Gehalt kleine Kanzlei (2-5 Anwälte)

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Sektnase
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Re: Gehalt kleine Kanzlei (2-5 Anwälte)

Beitrag von Sektnase »

Klar, wer keinen Padkaffee aus der 20 Euro Senseo will, der bringt auch Leute für Geld um :lmao:
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thh
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Re: Gehalt kleine Kanzlei (2-5 Anwälte)

Beitrag von thh »

Freedom hat geschrieben: Mittwoch 29. Juli 2020, 15:31Mal als Gedanke, war das eigentlich immer nur Mittel zum Zweck dass man Bücher etc. links und rechts von der Tastatur liegen hat, sprich, ersetzt der doppelte Bildschirm das perfekt?
Das ist eine Frage der Arbeitsweise (und der Bereitschaft, diese ggf. anzupassen). In Büchern kann man besser blättern (das muss nicht so sein, aber Beck-Online und Juris haben bei der Nutzerfreundlichkeit noch Potential). dafür kann man im Browser sehr viel einfacher 10 oder 20 Tabs offen haben und dazwischen springen - da kommen keine Post-its oder "Bändsel" in Büchern mit.

Ich arbeite schon seit vielen Jahren in allen auch nur etwas umfangreicheren Verfahren praktisch ausschließlich mit der elektronischen Hilfsakte (also der PDF-Fassung der gescannten Akten), und zwar unabhängig davon, ob ich zuhause arbeite, wo ich die Akten nicht alle hinschleppen will, oder im Büro, wo sie neben mir liegen. Ich habe auch seit weit über einem Jahrzehnt keine Gesetzessammlung mehr geöffnet, sondern arbeite ausschließlich mit Onlineangeboten, und viele Jahre auch nicht mehr mit Fischer oder Meyer-Goßner (die jährlich für jeden Arbeitsplatz neu beschafft werden), sondern ausschließlich mit dem Angebot von Beck-Online. Das funktioniert sehr gut, und mit einer speziellen E-Akten-Lösung funktioniert das noch besser. Problematisch kann eher die Umsetzung der bislang papiergebundenen Arbeitsschritte werden; bislang kann man, wenn die Fachanwendung nicht mitspielen will, notfalls auf Word zurückgreifen oder den Ausdruck handschriftlich abändern ...
Freedom hat geschrieben: Mittwoch 29. Juli 2020, 15:31Oder wäre es (macht das jemand?) "Natürlicher" links und rechts zwei Tablets liegen zu haben, um auch dort zu scrollen und Texte zu lesen?
Man könnte sicherlich diskutieren, was denn überhaupt am Lesen eines Buches "natürlich" sein soll.
Freedom hat geschrieben: Mittwoch 29. Juli 2020, 15:31Weil als Doktorand / bei Hausarbeiten etc. ist es ja durchaus nicht unüblich 3 oder mehr Quellen aufm Schreibtisch liegen zu haben, aus denen man gerade etwas neues bastelt.
Das dürfte fachspezifisch sein. Es ist nicht unbedingt üblich, dass relevante Publikation nur gedruckt erscheinen.
Freedom hat geschrieben: Mittwoch 29. Juli 2020, 15:31Was ich z.B. total gerne mache - schon um den Rücken zu entlasten - ist mich im Stuhl zurückzulehnen mit ausgedruckten Artikeln und die zu lesen.
Ich lese persönlich auch sehr gerne in der Badewanne, aber halte das deswegen nicht für das non-plus-ultra.
gola20 hat geschrieben: Mittwoch 29. Juli 2020, 18:31Da freut man sich als Anwalt. IT Ausstattung ist wunschgemäß zusammengestellt. Sonderwünsche werden sofort erfüllt. Drei Bildschirme? Kein Problem. 5 Bildschirme? Kein Problem.
Zwei Bildschirme sind ja Standard, wenn man will, klappt man den Laptop auf und hat dann Bildschirm Nummer drei. Mehr als das erscheint mir (schon unter Berücksichtigung des Platzangebots) wenig zielführend.
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Re: Gehalt kleine Kanzlei (2-5 Anwälte)

Beitrag von Liz »

Sektnase hat geschrieben: Mittwoch 29. Juli 2020, 19:09 Klar, wer keinen Padkaffee aus der 20 Euro Senseo will, der bringt auch Leute für Geld um :lmao:
Wer sich selbst nur eine Senseo-Maschine im Büro gönnt, ist selbst Schuld.
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Re: Gehalt kleine Kanzlei (2-5 Anwälte)

Beitrag von Freedom »

@ Thh:
So gerne ich mich auch durch andere Ansichten bereichern lasse, insbesondere im Lichte der Digitalisierung, so liest sich deine Antwort doch ein wenig überheblich.

DU arbeitest mit einer bestimmten Methode, das MUSS die richtige sein. Was an Büchern natürlich sein soll? Dass es sie seit hunderten von Jahren gibt, dass man sie sich zuhause in den Schrank stellen kann, dass Bücher für viele Menschen eine Art Sammelobjekt sind, Dinge, die man gelesen hat, die man nachschlagen kann. Ich habe viele gute Bücher zuhause und ich schaue gerne rein. Die Vorstellung, dass ich meine Diss nur in einer PDF-Datei aufm Rechner hätte, bäh! Und nein, ich würde die Bücher nicht alle rauswerfen, nur um mir dann ein weißes Ipad auf ein Podest in die Wohnung zu stellen, dem ich gottgleich huldige.

Dein Badewannen-Beispiel ist ABSURD. Da ist ein Doktorand, der sagt, dass er sich gerne zurücklehnt im Stuhl, weil es auch gut für den Rücken ist (Es ist nachweislich gut den Körper, die Haltung zu variieren), weil man sich ausstrecken kann, weil man so gut arbeiten kann und du vergleichst das mit Arbeiten in einer Badewanne? :lmao: Das ist, als würde ich dir unterstellen, du bist ja nur gerne am PC weil du nebenher zocken kannst.

Chefs mit dieser Einstellung neigen dann gerne mal dazu, ihre eigene Präferenz von oben für alle durchzudrücken. Was für sie gut funktioniert, das muss für alle gut funktionieren. Und wer andere Präferenzen hat, der ist einfach unfähig und faul. Das ist das komplette Gegenteil von Toleranz, von der Erkenntnis im Leben, das Menschen sich unterscheiden. ICH habe gerne moderne Möbel, also haben alle, die auf altmodische Einrichtung stehen, einen an der Waffel.

Diese Grundeinstellung lässt sich auch nicht damit rechtfertigen, es sei nur eine Frage der Arbeitsweise an die man sich gewöhnen muss. Du nimmst das Ergebnis - dein Ergebnis - vorneweg und alle anderen müssen sich daran gewöhnen oder sie sind nicht anpassungsfähig.

In einer Fabrik ist das zu rechtfertigen. Wenn ich neue Maschinen da hinstelle an die sich die Arbeiter halt gewöhnen müssen, weil ich damit eine höhere Effizienz erziele. Aber wenn die Tätigkeit eine individuelle ist die von hochqualifzierter Arbeit lebt, dann kommt dem Menschen eine deutlich größere Bedeutung zu.
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Tibor
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Re: Gehalt kleine Kanzlei (2-5 Anwälte)

Beitrag von Tibor »

Nur weil etwas schon immer so war (Bücher), ist es nicht „natürlich“. Es ist Gewohnheitssache. Vor nicht langer Zeit war es auch noch üblich, dass Schriftsätze, Manuskripte und ganze Bücher auf Schreibmaschinen getippt wurden und nur schwer reproduziert werden konnten. Heute wird die Digitalisierung für selbstverständlich genommen und wenn jemand sagen würde „Sorry, das Originalmanuskript ist auf dem Weg vom Verlag abhanden gekommen und es gibt nur die gedruckten Zeitschriften in Bibliotheksarchiven ...“ Früher hat man Entscheidungssammlungen wie BGHZ & Co auch nicht nur zur Deko von Buchregalen genutzt, sondern darin recherchiert und nachgelesen. Niemand kommt heute noch ernsthaft auf die Idee bei einer Rechtsfrage in den letzten 30 Bänden BGHZ alle Entscheidungen eines bestimmten Senats durchzusuchen. Natürlich ist vielleicht denken, lesen, sprechen und schreiben. Aber schon die Art etwas zu lesen und zu schreiben ist nicht vorgegeben.

Und ja, in großen Einheiten (Unternehmen, Kanzlei, Uni, Justiz, Behörde) wird man über Best-Practice-Feststellungen zu regelmäßigen Anpassungsschritten für alle kommen müssen. Für manche ist es nicht progressiv genug; andere überfordert der ein oder andere Schritt. Das lässt sich nicht vermeiden und hat sich schon früher nicht vermeiden lassen. In Deutschland gibt es deshalb zur Abmilderung sowas wie Mitbestimmung.
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Re: Gehalt kleine Kanzlei (2-5 Anwälte)

Beitrag von thh »

Freedom hat geschrieben: Mittwoch 29. Juli 2020, 21:17@ Thh:
So gerne ich mich auch durch andere Ansichten bereichern lasse, insbesondere im Lichte der Digitalisierung, so liest sich deine Antwort doch ein wenig überheblich.
Nun ja, wir schreiben das Jahr 2020. In weiten Bereichen der Wirtschaft, in der Medizin, auch im Alltag wird seit Jahren digital gearbeitet; in den Haushalten ist es ähnlich, Faxgeräte sind Relikte vergangener Zeiten, und oft gibt es schon gar keine Drucker mehr - dementsprechend Einbrüche gibt es auch bei der Post. Es fällt mir unter diesen Umständen einigermaßen schwer, Bedenken der Art, dass man bei der Arbeit mit Papier doch "viel kreativer" sei oder vielleicht lieber ein paar Tablets auf dem Tisch drapiert, weil das besser vergleichbar mit einem Buch ist, ernst zu nehmen.

Ich habe Verständnis für ältere Kollegen jenseits der 50 und vor allem der 60, die nie etwas mit IT und neuen Medien anfangen konnten und den Anschluss verpasst werden; das wird hart, rechtfertigt aber auch keine Extrawürste. Bei Jüngeren fehlt mir dieses Verständnis.
Freedom hat geschrieben: Mittwoch 29. Juli 2020, 21:17DU arbeitest mit einer bestimmten Methode, das MUSS die richtige sein.
Oh, es gibt viele gute Methoden. Die Verwendung von Schreibmaschinen und Karteikästen, das Diktat an Frau Müller mit ihrem Stenoblock und auch die Ausfertigung von Entwürfen durch Kanzleischreiber in Schönschrift sind aber schlicht überholt. Ebenso überholt wird es in Kürze sein, rein elektronisch erstellte Dokumente, die rein elektronisch übermittelt werden - das ist ja schon heute Alltag; die meisten Verfahren bekomme ich erst zum Schluss das erste Mal "auf Papier", vorher wird mit per Mail vorab übermittelten (und dann aufgrund der Rechtslage ausgedruckten) PDFs gearbeitet -, auszudrucken, weil es haptischer einfach irgendwie schöner ist.
Freedom hat geschrieben: Mittwoch 29. Juli 2020, 21:17Was an Büchern natürlich sein soll? Dass es sie seit hunderten von Jahren gibt, dass man sie sich zuhause in den Schrank stellen kann, dass Bücher für viele Menschen eine Art Sammelobjekt sind, Dinge, die man gelesen hat, die man nachschlagen kann. Ich habe viele gute Bücher zuhause und ich schaue gerne rein. Die Vorstellung, dass ich meine Diss nur in einer PDF-Datei aufm Rechner hätte, bäh!
Das verstehe ich sehr gut. Ich kaufe auch weiterhin Bücher: es hat einfach etwas, sie in der Hand und im Schrank zu haben, und last but not least - das betrifft jetzt aber eher den Bereich der Unterhaltungsliteratur - habe ich Dinge, die mir wichtig sind, lieber im Schrank als nur auf dem E-Book-Reader, der in 5, 10 oder 30 Jahren vielleicht nicht mehr verwendbar ist, weil der Anbieter nicht mehr existiert oder die Lizenz verloren hat. Ich merke nur mehr und mehr, dass das keine praktikable Art des Umgangs ist und das mir die elektronische Fassung dieser Bücher nicht nur leichter zugänglich und ultimativ transportabel ist, sondern auch durchsuchbar und Exzerpte per copy & paste statt Abschreiben ermöglicht.
Freedom hat geschrieben: Mittwoch 29. Juli 2020, 21:17Dein Badewannen-Beispiel ist ABSURD. Da ist ein Doktorand, der sagt, dass er sich gerne zurücklehnt im Stuhl, weil es auch gut für den Rücken ist (Es ist nachweislich gut den Körper, die Haltung zu variieren), weil man sich ausstrecken kann, weil man so gut arbeiten kann und du vergleichst das mit Arbeiten in einer Badewanne? :lmao: Das ist, als würde ich dir unterstellen, du bist ja nur gerne am PC weil du nebenher zocken kannst.
Ich habe dieses Bedürfnis nicht, mich zu recken und die Haltung zu ändern, weiß aber, dass es verbreitet ist und medizinisch auch empfohlen wird. Es hat schon seinen Grund, dass die Einführung der eAkte hier verbunden ist mit der Beschaffung höhenverstellbarer Schreibtische an jedem Arbeitsplatz (gestaffelt im Rahmen vorhandener Haushaltsmittel, aber durchaus ernsthaft angestrebt). Das ermöglicht es, regelmäßig die Haltung zu ändern und mal im Stehen, mal im Sitzen zu arbeiten, ohne gesondertes Stehpult.
Freedom hat geschrieben: Mittwoch 29. Juli 2020, 21:17Chefs mit dieser Einstellung neigen dann gerne mal dazu, ihre eigene Präferenz von oben für alle durchzudrücken. Was für sie gut funktioniert, das muss für alle gut funktionieren. Und wer andere Präferenzen hat, der ist einfach unfähig und faul.
Es geht nicht um "Präferenzen", sondern um die Beseitigung eines Anachronismus, bei dem elektronisch erzeugte und übermittelte Dokumente ausgedruckt werden, damit sie in den Akten sind - die dann ständig versandt und daher nicht verfügbar sind.

Anno 2020 ein paar Dutzend oder auch mal ein paar hundert Seiten Rechtsmittel kurz vor Fristablauf zu faxen oder damit zu leben, dass es "die Akten" nur einmal gibt, so dass monate- oder jahrelang keine Kostenfestsetzung erfolgen kann, weil die Akten woanders sind, oder in größeren Verfahren ständig kistenweise Stehordner durch die Weltgeschichte zu schicken (vom LG zur StA, zurück zum LG, zurück zur StA, zur GenStA, zum GBA, zum BGH, zum GBA, zur StA, zum LG), mit allen damit verbundenen Verzögerungen, dem Transportaufwand und der Konsequenz, dass in der Regel nach dem allerersten Versand die Mechanik gebrochen und verbogen ist, so dass man die Ordner nicht mehr sinnvoll blättern kann, ist einfach nur eins: gaga.

Deshalb kommt zwingend die elektronische Akte, wie auch (fast) überall sonst elektronisch gearbeitet wird; im Aldi steht auch keine Registrierkasse mehr. Wichtig ist jetzt, dafür zu sorgen, dass ein gutes System eingeführt wird, dass auch in verschiedenen (aber sehr wichtigen!) Randaspekten keinen Rückschritt zur analogen Akte bedeutet.

Und auf dieser Grundlage sage ich: faktisch arbeiten wir hier bei uns schon seit über einem Jahrzehnt erst langsam, dann zunehmend, und seit etwas mehr als der Hälfte der Zeit sehr intensiv faktisch mit einer elektronischen Akte (die zwar nur eine Hilfsakte ist, rechtlich ist "die Akte" das Papierwerk, aber mit dem arbeitet kaum mehr jemand) - manche mehr, manche weniger. Ich mache das recht intensiv und weiß daher, dass das gut funktioniert. Ich sage nicht, deshalb müsse das jeder so machen - ich sage nur: das wird so kommen, und dann wird es jeder so machen müssen, und ich weiß, dass das geht. Und das ist auch in der Justiz möglich.

Ich weiß noch, dass ich vor Jahren als völliger Exot angefangen habe, in größeren Verfahren, wo die Akte eh auf dem Laptop war, auch im Rechner mitzuschreiben statt mit der Hand. Da ich kein 10-Finger-System beherrsche, ist das für mich nicht immer optimal, und gar nicht so selten schreibe ich noch mit der Hand mit - aber ich sehe zunehmend (auf der Richterbank und bei Anwälten und Staatsanwälten), dass im Rechner mitgeschrieben wird. Gar nicht so wenige können Tastschreiben, und manche arbeiten auch beim kleinen 08/15-Ladendiebstahl vor dem Strafrichter rein elektronisch.
Freedom hat geschrieben: Mittwoch 29. Juli 2020, 21:17Diese Grundeinstellung lässt sich auch nicht damit rechtfertigen, es sei nur eine Frage der Arbeitsweise an die man sich gewöhnen muss. Du nimmst das Ergebnis - dein Ergebnis - vorneweg und alle anderen müssen sich daran gewöhnen oder sie sind nicht anpassungsfähig.
Ich nehme nicht mein Ergebnis vorweg, ich weise darauf hin, wie - nun mit langer Verzögerung auch in der Justiz - zukünftig gearbeitet werden wird. Natürlich schließt das nicht aus, dass man sich mal Ausdrucke macht, wenn man bspw. entscheidende Schriftsätze (oder Vernehmungen) durcharbeiten und vorbereiten will; das ist oft schneller, als elektronisch zu blättern (wobei ich glaube, dass das schlicht daran liegt, dass ich mich noch nicht richtig an Lesezeichen und Kommentare in PDFs gewöhnt habe und damit nicht flüssig arbeiten kann). Es wird aber weder akzeptiert werden, dass man sich 8 (oder 80) stehordner ausdrucken lässt, weil man besser mit Papier arbeiten kann, noch wird es rein organisatorisch möglich sein, auch im Regelbetrieb die "kleinen" Verfahren auszudrucken. Das wird eine Frage von Druckern und Papier sein, und nicht zuletzt daran scheitern, dass man sich "seine" Akten dann selbst ausdrucken, lochen und abheften muss - das skaliert nicht. Die rechtliche Seite ist dabei auch für den Bereich der richterlichen Unabhängigkeit bereits geklärt: ist das Verfahren elektronisch, gibt es keinen Anspruch, sich die Akten ausdrucken zu lassen, weil man nur Papierakten bearbeiten möchte.
Freedom hat geschrieben: Mittwoch 29. Juli 2020, 21:17Aber wenn die Tätigkeit eine individuelle ist die von hochqualifzierter Arbeit lebt, dann kommt dem Menschen eine deutlich größere Bedeutung zu.
Und trotzdem ändert sich die Arbeitsumgebung. Auf den Federkiel folgen Füllfederhalter und Kugelschreiber, auf die Schreibmaschine der Computer (als Textverarbeitungssystem), und nun kommt die rein elektronische Aktenführung. All das waren Umstellungen, die zu bewältigen waren, und sie sind alle auch bewältigt worden. Das wird hier nicht anders sein.

Ich kann deshalb nur dazu raten, sich frühzeitig darauf ein- und umzustellen, statt darüber zu spekulieren, ob man künftig vielleicht doch noch alles ausgedruckt bekommt oder sich ein paar Tablets auf dem Schreibtisch verteilen darf.
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Re: Gehalt kleine Kanzlei (2-5 Anwälte)

Beitrag von Liz »

"Digital arbeiten" heißt aber nicht überall, dass man mit mehreren geöffneten Fenstern Nonstop vorm Bildschirm sitzt und sich ggf mehrere hundert Seiten streitigen Vortrag erschließt. Und mir scheinen die Auswirkungen auf die Arbeitsweise in der Justiz auch größer als z. B. in der Medizin zu sein, weil dort werden ja durchaus noch reale Patienten behandelt und nur die Behandlungsunterlagen zunehmend elektronisch geführt werden. Ob ich meine Verfügungen und Urteile am Ende ausdrucke und unterschreibe oder nicht, ist mir verhältnismäßig egal. Aber eine reine e-Akte wird - je nach Qualität der zur Verfügung stehenden Soft- und Hardware - durchaus eine deutliche Veränderung sein.
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Tibor
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Re: Gehalt kleine Kanzlei (2-5 Anwälte)

Beitrag von Tibor »

Die Frage ist doch, ob man aktuelle Arbeitsabläufe nur „ver-e-aktet“ oder ob man auch die Prozesse neu denkt. Ein Teil der Arbeitsprozesse kann ja nun parallel laufen und damit auch selbständig durch andere Akteure vorgenommen werden, ganz ohne Vfg / Zustimmung / Kenntnis des Richters. Post muss nicht zwingend „mit der Akte“ vorgelegt werden, weil die Akte schon da ist. Etc pp.
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Re: Gehalt kleine Kanzlei (2-5 Anwälte)

Beitrag von Sektnase »

Naja, digital arbeiten bringt auch in anderen Berufen große Veränderungen, da sind Juristen schon eher konservativ. Wie tibor sagt, wird ja aber nicht nur das Medium verändert. Der Witz ist ja, das einfache Arbeiten (Vorlagen, Kopien,..) vom Computer erledigt werden können. Letztlich wird das aber paradoxerweise dazu führen, dass die Richtern mehr einfache arbeiten übernehmen müssen - weil die Arbeitsplätze der Justizangestellten (insofern) eingespart werden und der Computer eben auch nicht alles hinkriegt.
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Re: Gehalt kleine Kanzlei (2-5 Anwälte)

Beitrag von Liz »

@Tibor: Das ist ja bislang nicht geplant; etwa bei Fristverlängerungsanträgen wäre es super, wenn einem nur noch der Antrag und parallel dazu schon die Daten (Frist endet morgen; 1. Fristverlängerungsantrag) angezeigt werden und man nur noch "ja" klicken muss und die Software automatisch alles weitere macht, was man allenfalls nochmals zur Kontrolle angezeigt bekommt. Aber das eigentliche juristische Arbeiten erfordert ja doch in einem größeren Umfang das Arbeiten mit mehreren Dokumenten. Banales Beispiel: Prüfung der örtlichen Zuständigkeit: Akte plus Anlagenband (fragliche Gerichtsstandsvereinbarung o. ä.) offen, am PC die Textanwendung und beck-online / juris offen und möglicherweise noch den Zöller aufgeschlagen. Stelle ich mir derzeit eher nervig vor, dass alles nur auf zwei Bildschirmen zu haben.
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Re: Gehalt kleine Kanzlei (2-5 Anwälte)

Beitrag von Tibor »

Siehst du, bei mir ist es anders herum. Ich nutze die Papierakten meist nur noch als Index, weil Eureka keine gute „Durchblätterfunktion“ enthält. Die eAkte erlaubt ja Copy&Paste aus Schriftsätzen; dann lese ich die gar nicht mehr auf Papier. Ich hab an zwei Bildschirmen mehrere Juris/Beck-Fenster, Office-Paket und einige PDF gleichzeitig auf und arbeite so. Ich drucke nur das finale Produkt, um es dann „in Form“ zu bringen.
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Re: Gehalt kleine Kanzlei (2-5 Anwälte)

Beitrag von Sektnase »

Kenne das Programm nicht, aber noch ist das ja eh relativ stark nur die Papierakte in E-Files umgewandelt oder? Das wird ja nur ein Zwischenschritt sein zu einer echten "Arbeitsumgebung".
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Re: Gehalt kleine Kanzlei (2-5 Anwälte)

Beitrag von Freedom »

thh hat geschrieben: Mittwoch 29. Juli 2020, 22:57 Nun ja, wir schreiben das Jahr 2020. In weiten Bereichen der Wirtschaft, in der Medizin, auch im Alltag wird seit Jahren digital gearbeitet; in den Haushalten ist es ähnlich, Faxgeräte sind Relikte vergangener Zeiten, und oft gibt es schon gar keine Drucker mehr - dementsprechend Einbrüche gibt es auch bei der Post. Es fällt mir unter diesen Umständen einigermaßen schwer, Bedenken der Art, dass man bei der Arbeit mit Papier doch "viel kreativer" sei oder vielleicht lieber ein paar Tablets auf dem Tisch drapiert, weil das besser vergleichbar mit einem Buch ist, ernst zu nehmen.

Ich habe Verständnis für ältere Kollegen jenseits der 50 und vor allem der 60, die nie etwas mit IT und neuen Medien anfangen konnten und den Anschluss verpasst werden; das wird hart, rechtfertigt aber auch keine Extrawürste. Bei Jüngeren fehlt mir dieses Verständnis.
Erstens habe ich die Frage in Bezug auf Tablets auf den Schreibtisch legen nicht aufgeworfen im Hinblick auf Wiederherstellung des Status Quo weil ich dem Status quo hinterherhänge, sondern im Hinblick auf die Frage ob diese Art zu arbeiten womöglich Vorteile hat. Beispielsweise kannst du dich ja mal mit einem Optiker unterhalten, ob es hilfreich ist, die ganze Zeit auf eine Entfernung auf den Bildschirm zu starren. Der wird dir sagen, dass es für die Augen besser ist, die Entfernungen zu verändern. Der Orthophäde wird dir sagen, dass es besser ist, die Kopfhhaltung regelmäßig zu verändern, dass die Sitzposition regelmäßig zu verändern ist.

Zweitens argumentiere ich ja gerade auch für andere. Es geht mir auch einfach darum, mal ein wenig Verständnis zu zeigen für Menschen, die sich 30 Jahre an etwas gewöhnt haben. Womöglich müssen sie sich trotzdem umgewöhnen, für das große Ganze. Das war zu allen zeiten so. Aber muss ich sie auch noch verurteilen dafür, dass es ihnen schwer fällt, oder kann ich ihnen nicht wenigstens den respekt zeigen, eben weil ich nicht einschätzen kann, wie ich mich mit 60 fühlen werde? Ich schreibe selbst nicht an der Schreibmaschine.
thh hat geschrieben: Mittwoch 29. Juli 2020, 22:57
Freedom hat geschrieben: Mittwoch 29. Juli 2020, 21:17DU arbeitest mit einer bestimmten Methode, das MUSS die richtige sein.
Oh, es gibt viele gute Methoden. Die Verwendung von Schreibmaschinen und Karteikästen, das Diktat an Frau Müller mit ihrem Stenoblock und auch die Ausfertigung von Entwürfen durch Kanzleischreiber in Schönschrift sind aber schlicht überholt. Ebenso überholt wird es in Kürze sein, rein elektronisch erstellte Dokumente, die rein elektronisch übermittelt werden - das ist ja schon heute Alltag; die meisten Verfahren bekomme ich erst zum Schluss das erste Mal "auf Papier", vorher wird mit per Mail vorab übermittelten (und dann aufgrund der Rechtslage ausgedruckten) PDFs gearbeitet -, auszudrucken, weil es haptischer einfach irgendwie schöner ist.
Zum Thema Karteikästen, Das Schreiben per Hand bietet eine Vielzahl an Vorteilen. Schwer zu erklären, aber doch Fakt ist, dass viele Leute berichten, dass sie durch das Aufschreiben per Hand eine viel effektivere erste Wiederholung haben. Da lässt sich jetzt freilich nach den Ursachen forschen - mal eine These: Schreiben am PC geht so schnell, dass man nicht mehr drüber nachdenkt, dass der Stoff nicht über das Kurzzeitgededächtnis hinauskommt - und dann die Arbeitsweise womöglich auch am PC anpassen. Aber ob jeder dazu in der Lage ist? Ich habe meine Zweifel. Denn zweitens verführt das Schreiben am PC gerade dazu, dass man sich nicht auf wenig Qualität beschränkt, sondern die Quantität erhöht und die KK nicht mehr knapp sind - nachdenken über den Stoff, reduzieren auf das Wesentliche - sondern eben einfach nur ewig lange Exzerpte anfertigt und damit quasi das Lehrbuch abschreibt.

Und was zeigt dieses Beispiel? Dass die Digitalisierung eben nicht für alle Bereiche gleichermaßen gut geeignet ist - jedenfalls nicht ohne wesentliche Analyse, was der Vorteil an der bisherigen Arbeitsweise war. Damit wiederholt sich auch mein Argument von eben mit der Frage danach, ob das Arbeiten mit vielen verschiedenen Quellen auch Vorteile haben kann und es nicht darum geht, einen Status Quo zu erhalten, sondern danach zu fragen, welche Vorteile dieser womöglich geboten hat, da man nur dann in der Lage ist, die Vorteile zu übertragen auf neue Technologien - falls es Vorteile waren. So könnte z.B. eine Karteikartensoftware aggresiv dazu ermahnen, kurze KK zu schreiben etc. Wiegesagt, immer ausgehend von der Prämisse, dass die Ausgangsthese stimmt. Mein Ursprungsbeitrag war denn auch Fragen aufwerfend und nicht behauptend.

Im Übrigen:
Ich bezweifle in keinster Weise, dass die E-Akte für den gerichtlichen Alltag eine wesentliche Verbesserung ist, dass der damalige Analoge Weg womöglich in 20 Jahren für alle Beteiligten nur noch als absurd erscheint - und mit ein wenig mehr Vorstellungskraft auch schon jetzt. In keinster Weise würde ich mich zu den Leuten zählen, die später ankämen mit "Ich will jetzt aber die Akte komplett auf Papier.

Was mich an deinem Beitrag gestört hat ist zweierlei: Erstens das überhaupt nicht vorhandene Verständnis (Das du jetzt ja mit einer Klarstellung doch betont hast), dass es älteren Semestern womöglich schwer fällt, sich nach 30 Jahren umzugewöhnen.

Und zweitens dein absurdes Badewannen-Beispiel bzw. generell die Übertragung von deinem Umgang mit Technologie für den Anwendungsbereich der E-Akte auf quasi alle Bereiche. Ich bin kein Richter. Ich bin Doktorand. Rechtsgestaltend. Ich muss sehr viel nachdenken, grübele gerne mal den halben Tag nur und setze Erkenntnisse zusammen. Dafür lehne ich mich gerne mal zurück. Und wenn dann jemand ankommt, der meint, mir vorschreiben zu können oder zu müssen, wie ich zu arbeiten habe, dann ist das absurd.

Meine Arbeit findet - jenseits der Lese- und Schreibphasen, jenseits des Abschreibens von Standard-Wissen und damit dem aufbau auf Bestehendem, in meinem Kopf statt.

Denn unser Vergleichskriterium ist immer die Produktivität. Die hängt wiederum bei hochqualifzierter Arbeit stark von den individuellen Präferenzen ab. Und es ist nunmal gerade häufig anzutreffender Mechanismus, das - in dem Fall witzigerweise umgekehrt - ältere Semester der Meinung sind, ihre Arbeitsweise müsse für alle gelten. Klassisches Beispiel ist hier der Chef im Managing-Board einer Anwaltskanzlei, der selbst Open Space mag und deshalb einseitig, ohne die Mitarbeiter an den Standorten zu fragen, durchdrückt, dass allen die Büros weggenommen werden, weil "MAN" Ja produktiver ist im Open Space. Alles unter dem Deckmantel des Fortschritts. Es wird das Ergebnis vorneweg genommen, es wird dem Diskurs entzogen, ob der Fortschritt wirklich Fortschritt ist oder eigentlich nur zur Kostenersparnis dient, damit der Chef mehr Geld kriegt. Das geht einfach an der Realität vorbei und es fehlt die Fähigkeit, zu aktzeptieren, dass es andere Präferenzen gibt, genau wie nicht jeder die gleichen Hobbys hat.

Das ist, wie wenn der Chef nur sehr schwer zu überzeugen ist, dass du im Büro nicht am produktivsten bist bzw. dich fragt, warum du nicht im Büro arbeitest. Freilich, sein Büro hat dicke Wände und Klimaanlage, die Mitarbeiter sind seit Jahren täglichem Baustellenlärm ausgesetzt, die Wände sind dünn und die Hälfte des Jahres hat man Temperaturen von über 30 Grad im Büro.
thh hat geschrieben: Mittwoch 29. Juli 2020, 22:57
Freedom hat geschrieben: Mittwoch 29. Juli 2020, 21:17Aber wenn die Tätigkeit eine individuelle ist die von hochqualifzierter Arbeit lebt, dann kommt dem Menschen eine deutlich größere Bedeutung zu.
Und trotzdem ändert sich die Arbeitsumgebung. Auf den Federkiel folgen Füllfederhalter und Kugelschreiber, auf die Schreibmaschine der Computer (als Textverarbeitungssystem), und nun kommt die rein elektronische Aktenführung. All das waren Umstellungen, die zu bewältigen waren, und sie sind alle auch bewältigt worden. Das wird hier nicht anders sein.

Ich kann deshalb nur dazu raten, sich frühzeitig darauf ein- und umzustellen, statt darüber zu spekulieren, ob man künftig vielleicht doch noch alles ausgedruckt bekommt oder sich ein paar Tablets auf dem Schreibtisch verteilen darf.
Niemand bezweifelt, dass man sich an neue Technologien gewöhnen sollte, wo sie ersichtlich nur Vorteile bieten. Aber es ist eben doch für jeden Anwendungsbereich zu fragen, welche Vorteile die alte Arbeitsweise hatte und welche Nachteile die neue Arbeitsweise hat. Gefährlich ist es insoweit, einfach vom Fortschritt zu sprechen und das Ergebnis vorneweg zu nehmen (In der Regel geht es eben auch schlicht um Kostenersparnis, die Vorteile und Nachteile werden da gerne mal ignoriert unter dem genannten Deckmantel).

Und doch findet die Arbeit des Akademikers in seinem eigenen Kopf statt. Und wenn der Akademiker halt gute Gedanken hat, wenn er sich den entscheidenden Aufsatz auch mal ausdruckt und den Artikel auf dem Sofa liegt, sich zurücklehnt und Anmerkungen macht - dann sollte er das auch weiterhin tun.

PS: letztlich zeigt sich hier wieder mal das, was in Foren ständig passiert: Beide gehen von ihrem Anwendungsbereich aus (Welch Wunder, ist die eigene tägliche Arbeit der Vergleichsmaßstab). Dann diskutiert man - und tritt mit den eigenen argumenten dem anderen auf den Schlips, weil die eigene Argumentation für dessen Anwendungsbereich schlicht nicht komplett passt. Was lernen wir daraus? Einfach mal hin und wieder ein paar Relativierungen in den text einbauen oder auf den konkreten Anwendungsbereich hinweisen, statt immer diesen verallgemeinernden Anspruch zu haben.
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Re: Gehalt kleine Kanzlei (2-5 Anwälte)

Beitrag von Freedom »

Noch ein Beispiel: Die Leute fahren heute alle Fahrstuhl, statt mal die Treppe zu nehmen. Dann sind sie alle extrem unfit und fangen an zu schnaufen, wenn der Fahrstuhl kaputt ist. Die Lösung? Ganz einfach - ins Fittness-Studio gehen und dort die Muskelgruppen trainieren, die man nicht mehr trainiert. Dieses Beispiel stammt nicht von mir, sondern von einem Orthophäden. Dessen Mitarbeiter es genauso machen, während er kein Fittnessstudio braucht, weil er fit ist. Hier einfach zu sagen: Das ist Digitalisierung, das ist Fortschritt, das ist so - macht keinen Sinn.
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Re: Gehalt kleine Kanzlei (2-5 Anwälte)

Beitrag von Theopa »

Liz hat geschrieben: Donnerstag 30. Juli 2020, 10:19 @Tibor: Das ist ja bislang nicht geplant; etwa bei Fristverlängerungsanträgen wäre es super, wenn einem nur noch der Antrag und parallel dazu schon die Daten (Frist endet morgen; 1. Fristverlängerungsantrag) angezeigt werden und man nur noch "ja" klicken muss und die Software automatisch alles weitere macht, was man allenfalls nochmals zur Kontrolle angezeigt bekommt.
Das ist einer der Punkt bei welchem es wirklich großes Potenzial gäbe, auf das aktuell durch die miserablen Einzellösungen - ich werde nicht müde zu schreiben, dass das beA einfach fehlgeschlagen ist - aber noch nicht einmal wirklich hingearbeitet wird.

Echte Digitalisierung wäre wie du es beschrieben hast: Der Anwalt geht auf seine Akte, klickt "Fristverlängerung" an. Es öffnet sich ein Kalender, dazu kommt die Anzeige ob in der Sache schon einmal eine Fristverlängerung erfolgt ist. Daneben öffnet sich ein Begründungsfeld. Die Begründung wird eingetippt bzw. durch Dragon eindiktiert, man gibt sein persönliches Signatur-Passwort ein und klickt auf "Signieren und Versenden". Sekunden später erscheint die Nachricht beim Gericht im digitalen Posteingang, durch Anklicken öffnet sich direkt die passende Akte des Richters mit Kalender und weiteren Informationen und dieser entscheidet. Die Entscheidung wird direkt und automatisch allen betroffenen Beteiligten übermittelt und bei Anwälten mit dem Vermerk "Prüfung der Frist erforderlich!" schon einmal in die Fristenkalender eingetragen.

Aktuell dauert das Versenden über beA schon länger als alles was ich geschrieben habe, sofern es überhaupt klappt.
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