Studienarbeit: Wie schwerwiegend ist es, wenn äußere Formalia mangelhaft sind?

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Seqin19
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Studienarbeit: Wie schwerwiegend ist es, wenn äußere Formalia mangelhaft sind?

Beitrag von Seqin19 »

Hallo allerseits,

ich bin gerade mental in einem richtigen Tief und spiele auch ehrlich mit dem Gedanken mein Studium zu schmeißen. Bisher hat mir Jura eigentlich sehr viel Spaß bereitet. Auch war ich immer bei den vorderen 20-30% notentechnisch dabei. So ist mein Gesamtschnitt aller Übungen 8,5p und wenn man mal meine wenig glorreiche Strafrecht Anfängerübung ausklammert sogar klar über 9p. In meiner letzten großen Übung im Zivilrecht hatte ich in den Klausuren dann sogar 2x 11p und das mit Teils sehr bescheidenen Lernaufwand. Mit einer daraus resultierenden Überheblichkeit (anders kann ich mir das folgende jedenfalls nicht erklären) habe ich dann meine Studienarbeit (50% des universitären Teils) geschrieben. Dabei ist mein Schwerpunkt leider im internen Vergleich nicht besonders gut bewertet, demungeachtet sind Punkteschnitte von 10-11 üblich. Ich selbst habe nur 6p bekommen. Inhaltlich hätte ich das Thema "ordentlich" in den Griff bekommen mit einigen Schwächen in der Struktur. Im Wesentlichen speist sich die Kritik aus der "Mangelhaftigkeit der äußeren Formalia". Dabei geht es konkret um eine ganze Reihe von Formverstößen wie fehlenden Leerzeichen, einem in der Schriftart abweichendes Literaturverzeichnis und einem Lehrbuch was ich zitiert aber nicht im Literaturverzeichnis eingetragen habe. Letztlich ist mir das Ganze unfassbar peinlich. Ich kann mir diese teilweise groben Schnitzer nicht erklären zumal ich schon genug Hausarbeiten geschrieben habe, ohne derartige Formmängel. Fakt ist aber leider auch, dass ich meine Studienarbeit in vielerlei Hinsicht nochmal intensiv überprüft habe (besonders inhaltlich), nicht aber bzgl dieser "stupiden" Formalia und das obwohl ich eigentlich wusste, dass mein Prüfer diese besonders wichtig sind. Ich bin also wirklich einfach selbst Schuld. Nun meine Frage: Kann man trotz guten Inhalts durch entsprechende Nichteinhaltung der Formalia auf 6 Punkte rutschen oder spricht das insgesamt auch inhaltlich für eine schlechte Arbeit ?
Die Frage ist für mich deswegen wichtig, weil ich die Prüfung, zwar unter großem Zeitaufwand nach dem staatlichen Teil wiederholen kann. Allerdings zweifle ich jetzt schlicht und einfach an meinen juristischen Fähigkeiten..
Sektnase
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Re: Studienarbeit: Wie schwerwiegend ist es, wenn äußere Formalia mangelhaft sind?

Beitrag von Sektnase »

Jeder kann mal was Schlechtes abliefern. Besonders brilliant wirds vermutlich nicht gewesen sein, wenn auf solchen "Kleinigkeiten" rumgehackt wird. Vielleicht ist es deinem Prof. aber auch einfach nur besonders wichtig - wissenschaftliche Erkenntnisse sind bei einer Seminararbeit sowieso nicht zu erwarten, daher ist es besonders wichtig, zu zeigen, dass man wenigstens die wissenschaftlichen Formalia einigermaßen drauf hat.

Im Job ist das anders, aber im Examen spielt die Musik im Klausurenschreiben. Gibt genug Studenten, die besonders tolle Hausarbeiten (und später dann vielleicht auch Schriftsätze oder Urteile) raushauen, aber in den 5 Stunden Klausur nichts gebacken kriegen - fürs Examen lieber andersrum!
In einem Umfeld, in dem mittelschwere Hurensöhnigkeit häufig zum Stellenprofil gehört, muss einen nicht wundern, wenn man Scheiße behandelt wird. -Blaumann
Freedom
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Re: Studienarbeit: Wie schwerwiegend ist es, wenn äußere Formalia mangelhaft sind?

Beitrag von Freedom »

Du hast doch selbst eigentlich schon alles analysiert.
Wenig Lernaufwand --> Gute Noten + faul = Nachlässig werden.

Während in einer Klausur dann am Rand steht "Flüchtligkeitsfehler?" oder "unsauber" zeichnet sich die Wissenschaft, und dazu gehört (theoretisch) auch die Studienarbeit, eben auch durch Fleiß und Gründlichkeit aus. Wenn du ein Buch publizierst, dann wirst du eben auch nach der äußeren Form beurteilt und ein Buch mit Rechtschreibfehlern etc. fällt nun einmal besonders negativ auf und die schlechte äußerte Form darf auch maßgeblich in die Bewertung einfließen. Schon da der Kandidat damit die Unfähigkeit zeigt, sich an den (einfachen) Mindestanforderungen zu orientieren.

Ob die Arbeit nun inhaltlich auch schlecht war oder nur den Formalien nach ist aus der Ferne nicht zu beurteilen.

Mein Ratschlag an dich:
Im Examen - Staatsteil - auf den es ankommt - kommt man in der Regel mit Faulheit und wenig Lernaufwand nicht so gut durch wie durch Klausuren im Studium, schon da dort der jeweils zu erlernende Stoffumfang deutlich umfangreicher ausfällt. Auch inhaltlich sind die Anforderungen natürlich deutlich höher.

Ich würde das Erlebnis an deiner Stelle zum Anlass nehmen, zu erkennen, dass man mit "Genie aber faul" (so liest sich das bei dir ein wenig) zwar die Erstis des anderen Geschlechts beeindrucken kann, es aber im Leben in der Regel nicht weit bringt und anfangen, strukturierter, fleißiger und zielgerichteter zu werden. Dann steht dem Examen mit ansprechender Note nichts im Weg und die Frage, ob du die Seminararbeit hinterher nochmal schreibst, kannst du dann von der Note im Staatsteil anbhängig machen.

Wie man nach einem fehlschlag gleich überlegen kann alles hinzuschmeißen erschließt sich mir dagegen nicht und mag aus der derzeitigen Emotion heraus formuliert sein. Im Examen setzt man auch mal eine Klausur in den Sand. Dann weiterzumachen ohne sich emotional fertigzumachen ist ebenfalls Prüfungsbestandteil.
Digiwas?
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