Jura beginnen BWL abbrechen

Allgemeine Fragen zum Jurastudium (Anforderungen, Ablauf etc.)

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Chrissi16
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Jura beginnen BWL abbrechen

Beitrag von Chrissi16 »

Hi zusammen,
ich würde mir gerne eure Meinung und euren Rat einholen.

Und zwar studiere ich momentan BWL im 4. Semester an einer Target-Uni. Ich bin leider nicht sonderlich gut und habe für die meisten Module nicht wirklich Interesse.
Ich leide auch unter dem starken Druck und habe in Klausuren oft Aussetzer obwohl ich extrem viel gelernt habe, was die schlechten Noten erklärt. Ich bin auch ein strukturierter fleißiger und ehrgeiziger Mensch. Mein Abi war auch im oberen 1,x Bereich.
Was mich richtig Spaß gemacht hat war das Privatrecht-Modul. Dort habe ich auch eine gute überdurchschnittliche Note bekommen. Mir liegt die Arbeit mit Paragraph sehr gut.
Generell interessiert mich alles rund um Recht enorm. Ich habe auch viele Jura-Freunde.

Ich spiele momentan mit dem Gedanken komplett zu Jura zu wechseln und alles darauf zu setzen. Ich würde später unglaublich gerne als VOLLJURIST in einer Wirtschaftskanzlei im Bereich Gesellschaftsrecht/Kapitalmarktrecht arbeiten.

Mein Problem ist, dass ich eben schon 21 bin und ich, wenn ich jetzt abbreche immer noch mit nichts da stehe. Um BWL zu beenden brauche ich auf jeden Fall noch 3 Semester.
Zudem kommt dass ich mit 18 direkt nach dem Abi etwas fachfremdes studiert, weil ich total planlos war.

Ich sehe für mich 2 Optionen:
1. BWL beenden und danach mit Jura anfangen, obwohl ich dann schon 23 wäre und ich nicht weiß, wie groß meine Motivation dann noch ist 2 Staatsexamina zu machen.
2. Jura beginnen und BWL abbrechen, alles auf eine Karte setzen und das machen was ich wirklich will, obwohl das Studium ewig lang und ich dann jetzt erstmal mit nichts dastehe

Wie seht ihr das? Wozu würdet ihr mir raten?
gola20
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Re: Jura beginnen BWL abbrechen

Beitrag von gola20 »

Alter ist egal. Prüfungsangst kann große Probleme im Examen machen. Da musst du eine Lösung finden.
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Tibor
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Re: Jura beginnen BWL abbrechen

Beitrag von Tibor »

Mein Lebenslauf. Hab mit 22 BWL angefangen und im 2. Semester festgestellt, dass mir die Rechtsfächer besser liegen. Hab dann gewechselt und kurz vorm 24. Geburtstag Jura angefangen. War kein Fehler.
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scndbesthand
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Re: Jura beginnen BWL abbrechen

Beitrag von scndbesthand »

Chrissi16 hat geschrieben:Hi zusammen,
ich würde mir gerne eure Meinung und euren Rat einholen.

Und zwar studiere ich momentan BWL im 4. Semester an einer Target-Uni. Ich bin leider nicht sonderlich gut und habe für die meisten Module nicht wirklich Interesse.
Ich leide auch unter dem starken Druck und habe in Klausuren oft Aussetzer obwohl ich extrem viel gelernt habe, was die schlechten Noten erklärt. Ich bin auch ein strukturierter fleißiger und ehrgeiziger Mensch. Mein Abi war auch im oberen 1,x Bereich.
Was mich richtig Spaß gemacht hat war das Privatrecht-Modul. Dort habe ich auch eine gute überdurchschnittliche Note bekommen. Mir liegt die Arbeit mit Paragraph sehr gut.
Generell interessiert mich alles rund um Recht enorm. Ich habe auch viele Jura-Freunde.

Ich spiele momentan mit dem Gedanken komplett zu Jura zu wechseln und alles darauf zu setzen. Ich würde später unglaublich gerne als VOLLJURIST in einer Wirtschaftskanzlei im Bereich Gesellschaftsrecht/Kapitalmarktrecht arbeiten.

Mein Problem ist, dass ich eben schon 21 bin und ich, wenn ich jetzt abbreche immer noch mit nichts da stehe. Um BWL zu beenden brauche ich auf jeden Fall noch 3 Semester.
Zudem kommt dass ich mit 18 direkt nach dem Abi etwas fachfremdes studiert, weil ich total planlos war.

Ich sehe für mich 2 Optionen:
1. BWL beenden und danach mit Jura anfangen, obwohl ich dann schon 23 wäre und ich nicht weiß, wie groß meine Motivation dann noch ist 2 Staatsexamina zu machen.
2. Jura beginnen und BWL abbrechen, alles auf eine Karte setzen und das machen was ich wirklich will, obwohl das Studium ewig lang und ich dann jetzt erstmal mit nichts dastehe

Wie seht ihr das? Wozu würdet ihr mir raten?
Wenn für BWL kein Interesse mehr besteht, würde ich das abbrechen. Es sei denn, Bachelor wäre mit wenig Aufwand noch machbar, Du musst Dir überlegen, ob Dir der Abschluss die Quälerei wert ist. Begeisterung ist unersetzlich.

Das Alter ist kein Argument. 2 Jahre +/- spielen keine Rolle.

Dir muss allerdings das Prüfungsformat „Klausur“ liegen. Wenn Du in diesem Format keine Leistungen abrufen kannst, wird es schwierig. Ohne entsprechende Noten wirst Du keine Chance haben, in renommierten Kanzleien unterzukommen. Druckresistenz brauchst Du auch, vielleicht sogar noch in höherem Maße, wegen des Staatsexamens.
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Re: Jura beginnen BWL abbrechen

Beitrag von Sektnase »

BWL fertig machen.
In einem Umfeld, in dem mittelschwere Hurensöhnigkeit häufig zum Stellenprofil gehört, muss einen nicht wundern, wenn man Scheiße behandelt wird. -Blaumann
Chrissi16
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Re: Jura beginnen BWL abbrechen

Beitrag von Chrissi16 »

Den Druck im jetzigen Studium mach ich hauptsächlich darum, weil von mir erwartet wird, dass ich das jetzt durchziehe und weil ich immer das Gefühl habe schlechter als andere in dem was ich mache, da mir das einfach keinen Spaß macht.
Freedom
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Re: Jura beginnen BWL abbrechen

Beitrag von Freedom »

Nur weil einem ein Privatrechtmodul Spaß gemacht hat würde ich nicht alles hinschmeißen. Zumindest würde ich mir mal von meinen Jura-Freunden ein paar Fälle zeigen lassen mit denen man so zu tun hat, bzw. den Alltag im Studium detailliert erläutern lassen um schonmal abzuschätzen, ob das wirklich das ist, was man machen will.

Ich weiß nicht, was man bei BWL so bzgl. Jura macht - wahrscheinlich ist das schon etwas höher vom Niveau - ich habe mich aber auch mit einigen Leuten unterhalten, die Jura so nebenbei machen mussten in anderen Fächern und da gings dann mehr ums reine Auswendiglernen von Paragraphen, sprich, das hat in keinster Weise den juristischen Alltag oder das Studium abgebildet. Ich mache zb bisschen VWL Basics für meine Diss nebenher - finde das extrem spannend - aber wenn ich Bücher für höhere Semester aufschlage und da steht nichts drin außer Zahlen und Formeln - BÄH. Alles nur das nicht.

--
Für deinen geäußerten Berufswunsch müsstest du halt in den Staatsexamina auch entsprechend gute Noten erzielen, sprich unter den besten 20% sein von denen, die durchziehen - Abbrecher gibts freilich auch. Druck in Klausuren ist ein enormes Problem bei Jura, wahrscheinlich ist der Druck noch viel höher als bei BWL, weil für dein Examen nichts von dem zählt, was du im normalen Studium in Klausuren so erzielt hast. Also "Mir ist der Druck zu hoch, ich mach lieber Jura" erscheint mir wenig zweckmäßig.

Im schlimmsten Fall brichst du nach 4 Semestern BWL ab, startest Jura und stehst dann mit Ende 20 mit einem schlechten Juraexamen oder gar keinem Abschluss da. Oder du merkst nach 2 Semestern Jura, dass BWL doch gar nicht so schlecht war.

Jedenfalls musst du dir die Frage gefallen lassen, warum das das jetzt erst nach 4 Semestern BWL merkst und nicht nach einem Semester. Da sehe ich durchaus die Gefahr, dass das alles nur ein "Ich mag den Druck gerade nicht und rede mir etwas anderes schön, damit ich keine Leistung bringen muss" ist.

Umgekehrt liest sich "Bachelor in BWL erfolgreich durchgezogen (Note ist dann Wurst) und dann erfolgreich Jura studiert um einiges besser und kann dir sicher auch einige Türen öffnen. Ich würde versuchen, eine wirklich schonungslos ehrliche Analyse durchzuführen. Und, sofern möglich, den BWL Bachelor noch mitzunehmen. Das Alter wäre bei Jura - entsprechende Note vorausgesetzt - überhaupt kein Problem. Und selbst wenns mit der hohen Note nicht klappt wäre der erfolgreiche BWL- Abschluss sicher hilfreich.
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Tibor
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Re: Jura beginnen BWL abbrechen

Beitrag von Tibor »

Freedom hat geschrieben: Mittwoch 23. September 2020, 08:46 Im schlimmsten Fall brichst du nach 4 Semestern BWL ab, startest Jura und stehst dann mit Ende 20 mit einem schlechten Juraexamen oder gar keinem Abschluss da. Oder du merkst nach 2 Semestern Jura, dass BWL doch gar nicht so schlecht war.
Dann kann er ja BWL wieder aufnehmen. Die Prüfungsordnungen lassen idR vielfältige Anrechnungen zu. Ggf muss man dann (taktisch) nur die Fakultät wechseln, um günstigere Prüfungsordnungen auszunutzen.
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scndbesthand
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Re: Jura beginnen BWL abbrechen

Beitrag von scndbesthand »

Das Risiko, das ursprüngliche Elend gegen ein anderes zu tauschen, besteht natürlich.

Was würde denn gegen ein Semester Parallelstudium sprechen? Dann kriegst Du schon mal ein etwas breiteres Spektrum des Jurastudiums mit und die Option, den BWL Bachelor zu machen, ist ja nicht vom Tisch.
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Re: Jura beginnen BWL abbrechen

Beitrag von Chrissi16 »

Das Problem, dass mir Jura dann auch nicht gefällt, sehe ich eigentlich nicht, da ich im letzten Semester mich schon in verschiedene Jura-Vorlesungen gesetzt habe und mir das wirklich gefallen hat. Dass das Jura-Studium kein Zuckerschlecken ist und auf viel Druck auf einem lastet, ist mir bewusst.
Allerdings bin ich sehr ehrgeizig und leistungsbereit, wenn ich Spaß an den Dingen habe. Daher traue ich mir ein Jura-Studium durchaus zu und freue mich auch auf eine intensive Auseinandersetzung mit den Themen.
Was mich auf eigentlich abschreckt, wie potenzielle Arbeitgeber auf die Studienabbrüche reagieren könnten?
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scndbesthand
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Re: Jura beginnen BWL abbrechen

Beitrag von scndbesthand »

Im Lebenslauf steht dann:

2018-2024 Studium der Betriebswirtschaftslehre und Rechtswissenschaft an der XY Uni

Wann Du welche Scheine gemacht hast, muss ja noch nicht mal zwingend jemand mitkriegen. Und selbst wenn eine kritische Frage zum Wechsel gestellt wird: erkläre Deine Motive und gut is'.
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Re: Jura beginnen BWL abbrechen

Beitrag von Herr Schraeg »

Yep, das ist einer der Vorteile der Notenfixiertheit der Juristen. Wenn die Ergebnisse der Examina stimmen, interessieren im Normalfall Alter des Bewerbers, Dauer des Studiums oder vorherige Studiengänge nicht.
Kokolores
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Re: Jura beginnen BWL abbrechen

Beitrag von Kokolores »

Kurzer Einwurf am Rande falls du dich damit noch nicht befasst haben solltest: Jura auf Staatsexamen zu studieren heißt auch, dass du Scheine / Hausarbeiten / Examensklausuren im öffentlichen Recht und im Strafrecht schreiben musst.

Aus meinem Freundeskreis kenne ich 2 Leute, die nach großem Interesse an zivilrechtlichen Vorlesungen im BWL-Studium (lies: Vorlesungen zum Handels- und Gesellschaftsrecht bzw. Wirtschaftsrecht allgemein) in Jura reingeschnuppert haben. Zumindest für die beiden hat das Interesse dann im Rahmen der Vorlesung zum Staatsorganisationsrecht ein Ende gefunden.
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Muirne
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Re: Jura beginnen BWL abbrechen

Beitrag von Muirne »

Bedenken wegen Alter und Studiengangwechsel sind vollständig unbegründet.

Begründet sind die Einwürfe, dass Jura zu 90, 95% nicht aus Handels und Gesellschaftsrecht besteht. Das ist letztlich nur ein kleiner Teil aus dem Pflichtfach.

Vergleichsdruck ist enorm, dagegen dürfte bwl fast cakewalk sein. Prüfungsangst ist besser ein Fremdwort, denn am Ende hat man 4, 5 Jahre studiert und muss alles in 6 Klausuren abrufen, alles davor ist komplett egal.

Ich würde mir Lehrbücher aus allen Rechtsgebieten anschauen und das mit den Blackouts in Klausuren sehr kritisch prüfen. Wenn danach immernoch Lust da ist kann man wechseln. Zwei Studienabschlüsse sind btw schöner als keiner.
Zuletzt geändert von Muirne am Mittwoch 23. September 2020, 17:51, insgesamt 1-mal geändert.
»Natürlich ist das herablassend. Torquemada ist mir gegenüber herablassend, ich bin esprit gegenüber herablassend. So ist die Nahrungskette in diesem Forum nunmal.« - Swann
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Re: Jura beginnen BWL abbrechen

Beitrag von Muirne »

Chrissi16 hat geschrieben: Dienstag 22. September 2020, 23:42 Den Druck im jetzigen Studium mach ich hauptsächlich darum, weil von mir erwartet wird, dass ich das jetzt durchziehe und weil ich immer das Gefühl habe schlechter als andere in dem was ich mache, da mir das einfach keinen Spaß macht.
Die Gefahr besteht, dass man in Jura (trotz Spaß am Fach) deutlich schlechter ist als andere und dass das dann keinen Spaß macht. Und der Druck es nach abgebrochenem Studium durchziehen zu müssen wird nochmal größer. Ich würde es unter diesem Aspekt schon kritisch hinterfragen und wenn du Trotzdem denkst, alles wird anders, dann spricht natürlich nichts dagegen.
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