Abiturzeugnis mit Berufserfahrung beilegen?

[Achim]

Ohne die Büchse der Pandora öffnen zu wollen:

Ich bin mittlerweile seit ca. 11 Jahren Richter und war davor kurz als Anwalt angestellt. Habe einen Dr. und MBA.

In einem anderen Post hatte ich damals bereits berichtet, dass ich mein Abizeugnis nur ungern Bewerbungen beilegen würde. Habe dies aber anfangs (ohne Berufserfahrung) gemacht. Nun überlege ich, in die freie Wirtschaft (Krankenhaus oder Versicherung) zu wechseln. Habe da auch ein oder zwei Anfragen.

Muss ich mein Abiturzeugnis noch beilegen? Die Frage geht natürlich in erster Linie an die Forenteilnehmer, die eine Vorlage (zumindest bei der Erstbewerbung nach der Ausbildung) befürworten.

Vielen Dank! Und nein, ist kein Trollbeitrag ;D

[Theopa]

Bei 11 Jahren Berufserfahrung als Richter würde ich mir schon Gedanken machen, ob es überhaupt noch sinnvoll ist die Examenszeugnisse beizulegen. Machen wird man es natürlich, obwohl man schon aus deinem Anschreiben mehr als hinreichende Noten ablesen kann und dich wohl auch nicht für einen der seltenen Betrüger halten wird, der ohne Examina tätig ist

Aber das Abizeugnis? Nö.

[Kasimir]

Ich würde es nicht beilegen, aber die Note in den Lebenslauf schreiben und zudem anbieten, es nachzusenden. Was spricht dagegen?

Examenszeugnisse würde ich aber auf jeden Fall beifügen. Habe es mitbekommen, dass diese selbst Leuten mit 20jähriger Berufserfahrung noch angefordert werden. Be Juristen gilt halt, dass die Note einem das gesamte Berufsleben auf der Stirn gebrannt steht.

[Achim]

Ich würde es nicht beilegen, aber die Note in den Lebenslauf schreiben und zudem anbieten, es nachzusenden. Was spricht dagegen?

Das will ich ja gerade nicht. Die Note war nicht gut (3,x) und die Gründe dafür sind privater Natur. Ich will es halt nicht mehr thematisieren und stelle mir die Frage, ob es nicht vertretbar ist, weder das Zeugnis beizulegen, noch die Note im LL anzugeben (da ist das Abitur sowieso gar nicht mehr erwähnt, weil der LL so schon zu lang ist [wg. Zusatzqualis und Nebentätigkeiten]).

Ach so: Examina beide VB.

[j_laurentius]

Ich kann mir nicht vorstellen, dass in Deiner Situation das Abiturzeugnis von irgendeiner Bedeutung ist. Lass es halt weg. Etwas anderes gilt aber für die Examenszeugnisse. Die sind ja die Grundlage für eine Tätigkeit als Rechtsanwalt/Richter/Staatsanwalt. Da immer wieder mal durch die Medien geht, dass irgendein Schwindler entlarvt wurde, hat ein potentieller Arbeitgeber schon ein veritables Interesse daran, die Examenszeugnisse zu sehen, finde ich. Die können natürlich auch gefälscht werden, aber noch nicht einmal einen Blick auf die Examenszeugnisse zu werfen, wäre aus Arbeitgebersicht arg fahrlässig und das sollte man als Bewerber auch antizipieren und die Examenszeugnisse der Bewerbung beifügen.

[stilzchenrumpel]

Wenn du deine jetzige Tätigkeit nicht völlig verabscheust, bist du doch in einer sehr komfortablen Situation. Niemand mit echtem Interesse an deinen Fähigkeiten und Einblicken wird deine Bewerbung gleich aussortieren, weil das Abitur weder erwähnt wird noch das Zeugnis beigefügt ist.

Ich würde es einfach weglassen und bei Bedarf kannst du dann noch entscheiden, ob du die Stelle überhaupt annehmen willst

[Muirne]

Ich denke auch, dass du es ohne Sorge weglassen kannst. Dein Berufseinstieg ist ewig her. Man wird sich denken, dass dein Abizeugnis nicht zum Angeben ist und ansonsten vermutlich wenig. Anfordern kann man es im Zweifel immernoch.

[Achim]

Ich würde es einfach weglassen und bei Bedarf kannst du dann noch entscheiden, ob du die Stelle überhaupt annehmen willst

Das ist ein guter Punkt

[TheEagle]

Darf man fragen, warum du nach 11 Jahren den Justizdienst quittieren möchtest? Das hört man ja eher selten...

[Strich]

Möglicherweise hat er die selben Erfahrungen gemacht, wie verschiedene Kollegen, die statt zu wechseln Bücher schrieben.

[TheEagle]

Du meinst, dass der Richterjob heutzutage ziemlich bescheiden ist?

[Achim]

Der Grund ist nicht die Unzufriedenheit mit dem Richterjob. Anders als der Kollege schätze ich meinen Beruf sehr. Aber die Aufstiegsmöglichkeiten sind begrenzt und in der freien Wirtschaft deutlich besser. Zudem lebe ich in einem Bundesland, in dem es "Altersgeld" für Richter/Beamte gibt. Ich verliere also nicht meinen Pensionsanspruch bzw. dieser wird umgewandelt.

[Praxiskommentar]

Ich würde es weglassen, mich aber darauf einstellen, dass es bei einem Einstieg ins Unternehmen nachgereicht werden muss.

[Achim]

mich aber darauf einstellen, dass es bei einem Einstieg ins Unternehmen nachgereicht werden muss.

Warum eigentlich, wenn es sowieso nicht den Ausschlag geben wird? Kann mir das irgendwie nicht so richtig vorstellen. Hat jemand vielleicht eigene Erfahrungen mit einem Berufswechsel nach 10-15 Jahren gemacht?

[Justitian]

Weil man einfach mehrere Dokumente haben möchte die den eigenen Lebenslauf bestätigen um sich abzusichern, damit es nicht zu einem zweiten Herrn Postel kommt.