Soziale Übeforderung

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Snakeeater
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Soziale Übeforderung

Beitrag von Snakeeater »

Liebe Forumsleser,

ich wende mich an Euch wegen eines eher ungewöhnlichen Problems. Seit einigen Monaten habe ich als Berufseinsteiger eine Tätigkeit als Syndikus in einem größeren Unternehmen aufgenommen und bin relativ unzufrieden. Fachlich ist die Arbeit super, nur das soziale Umfeld ist sehr anstregend. Der fachliche und soziale Austausch nimmt bei uns unnatürlich großen Stellenwert ein und hat mindestens dieselbe Bedeutung wie fachliche Einzelleistungen in Form von Stellungnahmen, Schriftsätzen, Entwürfen, Verträgen usw. Es wird erwartet, dass man sich mit jedem Kollegen täglich fachlich und sozial austauscht, einfach damit man sich mal sieht, möglichst lange (10 bis 15 Min, gerne auch länger, mit den Kollegen, mit denen mach fachlich enger zusammenarbeitet auch 40 min bis eine Stunde). Das beschränkt sich nicht nur auf die Rechtsabteilung sondert findet in einem geringen Maße auch mit Kollegen aus anderen Fachabteilungen statt und wird auch erwartet. Aufgaben kriegt man nur von Kollegen, mit denen dieses soziale Spiel besonders gut funktioniert. Deren Ansehen steigt dadurch und die kriegen soziale Punkte. Im Gegenzug kriegt man Aufgaben als Belohnung.

Ich habe auch den Eindruck, dass es zwischen den Abteilungen auch eine Konkurrenzsituation gibt und dass darum gekämpft wird mit intensivem und lautem fachlichen Austausch den Eindruck von Aktivität zu erzeugen. Wichtig ist, immer sichtbar zu sein und gehört zu werden.

In der Kantine gehen wir grundsätzlich immer mit einer bestimmten Gruppe aus einer anderen Abteilung essen und tauschen uns mit denen sozial und fachlich aus. Es wird großen Wert dabei gelegt, dass die Gespräche gut laufen und dass das in der Kantine alle sehen, sodass das eigene Ansehen und das der Abteilung dadurch wächst. Wer besonders gut im socializing ist, ist beliebt und kriegt Anerkennung. Alleine Essen oder Mittagspause auswärts, ist ein sozialen Tabu wird und sehr ungern gesehen. Nur mit guter Begründung gegenüber dem Chef (Arzttermin usw.) ist das möglich.

Problematisch ist auch, dass im Prinzip alle Mitarbeiter des Unternehmens über Skype verbunden sind und man genau erkennen kann, wer an seinem Arbeitsplatz ist und aktiv ist (grün; und wer inaktiv gelb), sodass man bei Anlass zu dem Kollegen gehen kann, um sich mit ihm auszutauschen. Außerdem kann ich den Kalender von jedem anderen einsehen und sehe genau welche Termine er hat. Wenn man trotz weniger Termine keinen Austausch betreibt, sinkt man im Ansehen und die Kollegen meiden einen, was schlecht ist, weil man ja soziale Punkte sammeln muss und den Eindruck von Aktivität erzeugen muss. Eine sozialer Wahnsinn.

Außerdem gibt es relativ wenig zu tun und die Arbeit wird durch meine erfahreneren juristischen Kollegen systematisch von mir abgeschirmt, weil diese fürchten dadurch ein Einfluss und Status zu verlieren. Mit dem Ergebnis, dass dieser soziale Wahnsinn unnatürlich großen Raum einimmt.

Es gibt auch relativ strenge soziale Regeln im Umgang miteinander. Bei Gesprächen mit Abteilungs- und Bereichsleitern, die sehr häufig sind, muss man immer Fragen stellen, um Interesse zu signalisieren und deren Status zu bestätigen. Wenn man das schlecht macht, hat man ein Problem.

Ich sehe mich schon seit längerer Zeit nach einer anderen juristischen Tätigkeit um, um diesem Schwachsinn zu entgehen. Daher meine Frage: Wo kann in einem überschaubaren sozialen Umfeld arbeiten mit wenigen Kollegen, die tatsächlich wichtig für einen sind, auf die man sich konzentrieren kann und wo man auf andere nur eingeht, wenn es ernsthafte fachliche Anfragen von deren Seite gibt. Ist das in Kanzleien möglich oder im öffentlichen Dienst? Ich hätte auch kein Problem mit ausgeprägtem Mandantenkontakt, das hat ja wenigstens einen fachlichen Sinn. Aber ich habe keine zwei Examina abgelegt und mich mit anderen über fake Themen auszutauschen. Ideal wäre eine gut bezahlte back office Tätigkeit. Außerdem würde mich interessieren, ob das in größen Unternehmen grundsätzlich so ist mit beschriebenen sozialen Zwängen oder ob ich einfach Pech gehabt habe. Ich hab mich schon in den AGs schwer getan mit dem sozialen Austausch, aber da ging es noch. Im Unternehmen empfinde ich das als extrem lästig.

Danke für Eure Hilfe
Mia
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Re: Soziale Übeforderung

Beitrag von Mia »

Also derart schlimm habe ich das noch nicht gehört. In vielen sozialen Strukturen gibt es freilich entsprechende Zwänge und ungeschriebene Regeln, aber das hört sich ja schon wie eine Dystopie an. Ich würde annehmen, dass du besonders Pech hattest. Vermutlich reflektierst und empfindest du das auch deutlich genauer und empfindlicher als andere Menschen, gleichwohl sind die Eckdaten der gegenseitigen Kontrolle bereits objektiv unangenehm.

Sicher können andere für deinen Bereich mehr sagen.
Kasimir
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Re: Soziale Übeforderung

Beitrag von Kasimir »

Puh. Es ist schwierig einzuschätzen, ob das es in deinem Unternehmen besonders extrem ist oder ob du es nur besonders extrem empfindest. Dass du in der AG schon Probleme hattest, lässt mich aufhorchen.

Grundsätzlich sind alle Orte, an denen Menschen zusammenarbeiten, von sozialen Strukturen geprägt. Niemand macht nur deshalb Karriere, weil er fachlich brillant ist. Dies ist eine notwendige, aber keine hinreichende Voraussetzung. Natürlich ist es wichtig, wie anerkannt und integriert man innerhalb eines Sozialgefüges ist. Das ist im Beruf nicht anders als in der Schule, Uni oder AG.

Auch in Kanzleien ist dies nicht anders. Und auch mit Mandanten sprichst du nicht nur auf fachlicher Ebene, sondern musst sozial interagieren und soziale Einflüsse abschätzen. Jemand fragt schließlich nicht als Roboter dich als Subsumbtionsautomat um eine Meinung. Du musst vielmehr verstehen und einordnen können, dass der Mandant (oder in deinem Fall die andere Abteilung) sich in einem sozialen Kontext bewegt. Eine Rechtsabteilungsmitarbeitet, der gerade einen neuen Chef vor die Nase gesetzt bekommt hat, mag intern einen erheblichen Profilierungsbedarf haben. Das musst du natürlich bei der Art und Weise des Rechtsrats berücksichtigen. In keinem juristischen Job geht es nur darum, nüchtern wie im Examen Fälle zu lösen.
Eichhörnchen, Eichhörnchen wo sind deine Nüsse?
Freedom
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Re: Soziale Übeforderung

Beitrag von Freedom »

Ein paar Gedanken dazu:

Prinzip der selektiven Aufmerksamkeit. Man geht mit einer bestimmten These an Sachverhalte heran, wenn es Beweise dafür gibt, denkt man sich "Ah, ich hab es doch gewusst!!!", wenn es Situationen gibt, die nicht dazu passen, ignoriert man diese. Das würde hier bedeuten: Normale Situationen werden von dir nicht wahrgenommen, Situationen die zum Klischee passen umso stärker. Da kann sich der Mensch durchaus recht stark reinsteigern.

Die von dir geschilderten Situationen, in der wahrgenommenen Intensität, halte ich für unwahrscheinlich. Das klingt ja schon wie in China, wo es wirklich ein Punktesystem gibt, das darüber entscheidet, ob man Kredite bekommt, Wohnungen usw. Einige Zitate lassen es in der Tat so erscheinen, dass du dich da ein wenig reinsteigerst.

Dass es möglicherweise in deinem Unternehmen dagegen ein wenig seltsamer zugeht als in manch anderem kann dagegen ohne weiteres sein. Was hat das Unternehmen denn für eine Firmenphilosophie? Das ist ja schon auch ein wenig aussagekräftig. War mal in einem größeren Unternehmen in London zu Gast, dort herrschte auch eine Firmenphilosophie die zu meiner nicht gepasst hätte. Riesiger Open-Space im Eingangsbereich mit Sofas, Gratis Kaffee / Chips / Snacks usw. für alle Mitarbeiter, zig Sitzgelegenheiten. Keine festen Arbeitsplätze, jeder sucht sich jeden Tag etwas neues. Die gesamte Firma Videoüberwacht, inklusive des Gemeinschaftsbereichs und den Arbeitsplätzen. Fragen dazu, die leicht kritisch waren, wurden direkt abgebügelt. Alle lieben dieses Konzept, niemand beschwert sich, alle stehen voll hinter der Firmenphilosophie usw. Ich hätte da nicht arbeiten wollen.

Sprich: es kann durchaus sein, dass du eine Firma erwischt hast, die überhaupt nicht zu dir passt. Wobei du dir dann womöglich die Frage gefallen lassen musst, ob du dich vorher nicht richtig über die Firma und deren Philosophie informiert hast.

Besteht denn eine hohe Fluktuation? Verstehst du dich mit irgendeinem Kollegen richtig gut, mit dem du das mal vorsichtig ein wenig besprechen kannst und ihn / sie nach dessen Empfinden fragen kannst?

Das man dagegen in einem internen Mailprogramm oder Skype sehen kann, wer gerade online ist, würde ich als ziemlich normal betrachten.
Digiwas?
Dornatello
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Re: Soziale Übeforderung

Beitrag von Dornatello »

Die Beschreibung klingt so, als könnte sie von einem Autisten kommen. Möglicherweise ist Threadersteller aus diesem Spektrum? Es klingt jedenfalls stark danach, vor allem, weil die sozialen Interaktionen sehr analytisch dargestellt werden (minutengenaue Zeitangaben für den "sozialen Austausch" z. B.). Daher kann es gut sein, dass die Mehrheit der Kollegen die Situation deutlich angenehmer empfindet. Das ändert natürlich nichts daran, dass der Threadersteller diese Empfindung in dieser Form hat.

Ich habe selbst eine Refstation im Konzern gemacht und habe dort die Erfahrung gemacht, dass die Rechtsabteilung dort auch die Aufgabe hat, sich proaktiv einzubringen und in die Fachabteilungen hineinzuhorchen, damit rechtliche Fragestellungen frühzeitig identifiziert werden. Die Rechtsabteilung möchte schließlich nicht immer erst zum Schluss eingebunden werden, wo dann möglicherweise ein Projekt platzt, weil die Miesepeter von Legal mal wieder alles schwarz sehen (was dann mitunter viele Millionen Euro kosten kann)...
Von daher könnte es etwas mit diesem Selbstverständnis der Rechtsabteilung zu tun haben. Da ist die Arbeit in einer Kanzlei natürlich ganz anders, weil da der Mandant mit einem (mehr oder weniger konkretem) Anliegen kommt, das dann bearbeitet werden muss. Die Akquise macht dann der Partner und von dem bekommt man Arbeit zugewiesen. Da ist es dann auch deutlich leichter, sich stärker zurückzuziehen.
Mia
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Re: Soziale Übeforderung

Beitrag von Mia »

Ich kenne auch Rechtsabteilungen wo das definitiv nicht so ist und auch keiner Einblick in den genauen Workload hat und die Mitarbeiter dann mit Problemen und Fragen kommen. Und eine leicht soziophobe Einstellung macht einen auch noch nicht zum "Problemfall". Es macht es nicht einfacher, aber ich bin auch kein richtig herzlicher Freund von großen Gruppen (also so 15+, meist auch völlig überschätzt, viel wichtiger ist nämlich one on one time und was man in kleinen Gruppen im sozialen Umgang liefert) und ich kenne Leute, die sind wirklich und auch stärker Soziophob, gehen nie mit zum Mittag und die sind in ihrem Bereich trotzdem erfolgreich, beliebt und kriegen auch Arbeit (Rechtsabteilung). Also ja, es hört sich extrem an, aber das kann sich nicht nur daraus ergeben, dass der te besonders ist, sondern auch aus einem wachsenden Leidensdruck, unter dem man die Situation immer genauer analysiert und empfindet.
Insofern te, gib nicht auf, sondern such dir den für dich richtigen Arbeitgeber.
Theopa
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Re: Soziale Übeforderung

Beitrag von Theopa »

Dornatello hat geschrieben: Montag 28. Oktober 2019, 00:07 Die Beschreibung klingt so, als könnte sie von einem Autisten kommen. Möglicherweise ist Threadersteller aus diesem Spektrum? Es klingt jedenfalls stark danach, vor allem, weil die sozialen Interaktionen sehr analytisch dargestellt werden (minutengenaue Zeitangaben für den "sozialen Austausch" z. B.). Daher kann es gut sein, dass die Mehrheit der Kollegen die Situation deutlich angenehmer empfindet.
Diese Unterstellung halte ich doch für etwas gewagt, die Zeitangaben etc. können auch schlicht damit zusammenhängen, dass man die Situation im Forum sonst kaum schildern kann: "Oft und aus meiner Sicht verhältnismäßig sehr lange" o.Ä. ist eben nicht aussagekräftig, da viel zu subjektiv.

Ich kann absolut nachvollziehen, dass man (auch ohne Autist zu sein) in der Arbeit - jetzt kommts - eben erst einmal arbeiten möchte. Klar, wenn man sich mit einigen netten Kollegen gerne unterhält oder mit einer angenehmen Gruppe 2-3 mal pro Woche zusammen Essen geht kann auch das eine sehr gute Sache sein, wenn es aber wirklich einen faktischen Zwang dazu geben sollte ständig überkommunikativ im Gang zu stehen und auch mit Personen die einem völlig egal bis unsympathisch sind täglich über das Wetter zu reden wäre das schon sehr blödsinnig.

Eine Situation wie die Beschriebene habe ich in Kanzleien bisher nicht erlebt. Das dürfte wohl auch daran liegen, dass dort im Regelfall ein mehr oder weniger großer Zusammenhang zwischen erledigter Arbeit und Einkommen besteht und sinnloses Plaudern ab einem gewissen Maß einfach auch Geld kostet. Aktuell arbeite ich in einer eher familiären Einheit in der man sich zwar auch regelmäßig einfach so mit Kollegen unterhält, das Mittagessen häufig gemeinsam stattfindet und es auch 2-3 interne Veranstaltungen im Jahr gibt; es käme aber z.B. niemand auch nur auf die Idee jemanden für die gelegentliche Abwesenheit dort zu kritisieren. Wenn man einen miesen Tag hat schließt man auch einmal die Tür und beschränkt die Kommunikation auf den fachlich notwendigen Austausch; sofern das nicht zum Regelfall wird und man sich komplett abschottet ist auch das egal.

Noch deutlicher war das in einer anderen Einheit, in der praktisch ca. 15 Einzelanwälte in einer eher losen Partnerschaft tätig waren. Trotz teilweise flexibler Arbeitsplätze und überwiegend netter und kommunikativer Anwälte war es dort noch einmal deutlich ruhiger, für meine Verhältnisse dann teilweise doch etwas zu "einsam", da es durchaus vorkam, dass man mehrere Partner nur ein paar mal pro Woche morgens und abends auf dem Weg zwischen Eingang und ihrem Büro gesehen und kurz gegrüßt hat.

Kurzum @TE: Für mich klingt es so, als ob die Anwaltschaft besser zu dir passen könnte. Auch in der Justiz dürfte es deutlich besser aussehen, da man dort - sofern man nicht gerade starke Karriereambitionen hat - den sozialen Austausch wohl im Ergebnis völlig nach Belieben regeln kann.
Zuletzt geändert von Theopa am Montag 28. Oktober 2019, 09:14, insgesamt 1-mal geändert.
Kasimir
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Re: Soziale Übeforderung

Beitrag von Kasimir »

Klar, jeder empfindet Situationen anders. Aber anders als "Lernen" ist "Arbeiten" nun mal nicht ein isoliertes Abarbeiten von Aufgaben.

Der folgende Satz ist für mich problematisch:
Snakeeater hat geschrieben: Sonntag 27. Oktober 2019, 20:23 Der fachliche und soziale Austausch nimmt bei uns unnatürlich großen Stellenwert ein und hat mindestens dieselbe Bedeutung wie fachliche Einzelleistungen in Form von Stellungnahmen, Schriftsätzen, Entwürfen, Verträgen usw.
Ja klar, natürlich ist das so. Das sollte aber auch keine Überraschung sein, oder? Du arbeitest doch keine isolierten Arbeitspakete ab, sondern musst wissen, was die (fachlichen) Sorgen und Nöte deiner Kollegen und der Fachabteilungen sind. Du musst doch wissen, was bei denen los ist, um sie beraten zu können. Als Rechtsabteilung bist du vor allem auch dafür da, Probleme zu identifizieren bzw. diese dann zu beseitigen. Die Fachabteilung kommt doch nicht mit einem Klausursachverhalt zu dir und holt sich am nächsten Tag das zehnseitige Memo dazu ab.

Und der soziale Austausch ist wichtig, um einschätzen zu können, wie und auf welche Weise du mit den Kolleginnen und Kollegen umgehen musst.
Eichhörnchen, Eichhörnchen wo sind deine Nüsse?
Liz
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Re: Soziale Übeforderung

Beitrag von Liz »

Sicherlich geht es nicht ohne einen gewissen sozialen Austausch, allerdings muss man wohl auch nicht besonders sozialphob zu sein, um sich unwohl zu fühlen, wenn von einem während der Arbeitszeit erwartet wird, dass man beständig Socialising betreibt und sich immer von seiner besten Seite präsentiert, um genügend Arbeit / Ansehen zu generieren. Probleme bereits in der AG deuten natürlich ein wenig daraufhin, dass ein Teil des Problems auch in der Persönlichkeit des TE begründet ist, allerdings dürfte es - so Recht Kasimir hat - genügend juristische Arbeitsplätze geben, wo es doch mehr Rückzugsräume und etwas weniger soziale Zwänge gibt.
sai
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Re: Soziale Übeforderung

Beitrag von sai »

Liz hat geschrieben: Montag 28. Oktober 2019, 09:39 Sicherlich geht es nicht ohne einen gewissen sozialen Austausch, allerdings muss man wohl auch nicht besonders sozialphob zu sein, um sich unwohl zu fühlen, wenn von einem während der Arbeitszeit erwartet wird, dass man beständig Socialising betreibt und sich immer von seiner besten Seite präsentiert, um genügend Arbeit / Ansehen zu generieren.
Wenn der Arbeitgeber das - so wie offensichtlich hier - ausdrücklich wünscht und einen genau dafür auch bezahlt, sehe ich das Problem nicht?
Freedom
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Re: Soziale Übeforderung

Beitrag von Freedom »

sai hat geschrieben: Montag 28. Oktober 2019, 10:10
Liz hat geschrieben: Montag 28. Oktober 2019, 09:39 Sicherlich geht es nicht ohne einen gewissen sozialen Austausch, allerdings muss man wohl auch nicht besonders sozialphob zu sein, um sich unwohl zu fühlen, wenn von einem während der Arbeitszeit erwartet wird, dass man beständig Socialising betreibt und sich immer von seiner besten Seite präsentiert, um genügend Arbeit / Ansehen zu generieren.
Wenn der Arbeitgeber das - so wie offensichtlich hier - ausdrücklich wünscht und einen genau dafür auch bezahlt, sehe ich das Problem nicht?
Unter der Prämisse dass die Angaben des Threaderstellers stimmen scheint sich das hier aber nicht nur auf die Arbeitszeit, sondern auch auf die Pausen zu beziehen. Darüber hinaus stellt sich für mich natürlich noch die Frage, wie klar der interne Verhaltenskodex im Vorstellungsgespräch kommuniziert worden ist. "Viele Kollegen bei uns gehen gerne zusammen Mittagessen" vs. "Bei uns ist es schon sehr gerne gesehen, wenn man zusammen Mittag essen geht".

Da dürften die Meinungen weit auseinander gehen. Bei meinen bisherigen Arbeitgebern war es eigentlich immer ein guter Kompromiss. Es gibt fast jeden Tag eine Gruppe, in wechselnder Zusammensetzung, der man sich anschließen kann. Niemand wird ausgeschlossen, jeder wird gefragt (Ok, außer die leute die eh nie mitkommen). Aber es besteht eben auch jederzeit die Freiheit, mal nicht mitzugehen, sei es, weil man mit Freunden essen gehen will, sei es, weil man in einem Projekt hängt, sei es, weil man Besorgungen in der City nebenan machen muss. Aber ein Zwang würde mich auch stören.

Wer dagegen fast nie mitkommt und auch klar kommuniziert - das ist ein Arbeitsverhältnis, das ist meine Pause, da mache ich was ich will - solche Kollegen durfte ich auch schon kennenlernen - wird dagegen natürlich schnell mal als antisozial wahrgenommen. Verständlich.

Wiegesagt, freilich unter der Voraussetzung dass die Angaben des Threaderstellers stimmen, wovon ich nicht komplett ausgehen würde.
Digiwas?
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Re: Soziale Übeforderung

Beitrag von Liz »


sai hat geschrieben:
Liz hat geschrieben: Montag 28. Oktober 2019, 09:39 Sicherlich geht es nicht ohne einen gewissen sozialen Austausch, allerdings muss man wohl auch nicht besonders sozialphob zu sein, um sich unwohl zu fühlen, wenn von einem während der Arbeitszeit erwartet wird, dass man beständig Socialising betreibt und sich immer von seiner besten Seite präsentiert, um genügend Arbeit / Ansehen zu generieren.
Wenn der Arbeitgeber das - so wie offensichtlich hier - ausdrücklich wünscht und einen genau dafür auch bezahlt, sehe ich das Problem nicht?
Es ist ja das eine, was der Arbeitgeber wünscht und bezahlt, und das andere, was objektiv erforderlich ist oder für den Einzelnen subjektiv angenehm ist (es geht ja immerhin um die Gestaltung eines nicht unerheblichen Teils des Tages).
sai
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Re: Soziale Übeforderung

Beitrag von sai »

Liz hat geschrieben: Montag 28. Oktober 2019, 11:29
sai hat geschrieben:
Liz hat geschrieben: Montag 28. Oktober 2019, 09:39 Sicherlich geht es nicht ohne einen gewissen sozialen Austausch, allerdings muss man wohl auch nicht besonders sozialphob zu sein, um sich unwohl zu fühlen, wenn von einem während der Arbeitszeit erwartet wird, dass man beständig Socialising betreibt und sich immer von seiner besten Seite präsentiert, um genügend Arbeit / Ansehen zu generieren.
Wenn der Arbeitgeber das - so wie offensichtlich hier - ausdrücklich wünscht und einen genau dafür auch bezahlt, sehe ich das Problem nicht?
Es ist ja das eine, was der Arbeitgeber wünscht und bezahlt, und das andere, was objektiv erforderlich ist oder für den Einzelnen subjektiv angenehm ist (es geht ja immerhin um die Gestaltung eines nicht unerheblichen Teils des Tages).
Klar. Aber dann muss man sich eben einen anderen Job suchen.
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Re: Soziale Übeforderung

Beitrag von stilzchenrumpel »

sai hat geschrieben: Montag 28. Oktober 2019, 13:17
Liz hat geschrieben: Montag 28. Oktober 2019, 11:29
sai hat geschrieben:
Liz hat geschrieben: Montag 28. Oktober 2019, 09:39 Sicherlich geht es nicht ohne einen gewissen sozialen Austausch, allerdings muss man wohl auch nicht besonders sozialphob zu sein, um sich unwohl zu fühlen, wenn von einem während der Arbeitszeit erwartet wird, dass man beständig Socialising betreibt und sich immer von seiner besten Seite präsentiert, um genügend Arbeit / Ansehen zu generieren.
Wenn der Arbeitgeber das - so wie offensichtlich hier - ausdrücklich wünscht und einen genau dafür auch bezahlt, sehe ich das Problem nicht?
Es ist ja das eine, was der Arbeitgeber wünscht und bezahlt, und das andere, was objektiv erforderlich ist oder für den Einzelnen subjektiv angenehm ist (es geht ja immerhin um die Gestaltung eines nicht unerheblichen Teils des Tages).
Klar. Aber dann muss man sich eben einen anderen Job suchen.
Also für mich klingt das so, als könnte man sich super als Frühstücksdirektor etablieren. Bitte PN, Bewerbung geht raus :D
Hier gibt es nichts zu sehen, ich trolle nur.
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Re: Soziale Übeforderung

Beitrag von Effi »

sai hat geschrieben: Montag 28. Oktober 2019, 13:17
Liz hat geschrieben: Montag 28. Oktober 2019, 11:29
sai hat geschrieben:
Liz hat geschrieben: Montag 28. Oktober 2019, 09:39 Sicherlich geht es nicht ohne einen gewissen sozialen Austausch, allerdings muss man wohl auch nicht besonders sozialphob zu sein, um sich unwohl zu fühlen, wenn von einem während der Arbeitszeit erwartet wird, dass man beständig Socialising betreibt und sich immer von seiner besten Seite präsentiert, um genügend Arbeit / Ansehen zu generieren.
Wenn der Arbeitgeber das - so wie offensichtlich hier - ausdrücklich wünscht und einen genau dafür auch bezahlt, sehe ich das Problem nicht?
Es ist ja das eine, was der Arbeitgeber wünscht und bezahlt, und das andere, was objektiv erforderlich ist oder für den Einzelnen subjektiv angenehm ist (es geht ja immerhin um die Gestaltung eines nicht unerheblichen Teils des Tages).
Klar. Aber dann muss man sich eben einen anderen Job suchen.
wieso denn? Weil der AG und dessen Wünsche über alles geht? Was n bullshit..
I want to believe.
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