Z II Station - extreme Selbstzweifel

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CreepyCat
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Z II Station - extreme Selbstzweifel

Beitrag von CreepyCat »

Hallo zusammen,

mir ist selbst noch nicht ganz klar, was ich mir von dem Thread hier erhoffe. Vermutlich erstmal etwas jammern ... :( :D Es ist so, dass ich gerade mitten in der Z II Station stecke und mit meinen Leistungen recht unzufrieden bin - und zwar vor allem gemessen an dem Spaß, den ich eigentlich an der Materie habe. Mich verunsichert dabei jedoch vor allem das, was man im Vergleich zu den Leistungen anderer mitbekommt. In meinem Umfeld sind viele, die mit einem "gut" aus ihrer ZII-Station gegangen sind, während ich gerade hart um ein VB kämpfen muss. Das wäre an sich auch relativ irrelevant, wenn nicht in diesem Zusammenhang suggeriert würde, dass zu Beginn "schon recht schnell klar" werden würde, ob man in diesem Bereich gut aufgehoben ist oder nicht. Das sagt mir, dass es hier nicht darum geht eine Lernkurve zu vollziehen, sondern es vielmehr auf ein hopp oder top hinausläuft - es vorn vorneherein "passt" oder eben nicht. Während ich sämtliche Kritik, die ich erhalte, als berechtigt und nachvollziehbar empfinde (und mich teilweise nur über die Überflüssigkeit eigener Dummheiten ärgern kann) sowie definitiv meine Schlüsse daraus gezogen habe und weiter ziehe, verunsichert mich das Ergebnis in Summe trotzdem stark, da ich mir beruflich die Justiz durchaus hätte vorstellen können - auch wenn ich bei mir nicht von einer natürlichen Begabung oder ähnlichem sprechen würde.
Unabhängig also von den späteren Noten im StaatsEx, die sowieso das Einfallstor darstellen bzw. alles überschatten, stellt sich mir die Frage - die Stationen dienen ja gerade dazu, Einblicke in den jeweiligen Berufsbereich zu erhaschen - ob ich gemessen an meiner Leistung und den Defiziten, die ich berechtigt und unbestritten aufweise und auch unabhängig von einer etwaigen Lernkurve - aufgrund dieses Ergebnisses von einem Berufswunsch in der Hinsicht Abstand nehmen sollte. Es geht mir nicht darum, ob später irgendein Mensch dem Zeugnis irgendeine Bedeutung beimisst - obwohl das vor dem Hintergrund meiner Noten auch nur recht zweifelhaft für mich ausfallen dürfte - es geht mir darum, ob dieser durchwachsene Abruf der eigenen Leistungen mir bereits jetzt ein Warnsignal sein sollte, mich besser auf einen anderen Tätigkeitsbereich zu fokussieren und zwar unabhängig vom Willen zur Verbesserung und der eigenen Freude daran.
Daher würde mich einfach eure Meinung bzw. eigenen Erfahrungen interessieren, vielleicht sogar von Menschen, die selbst in der Justiz tätig sind, aber vor allem von jedem, der in der Z II Station auch nicht unbedingt mit einem "gut" gesegnet war. Ich möchte meine Situation nur möglichst realistisch einschätzen, ohne mir etwas vorzumachen und verblendet wie verzweifelt zu versuchen, durch Ehrgeiz und Zeitaufwand das zu erreichen, wofür es vielleicht einfach nicht genügt oder eben nicht "passt". So - ja das war sicherlich auch ein gutes Stück Selbstmitleid in seiner Reinform, dafür entschuldige ich mich schon mal. :flower:
arlovski
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Re: Z II Station - extreme Selbstzweifel

Beitrag von arlovski »

was ist eine z2-station?

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CreepyCat
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Re: Z II Station - extreme Selbstzweifel

Beitrag von CreepyCat »

Sorry war mir nicht der Missverständlichkeit bewusst :D Z I = Einführungslehrgang, Z II = Station am Zivilgericht
Zumindest wird das hier so benannt
Sektnase
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Re: Z II Station - extreme Selbstzweifel

Beitrag von Sektnase »

Würde ich gar nichts drauf geben. Bei den Stationsnoten kommt es viel mehr auf die Person des Ausbilders als auf die Leistung an. Bei uns kriegt die breite Masse ein gut, teilweise ohne je wirklich da gewesen zu sein (Bsp: 1 Akte in 3 Monaten). Andere, die jeden zweiten Tag antanzen müssen, kämpfen um 9 Punkte.

Wenn die Zeugnisse eine Aussagekraft haben, dann der Text. Und auch da.. Manche kritisieren alles, was ihnen auffällt, was insoweit Sinn macht, als man das dann verbessern kann. Andere kopieren einen Standardtext rein. Lass dich von diesen Zeugnissen nicht verunsichern, am Ende gehts um Examen.
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Re: Z II Station - extreme Selbstzweifel

Beitrag von CreepyCat »

Danke dir Sektnase! Dass das Zeugnis nicht die größte Aussagekraft besitzt habe ich zum Glück bemerkt - auch wenn es freilich trotzdem deprimiert - mir geht es eher darum: Die Richter an dem Gericht, an dem ich meine Ausbildung mache, sind wirklich gut, also ich habe da größten Respekt vor und fühle mich daneben absolut unzulänglich, vor allem, wenn ich eben diverse kritikfähige Dinge abliefere und bei den Besprechungen dann merke, was ich eigentlich hätte tun müssen, worauf ich in der konkreten Situation aber absolut nicht gekommen bin .... Tja. Und da frage ich mich eben: Fehlt mir da einfach was ... ? Ist das Berufserfahrung, ist das juristisches Talent, taten die sich am Anfang auch schwer oder geht es nur mir so ... ? Mir tut meine Ausbilderin eher leid :D Und bei den Leuten mit dem "gut" geht es mir auch nur um diejenigen, die das berechtigt aufgrund ihrer Arbeiten bekommen haben ... jammertales
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Re: Z II Station - extreme Selbstzweifel

Beitrag von Sektnase »

Würde das auch nicht überbewerten. Normal lernt man doch etwas und fragt das dann ab. Im Ref ist es eben anders. Man lernt im Studium das materielle Recht und muss im Referendariat dann von Anfang an fertige Urteile etc. abliefern. Das ist schon etwas verdreht, insbesondere weil das dann auch noch benotet wird.

M.E. bessert sich das mit der Zeit aber. Nach einem Jahr ist das erste Strafurteil einfacher als das erste Zivilurteil. Besorg dir gute Literatur und nimm aus der Station so viel für dich mit, wie es geht und dann läuft das schon alles.
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Re: Z II Station - extreme Selbstzweifel

Beitrag von scndbesthand »

Starke Juristen meinen eben, dass alle anderen auch ungefähr so gut sein müssten wie sie, und benoten dann aus dieser Perspektive etwas strenger. Das sollte man sich nicht zu Herzen nehmen, auch wenn das leicht gesagt ist.

Es ist sicher etwas verunsichernd, die Erfahrung am Anfang des Refs zu machen. Ich hatte so eine ähnliche Erfahrung in der Wahlstation am OLG gemacht, aber am Ende des Refs kann man damit dann umgehen.
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Re: Z II Station - extreme Selbstzweifel

Beitrag von Liz »

scndbesthand hat geschrieben: Mittwoch 20. Januar 2021, 21:30 Starke Juristen meinen eben, dass alle anderen auch ungefähr so gut sein müssten wie sie, und benoten dann aus dieser Perspektive etwas strenger. Das sollte man sich nicht zu Herzen nehmen, auch wenn das leicht gesagt ist.
Naja, man sieht aber gerade in der ersten Station schon sehr unterschiedliche Kandidaten, nämlich einerseits solche, denen es relativ schnell gelingt, im Wesentlichen praxistaugliche Entwürfe abzuliefern, und andererseits solche, bei denen es zumindest länger dauert, bis sie ihr vorhandenes Potential auch in praxistaugliche Entwürfe umsetzen können. Und wenn ich die TE richtig verstehe, ist die im Einzelnen geübte Kritik ja durchaus berechtigt.

@TE: Es kommt weniger darauf an, dass Du ab Tag 1 des Refs perfekte Urteile schreiben kannst, sondern es kommt darauf an, dass Du am Ende des Refs über entsprechende praktische Fähigkeiten verfügst. Dementsprechend würde ich anfängliche „Schwierigkeiten“ nicht überbewerten. Wesentlicher ist m. E.: Macht Dir die Tätigkeit an sich Spaß? Kannst Du Dich mit der Rolle identifizieren? Kannst Du Dich in dem Arbeitsumfeld, mit den Kollegen vorstellen? Kannst Du praktische Anregungen Deiner Ausbilderin umsetzen? Alles andere wird sich für Dich wahrscheinlich im Verlauf des Refs ergeben; nutze einfach die Chance, verschiedene Dinge für Dich auszuprobieren.
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Re: Z II Station - extreme Selbstzweifel

Beitrag von scndbesthand »

Liz hat geschrieben:
scndbesthand hat geschrieben: Mittwoch 20. Januar 2021, 21:30 Starke Juristen meinen eben, dass alle anderen auch ungefähr so gut sein müssten wie sie, und benoten dann aus dieser Perspektive etwas strenger. Das sollte man sich nicht zu Herzen nehmen, auch wenn das leicht gesagt ist.
Naja, man sieht aber gerade in der ersten Station schon sehr unterschiedliche Kandidaten, nämlich einerseits solche, denen es relativ schnell gelingt, im Wesentlichen praxistaugliche Entwürfe abzuliefern, und andererseits solche, bei denen es zumindest länger dauert, bis sie ihr vorhandenes Potential auch in praxistaugliche Entwürfe umsetzen können. Und wenn ich die TE richtig verstehe, ist die im Einzelnen geübte Kritik ja durchaus berechtigt.
Daher sollte mein Beitrag nicht dahingehend verstanden werden, dass man nicht mehr versuchen bräuchte, an sich zu arbeiten. Möglicherweise vergibt der Ausbilder der TE tollen Kandidaten ein vb und die Ausbilder an der ZK 38 bis 67 vergeben bei gleichen Leistungen jeweils ein gut. Diese unterschiedliche Strenge bei der Benotung sollte man dann nicht zum Anlass nehmen, zu denken, man sei relativ gesehen am schlechtesten.
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Re: Z II Station - extreme Selbstzweifel

Beitrag von Liz »

Natürlich ist es möglich, dass die TE bei einem anderen Ausbilder bei gleicher Leistung drei Punkte mehr bekäme. Aber man muss eben auch neidlos anerkennen, dass es auch Referendare gibt, die einfach ab Tag 1 gute bis sehr gute Entwürfe abliefern, die allenfalls noch Anlass zu Mini-Korrekturen geben, so dass mir der Ansatz "die anderen werden bestimmt nur zu gut bzw. die TE zu schlecht bewertet" doch etwas zu einfach ist.
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Re: Z II Station - extreme Selbstzweifel

Beitrag von gola20 »

Also, nachdem sicher 30% unserer AG ihre Noten selbst aussuchen durfte, halte ich nichts mehr von Stationszeugnissen. Das hat auch nichts damit zu tun, dass meine nur mittelmäßig sind :drinking:
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scndbesthand
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Z II Station - extreme Selbstzweifel

Beitrag von scndbesthand »

Liz hat geschrieben: Donnerstag 21. Januar 2021, 14:12 Natürlich ist es möglich, dass die TE bei einem anderen Ausbilder bei gleicher Leistung drei Punkte mehr bekäme. Aber man muss eben auch neidlos anerkennen, dass es auch Referendare gibt, die einfach ab Tag 1 gute bis sehr gute Entwürfe abliefern, die allenfalls noch Anlass zu Mini-Korrekturen geben, so dass mir der Ansatz "die anderen werden bestimmt nur zu gut bzw. die TE zu schlecht bewertet" doch etwas zu einfach ist.
Mag alles sein. Ich habe allerdings nicht gesagt, die anderen seien "nur" zu gut bewertet worden. Ich nehme sehr stark an, die unterschiedliche Bewertungsstrenge ist ein Teil des von der TE empfundenen Problems.
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