Von unbefristetem ArbV in befristetes ArbV wechseln?

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Carlos84
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Von unbefristetem ArbV in befristetes ArbV wechseln?

Beitrag von Carlos84 »

Hallo,

ich arbeite seit etwas über einem Jahr in einer Kanzlei. Es gefällt mir im Großen und Ganzen auch. Allerdings wurde mir jetzt eine fachlich und gehaltsmäßig recht attraktive Stelle in einem Unternehmen angeboten. Da ich langfristig meine Zukunft schon eher in einem Unternehmen, als in einer Kanzlei, sehe, bin ich stark am überlegen. Der Haken ist nämlich, dass die Stelle zunächst auf etwas über ein Jahr befristet ist (Elternzeitvertretung). Mir wurde zwar gesagt, dass man gute Leute natürlich auch versucht weiter zu behalten - eine Garantie gibt es hierfür aber natürlich nicht.

Jetzt stellt sich mir die Frage, ob ich es wagen sollte, meine unbefristete Anstellung aufzugeben, um dort mit der Hoffnung auf eine unbefristete Weiterbeschäftigung auch nach der Befristung arbeiten zu können bzw. die Berufserfahrung in dem Bereich zumindest so schon einmal gesammelt habe. Oder fändet ihr das zu riskant und würdet hiervon eher abraten und grds. nur nach direkt unbefristeten Jobs in Unternehmen suchen? Mein momentaner Gedanke ist eher, dass ich es versuchen sollte, denn vllt. stellt sich ja auch heraus, dass mir die Tätigkeiten gar nicht liegt und "irgendeinen" Job würde ich im Anschluss, sofern es dort nicht weitergeht, sicherlich finden, also: wer nicht wagt, der nicht gewinnt!? :-k Ich muss aber halt zugeben, dass die "Existenzangst" bzw. die Angst, dann doch später ohne irgendwas dazustehen, schon im Hinterkopf auch rumspukt. ::roll:

War jemand schon einmal in einer derartigen Situation oder hat Tipps/Empfehlungen hierzu?
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scndbesthand
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Re: Von unbefristetem ArbV in befristetes ArbV wechseln?

Beitrag von scndbesthand »

Auf Befristung hätte ich ja überhaupt keine Lust. Würde für mich am Ende den Ausschlag geben, es nicht zu machen, aber die Risikopräferenzen sind eben höchst individuell.
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stilzchenrumpel
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Re: Von unbefristetem ArbV in befristetes ArbV wechseln?

Beitrag von stilzchenrumpel »

Würde ich ein wenig von deinem Profil abhängig machen. Sorgen um eine neue Stelle muss man sich mit Examensnoten ab einer gewissen Punktzahl und zB Auslandserfahrung und einem Dauerbrenner-Fachgebiet ja nicht unbedingt machen.

Und dann kommt es auf deine persönliche Situation an. Mit Familie wäre es für mich ein No-Go.
Hier gibt es nichts zu sehen, ich trolle nur.
thokra
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Re: Von unbefristetem ArbV in befristetes ArbV wechseln?

Beitrag von thokra »

Ich war mal in einer ähnlichen Situation, allerdings hatte das angebotene befristete Arbeitsverhältnis bei mir eine Dauer von zwei Jahren und nicht nur von einem Jahr.

Bei einer Laufzeit von nur einem Jahr würde ich eher nicht wechseln, wenn nicht die konkrete Aussicht auf eine Weiterbeschäftigung besteht. Die Aussage, dass man gute Leute gern behalten möchte, ist eine gängige Antwort auf die Frage, wie die weiteren Perspektiven aussehen. Ob es mit einer Verlängerung aber auch wirklich klappt, wird zumeist davon abhängen, ob bei Befristungsende überhaupt eine freie Stelle im Unternehmen zur Verfügung steht. Eine Aussage zum Behaltenwollen ist daher zwar üblicherweise ehrlich, aber trotzdem auch nichtssagend, weil in der Regel niemand weiß, wie die Personalsituation einige Monate später aussehen wird.

Zu beachten ist vor allem auch, dass ein Jahr schnell vorbei ist und der Druck nach Klarheit zunehmend wächst. Es ist ja nicht so, dass man sich ruhigen Gewissens erst einen Monat vor Befristungsende mit einer ggf. notwendigen Anschlussstelle befassen kann.

Wenn die aktuelle unbefristete Stelle ganz passabel ist, würde ich den Wechsel auf eine auf ein Jahr befristete Stelle nicht empfehlen, sondern auf andere Stellenangebote mit mindestens zweijähriger Befristung warten. Bei zwei Jahren kann man insoweit zu Beginn drucklos arbeiten, im Unternehmen können sich freie Stellen für eine Weiterbeschäftigung ergeben und vor allem lässt sich nötigenfalls die Suche nach einer Anschlussstelle stressfreier gestalten.
Carlos84
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Re: Von unbefristetem ArbV in befristetes ArbV wechseln?

Beitrag von Carlos84 »

Danke für eure Antworten. Ja, das eine Jahr ist wirklich kurz und wird schnell vergehen.

Ich gucke immer mal rum, welche Unternehmen im für mich relevanten Bereich interessant wären und dies wäre tatsächlich auch einer meiner persönlichen Top 3-Arbeitgeber in dem Bereich. Das macht es mir etwas schwerer, weil ich - sofern die Realität nicht völlig von der Vorstellung abweicht - mir dann dort auch wirklich eine langjährige Tätigkeit vorstellen kann. Daher habe ich Sorge, wenn ich es jetzt nicht nutze, dass sich die Chance nicht ergibt, dort einen Fuß in die Tür zu kriegen. Aber die Befristung ist halt schon auch nicht unproblematisch für mich - zumal ich gelesen habe, dass das Arbeitsamt, sollte man anschließend ALG 1 beziehen müssen, eine Sperre verhängen kann, weil man freiwillig von einer unbefristeten in eine befristete Tätigkeit gewechselt ist. Inwiefern das stimmt, sei dahingestellt...aber da ich in HH wohne und es hier allein von der Miete schon nicht günstig ist, wäre so etwas für mich schon eine kleine Katastrophe....dem aber natürlich vorausgesetzt, dass es dazu überhaupt kommt (nicht doch verlängert wird und ich nichts anderes nahtlos andernfalls finden würde). Ach herrje.... ::roll: :-k
stilzchenrumpel hat geschrieben: Samstag 12. Oktober 2019, 12:34 Würde ich ein wenig von deinem Profil abhängig machen. Sorgen um eine neue Stelle muss man sich mit Examensnoten ab einer gewissen Punktzahl und zB Auslandserfahrung und einem Dauerbrenner-Fachgebiet ja nicht unbedingt machen.

Und dann kommt es auf deine persönliche Situation an. Mit Familie wäre es für mich ein No-Go.
Familie habe ich nicht. Bin allerdings schon in meinen mittleren 30er Jahren. Meine Examina sind knappes VB (1. Examen) und befr. mit 7,x Pkt (2. Examen). Im Referendariat habe ich sowohl in eine GK reingeschnuppert (allerdings nicht das Rechtsgebiet, in dem ich aktuell tätig bin) als auch Auslandserfahrung gesammelt (Wahlstation bei einer mittelst. Kanzlei in London). Und jetzt halt seit etwas über einem Jahr in einer Kanzlei tätig. Ansonsten bisher (leider) keine weiteren Qualifikationen.
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Muirne
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Re: Von unbefristetem ArbV in befristetes ArbV wechseln?

Beitrag von Muirne »

Ich würde es davon abhängig machen, wie "einmalig" diese Chance ist. Ein Jahr ist superschnell vorbei, man hat sich kaum eingearbeitet und vertraut gemacht. Und klar muss sein, dass du nach vielleicht 8 Monaten mit etwas Druck wieder am Bewerben sein wirst und dann hoffen musst, schnell in dem Bereich was zu finden. Das ist auf jeden Fall keine allzu komfortable Situation. Wenn du denkst, dass die Chance wieder kommt, würde ich mich lieber (auch initiativ) auf unbefristete oder zumindest länger befristete Stellen bewerben. Manchmal gewinnt man aber natürlich auch und gerade bei Elternzeit besteht ja schon die Möglichkeit, dass sich das nochmal verlängert. Nur allein darauf setzen würde ich eben nicht. Dass man dich gerne behalten würde, setzt in der Tat voraus, dass auch eine Stelle da ist, die ja offensichtlich gerade nicht per se da ist. Wenn nicht sind das nur schöne Worte.
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Liz
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Re: Von unbefristetem ArbV in befristetes ArbV wechseln?

Beitrag von Liz »

Gegen einen Wechsel auf eine befristete Stelle in einem Unternehmen in Deiner jetzigen Situation würde für mich sprechen, dass es - für den Fall, dass Du (aus welchen Gründen auch immer) nur ein Jahr in dem Unternehmen bleiben solltest - so aussehen würde, als würdest Du es nirgendwo so richtig lange aushalten. Ich würde daher, da Du ja schreibst, dass es Dir in Deiner aktuellen Kanzlei grds. gefällt, lieber noch 1-2 Jahre in der Kanzlei bleiben und dann versuchen in ein Unternehmen zu wechseln. Im Übrigen wäre mir persönlich die vage Hoffnung (mehr kann es m. E. zum jetzigen Zeitpunkt nicht sein), dass sich in dem Unternehmen zum passenden Zeitpunkt eine dauerhafte Perspektive auftut, den Stress nicht wert, monatelang nicht zu wissen, ob ich jetzt bleiben kann oder mir doch einen anderen Job suchen muss.
Kasimir
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Re: Von unbefristetem ArbV in befristetes ArbV wechseln?

Beitrag von Kasimir »

Ich würde es auch nicht machen.

Bei einer auf einem Jahr befristeten Stelle bist du spätestens nach 6 Monaten wieder auf Jobsuche, d.h. du bist gerade mal angekommen. Das stelle ich mir psychisch stressig vor, sich einerseits im laufenden Job zu bewähren und zugleich sich schon wieder umzusehen.

Das Jahr würde auch nicht stressig, da du wahrscheinlich keinen Urlaub etc. nehmen würdest, da du dich ja beweisen willst.

Die Elternzeitvertretung ist auf ein Jahr beschränkt. Du denkst nun, dass du damit einen Fuß in die Tür bekommst und dich bewähren kannst. Das Unternehmen wird allerdings wirtschaftlich rechnen. Die schaffen nicht eine neue Stelle, nur weil du gut bist, sondern die haben ein knallhartes Budget und einen Stellenplan. Natürlich sagt man dir jetzt, dass "wenn es eine Stelle gibt", man "gute Leute halten will", aber das bedingt eben zwei Faktoren und du hast maximal einen in der Hand.

Wie @Liz gesagt hat, sieht es blöd aus, wenn du dann zwei Stellen in deinem Lebenslauf hast, bei denen du nur kurz geblieben bist.
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Carlos84
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Re: Von unbefristetem ArbV in befristetes ArbV wechseln?

Beitrag von Carlos84 »

Ich komme leider erst jetzt zum Antworten. Vielen Dank für eure hilfreichen Beiträge. Ich habe dem Unternehmen telefonisch abgesagt, da mir 1 Jahr Befristung zu kurz ist. Am nächsten Tag kam ein unerwarteter Rückruf, dass sie mich unbedingt haben wollen und die Planung auf 1.5 Jahre Befristung hochschrauben könnten; mehr ginge aber wirklich erstmal nicht für exakt diese Stelle...und dann halt wieder die Aussage "wenn man erstmal in unserem Konzern ist, dann bleibt man auch im Anschluss an die Befristung, sofern man sich nicht total schlecht anstellt."

Nachdem ich es schon gedanklich abgehakt hatte, stehe ich jetzt wieder gedanklich am Anfang... ](*,) :-k :lmao:
Sektnase
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Re: Von unbefristetem ArbV in befristetes ArbV wechseln?

Beitrag von Sektnase »

Das klingt doch schonmal etwas besser immerhin.. an deiner Stelle würde ichs wahrscheinlich machen, wenn's jetzt nicht eine Branche ist in der ich bald Stellenabbau erwarten würde.
In einem Umfeld, in dem mittelschwere Hurensöhnigkeit häufig zum Stellenprofil gehört, muss einen nicht wundern, wenn man Scheiße behandelt wird. -Blaumann
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Muirne
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Re: Von unbefristetem ArbV in befristetes ArbV wechseln?

Beitrag von Muirne »

Sie scheinen dich ja schon zu wollen. Ich denke, ich würde es auch machen, aber frühzeitig die Zukunft klären und im Zweifel wegbewerben. Es ist ja auch relativ normal am Anfang der Berufslaufbahn durch Wechsel seine Situation zu verbessern (1,5 Jahre sind ja auch nicht 3 Monate, nach denen man abhaut, sodass ich nicht finde, dass es übermäßig sprunghaft aussieht. In 1,5 Jahren kann man schon auch gut was machen). Ne unbefristete Stelle ist dabei zwar ein gewichtiges Argument für nen Job, aber wenn man beweglich ist auch nicht das allerwichtigste. Mit deinen Qualis dürftest du auch in 1,5 Jahren woanders gefragt sein, du musst dich ja nicht verstecken.
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