Luther Berlin

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Kasimir
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Luther Berlin

Beitrag von Kasimir »

Sorry, aber habt ihr schonmal irgendwo gearbeitet? Jeder Sachbearbeiter muss sich heute an messbaren Performance-Zielen messen lassen. Wenn du im Vertrieb bist, dann bekommst du aber ordentlich Pfeffer unter dem Hintern, wenn du deine Verkaufszahlen nicht bringst. Für jeden Arbeitgeber zählt, was der Arbeitnehmer konkret leistet bzw. zum Unternehmensegebnis beiträgt. Um 9 Uhr hingehen und dann irgendwas bis 18 Uhr machen und dann nach Hause gehen war vielleicht mal in den 70ern so.
Zuletzt geändert von Kasimir am Freitag 4. September 2020, 18:26, insgesamt 1-mal geändert.
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Tibor
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Re: Luther Berlin

Beitrag von Tibor »

Oder du lässt dich in den Betriebsrat wählen.
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Parabellum
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Re: Luther Berlin

Beitrag von Parabellum »

gola20 hat geschrieben: Donnerstag 3. September 2020, 12:49 Es geht nicht um billable Hours. Mindestzeit von 45h finde ich trotzdem eine Frechheit und auch den Druck, den so ein System erzeugt. Ist ja kein Fließband, sondern noch immer juristische Tätigkeit.
Ich frage mich ja, ob so eine Quote nicht eher zu einem race to the bottom führt, weil alle denken, dass es ausreicht, nur irgendwie 45 h da zu sein.
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Tibor
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Re: Luther Berlin

Beitrag von Tibor »

Es wird schon begrenzende Anreizsysteme geben, die eben in die andere Richtung weisen. Du kannst ja die 45 als Minimum für das Fixum sehen. Bei erreichen bestimmter %-Zahlen oder anderen absoluten Zahlen gibt es dann Boni oder Punkte für das nächste Grade oder sowas. Es wird ganz bestimmt niemand dafür bestraft, wenn er mal 2.000 Billables im Jahr gebucht hat.
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Re: Luther Berlin

Beitrag von Casus Desperatus »

Nachdem ich eine geraume Weile stiller Mitleser war, hat mich das Thema dazu gereizt, mich anzumelden. Weil ich finde, dass hier ein ziemliches Zerrbild gezeichnet wird:

Ich kenne den Laden von innen und meine Eindrücke sind in zeitlicher Hinsicht auch noch nicht "angestaubt". Von Cholerikern habe ich nichts mitbekommen. Ein paar gewöhnungbedürftige Leute gibt es schon, das hat man ab einer gewissen Größe aber echt überall. Es ist durchaus unterschiedlich je nach Team, da herrscht jeweils eine eigene kleine Subkultur. Insbesondere das Corporate/M&A-Team, nach dem ja spezifisch gefragt wurde, ist menschlich sehr angenehm.

Was einem sauer aufstossen kann, ist das "Kastenwesen", soll heißen: Partner, Associates, Referendare/WiMis und Support bleiben was die Mittagspausengestaltung angeht jeweils ziemlich strikt unter sich. Was ich nicht per se negativ finde: Es kann auch anstrengend sein, regelmäßig mit seinen Vorgesetzten beim Lunch zu sitzen. Ist ja nicht immer unbedingt die ungezwungenste Atmosphäre in der Situation. Ebenso mag der auf den Ruhestand zugehende Partner -überspitzt gesagt - legitimer Weise keine Lust auf den Ref-"Kindergarten" haben. Man kann es aber auf jeden Fall merkwürdig finden, kenne das nicht von überall so.

Zum Thema Arbeitszeiterfassung und automatische Benachrichtigung: Klingt viel wilder als es ist. "Drohkulisse" ist definitiv aufgebauscht. Mir ist es zweimal passiert, dass ich vergessen hatte, meine Zeiten vollständig einzutragen und erst wieder ins Büro kam, als das Prozedere mit der automatischen Erinnerung bereits durch und die Benachrichtigung an den Service Line Head schon raus war. Gejuckt hat es den nicht (zumindest nicht erkennbar), Reaktion gab es überhaupt keine. Die Partner vor Ort sehen ja, ob man arbeitet oder nicht.

Was das Gehalt angeht möchte ich mich eigentlich gar nicht äußern. Ob er das Gesamtpaket aus Gehalt, Arbeitszeit etc. attraktiv findet, muss halt echt jeder für sich wissen. Für eine Ref-Station dürfte es jedenfalls noch nicht der alles entscheidende Faktor sein.

Dem Fragesteller würde ich trotz allem von einer Bewerbung abraten. Das zweite Posting klingt schon sehr nach "Ich halte mich eigentlich für viel zu elitär für Luther, nur leider finden widerum Freshfields und Co. meine Noten nicht elitär genug". Mit der Einstellung wird man garantiert unglücklich in der Station. Allerdings ist die These, Luther Berlin sei so eine Art Sammelbecken schlechter Examensergebnisse, angesichts der diversen Notare dort eh ziemlich krude.

Ich hoffe, das hilft dem einen oder anderen.
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Re: Luther Berlin

Beitrag von OJ1988 »

Die Gleichung “Notar=gute Examensnoten“ geht in Berlin (dutzende offene Stellen) nicht auf.
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Re: Luther Berlin

Beitrag von Sektnase »

OJ1988 hat geschrieben: Freitag 4. September 2020, 23:32 Die Gleichung “Notar=gute Examensnoten“ geht in Berlin (dutzende offene Stellen) nicht auf.

Die HR wird die Noten ja wohl kennen.. :D
In einem Umfeld, in dem mittelschwere Hurensöhnigkeit häufig zum Stellenprofil gehört, muss einen nicht wundern, wenn man Scheiße behandelt wird. -Blaumann
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Re: Luther Berlin

Beitrag von gola20 »

Jetzt überschätz HR nicht
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Re: Luther Berlin

Beitrag von Breakbot89 »

Casus Desperatus hat geschrieben: Freitag 4. September 2020, 22:20 Nachdem ich eine geraume Weile stiller Mitleser war, hat mich das Thema dazu gereizt, mich anzumelden. Weil ich finde, dass hier ein ziemliches Zerrbild gezeichnet wird:

Ich kenne den Laden von innen und meine Eindrücke sind in zeitlicher Hinsicht auch noch nicht "angestaubt". Von Cholerikern habe ich nichts mitbekommen. Ein paar gewöhnungbedürftige Leute gibt es schon, das hat man ab einer gewissen Größe aber echt überall. Es ist durchaus unterschiedlich je nach Team, da herrscht jeweils eine eigene kleine Subkultur. Insbesondere das Corporate/M&A-Team, nach dem ja spezifisch gefragt wurde, ist menschlich sehr angenehm.

Was einem sauer aufstossen kann, ist das "Kastenwesen", soll heißen: Partner, Associates, Referendare/WiMis und Support bleiben was die Mittagspausengestaltung angeht jeweils ziemlich strikt unter sich. Was ich nicht per se negativ finde: Es kann auch anstrengend sein, regelmäßig mit seinen Vorgesetzten beim Lunch zu sitzen. Ist ja nicht immer unbedingt die ungezwungenste Atmosphäre in der Situation. Ebenso mag der auf den Ruhestand zugehende Partner -überspitzt gesagt - legitimer Weise keine Lust auf den Ref-"Kindergarten" haben. Man kann es aber auf jeden Fall merkwürdig finden, kenne das nicht von überall so.

Zum Thema Arbeitszeiterfassung und automatische Benachrichtigung: Klingt viel wilder als es ist. "Drohkulisse" ist definitiv aufgebauscht. Mir ist es zweimal passiert, dass ich vergessen hatte, meine Zeiten vollständig einzutragen und erst wieder ins Büro kam, als das Prozedere mit der automatischen Erinnerung bereits durch und die Benachrichtigung an den Service Line Head schon raus war. Gejuckt hat es den nicht (zumindest nicht erkennbar), Reaktion gab es überhaupt keine. Die Partner vor Ort sehen ja, ob man arbeitet oder nicht.

Was das Gehalt angeht möchte ich mich eigentlich gar nicht äußern. Ob er das Gesamtpaket aus Gehalt, Arbeitszeit etc. attraktiv findet, muss halt echt jeder für sich wissen. Für eine Ref-Station dürfte es jedenfalls noch nicht der alles entscheidende Faktor sein.

Dem Fragesteller würde ich trotz allem von einer Bewerbung abraten. Das zweite Posting klingt schon sehr nach "Ich halte mich eigentlich für viel zu elitär für Luther, nur leider finden widerum Freshfields und Co. meine Noten nicht elitär genug". Mit der Einstellung wird man garantiert unglücklich in der Station. Allerdings ist die These, Luther Berlin sei so eine Art Sammelbecken schlechter Examensergebnisse, angesichts der diversen Notare dort eh ziemlich krude.

Ich hoffe, das hilft dem einen oder anderen.
Vielen Dank für die ausführliche Antwort !

So sollte es keinesfalls rüberkommen. Von den anderen Kanzleien habe ich nur von vielen Kollegen schon einiges gehört, von Luther eben noch nichts. Das war meine Entscheidungsgrundlage. Mir geht es letztlich erstmal nur darum, ein möglichst realistisches Bild einer Großkanzleien zu erhalten. Wenn Luther einem das vermitteln kann, freue ich mich natürlich.
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Fyrion
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Re: Luther Berlin

Beitrag von Fyrion »

Kasimir hat geschrieben: Freitag 4. September 2020, 18:26 Sorry, aber habt ihr schonmal irgendwo gearbeitet? Jeder Sachbearbeiter muss sich heute an messbaren Performance-Zielen messen lassen. Wenn du im Vertrieb bist, dann bekommst du aber ordentlich Pfeffer unter dem Hintern, wenn du deine Verkaufszahlen nicht bringst. Für jeden Arbeitgeber zählt, was der Arbeitnehmer konkret leistet bzw. zum Unternehmensegebnis beiträgt. Um 9 Uhr hingehen und dann irgendwas bis 18 Uhr machen und dann nach Hause gehen war vielleicht mal in den 70ern so.
Ach Quark, gibt genug Jobs, wo das nicht der Fall ist. Übrigens auch in GKs -> https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/ ... 94338.html

Daniel beispielsweise verdient 120.000 Euro im Jahr. Der junge Wirtschaftsanwalt – zwei Prädikatsexamen, ein Doktortitel – gehört damit zu den bestverdienenden 5 Prozent der Deutschen. Entsprechend viel arbeitet er, allerdings nur auf dem Papier. Vor Corona ging er um 9 Uhr ins Büro und verließ es um 21 Uhr, jetzt hat er dasselbe Pensum im Homeoffice. Trotzdem sitzt der Frankfurter abends manchmal in seiner Wohnung und fragt sich: „Was habe ich heute eigentlich den ganzen Tag gemacht?“ Die Antwort: „Eigentlich habe ich nur zwei Mails geschrieben.“
Schon klar, der wird gaaaanz bestimmt bald gefeuert ::roll:
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Re: Luther Berlin

Beitrag von Blaumann »

Fyrion hat geschrieben: Montag 7. September 2020, 15:45
Kasimir hat geschrieben: Freitag 4. September 2020, 18:26 Sorry, aber habt ihr schonmal irgendwo gearbeitet? Jeder Sachbearbeiter muss sich heute an messbaren Performance-Zielen messen lassen. Wenn du im Vertrieb bist, dann bekommst du aber ordentlich Pfeffer unter dem Hintern, wenn du deine Verkaufszahlen nicht bringst. Für jeden Arbeitgeber zählt, was der Arbeitnehmer konkret leistet bzw. zum Unternehmensegebnis beiträgt. Um 9 Uhr hingehen und dann irgendwas bis 18 Uhr machen und dann nach Hause gehen war vielleicht mal in den 70ern so.
Ach Quark, gibt genug Jobs, wo das nicht der Fall ist. Übrigens auch in GKs -> https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/ ... 94338.html

Daniel beispielsweise verdient 120.000 Euro im Jahr. Der junge Wirtschaftsanwalt – zwei Prädikatsexamen, ein Doktortitel – gehört damit zu den bestverdienenden 5 Prozent der Deutschen. Entsprechend viel arbeitet er, allerdings nur auf dem Papier. Vor Corona ging er um 9 Uhr ins Büro und verließ es um 21 Uhr, jetzt hat er dasselbe Pensum im Homeoffice. Trotzdem sitzt der Frankfurter abends manchmal in seiner Wohnung und fragt sich: „Was habe ich heute eigentlich den ganzen Tag gemacht?“ Die Antwort: „Eigentlich habe ich nur zwei Mails geschrieben.“
Schon klar, der wird gaaaanz bestimmt bald gefeuert ::roll:
Fass mal zusammen plz, der Artikel ist hinter ner Paywall, Du Bonze. :D
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Re: Luther Berlin

Beitrag von Fyrion »

Viel mehr gibts da nicht zusammenzufassen, geht darum, dass auch in hochbezahlten und angeblich stressigen Jobs Bore Out vorkommt. Kann ich so aus der Nahbereichsempirie auch locker bestätigen. Klar sind manche GKler mit 70 Stunden dabei, aber ich kenne auch Kollegen, die nach 2 Jahren zu einer anderen GK gewechselt sind, weil sie schlicht nichts zu tun hatten und sich wochenlang mit Youtube Videos beschäftigt haben. So wie der GK Kollege da im Artikel.
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Re: Luther Berlin

Beitrag von Sektnase »

Blöd halt, wenn man trotzdem da sein muss ;)

Edit: Und nicht nach Hause darf, YouTube schauen!
In einem Umfeld, in dem mittelschwere Hurensöhnigkeit häufig zum Stellenprofil gehört, muss einen nicht wundern, wenn man Scheiße behandelt wird. -Blaumann
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Re: Luther Berlin

Beitrag von gola20 »

Hat man dann nicht viel zu wenig Billables und wird gefeuert? Klingt nicht so glaubhaft alles.
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Blaumann
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Re: Luther Berlin

Beitrag von Blaumann »

Die echten Profis erkennst Du daran, dass sie für's Youtube gucken billen. :D

Wir wissen ja nicht, was in dem Artikel noch so steht. Vielleicht sind vereinzelte Flautetage gemeint. Kann ja mal vorkommen.
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