Juristische Veröffentlichungen

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Carlos84
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Juristische Veröffentlichungen

Beitrag von Carlos84 »

Ich wollte gerne mal eine Einschätzung hören. Da mein Chef als Herausgeber bei einer Zeitschrift mitwirkt, hat er mich angesprochen, ob ich regelmäßig (d.h. 1x im Monat) einen Kurzbeitrag zu einer aktuellen Entscheidung beisteuern will. Vom Umfang her wäre das vollkommen ok und ich finde es auch spannend. Mein Problem ist nur: ich würde das außerhalb der Arbeitszeit machen (den Beitrag aber vom Verlag separat vergütet bekommen). Meine Freizeit ist momentan eh schon sehr knapp bemessen aufgrund div. Dinge und ich bin ehrlich gesagt nun auch nicht der schnellste Leser/Schreiber und habe daher etwas Sorge, dass mir dieses regelmäßige in der Freizeit dann doch einfach noch zu viel wird - gerade weil mein Chef dann ja auch erwarten würde, dass ich nicht nach 2-3 Monaten wieder damit aufhöre. Meint ihr ich sollte mir diese "Chance" nicht entgehen lassen oder ist sowas etwas, was man eh jederzeit von sich aus auch anstoßen kann indem man bei Zeitschriften anfragt? Wir wirkt sowas eurer Einschätzung nach zudem nach außen (auf andere Arbeitgeber)? Ist sowas eher ein "plus" für den Lebenslauf und wird gern gesehen oder ist eher ziemlich egal?
Freedom
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Re: Juristische Veröffentlichungen

Beitrag von Freedom »

Nur so als Anregung, warum nicht darum bitten, sich da reinzuteilen (sprich dein Chef soll noch wen anderes akquirieren) / Selbst jemanden ins Boot holen mit dem du dich abwechseln kannst?
Digiwas?
Carlos84
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Re: Juristische Veröffentlichungen

Beitrag von Carlos84 »

Habe schon mit 2 weiteren Kollegen gefragt die theoretisch in Frage kommen, aber der eine ist mitten im Hausbau und bald auch erstmal weg (Elternzeit) und der andere traut sich dies nicht zu bzw. hat Angst er gibt da eine dämliche Einschätzung oder so ab, weil er was nicht bedacht hat und das wird dann gedruckt und er steht da wie ein Depp (hat gerade erst angefangen und ist noch recht unsicher im Rechtsgebiet).
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Re: Juristische Veröffentlichungen

Beitrag von Mia »

Kannst du nicht mit deinem Chef absprechen, es zumindest teilweise in der Arbeitszeit zu machen? Es hat ja auch einen Mehrwert für die Kanzlei.
Carlos84
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Re: Juristische Veröffentlichungen

Beitrag von Carlos84 »

Das Problem dabei ist, dass er meint das sei quasi ein Klacks und würde nicht lange dauern: ca ne halbe Std: Entscheidung ueberfliegen wenn man sie nicht eh schon kennt, zusammenfassen und etwas eigenen Senf dazu geben. Und das sehe ich halt bei mir soweit nicht, wenn ich wirklich was abgeben will, hinter dem ich auch stehen kann und die Entscheidung, bevor ich sie zusammenfasse auch lese und dann durchdenke. Ich muesste das intern halt auch buchen. Speedreading kann ich aber halt wirklich nicht, so ein grobes Überfliegen dauert bei mir im Endeffekt länger, als wenn ich es 1-2x konzentriert lese. ::roll: Aber wie ich soweit rauslese scheint es ja schon in die Richtung zu gehen, dass sowas an sich ganz gut ist und scheinbar auch gern gesehen wird - wenn die Umsetzung dann auch noch besser von der Hand gehen wuerde.
Carlos84
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Re: Juristische Veröffentlichungen

Beitrag von Carlos84 »

Wobei ich sagen muss: ich frag mich manchmal echt, wie Anwälte das scheinbar ja auch so fix hinkriegen da was rauszuhauen. Manche posten ja wirklich taeglich direkt wenn was aktuelles rauskommt dazu, haben ihren Blog und sind auf Twitter dabei. Ich frag mich immer,
ob denen das wirklich in wenigen Minuten alles aus der Hand geht oder sie keine Mandanten haben bzw das halt Teil des Einkommens ist ?!? Gerade bei einigen Einzelanwälten sehe ich das schon recht häufig.
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thh
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Re: Juristische Veröffentlichungen

Beitrag von thh »

Carlos84 hat geschrieben: Mittwoch 18. September 2019, 22:27Das Problem dabei ist, dass er meint das sei quasi ein Klacks und würde nicht lange dauern: ca ne halbe Std: Entscheidung ueberfliegen wenn man sie nicht eh schon kennt, zusammenfassen und etwas eigenen Senf dazu geben.
Das halte ich dann doch für sehr sportlich; ich würde realistisch eher 2-4 Stunden ansetzen.
Carlos84 hat geschrieben: Mittwoch 18. September 2019, 22:33Wobei ich sagen muss: ich frag mich manchmal echt, wie Anwälte das scheinbar ja auch so fix hinkriegen da was rauszuhauen. Manche posten ja wirklich taeglich direkt wenn was aktuelles rauskommt dazu, haben ihren Blog und sind auf Twitter dabei.
Auf Twitter 240 Zeichen zu posten oder einen kurzen Blogbeitrag zu verfassen ist mit einer Kurzbesprechung in einer (wissenschaftlichen) Zeitschrift m.E. kaum zu vergleichen.
Carlos84
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Re: Juristische Veröffentlichungen

Beitrag von Carlos84 »

Aber die Vorarbeit müssen sie ja trotzdem machen, dh Entscheidung lesen und einordnen, wie sie die bewerten. Auch wenn es dann nach außen nicht so viel ist, aber die Arbeit fällt doch trotzdem an. Irgendeinen voreiligen Blödsinn will man doch auch nicht in seinem Blog oder bei diskussionen mit kollegen über Twitter von sich geben.
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thh
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Re: Juristische Veröffentlichungen

Beitrag von thh »

Carlos84 hat geschrieben: Mittwoch 18. September 2019, 23:06Aber die Vorarbeit müssen sie ja trotzdem machen, dh Entscheidung lesen und einordnen, wie sie die bewerten.
Das ist im eigenen Rechtsgebiet m.E. jetzt nicht so furchtbar schwierig. Halbe Stunde halte ich auch da für sportlich, aber eine Stunde täglich bekommt man schon unter, wenn man das will.
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Tibor
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Re: Juristische Veröffentlichungen

Beitrag von Tibor »

Also wenn man eine ernsthafte Urteilsanmerkung verfassen will, dürfte das selbst mit Übung (Technik) nicht unter 1-2h gehen; wenn man zudem noch dabei die Rspr/Lit überprüfen will/muss, weil man das Thema nicht aus dem ff kennt, dann eher 2-4h.
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Re: Juristische Veröffentlichungen

Beitrag von Carlos84 »

Tibor hat geschrieben: Freitag 20. September 2019, 09:40 Also wenn man eine ernsthafte Urteilsanmerkung verfassen will, dürfte das selbst mit Übung (Technik) nicht unter 1-2h gehen; wenn man zudem noch dabei die Rspr/Lit überprüfen will/muss, weil man das Thema nicht aus dem ff kennt, dann eher 2-4h.
Ein befreundeter Anwaltskollege macht das auch regelmäßig in einer Zeitschrift. Seine Aussage war: länger als 60 Min lohnt sich nicht da rein zu investieren (Aufwand-Nutzen-Geld-Faktor). Er sieht das Ganze auch eher als "Nebeneinkommen" als dass es irgendwas für den Ruf bringen würde oder so, weil er meint, dass das Ganze juristische dafür eh zu schnelllebig ist und selbst wenn eine Urteilsanmerkung dämlich sein sollte und er da nun etwas vertreten hat, was so gar nicht ginge: würde nach kurzer Zeit eh kein Hahn mehr nach krähen, weil dann schon wieder zig neue Urteile reingekommen sind, die im Fokus stehen.

Ich habe jetzt mal signalisiert, dass ich es angehe und sollte es überhaupt nicht klappen: dann ist es zwar total blöd, aber dann hör ich halt wieder auf, bevor ich da nur am rudern bin. Dann kann ich immerhin mitnehmen, dass ich es mal probiert habe.
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Tibor
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Re: Juristische Veröffentlichungen

Beitrag von Tibor »

Carlos84 hat geschrieben: Samstag 21. September 2019, 10:52 Ein befreundeter Anwaltskollege macht das auch regelmäßig in einer Zeitschrift. Seine Aussage war: länger als 60 Min lohnt sich nicht da rein zu investieren (Aufwand-Nutzen-Geld-Faktor). Er sieht das Ganze auch eher als "Nebeneinkommen" als dass es irgendwas für den Ruf bringen würde oder so, weil er meint, dass das Ganze juristische dafür eh zu schnelllebig ist und selbst wenn eine Urteilsanmerkung dämlich sein sollte und er da nun etwas vertreten hat, was so gar nicht ginge: würde nach kurzer Zeit eh kein Hahn mehr nach krähen, weil dann schon wieder zig neue Urteile reingekommen sind, die im Fokus stehen.
Das ist natürlich Einstellungssache. Die Aussage mag für einen Kanzlei-Blog ausreichend sein, aber nicht für jede Zeitschrift, die den Anspruch auf Wissenschaftlichkeit haben will. Letztlich werden diese Anmerkungen nicht nur im Print irgendwo in Regalen verstauben, nein, sie sind auch über Juris, Beck & Co. wahrscheinlich bis an dein Karriereende abrufbar sein.
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Ara
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Re: Juristische Veröffentlichungen

Beitrag von Ara »

Carlos84 hat geschrieben: Mittwoch 18. September 2019, 22:33 Wobei ich sagen muss: ich frag mich manchmal echt, wie Anwälte das scheinbar ja auch so fix hinkriegen da was rauszuhauen. Manche posten ja wirklich taeglich direkt wenn was aktuelles rauskommt dazu, haben ihren Blog und sind auf Twitter dabei. Ich frag mich immer,
ob denen das wirklich in wenigen Minuten alles aus der Hand geht oder sie keine Mandanten haben bzw das halt Teil des Einkommens ist ?!? Gerade bei einigen Einzelanwälten sehe ich das schon recht häufig.
WisMits.
Die von der Klägerin vertretene Auffassung, die Beeinträchtigung des Wohngebrauchs sei durch das Zumauern der Fenster nur unwesentlich beeinträchtigt, ist so unverständlich, dass es nicht weiter kommentiert werden soll. - AG Tiergarten 606 C 598/11
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Re: Juristische Veröffentlichungen

Beitrag von Liz »

Tibor hat geschrieben: Samstag 21. September 2019, 10:57
Carlos84 hat geschrieben: Samstag 21. September 2019, 10:52 Ein befreundeter Anwaltskollege macht das auch regelmäßig in einer Zeitschrift. Seine Aussage war: länger als 60 Min lohnt sich nicht da rein zu investieren (Aufwand-Nutzen-Geld-Faktor). Er sieht das Ganze auch eher als "Nebeneinkommen" als dass es irgendwas für den Ruf bringen würde oder so, weil er meint, dass das Ganze juristische dafür eh zu schnelllebig ist und selbst wenn eine Urteilsanmerkung dämlich sein sollte und er da nun etwas vertreten hat, was so gar nicht ginge: würde nach kurzer Zeit eh kein Hahn mehr nach krähen, weil dann schon wieder zig neue Urteile reingekommen sind, die im Fokus stehen.
Das ist natürlich Einstellungssache. Die Aussage mag für einen Kanzlei-Blog ausreichend sein, aber nicht für jede Zeitschrift, die den Anspruch auf Wissenschaftlichkeit haben will. Letztlich werden diese Anmerkungen nicht nur im Print irgendwo in Regalen verstauben, nein, sie sind auch über Juris, Beck & Co. wahrscheinlich bis an dein Karriereende abrufbar sein.
Eben. Und der Ruf "schreibt viel, aber vor allem viel Mist" ist nun auch nicht sonderlich förderlich.

@TE: Richtig so. Versuch macht klug.
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Re: Juristische Veröffentlichungen

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Ara hat geschrieben: Samstag 21. September 2019, 11:23
Carlos84 hat geschrieben: Mittwoch 18. September 2019, 22:33 Wobei ich sagen muss: ich frag mich manchmal echt, wie Anwälte das scheinbar ja auch so fix hinkriegen da was rauszuhauen. Manche posten ja wirklich taeglich direkt wenn was aktuelles rauskommt dazu, haben ihren Blog und sind auf Twitter dabei. Ich frag mich immer,
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WisMits.
This.

Es passiert häufig, dass WissMits Arbeitsaufträge im Sinne von, "mich hat schon immer interessiert, ob.... Recherchier das doch bitte mal" oder "der BGH hat gerade entschieden, dass... Was bedeutet das genau für...?" bekommen.
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