Als Assessor Promotion abbrechen: Makel?

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Freedom
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Re: Als Assessor Promotion abbrechen: Makel?

Beitrag von Freedom »

Ich beziehe mich jetzt mal nur auf den Ursprungspost und reihe hier mal spontan ein paar Gedanken aneinander.

So richtig nach "Ich will unbedingt die Diss machen" hört sich das bei dir nicht an.

Für mich z.B. war immer klar: Ich promoviere. Dann habe ich mehrere Monate selbst ein Thema gesucht und mir dann einen thematisch passenden Doktorvater gesucht. Das ist wahrscheinlich nicht die Regel, aber so gehts auch.

Der Arbeitsmarkt ist derzeit richtig gut soweit ich das mitbekomme. Egal ob Großkanzlei oder Richter, überall wird gesucht. Glaube nicht dass da eine Promotion zwingend ist. Plus du weist nicht, wie der Markt in 1-2 Jahren ist, wenn du dann fertig sein solltest.

Ansonsten halte ich es für einen Denkfehler zu sagen: Ich gurke seit nem halben jahr rum und habe nichts zustandegebracht, das ist ein Makel, jetzt probiere ich lieber noch länger rumzugurken und was zu machen. Eine Diss fängt man nur an, wenn man dafür brennt und die auch wirklich durchziehen will.

Oder man sucht sich gezielt einen, Verzeihung, Schmalspurdissvater/Mutter mit dem man im Voraus bespricht dass man die Diss so schnell wie möglich durchziehen will und sucht sich ein gezielt sehr enges Thema.

Mir sind auch Fälle bekannt wo sich jemand einen Doktorvater gesucht hat, dann 2 Jahre mit 3 Tage Nebentätigkeit in GK dran geschrieben und dann abgegeben. Der Doktorvater hätte die Diss mehr oder weniger in der Luft zerrissen. Keine Ahnung wie oft das vorkommt aber es kommt vor.

Die Abbruchquote ist im Übrigen soweit ich weiß nach dem 2. Examen sehr hoch. Viele haben nach ner Zeit einfach keine Lust mehr drauf, denken sich, ach mensch, ich kann Geld verdienen, bekommen ein Angebot und dann hat man 5 Jahre noch den Hintergedanken, man könnte die Diss ja noch fertigbringen. Dann lieber jetzt nach (Einem halben Jahr etc.?) Orientierungsphase klar sagen: ich wollte promovieren, aber ich habe einfach gemerkt, mir liegt das Praktische mehr usw., halt irgendwie plausibel begründen. Es dürfte viele solche Leute geben.

Wenn also doch noch Diss kommen soll dann m.E. mit klarem Zeitplan, klarer Zielsetzung, eng umgrenztem Thema und dann Durchziehen.
Ansonsten sehe ich die Gefahr sehr hoch dass sich das noch ein Jahr und mehr hinzieht und wieder nichts bei rumkommt.
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OJ1988
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Re: Als Assessor Promotion abbrechen: Makel?

Beitrag von OJ1988 »

Hier wird immer so getan, als gäbe es zwischen den beiden Polen "Schmalspurdiss" und "Ich-lebe-für-die-Wissenschaft-Diss" keinerlei Graustufen, obwohl sich die Mehrheit aller Doktoranden in gerade diesen - ggf. im Verlauf der Diss changierend - wiederfinden dürfte.
Swann
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Re: Als Assessor Promotion abbrechen: Makel?

Beitrag von Swann »

metroliner hat geschrieben: Sonntag 21. Juli 2019, 22:19...oder irgendwie schauen, dass sich Diss-mäßig doch noch was tut ...

Es wird sich nichts tun, wenn du es nicht tust. Die Situation ist zwar noch nicht dramatisch verfahren, auch wenn dir das vielleicht anders vorkommt, aber wenn man nach sechs Monaten nichtmal erste Themenfindungsansätze hat, dann spricht das für mich nicht nach dem Drive, den man braucht, um ein solches Projekt nicht zur Qual werden zu lassen.
Freedom
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Re: Als Assessor Promotion abbrechen: Makel?

Beitrag von Freedom »

OJ1988 hat geschrieben: Dienstag 23. Juli 2019, 18:22 Hier wird immer so getan, als gäbe es zwischen den beiden Polen "Schmalspurdiss" und "Ich-lebe-für-die-Wissenschaft-Diss" keinerlei Graustufen, obwohl sich die Mehrheit aller Doktoranden in gerade diesen - ggf. im Verlauf der Diss changierend - wiederfinden dürfte.
Das wollte ich mit meinem Post auch nicht ausdrücken. Aber wenn ich schon im Titel als Motivation anklingen lasse, dass und ob es ein Makel wäre, die Promotion abzubrechen, dann ist es durchaus legitim zu empfehlen: a) In den Beruf einzusteigen oder b) Sich ein enges Thema zu suchen.
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Re: Als Assessor Promotion abbrechen: Makel?

Beitrag von metroliner »

Swann hat geschrieben: Dienstag 23. Juli 2019, 19:50
metroliner hat geschrieben: Sonntag 21. Juli 2019, 22:19...oder irgendwie schauen, dass sich Diss-mäßig doch noch was tut ...

Es wird sich nichts tun, wenn du es nicht tust. Die Situation ist zwar noch nicht dramatisch verfahren, auch wenn dir das vielleicht anders vorkommt, aber wenn man nach sechs Monaten nichtmal erste Themenfindungsansätze hat, dann spricht das für mich nicht nach dem Drive, den man braucht, um ein solches Projekt nicht zur Qual werden zu lassen.
Mir ist völlig klar, dass eine Diss sich nicht von alleine oder an einem sonnigen Sonntagnachmittag mit einer Weißweinschorle auf dem Balkon und Laptop auf dem Schoß schreibt. Und es war bislang natürlich nicht so, dass ich hartnäckig gesucht habe, sondern vielmehr kursorisch. Kursorisch - eigentlich genau das, was eine Diss gerade nicht ist. Das von mir schon genannte Problemrauschen (Unzufriedenheit im Job, zu viele private Baustellen) hat mir natürlich auch einiges an Kraft abverlangt und mich zu sehr abgelenkt.

Ich bin gerade dabei, mich wegzubewerben und auch privat hellt einiges auf. Ich meine, dass ich daraus neuen und ernsten Mut für die Diss schöpfen kann. Meine Fragen hatten daher den Hintergrund, ob es für einen geschmeidigen Bewerbungsprozess nicht zu spät ist bzw. zu spät sein wird, wenn meine Themen- und Doktorvatersuche (was ist eigtl. die gendergerechte Bezeichnung? ;) ) doch keinen Erfolg bringt und ich daher in ein paar Monaten sagen muss: danke, das war's!
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Re: Als Assessor Promotion abbrechen: Makel?

Beitrag von metroliner »

Tibor hat geschrieben: Montag 22. Juli 2019, 11:34
Tipp: Werde dir erst einmal klar darüber, über welchen Bereich du schreiben willst. Mache das nicht zu sehr an der Eingliederung der Uni-Vorlesungen fest sondern eher an Problemen der Gesellschaft, die rechtlich gelöst werden/werden sollen. Geht man davon aus, dass Gesetze Entscheidungen des Gesetzgebers im Hinblick auf bestimmte Interessenkonflikte sind, musst du eher den relevanten Konflikt erkennen, den du erforschen willst.
Ich habe diesen Post und den Tipp schon gestern Mittag gelesen und sie mir bis jetzt ein paar Mal auf der Zunge zergehen lassen. Das ist wirklich ein sehr, sehr guter Rat. Vielen Dank dafür! O:)
Swann
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Re: Als Assessor Promotion abbrechen: Makel?

Beitrag von Swann »

metroliner hat geschrieben: Dienstag 23. Juli 2019, 22:54Mir ist völlig klar, dass eine Diss sich nicht von alleine oder an einem sonnigen Sonntagnachmittag mit einer Weißweinschorle auf dem Balkon und Laptop auf dem Schoß schreibt. Und es war bislang natürlich nicht so, dass ich hartnäckig gesucht habe, sondern vielmehr kursorisch. Kursorisch - eigentlich genau das, was eine Diss gerade nicht ist. Das von mir schon genannte Problemrauschen (Unzufriedenheit im Job, zu viele private Baustellen) hat mir natürlich auch einiges an Kraft abverlangt und mich zu sehr abgelenkt.

Ich bin gerade dabei, mich wegzubewerben und auch privat hellt einiges auf. Ich meine, dass ich daraus neuen und ernsten Mut für die Diss schöpfen kann. Meine Fragen hatten daher den Hintergrund, ob es für einen geschmeidigen Bewerbungsprozess nicht zu spät ist bzw. zu spät sein wird, wenn meine Themen- und Doktorvatersuche (was ist eigtl. die gendergerechte Bezeichnung? ;) ) doch keinen Erfolg bringt und ich daher in ein paar Monaten sagen muss: danke, das war's!
Sei nicht so ängstlich. Man sollte sich sein Leben nicht von irrationalen Lebenslaufängsten diktieren lassen, zumal du mit deinen Noten auch größere Brüche wegstecken dürfte. Wenn du Lust auf die Promotion hab, mach sie. Aber sei dir klar, auf was du dich einlässt.

Oder wie ein großer Philosoph (sinngemäß) sagte: Die Lust am Gewinnen muss größer sein als die Angst vor dem Verlieren.
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Re: Als Assessor Promotion abbrechen: Makel?

Beitrag von Praxiskommentar »

metroliner hat geschrieben: Dienstag 23. Juli 2019, 22:54
Swann hat geschrieben: Dienstag 23. Juli 2019, 19:50
metroliner hat geschrieben: Sonntag 21. Juli 2019, 22:19...oder irgendwie schauen, dass sich Diss-mäßig doch noch was tut ...

Es wird sich nichts tun, wenn du es nicht tust. Die Situation ist zwar noch nicht dramatisch verfahren, auch wenn dir das vielleicht anders vorkommt, aber wenn man nach sechs Monaten nichtmal erste Themenfindungsansätze hat, dann spricht das für mich nicht nach dem Drive, den man braucht, um ein solches Projekt nicht zur Qual werden zu lassen.
Mir ist völlig klar, dass eine Diss sich nicht von alleine oder an einem sonnigen Sonntagnachmittag mit einer Weißweinschorle auf dem Balkon und Laptop auf dem Schoß schreibt. Und es war bislang natürlich nicht so, dass ich hartnäckig gesucht habe, sondern vielmehr kursorisch. Kursorisch - eigentlich genau das, was eine Diss gerade nicht ist. Das von mir schon genannte Problemrauschen (Unzufriedenheit im Job, zu viele private Baustellen) hat mir natürlich auch einiges an Kraft abverlangt und mich zu sehr abgelenkt.

Ich bin gerade dabei, mich wegzubewerben und auch privat hellt einiges auf. Ich meine, dass ich daraus neuen und ernsten Mut für die Diss schöpfen kann. Meine Fragen hatten daher den Hintergrund, ob es für einen geschmeidigen Bewerbungsprozess nicht zu spät ist bzw. zu spät sein wird, wenn meine Themen- und Doktorvatersuche (was ist eigtl. die gendergerechte Bezeichnung? ;) ) doch keinen Erfolg bringt und ich daher in ein paar Monaten sagen muss: danke, das war's!
Mir scheint, dass du dich noch nicht bei Profs beworben hast, weil du dich insgesamt im Vergleich zu schlecht einstufst. Einen DV zu finden, der externe Promovenden aufnimmt, ist schwerer als einen DV zu finden, der dich als WissMit und Doktorand annimmt, ja. Aber es ist kein Ding der Unmöglichkeit, v.a. nicht mit einem zweistelligen zweiten Examen und, wie du sagst, sehr gut bewerteten Seminaren. mE ist der erste Schritt, dass du dir überlegst, welche Themen dich grundsätzlich genug faszinieren, um 2-3 Jahre deines Lebens damit zu verbringen. Das ist bei dir offenbar grob das Verfassungsrecht und vermutlich hast du auch schon etwas genauere Vorstellungen, welcher Bereich dort genau. Mit dieser Vorstellung würde ich jetzt einfach mal die Lehrstuhlwebsites der Unis durchsurfen und sehen, ob ein Prof dort dein präferiertes Gebiet abdeckt und was dessen Anforderungen an Doktoranden sind.

Ansonsten will ich mich OJ1988 ausdrücklich anschließen. Die angebliche "Schmalspurdiss" gibt es mE eh kaum. ;) Und du musst auch keine Diss in drei Bänden verfassen wollen, um promovieren zu dürfen.
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Re: Als Assessor Promotion abbrechen: Makel?

Beitrag von Tibor »

OJ1988 hat geschrieben: Dienstag 23. Juli 2019, 18:22Hier wird immer so getan, als gäbe es zwischen den beiden Polen "Schmalspurdiss" und "Ich-lebe-für-die-Wissenschaft-Diss" keinerlei Graustufen,
@OJ: Wer tut denn hier so?
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Re: Als Assessor Promotion abbrechen: Makel?

Beitrag von Freedom »

Tibor hat geschrieben: Donnerstag 25. Juli 2019, 08:42
OJ1988 hat geschrieben: Dienstag 23. Juli 2019, 18:22Hier wird immer so getan, als gäbe es zwischen den beiden Polen "Schmalspurdiss" und "Ich-lebe-für-die-Wissenschaft-Diss" keinerlei Graustufen,
@OJ: Wer tut denn hier so?
Ich habe den Begriff "Schmalspurdiss" in diesem Thread erstmalig erwähnt - in Bezug auf einen spezifischen Sachverhalt und als Empfehlung. Dort noch ausgehend vom Sachverhalt, dass die wesentliche Motivation für die Diss im Retten des Lebenslaufes besteht.

Scheinbar weckt dieser Begriff aber derartige Assoziationen, dass man ihn nicht verwenden sollte.
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Re: Als Assessor Promotion abbrechen: Makel?

Beitrag von OJ1988 »

Tibor hat geschrieben: Donnerstag 25. Juli 2019, 08:42
OJ1988 hat geschrieben: Dienstag 23. Juli 2019, 18:22Hier wird immer so getan, als gäbe es zwischen den beiden Polen "Schmalspurdiss" und "Ich-lebe-für-die-Wissenschaft-Diss" keinerlei Graustufen,
@OJ: Wer tut denn hier so?
Na du zum Beispiel ;)
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Re: Als Assessor Promotion abbrechen: Makel?

Beitrag von Tibor »

Nein.
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Re: Als Assessor Promotion abbrechen: Makel?

Beitrag von OJ1988 »

Dann verstehe ich deine vielfachen Äußerungen zum Thema "Wer sollte promovieren" stetig falsch.
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Re: Als Assessor Promotion abbrechen: Makel?

Beitrag von Tibor »

Naja, muss doch jeder selbst wissen, ob er eine Diss schreiben will und aus welchen Erwägungen.
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Re: Als Assessor Promotion abbrechen: Makel?

Beitrag von arlovski »

kleiner hijack: ist es dumm, schwerpunktmaessig zu einer richtlinie zu promovieren, die in spaetestens 2 jahren umgesetzt sein muss? eingeholt von der realitaet... usw

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