übrigen Seminarteilnehmern sehr positiv bewertet und für einen Aufsatz, den ich für meinen Partner in der GK für eine Fachzeitschrift schreiben soll, hat er mich auch nicht nur für die inhaltliche Arbeit, sondern auch den Schreibstil gelobt. Und mit Lob geht er recht sparsam um. ;) Insofern fände ich es auch schade, eine wohl vorhandene Neigung in diesem Bereich zu verschenken, nur weil ich nicht den Stallgeruch habe. Ich bin da wie gesagt noch im Abwägungsprozess.
Du kannst dich mit deinen Noten doch auch auf eine Wimi Stelle an der Uni bewerben, das hat ja nicht unbedingt mit Stallgeruch zu tun, ob du da genommen wirst. Ich kannte keinen meiner Arbeitgeber vorher und das sind alles Sachen, die ganz oft über Kontakte laufen. Und promovieren geht wie gesagt generell auch extern. Nur darfst du nicht erwarten, dass man dir ein Thema hinterher trägt. Die meisten Profs sehen es als eigenständige Leistung, das selbst in die Hand zu nehmen.
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Re: Als Assessor Promotion abbrechen: Makel?

Beitrag von Praxiskommentar »

metroliner hat geschrieben: Sonntag 21. Juli 2019, 22:19Da ich nicht jahrelang auf irgendwelchen WissMit-Stellen rumhängen kann, ohne dass mein Lebenslauf dabei ein paar ordentliche Kratzer bekommt, [...]
Was für Kratzer sollen das denn sein?

Du machst Dir zu viele Sorgen und verkaufst dich mE auch unter Wert. Du hast zwei super Examina, insbesondere mit deinem zweiten Examen (das nach meinem Empfinden von den Arbeitgebern auch genauer angesehen wird als das erste) stichst du heraus.

Wenn du promovieren möchtest, such dir dein Lieblingsfachgebiet und geeignete Profs und schreib die nach der Reihe unverbindlich an, ob sie auch externe Doktoranden aufnehmen. Erzähl in der Mail ein bisschen über dich und deine Eignung zur Promotion und häng einen Lebenslauf an. Noch einfacher wird es, wenn du dir vorstellen könntest, als WissMit an der Uni zu arbeiten. Du bist bisher nicht an irgendwas "gescheitert", weil du es ja offenbar noch gar nicht versucht hast.

Wenn du in eine GK möchtest, sollte das auch kein Problem sein, du hast doch sogar GK-Erfahrung.
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Re: Als Assessor Promotion abbrechen: Makel?

Beitrag von metroliner »

Muirne hat geschrieben: Sonntag 21. Juli 2019, 23:00
Du kannst dich mit deinen Noten doch auch auf eine Wimi Stelle an der Uni bewerben, das hat ja nicht unbedingt mit Stallgeruch zu tun, ob du da genommen wirst. Ich kannte keinen meiner Arbeitgeber vorher und das sind alles Sachen, die ganz oft über Kontakte laufen. Und promovieren geht wie gesagt generell auch extern. Nur darfst du nicht erwarten, dass man dir ein Thema hinterher trägt. Die meisten Profs sehen es als eigenständige Leistung, das selbst in die Hand zu nehmen.
Das habe ich mir tatsächlich kurzzeitig überlegt, allerdings macht die Nahbereichsempirie und der Verdienst wenig Lust auf dieses Abenteuer. Habe mal in Stellenanzeigen geschaut und als Vergütung steht meistens 50% der Entgeltgruppe 13 des TV-L. Wenn ich die Tabellen richtig lese, wären das brutto so 1900-2000 Euro. Netto läge ich dann ein gutes Viertel unter meinem jetzigen WissMit-Gehalt in der GK bei einer 2,5-Tage-Woche. Die Vergütung am Lehrstuhl mag dann vielleicht mit einem WissMit-GK-Gehalt von einem mit nur 1. StEx konkurrenzfähig sein, in meiner Situation sind minus 25% dann doch happig. :(
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Re: Als Assessor Promotion abbrechen: Makel?

Beitrag von metroliner »

Praxiskommentar hat geschrieben: Montag 22. Juli 2019, 07:50
metroliner hat geschrieben: Sonntag 21. Juli 2019, 22:19Da ich nicht jahrelang auf irgendwelchen WissMit-Stellen rumhängen kann, ohne dass mein Lebenslauf dabei ein paar ordentliche Kratzer bekommt, [...]
Was für Kratzer sollen das denn sein?
Klar, jetzt habe ich noch viel in der Hand und könnte, wenn ich die Promotion nicht weiter verfolge, das gut mit "Such- und Orientierungsphase" etc. erklären.

Nur ist dieses Zeitfenster sicher nicht unbegrenzt geöffnet. Wenn ich erst nach drei/vier Jahren zu dem Entschluss komme, dass eine Diss nichts für mich ist, wird das wohl recht kritisch hinterfragt werden. Es wäre dann mE auch nicht mehr ganz von der Hand zu weisen, wenn mir jemand bei nackter Betrachtung des Lebenslaufs zuschreibt "erkennt sehr spät, dass er in einer Sackgasse steckt, findet nur schwer wieder heraus". Von diesem Punkt bin ich im Moment noch entfernt. Der Hintergrund meiner Fragen hier ist aber zu herauszufinden, wie weit ich davon entfernt bin. Eure Wortmeldungen helfen mir schon mal gut weiter - Danke!
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Re: Als Assessor Promotion abbrechen: Makel?

Beitrag von Tibor »

Die alles entscheidende Frage lautet doch: Warum überlegst du denn, ob du promoviert werden willst? Liegt es dir wirklich an einem Thema (hört sich nicht danach an) oder an der Beschäftigung (selbstständig vertieft wissenschaftliche Arbeit) oder nur an einem möglichen Prestigegewinn für den Lebenslauf? Soweit du hier auf Verdienstängste schielst, ist das nachvollziehbar, zeigt aber deutlich, dass dein Fokus nicht auf dem Wissenschaftsideal zu liegen scheint. Dann solltest du ohnehin nicht im Unibetrieb anfangen sondern eine externe Promotion angehen; der übliche Ablauf - soweit man keinen Kontakt zu einem Lehrstuhl hat - ist dann auch: Themenidee finden, Exposee erstellen, bei Lehrstühlen hausieren gehen, Dissertation erstellen.
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Re: Als Assessor Promotion abbrechen: Makel?

Beitrag von Muirne »

Das ist nachvollziehbar, auch wenn es nicht ungewöhnlich ist wimi am ls zu sein, auch mit 2. Examen. Du kannst ja auch als externer promovieren. Wenn du es möchtest, mach es. Es spricht weder etwas dagegen es nicht zu tun noch es zu tun. Wie gesagt wurde steht dir alles offen.
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Re: Als Assessor Promotion abbrechen: Makel?

Beitrag von metroliner »

Tibor hat geschrieben: Montag 22. Juli 2019, 09:51 Die alles entscheidende Frage lautet doch: Warum überlegst du denn, ob du promoviert werden willst? Liegt es dir wirklich an einem Thema (hört sich nicht danach an) oder an der Beschäftigung (selbstständig vertieft wissenschaftliche Arbeit) oder nur an einem möglichen Prestigegewinn für den Lebenslauf?
An einem bestimmten Thema liegt es mir nicht. Es sind die beiden letztgenannten Punkte. Gerade im Verfassungsrecht hat mich schon während des Studiums ein bisschen gestört, dass man nicht "über das dahinter" redet, sondern es eben sehr geschäftsmäßig schnell bei der Ermessensprüfung abhakt und Punkt. Ich habe in dem Bereich auch zwei Seminararbeiten geschrieben, die sehr positiv aufgenommen wurden. Leider bieten die Themen dieser Seminararbeiten keinen Stoff, um eine Diss "aufzusatteln". Dass die drei Zeichen vor dem Vornamen beim Berufseinstieg wie auch später förderlich sein können, ist für mich aber auch kein unwesentlicher Beweggrund. ;)

Generell bin ich mir bewusst, dass ich gerade als externer Promovend selbstständig zu einem Thema kommen muss, weil das ja auch Teil der Herausforderung des gesamten Promotionsvorhabens ist. Hier und da bin ich auf ein Thema gestoßen (auch die Arbeit in der GK gab mir ein, zwei Anreize, wäre dann natürlich Gesellschaftsrecht), aber sobald ich gecheckt habe, was da schon alles dazu da ist, stellte ich fest, dass am Knochen kaum noch Fleisch ist. Mit einer Diss muss ich natürlich nicht die gesamte Rechtswissenschaft auf den Kopf stellen, aber ein erheblicher Eigenteil wird trotzdem verlangt werden. Bisher ist es mir nicht gelungen, eine Lücke zu finden, die man mit dem Eigenanteil versuchen könnte zu stopfen.
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Tibor
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Re: Als Assessor Promotion abbrechen: Makel?

Beitrag von Tibor »

Gut, das ist aber kein individuelles Problem. Jeder, der sich mit der Idee der Promotion beschäftigt steht irgendwie vor dem Themensucheproblem. Nicht zuletzt sagt man ja auch, dass die "Themenfindung" ein wesentlicher Teil der selbstständigen wissenschaftlichen Arbeit ist. Das ist eben Forschung. Aus einem gegebenen Thema und ausdiskutierten Problemen dann eine Dissertation runterzuschreiben ist nicht der Kern. Das wird ja leidlich auch bei den Mediziner-Dissertationen außer Acht gelassen, der Kern deren Arbeit ist noch viel mehr die Forschung vorab und nicht die hübsche buchmäßige Zusammenfassung. Bei Jura ist die "Themenfindung" und die Abfassung der Dissertation allerdings nicht klar abgrenzbar (zeitlich), denn wie in einem Ping-Pong-Spiel ergeben sich bei der Abfassung neue zu erforschende Aspekte bzw. bisher angedachte Teilaspekte verflüchtigen sich als unproblematisch, obgleich man diese vorher als problematisch angesehen hat.

Tipp: Werde dir erst einmal klar darüber, über welchen Bereich du schreiben willst. Mache das nicht zu sehr an der Eingliederung der Uni-Vorlesungen fest sondern eher an Problemen der Gesellschaft, die rechtlich gelöst werden/werden sollen. Geht man davon aus, dass Gesetze Entscheidungen des Gesetzgebers im Hinblick auf bestimmte Interessenkonflikte sind, musst du eher den relevanten Konflikt erkennen, den du erforschen willst.
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