Ausbildungsqualität des Referendariats

Alle Themen rund um das Referendariat (Organisation, Ablauf, Wahlstation im Ausland etc.)

Moderator: Verwaltung

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thh
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Re: Coronavirus

Beitrag von thh »

Tibor hat geschrieben: Mittwoch 25. März 2020, 08:56Nein, Berlin stellt nur 4x im Jahr ein.
Immerhin doppelt so oft wie BW.
Blaumann hat geschrieben: Mittwoch 25. März 2020, 12:29Lehrmaterial verteilen, Selbststudium, Klausuren und Übungsfälle einschicken. Jeder weiß, dass die Vorbereitung auf das 2. StaatsEx in der Realität in erster Linie im Selbststudium geschieht. AGs und sonstige Präsenzveranstaltungen bieten nur einen Rahmen und eine Unterstützung dafür.
Das Referendariat ist in erster Linie eine praktische Ausbildung. Die lässt sich derzeit nicht sinnvoll leisten, weil Gerichte und Staatsanwaltschaften praktisch nicht arbeiten. Insofern wäre es kaum sinnvoll, jetzt Referendare einzustellen.

Und damit gewinnt man jetzt doch sogar kostbare Lernzeit für das Examen!!!!11
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Blaumann
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Re: Coronavirus

Beitrag von Blaumann »

thh hat geschrieben: Freitag 27. März 2020, 19:34
Blaumann hat geschrieben: Mittwoch 25. März 2020, 12:29Lehrmaterial verteilen, Selbststudium, Klausuren und Übungsfälle einschicken. Jeder weiß, dass die Vorbereitung auf das 2. StaatsEx in der Realität in erster Linie im Selbststudium geschieht. AGs und sonstige Präsenzveranstaltungen bieten nur einen Rahmen und eine Unterstützung dafür.
Das Referendariat ist in erster Linie eine praktische Ausbildung. Die lässt sich derzeit nicht sinnvoll leisten, weil Gerichte und Staatsanwaltschaften praktisch nicht arbeiten. Insofern wäre es kaum sinnvoll, jetzt Referendare einzustellen.
Ich glaube, da hast Du dich im Jahrhundert geirrt.
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Tibor
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Re: Coronavirus

Beitrag von Tibor »

Nein. Hat er nicht. Aber die meisten Referendare erkennen ja nicht, dass das Referendariat (so wie auch das Studium vorher) nicht nur der reinen Prüfungsvorbereitung dient.
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Re: Coronavirus

Beitrag von Blaumann »

Da scheint dann das Missverständnis eher auf Seiten des Dienstherrn zu liegen.

Bei uns gab es eine Ausbildungsvorschrift, nach der die Stationsarbeit an 1-2 Arbeitstagen stattfinden sollte. Der Rest war AGs und Selbststudium vorbehalten. Hatte auch mit genug Assessoren aus anderen Ländern zu tun, war nirgendwo anders.

Aber klar, damals unter'm Kaiser war das noch alles anders.
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Re: Coronavirus

Beitrag von stilzchenrumpel »

Hier geht die Arbeitsgemeinschaft jeder anderen Dienstpflicht vor, was bei Kollision von AG Tag und Sitzungstag wirklich misslich sein kann.
Hier gibt es nichts zu sehen, ich trolle nur.
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Re: Coronavirus

Beitrag von Sektnase »

Was ist denn dem Dienstherren wichtiger? Examen über 8 P. oder gute Stationsnote? Richtig..
In einem Umfeld, in dem mittelschwere Hurensöhnigkeit häufig zum Stellenprofil gehört, muss einen nicht wundern, wenn man Scheiße behandelt wird. -Blaumann
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Tibor
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Re: Coronavirus

Beitrag von Tibor »

Blaumann hat geschrieben: Bei uns gab es eine Ausbildungsvorschrift, nach der die Stationsarbeit an 1-2 Arbeitstagen stattfinden sollte. Der Rest war AGs und Selbststudium vorbehalten.
Also hier galt: Einführungslehrgänge = keine Stationsarbeit. Nach den Einf.Lg dann 1 Tag AG die Woche von 9-15 Uhr, danach Selbststudium, Station 4 Tage.
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Re: Coronavirus

Beitrag von Liz »

Blaumann hat geschrieben: Freitag 27. März 2020, 21:01 Da scheint dann das Missverständnis eher auf Seiten des Dienstherrn zu liegen.

Bei uns gab es eine Ausbildungsvorschrift, nach der die Stationsarbeit an 1-2 Arbeitstagen stattfinden sollte. Der Rest war AGs und Selbststudium vorbehalten. Hatte auch mit genug Assessoren aus anderen Ländern zu tun, war nirgendwo anders.

Aber klar, damals unter'm Kaiser war das noch alles anders.
Nope. Hier sind offiziell 3/5 der wöchentlichen Arbeitszeit für die Stationsausbildung und der Rest für die AG und das Selbststudium vorgesehen.
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Re: Coronavirus

Beitrag von Kasimir »

Liz hat geschrieben:
Blaumann hat geschrieben: Freitag 27. März 2020, 21:01 Da scheint dann das Missverständnis eher auf Seiten des Dienstherrn zu liegen.

Bei uns gab es eine Ausbildungsvorschrift, nach der die Stationsarbeit an 1-2 Arbeitstagen stattfinden sollte. Der Rest war AGs und Selbststudium vorbehalten. Hatte auch mit genug Assessoren aus anderen Ländern zu tun, war nirgendwo anders.

Aber klar, damals unter'm Kaiser war das noch alles anders.
Nope. Hier sind offiziell 3/5 der wöchentlichen Arbeitszeit für die Stationsausbildung und der Rest für die AG und das Selbststudium vorgesehen.
Die Stationsarbeit besteht bei Gerichten und Staatsanwaltschaften (oft auch bei sonstigen Behörden) darin, dass der Referendar einmal pro Woche eine neue Akte abholt, auf die der Ausbilder keinen Bock hatte und die Akte zurückgibt. Ggf muss der Referendar dann noch einen halben Tag bei Sitzungen sich Fälle anhören, deren Inhalt er vorher nicht kennt und in deren Nachbereitung er nicht involviert ist.

Ich kenne niemanden, der seine Zeit in diesen Stationen als angemessene Ausbildung für die Praxis erlebt hat. Natürlich gibt es sicherlich auch rühmliche Ausnahmen, aber es ist schon Hohn, wenn die Länder nun lauthals betonen, keine Referendare einstellen zu können, weil deren Ausbildung nicht gewährleistet werden könne.

Mit den AGs will ich gar nicht erst anfangen. Das war die sinnloseste Zeit meiner gesamten Ausbildung, und zwar unabhängig davon, ob da ein unmotivierter Richter/Staatsanwalt/Anwalt irgendwelche vergilbten Umweltpapierblätter („Ist leider noch nicht auf das neue Schuldrecht angepasst, aber in der Praxis können Sie ja auch mal einen alten Fall bekommen.“) austeilt.
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Re: Coronavirus

Beitrag von Happier »

Also ich mag meine AG´s sehr. Okay, ich merke gerade, dass das nach Ironie klingt. Ich meine das aber ernst..sie sind in unserem Falle meistens echt gut und bringen einen Mehrwert.
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Re: Coronavirus

Beitrag von Tibor »

Kasimir hat geschrieben: Die Stationsarbeit besteht bei Gerichten und Staatsanwaltschaften (oft auch bei sonstigen Behörden) darin, dass der Referendar einmal pro Woche eine neue Akte abholt, ... Ggf muss der Referendar dann noch einen halben Tag bei Sitzungen sich Fälle anhören, ...
Weil es genau das ist, was ein StA/Richter hauptsächlich macht: Akten und verhandeln. Deshalb schaut der Ref sich auch Verhandlungen an, um dann selbst eine zu leiten bzw. als Sitzungsvertreter zu agieren.

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Re: Coronavirus

Beitrag von batman »

Kasimir hat geschrieben: Samstag 28. März 2020, 08:14 Die Stationsarbeit besteht bei Gerichten und Staatsanwaltschaften (oft auch bei sonstigen Behörden) darin, dass der Referendar einmal pro Woche eine neue Akte abholt, auf die der Ausbilder keinen Bock hatte und die Akte zurückgibt. Ggf muss der Referendar dann noch einen halben Tag bei Sitzungen sich Fälle anhören, deren Inhalt er vorher nicht kennt und in deren Nachbereitung er nicht involviert ist.
Du solltest nicht von Deinen eigenen negativen Erfahrungen auf einen allgemeinen Zustand schließen.
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Re: Coronavirus

Beitrag von Liz »

Kasimir, ich nehme zur Kenntnis, dass Du Deine Zivil- und Strafstation für Zeitverschwendung gehalten hast. Ich kann für meinen Teil nur sagen, dass ich zusehe, meine Referendare gut einzubinden, ihnen examensrelevante oder jedenfalls sonst lehrreiche Akten zur Bearbeitung zu geben und sie vernünftig darauf vorbereite, am Ende der Station ein oder zwei Sitzungen zu leiten. Ich habe es im Übrigen auch selbst so erlebt und kenne eine Vielzahl an Kollegen, die es vergleichbar handhabt. Die Ausbildung lebt aber vor allem davon, dass man tatsächlich ausreichend Sitzungstage hat (Gelegenheit weitere Fälle zu sehen und zu diskutieren) und dementsprechend genügend entscheidungsreife Akten hat, deren Ende der Referendar möglichst auch noch miterleben kann. Aktuell könnte ich nur einigermaßen wahllos 5-6 Akten aus dem Regal ziehen und dem Referendar sagen, er möge sich Ende April wieder melden. Eine sachgerechte Ausbildung wäre das indes nicht mehr.
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Re: Coronavirus

Beitrag von Kasimir »

Ich bestreite ja überhaupt nicht, dass es Ausnahmefällen von engagierten Ausbildern gibt. Der Regelfall ist dies allerdings nicht; es sei denn die Erfahrungen in meinem Freundes- und Bekanntenkreis sind nicht repräsentativ.

Habt ihr alle die Ausbildung in den Stationen und der AG tatsächlich als gut und sachgerecht empfunden? Ich habe das noch nie von einem Juristen gehört.
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Re: Coronavirus

Beitrag von Happier »

Also ich beziehe mich vor allem auf die AG´s in meiner jetzigen F-AG. Das sind die Ausbilder echt gut. Zuvor war das auch nicht immer der Fall. Was ich persönlich aktuell am meisten schätze ist neben dem fachlichen Können auch das Geschick uns Referendare mit Leidenschaft in Stück mitzureißen und die AG dadurch lebendig zu gestalten.

Ich habe aber auch schon Berichte gehört von Kollegen aus anderen AG´s wo die Erfahrungen andere sind.
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