Richterscore

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Kulika
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Richterscore

Beitrag von Kulika »

Hi,

lohnt sich als Anwältin eine Registrierung bei Richterscore? Also hat es einen Mehrwert für die Mandatsarbeit?

Bin noch nicht zugelassen und kann mich deshalb noch nicht da registrieren, aber mich würde interessieren, wie hilfreich die Infos dort sind.

Grüße.
stilzchenrumpel
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Re: Richterscore

Beitrag von stilzchenrumpel »

Ich mag Erdbeereis mit Erdbeeren und Sahne und meine geheime Leidenschaft ist "Schlumpfeis" (oft auch als Dinoeis, Alieneis, Himmelblau ... bezeichnet). Ich hoffe, das ist hilfreich.

Bin natürlich auch ne glatte 10 :)
Hier gibt es nichts zu sehen, ich trolle nur.
Kulika
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Re: Richterscore

Beitrag von Kulika »

Hi,

die Frage ist (offensichtlich im Gegensatz zu manchen Fragen die derzeit im Forum gestellt werden) ernst gemeint. ;)
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Tibor
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Re: Richterscore

Beitrag von Tibor »

Ich hab bisher nicht den Sinn verstanden. Entweder der Richter ist so eigenartig, dass sich dies auch nicht durch schematische Bewertungen/Fragen abbilden lässt; oder er ist ein mehr oder weniger durchschnittlich agiler/freundlicher/lahmer/mürrischer Richter, mit dem man ohnehin umgehen kann und muss.

Im Zweifel dürften eher allgemeine Erledigungsstatistiken der Gerichte relevanter sein, als jede „Kopfnote“.
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Tobias__21
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Re: Richterscore

Beitrag von Tobias__21 »

Freilich!
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Kulika
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Re: Richterscore

Beitrag von Kulika »

Wie gesagt, ich weiss ja mangels derzeitiger Einsichtmöglichkeit nicht, was für Bewertungen da stehen. Aber manche Informationen könnten einem doch für die Prozesstaktik hilfreich sein?

"Handhabt Präklusionsvorschriften sehr streng" (Im Zweifel lieber Flucht in die Säumnis?)
"Würdigt Abtretung zur Verschaffung der Zeugenstellung im Rahmen der Beweiswürdigung sehr kritisch" (vielleicht kann man auf Beklagtenseite auf Erhebung einer isolierten DWK gegen den Zedenten verzichten?)
"Lässt sich für umfangreiche Prozesse viel Zeit und ist überfordert" (Vergleichsschluss für Mandant vorteilhaft? Rasche Drängung auf Beschleunigung des Verfahrens, ggfs. auch mit 198 GVG auf Klägerseite? Oder möglichst viel Sand ins Getriebe kippen auf Beklagtenseite?)
Liz
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Re: Richterscore

Beitrag von Liz »

Kulika hat geschrieben: Samstag 3. August 2019, 00:53 Wie gesagt, ich weiss ja mangels derzeitiger Einsichtmöglichkeit nicht, was für Bewertungen da stehen. Aber manche Informationen könnten einem doch für die Prozesstaktik hilfreich sein?

"Handhabt Präklusionsvorschriften sehr streng" (Im Zweifel lieber Flucht in die Säumnis?)
"Würdigt Abtretung zur Verschaffung der Zeugenstellung im Rahmen der Beweiswürdigung sehr kritisch" (vielleicht kann man auf Beklagtenseite auf Erhebung einer isolierten DWK gegen den Zedenten verzichten?)
Was bringt einem das alles, wenn es im Laufe des Verfahrens zu einem Richterwechsel kommt?
"Lässt sich für umfangreiche Prozesse viel Zeit und ist überfordert" (Vergleichsschluss für Mandant vorteilhaft? Rasche Drängung auf Beschleunigung des Verfahrens, ggfs. auch mit 198 GVG auf Klägerseite? Oder möglichst viel Sand ins Getriebe kippen auf Beklagtenseite?)
Das scheinen mir ehrlich gesagt Punkte zu seien, die man von außen nur bedingt beurteilen kann. Wenn man 3 Jahre lang immer mit dem gleichen Richter zu tun hatte, mag man vielleicht sagen können, dass er ersichtlich keine Ahnung von xy-Recht hat und das Verfahren äußerst langsam und unmotiviert betreibt. Aber als Außenstehender hat man in aller Regel wenig Einblick darin, wie hoch der Dezernatsbestand ist, wie umfangreich und kompliziert die übrigen Verfahren sind, wie exotisch der eigene Fall in dem Dezernat (= ggf. hoher Einarbeitungsaufwand) ist und ob es innerhalb des Gerichts möglicherweise andere Faktoren (z. B. langsame Geschäftsstelle) gibt, die dazu führen, dass das Verfahren länger dauert.

Im Übrigen finde ich es immer wieder erstaunlich, in welchen Fällen es mehr oder weniger aggressive Schreiben bzgl. der Beschleunigung gibt (hier letztens in einer Räumungssache eine Woche nach Ablauf der Klageerwiderungsfrist) und in welchen Fällen die Parteien eine schlichtweg unendliche Geduld haben, obwohl die Verfahren tatsächlich nur unglaublich langsam betrieben werden (können).
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Ara
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Re: Richterscore

Beitrag von Ara »

Zumindest im Strafrecht hat es sich mir noch nicht erschlossen, warum manche Kollegen sich so für den jeweiligen Richter interessieren. Ich schau mir in der Regel vorher nicht an, bei welchem Richter die Verhandlung ist. Was soll ich mir die Laune vorher verderben?

Primär kann man Richter ja eh nur einteilen in "juristisch unfähig" oder "juristisch fähig" und "nett" oder "unnett". Ersteres ist aber egal, weil man nicht weiß ob die juristische Unfähigkeit zugunsten oder zulasten von einem gehen und Zweiteres verschlechtert nur vorher meine Laune.

Das einzige wo ich mir einen Nutzen von sowas versprechen könnte wäre der Typ Richter der durch seine Art durchgehend die Besorgnis der Befangenheit begründet, aber für extrem milde Urteile bekannt ist. Da könnte die Information für einen Befangenheitsantrag interessant sein. Aber ich vertrete eh die Ansicht, dass man Befangenheitsanträge eh nur dann stellt, wenn es nicht mehr zu ertragen ist, von daher würde mir das auch nicht viel bringen.
Die von der Klägerin vertretene Auffassung, die Beeinträchtigung des Wohngebrauchs sei durch das Zumauern der Fenster nur unwesentlich beeinträchtigt, ist so unverständlich, dass es nicht weiter kommentiert werden soll. - AG Tiergarten 606 C 598/11
Freedom
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Re: Richterscore

Beitrag von Freedom »

Ist das denn so teuer? Einfach mal ausprobieren und selbst herausfinden ob es einem hilft?

Inhaltlich habe ich mangels Erfahrung nichts beizutragen. Nur gebe ich als allgemeine Lebenserfahrung noch zu bedenken, dass die meisten Menschen, branchenübergreifend, gegenüber Portalen, die sie angeblich in irgendeiner Art und Weise bewerten, eher kritisch sind.
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Re: Richterscore

Beitrag von Liz »


Freedom hat geschrieben:Nur gebe ich als allgemeine Lebenserfahrung noch zu bedenken, dass die meisten Menschen, branchenübergreifend, gegenüber Portalen, die sie angeblich in irgendeiner Art und Weise bewerten, eher kritisch sind.
Das ist sicherlich richtig, ändert aber nichts an der Frage, was es bringt, seine Prozessstrategie an Richter A auszurichten, wenn am Ende möglicherweise Richter B oder C entscheidet, und an der Frage, wie zutreffend die durch "Schwarmintelligenz" zu gewinnenden Erkenntnisse tatsächlich sein können. Im Übrigen hätte ich wenig dagegen, wenn die Anwälte nur noch Dinge tun, die ich gut finde ;)
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Tibor
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Re: Richterscore

Beitrag von Tibor »

Die Bewertungsinflation ist doch im Regelfall sinnlos. Wenn ich mir die Bewertungen von Lokalen bei Google anschaue, dann haben doch wahrscheinlich 90% eine Bewertung zwischen 3,0 und 4,2. Wird doch bei entsprechender Beurteilungsanzahl auch bei Arzt-, Anwalts- oder Richtern so sein. Dann bleiben 10% relevante Beurteilungen, nämlich die 7% mit 4,3-5,0 und die 3% mit 0,0-2,9. Nur bei Richtern kann man kaum sagen: Ah, der ist doof, ich nehm einen anderen.
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Kulika
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Re: Richterscore

Beitrag von Kulika »

Hi ihr

@Liz: Klar kann das mit der Auswechslung passieren. Aber das stellt doch nicht die Sinnhaftigkeit des Sammelns von Infos über die Richter generell in Frage.

@Freedom: Wie gesagt habe ich noch keine Zulassung als Anwältin. Also kann ich mich da auch nicht registrieren. Ich dachte aber, dass sich von hier schon mal jemand da angemeldet hat.

@Tibor: Gibt es da nur Punktebewertungen? Dann wäre so eine Seite in der Tat sinnlos.

Richter können übrigens hier die Infos anfordern, die über sie geschrieben stehen: https://www.richterscore.de/page-for-judges/

Grade bei etwas schrägen Richtern kann es vielleicht auch gut sein, gut vorbereitet zu sein. Aber gut, scheint bei den Anwälten nicht so populär zu sein die Seite oder sie ist tatsächlich nicht brauchbar. Danke auf jeden Fall für eure Antworten.
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Re: Richterscore

Beitrag von Liz »

Kulika hat geschrieben: Montag 5. August 2019, 23:26 @Liz: Klar kann das mit der Auswechslung passieren. Aber das stellt doch nicht die Sinnhaftigkeit des Sammelns von Infos über die Richter generell in Frage.
Natürlich kann man Informationen sammeln, aber die Frage ist ja, was es einem konkret bringt. Aber vielleicht berichtest Du einfach mal bei Gelegenheit, ob die Seite schon ausreichend informativ ist ;)
Tibor hat geschrieben: Montag 5. August 2019, 22:27 Die Bewertungsinflation ist doch im Regelfall sinnlos. Wenn ich mir die Bewertungen von Lokalen bei Google anschaue, dann haben doch wahrscheinlich 90% eine Bewertung zwischen 3,0 und 4,2. Wird doch bei entsprechender Beurteilungsanzahl auch bei Arzt-, Anwalts- oder Richtern so sein. Dann bleiben 10% relevante Beurteilungen, nämlich die 7% mit 4,3-5,0 und die 3% mit 0,0-2,9. Nur bei Richtern kann man kaum sagen: Ah, der ist doof, ich nehm einen anderen.
Das Problem dürfte insbesondere sein, eine einigermaßen repräsentative Stichprobe zu bekommen, weil die wenigsten Anwälte jeden Richter bewerten werden, sondern vielleicht mal einen, den sie besonders super und kompetent finden, und ansonsten eher die (vermeintlichen) Ausreißer, wobei im Zweifelsfall ja auch bei den Anwälten unterschiedliche Vorlieben bestehen.
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Re: Richterscore

Beitrag von Theopa »

Liz hat geschrieben: Dienstag 6. August 2019, 00:01 Natürlich kann man Informationen sammeln, aber die Frage ist ja, was es einem konkret bringt.
[...]
Das Problem dürfte insbesondere sein, eine einigermaßen repräsentative Stichprobe zu bekommen, weil die wenigsten Anwälte jeden Richter bewerten werden, sondern vielleicht mal einen, den sie besonders super und kompetent finden, und ansonsten eher die (vermeintlichen) Ausreißer, wobei im Zweifelsfall ja auch bei den Anwälten unterschiedliche Vorlieben bestehen.
Volle Zustimmung bei Zweiterem, gerade aufgrund des extremen "Voting-Bias" (gibt sicher irgendwo einen besser passenden Fachbegriff) dürften derartige Portale im Regelfall sinnfrei sein: Die 80-90% der völlig unauffälligen Termine werden schlicht nicht bewertet werden.

Theoretisch könnten gewisse Informationen jedoch durchaus relevant sein.

Ich bin lange nicht erfahren genug um viele Beispiel zu nennen, nennenswert finde ich aber z.B.
- wie viel "Redebedarf" der Richter/die Kammer/der Senat hat: Muss man den Mandanten - auch wenn das bei dem Sachverhalt nicht nötig wäre - auf eine 30-minütige, detallierte informatorische Anhörung vorbereiten, oder kommen maximal 1-2 gezielte Fragen?
- wie die Einstellung zur gütlichen Einigung ist: Kommt ausnahmslos bei jedem Termin der Vortrag, dass eigentlich beide Seiten verlieren werden und man sich gefälligst vergleichen soll, oder ist wirklich etwas "dahinter" wenn der entsprechende Wink mit dem Zaunpfahl kommt?

Es gibt sicher noch ein paar Dinge, die gerade für junge Anwälte welche nicht den Vorteil haben von einem erfahrenen Kollegen auf Besonderheiten hingewiesen zu werden hilfreich sein könnten.
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immer locker bleiben
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Re: Richterscore

Beitrag von immer locker bleiben »

Freedom hat geschrieben: Montag 5. August 2019, 11:17 Ist das denn so teuer? Einfach mal ausprobieren und selbst herausfinden ob es einem hilft?
Moment, die wollen Geld für den Quatsch? :lmao:
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