da die schriftlichen Prüfungen meines 2. Examens bis auf weiteres auf Juni verschoben worden sind, habe ich nun mehr Zeit, mir Gedanken um den Berufseinstieg im Herbst diesen Jahres zu machen.
Ich möchte gerne zivilrechtlich tätig sein. Mir haben dabei sowohl die Gerichts- als auch die Anwaltsstation (größere Kanzlei vor Ort, 10 RA) viel Spaß gemacht, sodass ich mir sowohl eine Tätigkeit als Richter, als auch als Anwalt sehr gut vorstellen könnte. Mir gefällt sowohl die objektive Arbeitsweise des Gerichts als auch die beratende Tätigkeit eines Anwalts. Notenmäßig sollte (sofern das Examen irgendwann mal stattfindet) alles drin sein.
Ich schwanke immer wieder zwischen den beiden Alternativen. Daher würde ich mich freuen, wenn ich meine Gedanken mit euch teilen darf und ihr mich korrigiert, wenn ich etwas falsch sehe bzw. mir eure Erfahrungen mitteilt.
Da ich eher zu sicheren Lösungen tendiere, ziehe ich derzeit den Justizdienst vor. Insbesondere hier in Ostdeutschland dürfte der Verdienst meiner Kenntnis nach (teilweise deutlich) höher sein als es bei den meisten Anwälten der Fall ist. Da ich mehrere gescheiterte ehemals selbstständige Bekannte habe, reizt mich die Sicherheit der Ernennung auf Lebenszeit. Mit einem fest planbaren Einkommen sind alle finanziellen und familiären Entscheidungen leichter zu treffen. Verlockend klingt auch die Aussicht auf 30 Tage Urlaub im Jahr, ohne dass man zwingend jeden zweiten Urlaubstag mit Mandanten telefonieren oder berufliche Mails verfassen müsste.
Gegen den Justizdienst spricht das Risiko, später gerade nicht im Zivilrecht tätig sein zu dürfen. Auch erschrecken mich manche Berichte über die Probezeit, so wurden einige meiner Bekannten zunächst nahezu ausschließlich mit Asylverfahren beschäftigt. Insbesondere missfällt mir das Gefühl, von dem Gutdünken des MJ abhängig zu sein und kein Mitspracherecht zu haben, was Verwendungsort (notwendige Zweitwohnung entfernt vom Partner) und Fachgebiet angeht.
Das entspricht ziemlich dem Gedanken, den Blaumann eben bzgl. der kurzfristigen Absage der Referendarseinstellung im Coronathread gepostet hat:
Wie habt ihr die Probezeit insbesondere in Bereichen, für die ihr kein Interesse aufbringen konntet, überstanden? Einfach durchziehen und hoffen, dass man später an seine Wunsch-Gerichtsbarkeit am Wunschort gelangt?
Ich freue mich über eure Gedanken