Exakt. Am Ende geht es dann, auch wegen der Verwendung einer Tastatur, noch weniger um Grundverständnis und saubere Argumentation, und noch mehr um Masse und abgefahrene Sonderkonstellationen.gola20 hat geschrieben: ↑Freitag 11. Dezember 2020, 12:20 Je mehr Hilfsmittel, umso schwerer werden die Klausuren. Konnte man in BW sehr gut beobachten. Die Klausuren vor der Kommentarnutzung sind etwa halb so lang und 25% so schwer wie danach. Ka ob es wirklich was bringt. Im Zweifel bleiben die Guten gut und die Schlechten schlecht, egal wie man die Prüfung feinjustiert. Der Witz an Intelligenz ist, dass sie bereichsübergreifend gilt.
Reform der Examina - Zusätzliche Hilfsmittel, "open book exam"?
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Re: Reform der Examina - Zusätzliche Hilfsmittel, "open book exam"?
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Re: Reform der Examina - Zusätzliche Hilfsmittel, "open book exam"?
Eben. Und deshalb sollte man m. E. mit Wünschen nach mehr "Praxisnähe" vorsichtig sein. Ich glaube in der Summe hätten die Kandidaten mehr Nachteile als Vorteile von einem "open book"-Examen.Seeker hat geschrieben:Exakt. Am Ende geht es dann, auch wegen der Verwendung einer Tastatur, noch weniger um Grundverständnis und saubere Argumentation, und noch mehr um Masse und abgefahrene Sonderkonstellationen.gola20 hat geschrieben: ↑Freitag 11. Dezember 2020, 12:20 Je mehr Hilfsmittel, umso schwerer werden die Klausuren. Konnte man in BW sehr gut beobachten. Die Klausuren vor der Kommentarnutzung sind etwa halb so lang und 25% so schwer wie danach. Ka ob es wirklich was bringt. Im Zweifel bleiben die Guten gut und die Schlechten schlecht, egal wie man die Prüfung feinjustiert. Der Witz an Intelligenz ist, dass sie bereichsübergreifend gilt.
Meine Cousine (Oberstufe) ist z. B. gerade ganz unglücklich, weil sie die Klausuren in der nächsten Woche zu Hause und damit faktisch open book schreiben darf. Die Klausuren seien dann schwieriger.
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Re: Reform der Examina - Zusätzliche Hilfsmittel, "open book exam"?
Und mit was korrelieren juristische Fähigkeiten? Das Konstrukt Intelligenz wurde ja entwickelt als Indikator für beruflichen Erfolg. Die Examina sollen eigentlich auch nichts anderes abfragen zzgl. Fachwissen. Ob man jetzt mehr Erbrecht oder mehr Familienrecht hat im Examen dürfte keinen großen Unterschied ausmachen.
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Re: Reform der Examina - Zusätzliche Hilfsmittel, "open book exam"?
Ich spreche ja nicht von Klausuren die sich mit Schriftsätzen/Urteilen in gerichtlichen Verfahren beschäftigen. Gesellschaftsrechtliche Gutachten, Kautelarklausuren oder auch das Mandantenschreiben können genauso gut auf Englisch verfasst werden, ohne dass sie damit realitätsfremd würden. Auch Englisch in Wort und Schrift kann heute von jedem unter 40 erwartet werden.stilzchenrumpel hat geschrieben: ↑Freitag 11. Dezember 2020, 11:26 Englisch ist eben nicht Gerichtssprache, GVG beachten. Tippen ist hingegen, wie handschriftlich schreiben, mE schlicht kein "Soft Skill", sondern Grunderwartung, die von jedem unter 40 heute zu erwarten ist.
Ich hätte persönlich mit beidem kein Problem, aber eben jeweils mit entsprechenden Übergangsfristen im Rahmen von ein paar Jahren:
Schon deutlich geringgradigere Änderungen der Prüfungsordnung können nervig sein, ich möchte mir nicht vorstellen wie viel schwieriger die Umstellung auf E-Klausuren nach 3-4 (oder für diejenigen im zweiten Examen ggf. auch 5-6) Jahren handschriftlichem Klausurenschreiben ist...
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Re: Reform der Examina - Zusätzliche Hilfsmittel, "open book exam"?
Punkt 1 ist doch ein genaues Abbild der Praxis: welcher Anwalt klickt bei Beck-Online zufällig auf die richtige Fundstelle.Seeker hat geschrieben: ↑Donnerstag 10. Dezember 2020, 17:06 Wie steht ihr zu der momentan diskutierten Frage, zusätzliche (E-)Hilfsmittel im Examen zuzulassen, also etwa Online-Datenbanken, weitere (Online-)Kommentare, Urteile usw.? (vgl. https://www.lto-karriere.de/jura-studiu ... -bundestag)
Hintergrund ist ja die Überlegung, dass das Auswendiglernen unzähliger Details praxisfern sei, da der Praktiker Rechtsprobleme selbstverständlich mit vielen Hilfsmitteln angehe. Andere warnen allerdings davor, dass zukünftige Studenten und Referendare nicht mehr über den nötigen Grundstock an Wissen verfügen, sondern sich allein auf die Hilfsmittel verlassen würden.
Ich persönlich sehe eher andere Risiken:
1. Je mehr Hilfsmittel zur Verfügung stehen, desto zufallsabhängiger wird die (relative) Korrektur. Klar, auch jetzt kann es passieren, dass der eine Prüfling sich zu einem Examensproblem kurz zuvor vorbereitet, der andere es hingegen noch nie gesehen hat. Aber wenn alle gezielt nach derselben Rechtsfrage bei Beck-online suchen, ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass angesichts der beschränkten Zeit Zufallsfunde weitaus wichtiger werden. Wer schaut zufällig in welchen Kommentar? Dieses Problem existiert bereits jetzt im zweiten Examen, dort gibt es aber zumindest nur einen Kommentar pro Rechtsgebiet, sodass häufig viele Prüflinge (bei Kenntnis des Problems) dieselben Stellen finden werden.
2. Ironischerweise würde sich das Examen m.E. - entgegen den Reformbemühungen - noch viel mehr in Richtung abgefahrener Sonderprobleme bewegen, zu denen es quasi nichts gibt. Nach meinem Eindruck haben die Prüfungsämter oft wenig Interesse daran, dass die Prüflinge sämtliche Problemlösungen entweder ihrem gelernten Standardwissen (Rep/Kaiser/Standardlehrbücher) oder den Hilfsmitteln (Kommentar) ohne Weiteres entnehmen können. Sie wollen ja gerade eine Transferleistung abprüfen.
Die zusätzlichen Hilfsmittel würden dann eher dazu führen, dass noch mehr Sonderkonstellationen aus "AG Buxtehude (nicht veröffentlicht)" abgeprüft würden als bisher. Dies liefe dann nicht nur dem behaupteten Ziel entgegen, sich auf die Grundlagen zu konzentrieren. Es hätte auch zur Folge, dass Prüfungskandidaten noch mehr als bisher versuchen würden, Sonderproblemchen zu lernen, weil alles "Reguläre" ja ohnehin bei juris zu finden ist. Außerdem gilt: ja abseitiger eine Rechtsfrage, desto weniger wurde sie bislang beleuchtet und desto wahrscheinlicher ist es, dass die Lösung "des Prüfungsamtes" (oft eines abgeordneten Richters) nicht die einzig richtige (aber als solche zugrunde gelegt wird) oder sogar fehlerhaft ist.
Was meint ihr?
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Re: Reform der Examina - Zusätzliche Hilfsmittel, "open book exam"?
"Nicht alle können 10-Finger-Tippen" ist doch nicht wirklich ein Argument gegen das E-Examen, solange es unzählige Examenskandidaten mit zB chronischen Sehnenscheidenentzündungen gibt.
Flüssig und flott zu tippen kann jeder in wenigen Wochen lernen. Ist die Hand hingegen erstmal kaputt geschrieben, ist dieser Kandidat dauerhaft benachteiligt. Bei uns im Rep (ca. 100 Leute) saßen damals locker 20-30% mit geschienten Schreibhänden. Das dürften schon mehr sein, als Kandidaten, die heutzutage nicht flüssig tippen können.
Flüssig und flott zu tippen kann jeder in wenigen Wochen lernen. Ist die Hand hingegen erstmal kaputt geschrieben, ist dieser Kandidat dauerhaft benachteiligt. Bei uns im Rep (ca. 100 Leute) saßen damals locker 20-30% mit geschienten Schreibhänden. Das dürften schon mehr sein, als Kandidaten, die heutzutage nicht flüssig tippen können.
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Re: Reform der Examina - Zusätzliche Hilfsmittel, "open book exam"?
Das lag aber vor allem an völlig falscher Examensvorbereitung und Schwerpunktsetzung.Sprrvsnsnstnz hat geschrieben:Bei uns im Rep (ca. 100 Leute) saßen damals locker 20-30% mit geschienten Schreibhänden.
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Re: Reform der Examina - Zusätzliche Hilfsmittel, "open book exam"?
Bei der Diskussion sehe ich immer den Kerl von mittem im Leben vor mir, der Spaghetti aus dem Bauchnabel serviert - "Es bleibt hier alles so wie es ist!!"
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Re: Reform der Examina - Zusätzliche Hilfsmittel,
Ich kenne mich damit nicht aus und bin kein Arzt, aber ich hatte schon den Eindruck, dass die psychische Belastung in manchen Fällen wesentlich zu den Entzündungen beigetragen hat. Will heißen, die Art der körperlichen Belastung ist nicht unbedingt entscheidend, bei Tastaturen hätte man dann eben uU schmerzende Handgelenke.
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Re: Reform der Examina - Zusätzliche Hilfsmittel,
Das kann man m. E. nicht zwingend so sagen. Es dürfte jedenfalls deutlich einfacher sein, während der Examensvorbereitung schnell Tippen zu lernen, als seine ggf. seit > 15 Jahren bestehende Fehlhaltung beim Schreiben per Hand zu korrigieren und trotzdem noch eine ausreichende Schreibgeschwindigkeit zu erreichen. Das einzige, was m. E. gegen ein Examen am Computer spricht, ist die damit einhergehende Lärmentwicklung. Ich stelle es mir furchtbar vor, in einem Raum mit 20-100 Kandidaten zu sitzen, die alle mehr oder weniger aggressiv auf ihre Tastatur einhämmern (Orthopax helfen da auch nur bedingt).
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Re: Reform der Examina - Zusätzliche Hilfsmittel,
In der Tat ein wichtiger Hinweis ...Liz hat geschrieben: ↑Samstag 12. Dezember 2020, 11:33 Das einzige, was m. E. gegen ein Examen am Computer spricht, ist die damit einhergehende Lärmentwicklung. Ich stelle es mir furchtbar vor, in einem Raum mit 20-100 Kandidaten zu sitzen, die alle mehr oder weniger aggressiv auf ihre Tastatur einhämmern (Orthopax helfen da auch nur bedingt).
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Re: Reform der Examina - Zusätzliche Hilfsmittel,
Klassische Ursachen einer Sehnenscheidenentzündung sind Überlastung und / oder Fehlhaltung. Die Annahme, die psychische Belastung habe "wesentlich" zu den Entzündungen beigetragen, scheint mir eher eine Korrelation mit einer Ursache zu verwechseln.Seeker hat geschrieben: ↑Samstag 12. Dezember 2020, 11:25Ich kenne mich damit nicht aus und bin kein Arzt, aber ich hatte schon den Eindruck, dass die psychische Belastung in manchen Fällen wesentlich zu den Entzündungen beigetragen hat. Will heißen, die Art der körperlichen Belastung ist nicht unbedingt entscheidend, bei Tastaturen hätte man dann eben uU schmerzende Handgelenke.
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Re: Reform der Examina - Zusätzliche Hilfsmittel, "open book exam"?
So ist es ja auch. Außerdem IST Obst im Haus.
Bei der Sehnenscheidengeschichte sehe ich es wie Seeker - dürfte großteils auch psychisch bedingt sein (verkrampfte Schreibhaltung durch zu große Angst). Das Examen tendiert dazu (wie im Übrigen jeder Leistungssport) die Schwachen auszusortieren. Gut so!
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Re: Reform der Examina - Zusätzliche Hilfsmittel, "open book exam"?
Das ist doch Küchenpsychologie. Richtig ist allenfalls, dass sich eine problematische Schreibhaltung bei Stress und / oder beginnenden Schmerzen wegen Überlastung nicht verbessert.
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Re: Reform der Examina - Zusätzliche Hilfsmittel, "open book exam"?
Ist mangels medizinischer Kenntnisse eine müßig Debatte, aber ich kenne sehr viele Kandidaten, die während der Vorbereitung und des Examens unter den verschiedensten Beschwerden litten. Das mag auch an einem eher ungesunden Lebensstil liegen, psychische Faktoren spielen aber natürlich mit rein. Das heißt nicht, dass das alles nur eingebildet wäre, aber der Körper reagiert ja nachweislich auf Stress (Bluthochdruck, Zähneknirschen, Schlafstörungen usw.) und wird durch ihn auch sonst körperlich anfälliger.