Was „verdient“ ein Equity Partner....

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benutzer5123
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Re: Was „verdient“ ein Equity Partner....

Beitrag von benutzer5123 »

Zu eurer doch eher konservativen Rechnnung:
https://www.lto.de/recht/kanzleien-unte ... o-partner/

Es ergibt mMn auch keinen Sinn, dass bei Einstiegsgehältern von angestellten (!) Anwälten, die somit keinerlei unternehmerische Risiken tragen, von 120-150k zzgl. Boni (welche dann binnen 5 Jahren auf das 1,5-2fache ansteigen) Partner lediglich das 2-3 fache des Einstiegsgehalts verdienen. Das ergibt sich auch daraus, dass bei den Tier 1 Kanzleien der Umsatz pro Equity-Partner jenseits der 3 Mio Euro pro Jahr liegt - je nach Rechtsgebiet und Kostenquote und Effizienz dürften hier also erheblich höhere Gewinne vor Steuern abfallen.

Die Zahlen von 300-500k zvE treffen imo eher auf mittelständische Kanzleien zu, welche sich im oberen Marktsegment bewegen.
Kasimir
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Re: Was „verdient“ ein Equity Partner....

Beitrag von Kasimir »

benutzer5123 hat geschrieben:Zu eurer doch eher konservativen Rechnnung:
https://www.lto.de/recht/kanzleien-unte ... o-partner/

Es ergibt mMn auch keinen Sinn, dass bei Einstiegsgehältern von angestellten (!) Anwälten, die somit keinerlei unternehmerische Risiken tragen, von 120-150k zzgl. Boni (welche dann binnen 5 Jahren auf das 1,5-2fache ansteigen) Partner lediglich das 2-3 fache des Einstiegsgehalts verdienen. Das ergibt sich auch daraus, dass bei den Tier 1 Kanzleien der Umsatz pro Equity-Partner jenseits der 3 Mio Euro pro Jahr liegt - je nach Rechtsgebiet und Kostenquote und Effizienz dürften hier also erheblich höhere Gewinne vor Steuern abfallen.

Die Zahlen von 300-500k zvE treffen imo eher auf mittelständische Kanzleien zu, welche sich im oberen Marktsegment bewegen.
Das sind die Zahlen für UK. Ein deutscher Freshfields-Partner verdient nicht das Gleiche, wie ein UK-Partner. Zudem gibt es - auch in UK - einige wenige Partner, die viel verdienen. Der junge Partner oder der langgediente Partner in einem unprofitablen Rechtsgebiet ist weit davon entfernt. Zudem ist der Lockstep nicht linear, sondern so gestaltet, dass man nur wenige Jahre vor der Zwangspensionierung (mit 55) richtig absahnt.
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Tibor
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Re: Was „verdient“ ein Equity Partner....

Beitrag von Tibor »

... weil man dann auch ordentlich Kohle für die kommenden Jahre zur Seite legt, nicht um den 3. Bentley zu kaufen.

Und hinsichtlich Umsatz je Partner und Kosten. Man darf nicht die Kostenquote verklären, wenn man an Mitarbeiter, IT, Reisekosten, Büro etc denkt. Wenn du ein Minipraxisteam von Partner + 2 Associates hast, musst du für die drei Büros in bester Lage, Sekretariat nebst Besetzung, Infrastruktur, Overhead und Personalkosten ordentlich Umsatz erzielen. Und letztlich sind Billables nie zwingend Cash. Auch bei GK geht mal ein Mandat den Bach runter oder will weniger zahlen etc. Sowas musst du erstmal auffangen. Womit? Aus dem Gewinn des Partners. Wenn du dann kein reines eat what you kill hast, musst du noch Geld in den Umlauf abführen.
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Re: Was „verdient“ ein Equity Partner....

Beitrag von OJ1988 »

Nur aus Interesse: Wo liegt die Kostenquote bei einer handelsüblichen deutschen GK? 50%?
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Tibor
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Re: Was „verdient“ ein Equity Partner....

Beitrag von Tibor »

Also bei KPMG Law kann man den veröffentlichten GmbH Abschluss einsehen:

Umsatz: 77 Mio
Personal: 51 Mio
sonst Kosten 24 Mio
Zinsen, AfA 0,6 Mio
Gewinn +/-0

Das liegt daran, dass natürlich die Partner dann auch Gehalt/Boni beziehen. Aber lt Abschluss 390 Berufsträger, also 61.500€ Kosten je Nase. Wenn du bei KPMG also bspw 80T€ Brutto hast, kannst du aufs Brutto ne Nebenkostenquote von 100% drauf rechnen (20% Personal= Arbeitgeberanteil SV und 80% normale Kosten).

Je profitabler der Laden (schlanke Orga), umso geringer ist die Quote, aber selbst in einer Top Kanzlei wird es wohl nicht unter 50% gehen.
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Re: Was „verdient“ ein Equity Partner....

Beitrag von Kasimir »

OJ1988 hat geschrieben:Nur aus Interesse: Wo liegt die Kostenquote bei einer handelsüblichen deutschen GK? 50%?
Eher bei 70%


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benutzer5123
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Re: Was „verdient“ ein Equity Partner....

Beitrag von benutzer5123 »

Selbst wenn man eine hohe Kostenquote von 70% zu Grunde legt (und hierin keinerlei Fixgehälter an die Partner enthalten wären), läge der Gewinn pro Partner zB bei Baker bei ca. 1 Mio. Verteilt man das nach Dauer der Zugehörigkeit dürfte ein junger Partner ca. 500k und ein Plateau Partner ca. 1,5M verdienen (vereinfacht gerechnet, je nach Verhältnis von jungen und älteren Partnern).
Boutiquen haben teils nur eine Kostenquote von 50% oder weniger (zB 1 M&A Team, 1 Standort, wenige Renos) und kommen zusätzlich auf Grund des Rechtsgebiets natürlich auf ganz andere Gewinne. Man muss aber auch bedenken, dass Full-Service Kanzleien entweder die weniger profitablen Rechtsgebiete ebenbürtig durchfüttern oder eben zB die M&A-Partner erheblich mehr verdienen als zB die Compliance-Partner.
Wie dem auch sei, 300-500k ist erheblich zu wenig für den durchschnittlichen T1-Kanzlei-Partner.
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Re: Was „verdient“ ein Equity Partner....

Beitrag von Kasimir »

benutzer5123 hat geschrieben:Selbst wenn man eine hohe Kostenquote von 70% zu Grunde legt (und hierin keinerlei Fixgehälter an die Partner enthalten wären), läge der Gewinn pro Partner zB bei Baker bei ca. 1 Mio. Verteilt man das nach Dauer der Zugehörigkeit dürfte ein junger Partner ca. 500k und ein Plateau Partner ca. 1,5M verdienen (vereinfacht gerechnet, je nach Verhältnis von jungen und älteren Partnern).
Boutiquen haben teils nur eine Kostenquote von 50% oder weniger (zB 1 M&A Team, 1 Standort, wenige Renos) und kommen zusätzlich auf Grund des Rechtsgebiets natürlich auf ganz andere Gewinne. Man muss aber auch bedenken, dass Full-Service Kanzleien entweder die weniger profitablen Rechtsgebiete ebenbürtig durchfüttern oder eben zB die M&A-Partner erheblich mehr verdienen als zB die Compliance-Partner.
Wie dem auch sei, 300-500k ist erheblich zu wenig für den durchschnittlichen T1-Kanzlei-Partner.
Wieviele Tier1-Partner und deren Gewinn kennst du denn? Ich kenne einige und kann dir sagen, dass du hier Unsinn erzählst. Kannst mich aber natürlich auch gerne mit konkreten Gegenbeispielen überzeugen. Aber bitte nicht diese absurden Rechenspiele.
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Re: Was „verdient“ ein Equity Partner....

Beitrag von benutzer5123 »

Kasimir hat geschrieben: Montag 1. Juni 2020, 22:28 Wieviele Tier1-Partner und deren Gewinn kennst du denn? Ich kenne einige und kann dir sagen, dass du hier Unsinn erzählst. Kannst mich aber natürlich auch gerne mit konkreten Gegenbeispielen überzeugen. Aber bitte nicht diese absurden Rechenspiele.
Wie sollen diese Beispiele Aussehen? Steuererklärungen der Partner? :)
Nehmen wir doch einfach die veröffentlichen Zahlen und unterstellen, dass sie stimmen:
https://www.juve.de/rechtsmarkt/umsatzzahlen

Umsatz pro Equity-Partner bei
Hengeler: 2,96 M
WilmerHale: 3,11 M
Linklaters: 3,4 M
Baker: 3,8 M
Allen & Overy: 3,15 M

Wir kommen hier also im Schnitt auf etwa 3,2 M Umsatz pro Equity-Partner. Bei einer hohen Kostenquote von 70% blieben damit 0,96 M Gewinn pro Equity Partner. Wie gesagt war die Rechnung der Verteilung (junge Partner 500k bis Plateau-Partner 1,5 M) vereinfacht - aber in dem Dreh bewegt es sich. Ich bin selbst in einer der genannten Sozietäten tätig und kann rechnen.
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Re: Was „verdient“ ein Equity Partner....

Beitrag von Wischmopp »

Dir ist aber schon bewusst, dass die Gewinne nicht vollständig an die Partner ausgeschüttet werden, sondern aus den Gewinnen z.B. auch Rücklagen gebildet werden?
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Tibor
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Re: Was „verdient“ ein Equity Partner....

Beitrag von Tibor »

benutzer5123 hat geschrieben: Umsatz pro Equity-Partner bei
Hengeler: 2,96 M
...
Dann Milchmädchenrechnen wir doch mal:

Umsatz pro Berufsträger: 900T€.

278 Berufsträger insgesamt. Ich meine irgendwas um die 80 Partner, sagen wir dazu 30 Counsel und 70 Sr und 100 Associates.

3 Mio Partnergruppenumsatz : 0,9 Umsatz je Berufsträger = 3,33 Berufsträger je Partnerteam inkl Partner.

Also auf 1 Partner entfallen 2,33 Non-Partner. Also ca 50% = 1,2 Associate; 0,33 Counsel und 0,8 Senior

Nun rechnen wir doch mal die Kosten dieses „Teams“ hoch:

Associate: 140 x 1,2 = 170
Sr: 160 x 0,8 = 130
Couns: 200 x 0,33 = 66
= 366 Personalkosten direkt
+ SV 70
= 436

Nun wird es schwierig, was gibt’s da für Boni? Counsel mit variabler Komponente? Aber 500-700 Personalkosten wird das Team schon verursachen.

Jetzt wird es kribbelig. Entweder wir rechnen jetzt Kosten nach Aufschlag pauschal drauf für Büro, Sekretärin, Overhead, dann würde ich nochmals 500-700 sagen.

Bleiben also von 3 Mio Umsatz noch 1,6-2,0 Mio nach Kosten im Schnitt im Maximum.

Tja. Und wie wird das nun verteilt? Rücklagen? Pensionslasten? Lockstep? Steuern?
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Re: Was „verdient“ ein Equity Partner....

Beitrag von Nason »

Und bitte nicht die Beiträge zum Versorgungswerk vergessen.
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Re: Was „verdient“ ein Equity Partner....

Beitrag von Kasimir »

benutzer5123 hat geschrieben: Montag 1. Juni 2020, 22:51
Kasimir hat geschrieben: Montag 1. Juni 2020, 22:28 Wieviele Tier1-Partner und deren Gewinn kennst du denn? Ich kenne einige und kann dir sagen, dass du hier Unsinn erzählst. Kannst mich aber natürlich auch gerne mit konkreten Gegenbeispielen überzeugen. Aber bitte nicht diese absurden Rechenspiele.
Wie sollen diese Beispiele Aussehen? Steuererklärungen der Partner? :)
Nehmen wir doch einfach die veröffentlichen Zahlen und unterstellen, dass sie stimmen:
https://www.juve.de/rechtsmarkt/umsatzzahlen

Umsatz pro Equity-Partner bei
Hengeler: 2,96 M
WilmerHale: 3,11 M
Linklaters: 3,4 M
Baker: 3,8 M
Allen & Overy: 3,15 M

Wir kommen hier also im Schnitt auf etwa 3,2 M Umsatz pro Equity-Partner. Bei einer hohen Kostenquote von 70% blieben damit 0,96 M Gewinn pro Equity Partner. Wie gesagt war die Rechnung der Verteilung (junge Partner 500k bis Plateau-Partner 1,5 M) vereinfacht - aber in dem Dreh bewegt es sich. Ich bin selbst in einer der genannten Sozietäten tätig und kann rechnen.
Es ist schwierig mit dir zu diskutieren, da du auf Vermutungen und Milchmädchenrechnungen argumentierst, während wir dir hier persönliche Erfahrungswerte entgegenhalten.

Nur in aller Kürze: JUVE-Zahlen sind ein Witz. Da wird nach oben und nach unten gelogen, dass sich die Balken biegen. Wir geben z.B. gegenüber JUVE nie Zahlen an. Hengeler macht das meines Wissens auch nicht (es sei denn, die Policy hat sich geändert). D.h. die JUVE-Zahlen basieren auf Schätzungen.

Wilmer Hale: Wie viele Equity Partner haben die in Deutschland? Einen oder zwei? Der Großteil bei Wilmer ist European Counsel, Special Counsel oder was auch immer.

Baker: Ein Großteil der Baker-Partner sind Salary-Partner; natürlich kommen die dann auf solch hohe Zahlen. Zudem bildet Baker profit center, da Baker eigentlich eher ein Franchise-System ist. Deshalb nutzt es dir als Arbeitsrechtspartner in München nichts, wenn der M&A-Partner in Frankfurt einen hohen Umsatz hat.
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Re: Was „verdient“ ein Equity Partner....

Beitrag von humboldt »

Nason hat geschrieben: Dienstag 2. Juni 2020, 06:38 Und bitte nicht die Beiträge zum Versorgungswerk vergessen.
Das hat Tibor nach meinem Verständnis bereits mit dem Faktor 1,2 bei den Angestellten berücksichtigt (20 % Lohnnebenkosten des Arbeitgebers).
humboldt
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Re: Was „verdient“ ein Equity Partner....

Beitrag von humboldt »

Mich würde noch interessieren, in welcher Form die Zahlungen an die Equity-Partner erfolgen. Monatliche Abschläge mit Gesamtabrechnung nach Jahresende oder alles auf einmal?
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