Der Begriff Unrechtsstaat

"Off-Topic"-Forum. Die Themen können von den Usern frei bestimmt werden.
Es gelten auch hier die Foren-Regeln!

Moderator: Verwaltung

Antworten
Benutzeravatar
Strich
Mega Power User
Mega Power User
Beiträge: 2278
Registriert: Samstag 9. Januar 2016, 16:52
Ausbildungslevel: Anderes

Re: Der Begriff Unrechtsstaat

Beitrag von Strich »

Meh ja ok. Aber in der Sache bringen sie nichts. Für den von dir aufgezählten Kindergarten habe ich ohnehin keinen Nerv. Wer sich um Kaisers Bart streiten will, soll das machen.
Stehe zu deinen Überzeugungen soweit und solange Logik oder Erfahrung dich nicht widerlegen. Denk daran: Wenn der Kaiser nackt aussieht ist der Kaiser auch nackt ... .
- Daria -

www.richtersicht.de

Seit 31.05.2022 Lord Strich
Benutzeravatar
Kroate
Super Power User
Super Power User
Beiträge: 1466
Registriert: Sonntag 25. Dezember 2011, 09:46
Ausbildungslevel: Au-was?

Re: Der Begriff Unrechtsstaat

Beitrag von Kroate »


Strich hat geschrieben: Aber in der Sache bringen sie nichts.
Wenn das der Maßstab sein soll, können wir das Forum auch dicht machen :D

Gesendet von meinem SM-G986B mit Tapatalk

Benutzeravatar
famulus
Fossil
Fossil
Beiträge: 10256
Registriert: Freitag 12. März 2004, 12:55
Ausbildungslevel: Interessierter Laie

Re: Der Begriff Unrechtsstaat

Beitrag von famulus »

Strich hat geschrieben: Montag 25. Mai 2020, 18:52 Meh ja ok. Aber in der Sache bringen sie nichts. Für den von dir aufgezählten Kindergarten habe ich ohnehin keinen Nerv. Wer sich um Kaisers Bart streiten will, soll das machen.
eS gAb KeInE hEtZjAgDeN!1!!
»Ich kenne den Schmerz, den ich hatte, weil ich zweimal die Vorhaut mit dem Reißverschluss mitgenommen habe, so dass dieser - also Reißverschluss - einmal in einer Klinik entfernt werden musste.« - Chefreferendar
Brainiac
Super Power User
Super Power User
Beiträge: 1559
Registriert: Montag 10. März 2014, 08:03

Re: Der Begriff Unrechtsstaat

Beitrag von Brainiac »

Ach, Famulus... :alright
"In a real sense, we are what we quote." - Geoffrey O'Brien
Benutzeravatar
Strich
Mega Power User
Mega Power User
Beiträge: 2278
Registriert: Samstag 9. Januar 2016, 16:52
Ausbildungslevel: Anderes

Re: Der Begriff Unrechtsstaat

Beitrag von Strich »

famulus hat geschrieben: Montag 25. Mai 2020, 21:09
Strich hat geschrieben: Montag 25. Mai 2020, 18:52 Meh ja ok. Aber in der Sache bringen sie nichts. Für den von dir aufgezählten Kindergarten habe ich ohnehin keinen Nerv. Wer sich um Kaisers Bart streiten will, soll das machen.
eS gAb KeInE hEtZjAgDeN!1!!
Check ich nicht?
Stehe zu deinen Überzeugungen soweit und solange Logik oder Erfahrung dich nicht widerlegen. Denk daran: Wenn der Kaiser nackt aussieht ist der Kaiser auch nackt ... .
- Daria -

www.richtersicht.de

Seit 31.05.2022 Lord Strich
Benutzeravatar
famulus
Fossil
Fossil
Beiträge: 10256
Registriert: Freitag 12. März 2004, 12:55
Ausbildungslevel: Interessierter Laie

Re: Der Begriff Unrechtsstaat

Beitrag von famulus »

Das (Chemnitz: "Es gab [keine] Hetzjagden") war doch genau derselbe Schwachsinn. Eine Behauptung wird von wem auch immer aufgestellt aufgestellt, ihr wird widersprochen und das ganze explodiert medial, obwohl von vornherein feststeht, dass wegen der begrifflichen Interpretationsspielräume gleichzeitig alle und keiner im Recht ist oder "gewinnen" kann. Da gibt es so viele weitere Beispiele, z. B. der unsägliche Streit darüber, ob der Islam zu Deutschland "gehört" oder nicht. Mir rollen sich da die Fußnägel hoch, wenn ich sehe, wie genüsslich das medial und gesellschaftlich eskaliert wird, sich sinnlose Talkshowrunden, Zeitungskommentare und Jurawelt-Forenbeiträge überschlagen - und mit welcher Inbrunst sich über die eine oder die andere Sichtweise empört wird (war ja hier auch wieder der Aufhänger: "Er hat sich der Erklärung nicht angeschlossen, der elende Kommunist").
»Ich kenne den Schmerz, den ich hatte, weil ich zweimal die Vorhaut mit dem Reißverschluss mitgenommen habe, so dass dieser - also Reißverschluss - einmal in einer Klinik entfernt werden musste.« - Chefreferendar
Benutzeravatar
Strich
Mega Power User
Mega Power User
Beiträge: 2278
Registriert: Samstag 9. Januar 2016, 16:52
Ausbildungslevel: Anderes

Re: Der Begriff Unrechtsstaat

Beitrag von Strich »

famulus hat geschrieben: Dienstag 26. Mai 2020, 15:09 ...(war ja hier auch wieder der Aufhänger: "Er hat sich der Erklärung nicht angeschlossen, der elende Kommunist").
Ahhh ok. Zum Zitierten: Das scheint mir doch aber alles zuzutreffen.
1. Er hat sich der Erklärung nicht angeschlossen.
2. Er ist ein Kommunist

Warum er sich der Erklärung nicht angeschlossen hat, mag nun Ara'sche Begründungsmuster aufweisen, spielt aber für seine "Verurteilung" keine Rolle ^^
Stehe zu deinen Überzeugungen soweit und solange Logik oder Erfahrung dich nicht widerlegen. Denk daran: Wenn der Kaiser nackt aussieht ist der Kaiser auch nackt ... .
- Daria -

www.richtersicht.de

Seit 31.05.2022 Lord Strich
Brainiac
Super Power User
Super Power User
Beiträge: 1559
Registriert: Montag 10. März 2014, 08:03

Re: Der Begriff Unrechtsstaat

Beitrag von Brainiac »

@Famulus: Wegen der unterschiedlichen Interpretierbarkeit der jeweiligen Aussagen und ihrer Motive findest du sicherlich auch die Diskussionen um den "Vogelschiss" und das "Mahnmal der Schande" und dienjenigen, die sich darüber aufregen, lächerlich? Überzeugt mich dort genau so wenig wie hier.
"In a real sense, we are what we quote." - Geoffrey O'Brien
Gelöschter Nutzer

Re: Der Begriff Unrechtsstaat

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

famulus hat geschrieben: Dienstag 26. Mai 2020, 15:09 Das (Chemnitz: "Es gab [keine] Hetzjagden") war doch genau derselbe Schwachsinn. Eine Behauptung wird von wem auch immer aufgestellt aufgestellt, ihr wird widersprochen und das ganze explodiert medial, obwohl von vornherein feststeht, dass wegen der begrifflichen Interpretationsspielräume gleichzeitig alle und keiner im Recht ist oder "gewinnen" kann. Da gibt es so viele weitere Beispiele, z. B. der unsägliche Streit darüber, ob der Islam zu Deutschland "gehört" oder nicht. Mir rollen sich da die Fußnägel hoch, wenn ich sehe, wie genüsslich das medial und gesellschaftlich eskaliert wird, sich sinnlose Talkshowrunden, Zeitungskommentare und Jurawelt-Forenbeiträge überschlagen - und mit welcher Inbrunst sich über die eine oder die andere Sichtweise empört wird (war ja hier auch wieder der Aufhänger: "Er hat sich der Erklärung nicht angeschlossen, der elende Kommunist").
Auch wenn ich mich selbst aus Jux manchmal gerne an derartigen Diskussionen beteilige, würde ich dir jedenfalls im Grundsatz zustimmen, was die Fruchtlosigkeit derartiger Debatten angeht. Es mag das erste Mal sein, dass ich deiner Meinung bin. =D>
Benutzeravatar
famulus
Fossil
Fossil
Beiträge: 10256
Registriert: Freitag 12. März 2004, 12:55
Ausbildungslevel: Interessierter Laie

Re: Der Begriff Unrechtsstaat

Beitrag von famulus »

Brainiac hat geschrieben: Dienstag 26. Mai 2020, 16:30 @Famulus: Wegen der unterschiedlichen Interpretierbarkeit der jeweiligen Aussagen und ihrer Motive findest du sicherlich auch die Diskussionen um den "Vogelschiss" und das "Mahnmal der Schande" und dienjenigen, die sich darüber aufregen, lächerlich? Überzeugt mich dort genau so wenig wie hier.
"Mahnmal der Schande" schon, "Vogelschiss" eher nicht. Man muss halt auch gucken, ob in einer bewussten Mehrdeutigkeit einer Aussage nicht selbst schon etwas Verwerfliches (Provokation auf einem äußerst sensiblen Gebiet) zu sehen ist. DARAN würde ich aber den Vorwurf dann auch festmachen - nicht an einer Vernagelung auf eine von mehreren Deutungsmöglichkeiten.

Das ist beim Unrechtsstaat und den Hetzjagden m. E. schon was anderes.
»Ich kenne den Schmerz, den ich hatte, weil ich zweimal die Vorhaut mit dem Reißverschluss mitgenommen habe, so dass dieser - also Reißverschluss - einmal in einer Klinik entfernt werden musste.« - Chefreferendar
Benutzeravatar
Strich
Mega Power User
Mega Power User
Beiträge: 2278
Registriert: Samstag 9. Januar 2016, 16:52
Ausbildungslevel: Anderes

Re: Der Begriff Unrechtsstaat

Beitrag von Strich »

Klar, wir differenzieren solange bis es passt ;-). Dein Argument lässt sich halt auch einfach auf den "Unrechtsstaat" übertragen: Der Großteil versteht es relativ einheitlich. Man will sich vordergründig dieser Definition nicht anschließen und schiebt (vermeintlich oder wirklich) diese Begründung einer Ablehnung vor, obwohl (vermeintlich oder wirklich) ideologische Gründe eine entsprechende Erklärung verbieten.

Wenn Muslime erklären (ähnliche Beispiele ließen sich mit beliebigen anderen bilden, bspw. Veganern ^^), sie tränken keinen Alkohol, weil das sei ja schädlich für den Körper, haben sie sicherlich recht. Den Gedanken, dass dieses Argument nur vorgeschoben ist, weil man nicht sagen will, es steht halt im Koran, muss man dann aber schon aktiv unterdrücken. Das Problem besteht nicht darin, dass der Koran das sagt und das blöd als Argument klingen könnte (was es m.E. nicht tut). Die "Heuchelei" stört. Sie stört dich ja auch. Du unterstellst den Vogelscheißern und Mahnmalschändern Intentionen, die sie aber nicht offen aussprechen sondern zu verschleiern versuchen.

Wer von beiden die "bewusste Mehrdeutigkeit" ins Spiel bringt (der Äußernde oder der, der darauf reagiert) spielt doch nun wirklich keine Rolle.

Und genau deswegen siehst du auch einen Unterschied in den beiden Fällen: Der Linken unterstellst du dieses bewusste Verschleiern nicht, sondern meinst, das sei eine ehrliche Ablehnung aus lauteren Gründen gewesen (ich weiß nicht ob das so ist, es ist mir auch egal). Der AfD unterstellst du das und meinst deshalb das sei was anderes. Für andere hier im Forum (ist jetzt meine Vermutung, ich will hier niemanden einspannen ;-) ), die der Linken ein ähnlich unaufrichtiges Spiel unterstellen, gibt es keinen Unterschied.
Stehe zu deinen Überzeugungen soweit und solange Logik oder Erfahrung dich nicht widerlegen. Denk daran: Wenn der Kaiser nackt aussieht ist der Kaiser auch nackt ... .
- Daria -

www.richtersicht.de

Seit 31.05.2022 Lord Strich
Freedom
Super Power User
Super Power User
Beiträge: 1112
Registriert: Dienstag 22. Oktober 2013, 20:09

Re: Der Begriff Unrechtsstaat

Beitrag von Freedom »

Strich hat geschrieben: Mittwoch 27. Mai 2020, 08:37 Klar, wir differenzieren solange bis es passt ;-). Dein Argument lässt sich halt auch einfach auf den "Unrechtsstaat" übertragen: Der Großteil versteht es relativ einheitlich. Man will sich vordergründig dieser Definition nicht anschließen und schiebt (vermeintlich oder wirklich) diese Begründung einer Ablehnung vor, obwohl (vermeintlich oder wirklich) ideologische Gründe eine entsprechende Erklärung verbieten.

Wenn Muslime erklären (ähnliche Beispiele ließen sich mit beliebigen anderen bilden, bspw. Veganern ^^), sie tränken keinen Alkohol, weil das sei ja schädlich für den Körper, haben sie sicherlich recht. Den Gedanken, dass dieses Argument nur vorgeschoben ist, weil man nicht sagen will, es steht halt im Koran, muss man dann aber schon aktiv unterdrücken. Das Problem besteht nicht darin, dass der Koran das sagt und das blöd als Argument klingen könnte (was es m.E. nicht tut). Die "Heuchelei" stört. Sie stört dich ja auch. Du unterstellst den Vogelscheißern und Mahnmalschändern Intentionen, die sie aber nicht offen aussprechen sondern zu verschleiern versuchen.

Wer von beiden die "bewusste Mehrdeutigkeit" ins Spiel bringt (der Äußernde oder der, der darauf reagiert) spielt doch nun wirklich keine Rolle.

Und genau deswegen siehst du auch einen Unterschied in den beiden Fällen: Der Linken unterstellst du dieses bewusste Verschleiern nicht, sondern meinst, das sei eine ehrliche Ablehnung aus lauteren Gründen gewesen (ich weiß nicht ob das so ist, es ist mir auch egal). Der AfD unterstellst du das und meinst deshalb das sei was anderes. Für andere hier im Forum (ist jetzt meine Vermutung, ich will hier niemanden einspannen ;-) ), die der Linken ein ähnlich unaufrichtiges Spiel unterstellen, gibt es keinen Unterschied.
:goodposting:
Digiwas?
Benutzeravatar
famulus
Fossil
Fossil
Beiträge: 10256
Registriert: Freitag 12. März 2004, 12:55
Ausbildungslevel: Interessierter Laie

Re: Der Begriff Unrechtsstaat

Beitrag von famulus »

Den Einwand verstehe ich nicht. Ich hab mich beim "Unrechtsstaat" doch überhaupt keiner Seite angeschlossen und es beim "Mahnmal der Schande" genau so gehandhabt? Ich kritisiere nur, dass man so energisch für oder gegen eine Seite streitet, wo doch alles von Begrifflichkeiten abhängt, deren Dehtungshoheit letztlich notfalls immer beim Äußernden als Rückzugsoption bleibt. Beim Unrechtsstaat kommt noch dazu, dass A den undefinierten Begriff als Antrag eingeführt hat und B dafür kritisiert wird, sich dem Antrag nicht anzuschließen - völlig ohne Hinweis auf Gründe und Hintergründe, die natürlich durchaus wieder Kritik ermöglichen würden (wovon ich in dem Fall ausdrücklich ausgehe). Wenn mit dem Nichtanschluss eine Provokation (oder eine Verherrlichung der DDR) beabsichtigt ist, dann kritisiere ich das auch und natürlich ist das auch ein sensibler Bereich der Deutschen Geschichte. Aber einen Qualitätsunterschied zwischen Aktion und Reaktion sehe ich schon - wenn sich also ohne Not und Aufhänger jemand ins Fernsehen setzt und verkündet "Die DDR war kein Unrechtsstaat", dann ist das für mich etwas anderes und hat eher Mahnmalqualität.
Zuletzt geändert von famulus am Mittwoch 27. Mai 2020, 09:48, insgesamt 1-mal geändert.
»Ich kenne den Schmerz, den ich hatte, weil ich zweimal die Vorhaut mit dem Reißverschluss mitgenommen habe, so dass dieser - also Reißverschluss - einmal in einer Klinik entfernt werden musste.« - Chefreferendar
Benutzeravatar
Tibor
Fossil
Fossil
Beiträge: 16446
Registriert: Mittwoch 9. Januar 2013, 23:09
Ausbildungslevel: Ass. iur.

Re: Der Begriff Unrechtsstaat

Beitrag von Tibor »

Strich hat geschrieben: Mittwoch 27. Mai 2020, 08:37 Klar, wir differenzieren solange bis es passt ;-). Dein Argument lässt sich halt auch einfach auf den "Unrechtsstaat" übertragen: Der Großteil versteht es relativ einheitlich. Man will sich vordergründig dieser Definition nicht anschließen und schiebt (vermeintlich oder wirklich) diese Begründung einer Ablehnung vor, obwohl (vermeintlich oder wirklich) ideologische Gründe eine entsprechende Erklärung verbieten.

Wenn Muslime erklären (ähnliche Beispiele ließen sich mit beliebigen anderen bilden, bspw. Veganern ^^), sie tränken keinen Alkohol, weil das sei ja schädlich für den Körper, haben sie sicherlich recht. Den Gedanken, dass dieses Argument nur vorgeschoben ist, weil man nicht sagen will, es steht halt im Koran, muss man dann aber schon aktiv unterdrücken. Das Problem besteht nicht darin, dass der Koran das sagt und das blöd als Argument klingen könnte (was es m.E. nicht tut). Die "Heuchelei" stört. Sie stört dich ja auch. Du unterstellst den Vogelscheißern und Mahnmalschändern Intentionen, die sie aber nicht offen aussprechen sondern zu verschleiern versuchen.
Schön das "Konzept" veil of ignorance dargestellt; für ein "neutrales" Begriffsverständnis (bzw. für Gerechtigkeitsfragen; dazu hat Rawls das ja entwickelt) muss man soziale Eigenschaften wie Hautfarbe, Ethnie, Geschlecht, Religionszugehörigkeit, Stellung innerhalb der Gesellschaft, sozialer Status etc. ausblenden können, sonst wird das nichts.
"Just blame it on the guy who doesn't speak English. Ahh, Tibor, how many times you've saved my butt."
Benutzeravatar
Fyrion
Mega Power User
Mega Power User
Beiträge: 1679
Registriert: Montag 19. November 2007, 20:49

Re: Der Begriff Unrechtsstaat

Beitrag von Fyrion »

famulus hat geschrieben: Dienstag 26. Mai 2020, 19:29
Brainiac hat geschrieben: Dienstag 26. Mai 2020, 16:30 @Famulus: Wegen der unterschiedlichen Interpretierbarkeit der jeweiligen Aussagen und ihrer Motive findest du sicherlich auch die Diskussionen um den "Vogelschiss" und das "Mahnmal der Schande" und dienjenigen, die sich darüber aufregen, lächerlich? Überzeugt mich dort genau so wenig wie hier.
"Mahnmal der Schande" schon, "Vogelschiss" eher nicht. Man muss halt auch gucken, ob in einer bewussten Mehrdeutigkeit einer Aussage nicht selbst schon etwas Verwerfliches (Provokation auf einem äußerst sensiblen Gebiet) zu sehen ist. DARAN würde ich aber den Vorwurf dann auch festmachen - nicht an einer Vernagelung auf eine von mehreren Deutungsmöglichkeiten.

Das ist beim Unrechtsstaat und den Hetzjagden m. E. schon was anderes.
Ich übersetze das mal für dich:

"Bei Vogelschiss und Mahnmal der Schande ging es um rechtsradikale Äußerungen und die finde ich per se immer schlimmer als linke Äußerungen weil ich Rechtsextremismus grundsätzlich viel schlimmer fine als Linksextremismus. Deswegen messe ich mit zweierlei Maß" - das wäre die ehrliche Antwort ;)
Ich kritisiere nur, dass man so energisch für oder gegen eine Seite streitet, wo doch alles von Begrifflichkeiten abhängt, deren Dehtungshoheit letztlich notfalls immer beim Äußernden als Rückzugsoption bleibt. Beim Unrechtsstaat kommt noch dazu, dass A den undefinierten Begriff als Antrag eingeführt hat und B dafür kritisiert wird, sich dem Antrag nicht anzuschließen
Als ob es bei solchen Anträgen um irgendwelche juristischen Definitionen geht. Es ging einfach darum zu sagen DDR war scheisse und das ist auch jedem bewusst, sodass jeder, der sich daran nicht beteiligt die DDR offensichtlich nicht abgrundtief verachtenswert fand - und das finde ich wiederum abgrundtief verachtenswert.
Schön das "Konzept" veil of ignorance dargestellt; für ein "neutrales" Begriffsverständnis (bzw. für Gerechtigkeitsfragen; dazu hat Rawls das ja entwickelt) muss man soziale Eigenschaften wie Hautfarbe, Ethnie, Geschlecht, Religionszugehörigkeit, Stellung innerhalb der Gesellschaft, sozialer Status etc. ausblenden können, sonst wird das nichts.
Das ist mE keine praxistaugliche Forderung. Wenn zwei Leute dasselbe sagen, ist es immer noch lange nicht dasselbe. Man kann eine Äußerung überhaupt nicht vernünftig auslegen, ohne den Absender zu berücksichtigen. Wenn ein Höcke davon spricht, man müsse bestimmte Elemente einer Gesellschaft "ausschwitzen", dann ist das etwas völlig anderes als wenn Robert Habeck dasselbe sagen würde. Bei letzterem erscheint es nämlich naheliegend, dass er tatsächlich eine biologische Metapher gebrauchen wollte, bei Höcke liegt die annahme viel näher, dass es um die phonetische Nähe zu Ausschwitz ging. Das ist vielleicht nicht "neutral", aber es ist sicherlich realitätsnäher als jeder Aussage mit einem veil of ignorance zu begegnene (und praktisch eben auch nicht möglich, Menschen sind niemals objektiv).
Antworten