Vernachlässigtes Studium - Bitte um Einschätzung

Allgemeine Fragen zum Jurastudium (Anforderungen, Ablauf etc.)

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Quaerens
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Vernachlässigtes Studium - Bitte um Einschätzung

Beitrag von Quaerens »

Hallo liebes Jurawelt-Forum,

ich befinde mich (selbst verschuldet) in einer ziemlich blöden Lage.
Vorneweg: Ich habe die Suchfunktion des Forums bereits benutzt.

Ich bin derzeit (noch) im 10. Semester. Leider habe ich mein Studium bislang ziemlich schleifen lassen. Dass das absolut dumm war, ist mir bewusst. Die Frage ist nun, wie ich aus dieser misslichen Lage wieder herauskomme.

Ich möchte euch kurz meinen Leistungsstand schildern. Ich mache derzeit mein letztes Pflichtpraktikum. Meine Scheine habe ich alle, jedoch steht meine Seminararbeit noch aus (muss noch korrigiert werden). Die Schwerpunktvorlesungen habe ich (nur) gehört. Die mündliche Schwerpunktprüfung (mehr bräuchte ich neben der Seminararbeit für den SP nicht), würde ich erst im Anschluss an das Examen machen wollen.

In einigen Kernfächern habe ich mir selbst Karteikarten geschrieben. Dort sind manche wenig überarbeitungsbedürftig (Sachenrecht; Schuldrecht AT; GSV) und andere stark überarbeitungsbedürftig (SiPo; Verwaltungsprozessrecht; Strafrecht AT). Im Verwaltungsrecht AT habe ich vllt. ca. 1/5 des Stoffes auf KK´s (, die aber kaum überarbeitungsbedürftig sind).
Bzgl. allen anderen Fächern habe ich keine eigenen Materialien.
Auch habe ich von manchen der übrigen Fächern null Ahnung (ZPO; Handels- & GesellR; Arbeitsrecht; EuR; StaatshaftungsR; Strafrecht BT I, II) und von anderen so gut wie keine Ahnung (Fam- & ErbR; der Rest vom Verwaltungsrecht AT; BauR; KommR; GrundR; Staatsorga; VSV; BGB AT; StPO).

Eigentlich wollte ich mich zu Beginn im September im Rep anmelden. Ich habe bei Hemmer, AS Bayern und im Unirep Probe gehört und würde mich voraussichtlich für Hemmer entscheiden. Eine Examensvorbereitung ohne Rep traue ich mir nicht zu.
Für die Examensvorbereitung wären 1,5 Jahre geplant gewesen.

Nun habe ich schon öfters gelesen, dass vielen Leuten die 6 Monate nach dem Rep sehr geholfen haben. 1 Jahr Examensvorbereitung sind bei meinem Kenntnisstand m.E. zu wenig. Ich habe aber auch schon ab und zu gelesen, dass das Rep ohne gewisse Grundkenntnisse auch nicht viel bringt (Sinngemäß: Bei Grundkenntnissen wirkt das Rep wie Dünger und ohne diese hinterlässt es eine Pfütze Scheiße :-k ).
Nun habe ich folgende Alternativen:

1. Ich gehe im September ins Rep und mache dann 1,5 Jahre Vorbereitung

2. Ich versuche mir in 6 Monaten die Grundkenntnisse in allen für´s Examen relevanten Rechtsgebieten selbst zu erarbeiten und dies v.a. an kleinen Fällen zu erproben (v.a. an PÜ-Fällen -> Heißen anderswo wohl auch AG-Fälle; ggf. noch Schwabe; etc.)
-> Ist halt die Frage, wie viele Fälle ich dann in der Zeit noch schaffe
Erst im März beginne ich dann mit dem Rep, mache dieses 1 Jahr und schreibe dann Examen.

3. So wie die 2. Alternative nur dass ich ab März dann 1 Jahr Rep mache und dann im Anschluss noch ein halbes Jahr selbst lerne. Ich kann in Bayern leider nur zwei mal im Jahr schreiben. Ich würde dann erst nach dem 14. Semester Examen schreiben.

4. Ich lerne jetzt ca. 3-4 Monate und versuche die Grundkenntnisse in allen für´s Examen relevanten Rechtsgebieten zu erarbeiten, wobei ich dies denke ich wohl mangels Zeit nicht an Fällen erproben kann und ich nicht weiß, ob ich in der Zeit überhaupt mit der Theorie durch komme. Danach steige ich (quer) ins Rep ein, mache den Jahreskurs und lerne dann noch 2-3 Monate selbst und schreibe dann das Examen.


Eigentlich möchte ich gerne ein VB erzielen. Dass das mit meiner bisherigen Studienleistung gerade zu vermessen klingt, weiß ich. Denkt ihr trotzdem, dass das mit einer der Alternativen noch gut zu erreichen ist? Wie würdet ihr vorgehen (vllt ja auch ganz anders)? Über eine Einschätzung eurerseits würde ich mich echt sehr freuen.



Ich mache (der Übersichtlichkeit halber) einen neuen Thread bzgl. der Erarbeitung der Grundkenntnisse auf und den damit verbundenen Schwierigkeiten und würde euch bitten, insofern ihr Zeit und Lust habt, auch dort reinzuschauen (Link: Erarbeitung von Basics / Systemverständis - Bezug zum VB). Ich würde mich riesig freuen :)

PS: Sry für den langen Text
jona7317
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Re: Vernachlässigtes Studium - Bitte um Einschätzung

Beitrag von jona7317 »

An meiner Universität macht man die Zwischenprüfung in 2 Semestern, danach steht bis zum Examen an Pflichtprogramm quasi gar nichts an. Ich bin dann auch irgendwann im 8. Semester nach Fluchtversuchen ins Auslandssemester und Moot Court ins Rep gegangen.
Ich habe nach meiner Zwischenprüfung noch Sachenrecht und Verwaltungsrecht AT angehört, und ansonsten wirklich gar nichts mehr gemacht. Ich bin in die selben Vorlesungen gegangen wie meine Freunde und hab da eigentlich meistens am Handy gehangen. Außerhalb der Vorlesungen habe ich gar nichts gemacht.

Ins Rep gehen war auch rückblickend 100% die richtige Entscheidung, ich habe auch nach dem Rep noch eine Weile im Selbststudium weitergelernt und hatte das auch auf jeden Fall nötig. Zwischen Rep-Beginn und meiner letzten Klausur (abgeschichtet) sind knapp über 2 Jahre ins Land gezogen, da sind aber auch einige Monate nach Repende bei in denen ich quasi gar nichts gemacht hab.
Examen lief am Ende total super und ich hatte schon nach wenigen Monaten Rep das Gefühl, "drin" zu sein.

Ich glaube du überschätzt wie schlimm deine Situation ist, geh einfach ins Rep und fang an. Was deine Notenerwartungen angeht klingt das alles zu pessimistisch, warum sollte ein VB denn bei deinen bisherigen Studienleistungen vermessen sein? Waren deine Noten bisher so schlecht?
Wenn es nur um die Zeit geht ist das mMn wirklich völlig egal, wie viel Zeit du vorher vertrödelt hast spielt echt keine Rolle.
Quaerens
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Re: Vernachlässigtes Studium - Bitte um Einschätzung

Beitrag von Quaerens »

jona7317 hat geschrieben: Dienstag 5. September 2023, 08:40 An meiner Universität macht man die Zwischenprüfung in 2 Semestern, danach steht bis zum Examen an Pflichtprogramm quasi gar nichts an. Ich bin dann auch irgendwann im 8. Semester nach Fluchtversuchen ins Auslandssemester und Moot Court ins Rep gegangen.
Ich habe nach meiner Zwischenprüfung noch Sachenrecht und Verwaltungsrecht AT angehört, und ansonsten wirklich gar nichts mehr gemacht. Ich bin in die selben Vorlesungen gegangen wie meine Freunde und hab da eigentlich meistens am Handy gehangen. Außerhalb der Vorlesungen habe ich gar nichts gemacht.

Ins Rep gehen war auch rückblickend 100% die richtige Entscheidung, ich habe auch nach dem Rep noch eine Weile im Selbststudium weitergelernt und hatte das auch auf jeden Fall nötig. Zwischen Rep-Beginn und meiner letzten Klausur (abgeschichtet) sind knapp über 2 Jahre ins Land gezogen, da sind aber auch einige Monate nach Repende bei in denen ich quasi gar nichts gemacht hab.
Examen lief am Ende total super und ich hatte schon nach wenigen Monaten Rep das Gefühl, "drin" zu sein.

Ich glaube du überschätzt wie schlimm deine Situation ist, geh einfach ins Rep und fang an. Was deine Notenerwartungen angeht klingt das alles zu pessimistisch, warum sollte ein VB denn bei deinen bisherigen Studienleistungen vermessen sein? Waren deine Noten bisher so schlecht?
Wenn es nur um die Zeit geht ist das mMn wirklich völlig egal, wie viel Zeit du vorher vertrödelt hast spielt echt keine Rolle.
Hi, danke für die Antwort, macht Hoffnung :)
Ich hatte mich eigentlich dazu entschlossen vor dem rep, die 6 Monate Selbstvorbereitung zu machen und nach dem Rep vllt noch 6 Monate dran zu hängen. Denkst du es hätte dir auch was gebracht, wenn du dir selbst vor dem Rep noch Stoff aneignet hättest?
Mich graust es irgendwie davor, im Rep so viel zum ersten Mal zu hören.

Ich habe bislang für mein Studium zu wenig gemacht. Viele Erreichen (so jedenfalls mein Eindruck) trotz viel Fleißes kein VB. Daher klingt das m.E. schon etwas vermessen. Meine Noten waren bislang so lala (Durchschnitt aller Klausuren: 5,5 Punkte), was mich halt auch daran zweifeln lässt, da ich wohl nicht wirklich ein Talent für das Fach habe... :drinking:
jona7317
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Re: Vernachlässigtes Studium - Bitte um Einschätzung

Beitrag von jona7317 »

Das kommt ein bisschen darauf an, wo deine Lücken sind. Wenn du die Zwischenprüfung bestanden hast, wirst du schon nicht ganz bei 0 anfangen.
Davon abgesehen ist es wohl vor allem gut, wenn man Verwaltungsrecht AT/VwGO nicht zum allerersten mal hört, im Mobiliarsachenrecht nicht ganz blank sein ist auch hilfreich.
Dafür aber den Repbeginn um ein halbes Jahr zu verzögern klingt auch übertrieben, ich würde da allenfalls ein oder 2 Monate draus machen oder eben gleich den Sprung ins kalte Wasser wagen. Inhaltlich kann man sich die Grundlagen da in 1-2 Monaten locker aneignen.
Ins Rep gehen würde ich umso mehr, wenn du Zweifel daran hast, ob du denn ein Talent für das Fach hast; das merkst du sowieso erst, wenn du im Rep gefordert wirst.

5,5 Punkte sind keine Glanzleistung aber das kommt eben darauf an, wie viel Mühe in die Klausuren gesteckt wurde. Wenn das nach halbgarer Vorbereitung 2 Wochen vor den Klausuren rauskommt, würde ich die Noten nicht zu hart nehmen.
Quaerens
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Re: Vernachlässigtes Studium - Bitte um Einschätzung

Beitrag von Quaerens »

jona7317 hat geschrieben: Mittwoch 6. September 2023, 09:36 Das kommt ein bisschen darauf an, wo deine Lücken sind. Wenn du die Zwischenprüfung bestanden hast, wirst du schon nicht ganz bei 0 anfangen.
Davon abgesehen ist es wohl vor allem gut, wenn man Verwaltungsrecht AT/VwGO nicht zum allerersten mal hört, im Mobiliarsachenrecht nicht ganz blank sein ist auch hilfreich.
Dafür aber den Repbeginn um ein halbes Jahr zu verzögern klingt auch übertrieben, ich würde da allenfalls ein oder 2 Monate draus machen oder eben gleich den Sprung ins kalte Wasser wagen. Inhaltlich kann man sich die Grundlagen da in 1-2 Monaten locker aneignen.
Ins Rep gehen würde ich umso mehr, wenn du Zweifel daran hast, ob du denn ein Talent für das Fach hast; das merkst du sowieso erst, wenn du im Rep gefordert wirst.

5,5 Punkte sind keine Glanzleistung aber das kommt eben darauf an, wie viel Mühe in die Klausuren gesteckt wurde. Wenn das nach halbgarer Vorbereitung 2 Wochen vor den Klausuren rauskommt, würde ich die Noten nicht zu hart nehmen.
Ok, danke für deine Rückmeldung. Verwaltungsrecht AT habe ich mal gehört, habe damals aber die Klausur mit 3 Punkten versemmelt. Wirklich Ahnung habe ich von dem Fach nicht mehr (was ein VA ist natürlich schon. Wenn es dann aber in Richtung Nebenbestimmungen, öffr. Vertrag, etc. geht habe ich jetzt kein Wissen parat). Verwaltungsprozessrecht habe ich so mittelmäßige selbst geschriebene Karteikarten. Mobiliarsachenrecht habe ich so halb präsent im Kopf (jedoch keinen einzigen Meinungsstreit).

In den 1-2 Monaten Grundlagen Erarbeiten würdest du aber die Nebengebiete ausklammern, oder? Ebenso Strafrecht und das besondere Verwaltungsrecht, richtig?

Und da ist das Problem ](*,)
Bei einigen (ehr wenigen) Klausuren habe ich zu spät angefangen zu lernen. Bei den meisten würde ich aber sagen (habs´s leider nicht mehr so in Erinnerung), dass das nicht zu spät war (jedenfalls keine 2 Wochen vor mehreren Klausuren; würde mal ehr so 4 - 8 Wochen schätzen). Habe mich häufig nur mit Theorie befasst (-> war da viel zu langsam; s. bspw. meinen anderen oben genannten Thread) und dann die Fälle vernachlässigt (war aber auch nicht immer so). In den Klausuren hatte ich dann häufig extreme Zeitnot.
Das lässt denke ich schon ehr auf mangelndes Talent schließen. Jedenfalls muss ich meine Taktik (Fokus auf Theorie) ändern... Was meinst du?
jona7317
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Re: Vernachlässigtes Studium - Bitte um Einschätzung

Beitrag von jona7317 »

Ja, mit Grundlagen in 1-2 Monaten meinte ich auch nur Verwaltungsrecht AT + Sachenrecht, falls du das nicht ernsthaft gehört hast damals.
Wenn du noch im Kopf hast, dass es bei Nebenbestimmungen Probleme gab und zu den ganzen Klagearten mal was gehört hast sollte das aber eigentlich passen. Solange du im Rep bei den Standardsachen dann ein "ach da war ja was" Gefühl bekommst reicht das mMn völlig aus. Im Sachenrecht gibt es ja auch nur eine überschaubare Menge an Meinungsstreits, ich kannte davon auch nichts bei Repbeginn. Zielsicher den richten Erwerbstatbestand anwenden und den gutgläubigen Erwerb nicht zum ersten mal hören sollte als Grundlage schon taugen - geht ja nur darum, dass man im Rep nicht völlig abgehängt wird.

Was du von deinen Zwischenprüfungsklausuren schreibt ist schwer einzuschätzen. Sich da arg in Dogmatik und Theorie zu verlaufen ist keine Seltenheit und zeigt nicht unbedingt fehlendes Talent für das Fach. Das klingt eher so, als hattest du zumindest damals Schwierigkeiten damit wichtiges vom unwichtigem bzw. theoretische Grundlagen vom praktisch Brauchbaren zu trennen, das wäre dann aber kein juraspezifisches Problem.
Das klingt auf jeden Fall nach einer Baustelle auf die du achten solltest, sich in der Theorie verzetteln ist bei Examenskandidaten ein häufiges Problem.

Was die "Taktik" dabei anbelangt hast du also Recht, du solltest auf gar keinen Fall einen Fokus auf die Theorie legen. Alle Theorie und Dogmatik sind am Ende nur Mittel zum Zweck, um handfeste praktische Rechtsprobleme in der Klausur lösen. Das mag nicht jedermanns Sache sein, aber ich habe mich damals überhaupt nur dann mit grundlegenden Theorien u.ä. befasst, wenn sie nötig waren um einen bestimmten Meinungsstreit nachzuvollziehen oder aufzulösen. Das hilft ehrlich gesagt auch dem Theorieverständnis, weil man dann jede Form der Theorie nur in Kombination mit ihren praktischen Auswirkungen lernt. Prägt sich besser ein und man weiss auch gleich, worum dabei wirklich gestritten wird.

Zu Zeitproblemen kann ich wenig sagen, da hatte ich selber irgendwie nie mit zu kämpfen. Am Ende wird aber auch das nur auf Übung Übung Übung und richtige Schwerpunktsetzung hinauslaufen. Das könnte sich außerdem sowieso für dich erledigt haben, wenn du schnell tippen kannst :D Bis du Examen schreibst wird man ohnehin in jedem Bundesland tippen können.
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Re: Vernachlässigtes Studium - Bitte um Einschätzung

Beitrag von Quaerens »

Hey, danke für deine ausführliche Antwort.


Von dem was du schreibst, würde ich schätzen, dass ich dann gar nicht mehr wirklich Grundlagen (in den benannten Fächern) erarbeiten müsste und demnach eigentlich mit dem Rep starten sollte.

Das (fehlende) Trennen (können) von wichtigem und unwichtigem, war bislang glaube ich einer der Hauptursachen. Auch würde ich sagen, dass ich leicht perfektionistisch bin und es mich halt häufig (aber nicht immer) stört, wenn ich bspw. in einem Lehrbuch etwas nicht verstehe. Dann will ich es verstehen und verzettele mich dann total, was wiederum auch wieder viel Zeit kostet...

Das Ding ist nun folgendes: Das Problem würde ich ja auch wieder im Rep haben. Oder meinst du, dass quasi alles wichtig ist, was im Rep besprochen wird (und es daher keiner Trennung mehr von wichtigem und unwichtigem bedarf)?
Ich habe jetzt nämlich schon des öfteren gehört, dass in Rep´s gerne auch mal Spezialprobleme behandelt werden, die so im Examen nicht dran kommen / verlangt werden. Diese würde ich dann halt nicht lernen, wobei die Frage ist, ob ich überhaupt erkenne, was jetzt ein Standard- und was ein Spezialproblem ist.

Bzgl. der Theorie muss man ja auch sagen, dass Meinungsstreitigkeiten m.E. nicht mal den überwiegenden Anteil derer ausmachen. Ich bin beim Theorie Lernen irgendwann dazu übergangen Meinungsstreitigkeiten grds. erstmal (-> Habs dann aber auch nie nachgearbeitet) außen vor zu lassen. In einem Lehrbuch steht leider meistens trotzdem noch viel Theorie, die keine Meinungsstreitigkeiten beinhaltet. Selbst damit bin ich meist nicht wirklich fertig geworden....

Bzgl. deiner Tipps zu der Herangehensweise: Wenn du jetzt ein (neues) Fach lernen würdest, wie wäre dann ungefähr dein Verhältnis zwischen Theorie lernen und dem Fälle machen? Würdest du auch erst die Theorie und dann die Fälle machen?

Das mit dem Zeitproblem würde ich sagen, habe ich mittlerweile auf jeden Fall auch schon besser im Griff als früher, auch wenn da noch seht viel Luft nach oben ist.
Das mit dem E-Examen wird interessant. Ich bin mir allerdings nicht so sicher, ob es das in Bayern 2025 schon im 1. Stex geben wird.
jona7317
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Re: Vernachlässigtes Studium - Bitte um Einschätzung

Beitrag von jona7317 »

Das Ding ist nun folgendes: Das Problem würde ich ja auch wieder im Rep haben. Oder meinst du, dass quasi alles wichtig ist, was im Rep besprochen wird (und es daher keiner Trennung mehr von wichtigem und unwichtigem bedarf)?
Ich habe jetzt nämlich schon des öfteren gehört, dass in Rep´s gerne auch mal Spezialprobleme behandelt werden, die so im Examen nicht dran kommen / verlangt werden. Diese würde ich dann halt nicht lernen, wobei die Frage ist, ob ich überhaupt erkenne, was jetzt ein Standard- und was ein Spezialproblem ist.
Wenn man sich dazu entschließt ein Rep zu besuchen, sollte man unbedingt darauf vertrauen, dass dort alles wichtige behandelt wird. Andersrum kann und wird es natürlich vorkommen, dass kleinere Spezialstreitigkeiten kommen und die nicht unmittelbar examenswichtig sind.

Aber was Spezialstreitigkeiten angeht muss man da anders drüber nachdenken: Das sind eben Beispiele, anhand denen du Argumente lernst bzw. lernst ad hoc welche zu entwickeln. Die braucht man nicht zwingend auswendig lernen, solange man sie versteht und nachvollziehen kann aus welchen Gründen man dort verschiedener Ansicht sein kann.
Auslegungsschwierigikeiten und Argumentationsmuster ähneln sich nicht am Ende doch recht häufig, sowas hilft dabei auch unbekannte Probleme überhaupt als Probleme zu erkennen. Wertungen und Argumente, die man zu speziellen Streitigkeiten mal gelernt hat, kann man gelegentlich gut auf unbekannte Probleme übertragen.
Auch die kleineren Problemchen, die wahrscheinlich ohnehin nicht im Examen kommen habe ich damals gelernt. Die habe ich aber nie gezielt gesucht, sondern nur die "mitgenommen", die mir sowieso beim Repdurchlauf und im Skript über den Weg gelaufen sind - und auch von dort nicht ausnahmslos alle. In der Examensklausur kennt man eh bestenfalls die Hälfte der Probleme schon, der Rest ist neu.
Bzgl. deiner Tipps zu der Herangehensweise: Wenn du jetzt ein (neues) Fach lernen würdest, wie wäre dann ungefähr dein Verhältnis zwischen Theorie lernen und dem Fälle machen? Würdest du auch erst die Theorie und dann die Fälle machen?
Kommt drauf an, wie das Rep läuft. Mein Rep bestand ausschließlich aus Fällen und alle Erklärungen zu Aufbaufragen, Streitigkeiten und sonstigem wurden in die Falllösungen eingestreut. Ich hab damals nur die Fälle ordentlich nachgearbeitet und aus der Lösungsskizze die Probleme der Fälle abstrahiert und auf Karteikarten geschrieben, das ist was ich oben mit Vertrauen meinte. Wenn ich stattdessen Skripte durchgearbeitet hätte wäre das Rep wenig sinnvoll gewesen. Skripte hab ich damals eigentlich gar nicht benutzt, allenfalls wenn ich mal was in den Lösungen nicht verstanden habe. Aber auch dann findet man online mittlerweile echt gute Zusammenfassungen.
Erst nach dem Repdurchlauf habe ich meine schwächsten Fächer nochmal mit Skripten bzw. Zusammenfassungen aus dem Unirep (Die sehr kurz waren, jedes Verwaltungsrecht BT Gebiet hatte da nur 60-90 Seiten) durchgeackert. Meine Wochen bestanden dann aus 1-2 Tagen Klausur und 3-4 Tagen abstraktem Lernen.
Der Trick dabei ist mMn einfach knapp zu planen. Ich habe z.B. für Baurecht damals 3 oder 4 Tage eingeplant und dann nochmal geschaut wie viel und was ich dann pro Tag schaffen muss.
Die allermeisten Rechtsgebiete kann man gerade nach dem Repdurchlauf wirklich schnell durchpeitschen, der größte Fehler den man mMn machen kann ist zu großzügig zu planen.

Während des Reps hat man finde ich einen recht guten Plan, was man den Tag über tun kann und sollte, erst danach wird eigene Planung wirklich wichtig. Würde aber schon während des Reps irgendein Programm aussuchen, womit du deine Wiederholungszyklen organisieren kannst, das steigt einem sonst nach 3-4 Monaten über den Kopf.
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Re: Vernachlässigtes Studium - Bitte um Einschätzung

Beitrag von Quaerens »

jona7317 hat geschrieben: Freitag 8. September 2023, 09:12
Das Ding ist nun folgendes: Das Problem würde ich ja auch wieder im Rep haben. Oder meinst du, dass quasi alles wichtig ist, was im Rep besprochen wird (und es daher keiner Trennung mehr von wichtigem und unwichtigem bedarf)?
Ich habe jetzt nämlich schon des öfteren gehört, dass in Rep´s gerne auch mal Spezialprobleme behandelt werden, die so im Examen nicht dran kommen / verlangt werden. Diese würde ich dann halt nicht lernen, wobei die Frage ist, ob ich überhaupt erkenne, was jetzt ein Standard- und was ein Spezialproblem ist.
Wenn man sich dazu entschließt ein Rep zu besuchen, sollte man unbedingt darauf vertrauen, dass dort alles wichtige behandelt wird. Andersrum kann und wird es natürlich vorkommen, dass kleinere Spezialstreitigkeiten kommen und die nicht unmittelbar examenswichtig sind.

Aber was Spezialstreitigkeiten angeht muss man da anders drüber nachdenken: Das sind eben Beispiele, anhand denen du Argumente lernst bzw. lernst ad hoc welche zu entwickeln. Die braucht man nicht zwingend auswendig lernen, solange man sie versteht und nachvollziehen kann aus welchen Gründen man dort verschiedener Ansicht sein kann.
Auslegungsschwierigikeiten und Argumentationsmuster ähneln sich nicht am Ende doch recht häufig, sowas hilft dabei auch unbekannte Probleme überhaupt als Probleme zu erkennen. Wertungen und Argumente, die man zu speziellen Streitigkeiten mal gelernt hat, kann man gelegentlich gut auf unbekannte Probleme übertragen.
Auch die kleineren Problemchen, die wahrscheinlich ohnehin nicht im Examen kommen habe ich damals gelernt. Die habe ich aber nie gezielt gesucht, sondern nur die "mitgenommen", die mir sowieso beim Repdurchlauf und im Skript über den Weg gelaufen sind - und auch von dort nicht ausnahmslos alle. In der Examensklausur kennt man eh bestenfalls die Hälfte der Probleme schon, der Rest ist neu.
Bzgl. deiner Tipps zu der Herangehensweise: Wenn du jetzt ein (neues) Fach lernen würdest, wie wäre dann ungefähr dein Verhältnis zwischen Theorie lernen und dem Fälle machen? Würdest du auch erst die Theorie und dann die Fälle machen?
Kommt drauf an, wie das Rep läuft. Mein Rep bestand ausschließlich aus Fällen und alle Erklärungen zu Aufbaufragen, Streitigkeiten und sonstigem wurden in die Falllösungen eingestreut. Ich hab damals nur die Fälle ordentlich nachgearbeitet und aus der Lösungsskizze die Probleme der Fälle abstrahiert und auf Karteikarten geschrieben, das ist was ich oben mit Vertrauen meinte. Wenn ich stattdessen Skripte durchgearbeitet hätte wäre das Rep wenig sinnvoll gewesen. Skripte hab ich damals eigentlich gar nicht benutzt, allenfalls wenn ich mal was in den Lösungen nicht verstanden habe. Aber auch dann findet man online mittlerweile echt gute Zusammenfassungen.
Erst nach dem Repdurchlauf habe ich meine schwächsten Fächer nochmal mit Skripten bzw. Zusammenfassungen aus dem Unirep (Die sehr kurz waren, jedes Verwaltungsrecht BT Gebiet hatte da nur 60-90 Seiten) durchgeackert. Meine Wochen bestanden dann aus 1-2 Tagen Klausur und 3-4 Tagen abstraktem Lernen.
Der Trick dabei ist mMn einfach knapp zu planen. Ich habe z.B. für Baurecht damals 3 oder 4 Tage eingeplant und dann nochmal geschaut wie viel und was ich dann pro Tag schaffen muss.
Die allermeisten Rechtsgebiete kann man gerade nach dem Repdurchlauf wirklich schnell durchpeitschen, der größte Fehler den man mMn machen kann ist zu großzügig zu planen.

Während des Reps hat man finde ich einen recht guten Plan, was man den Tag über tun kann und sollte, erst danach wird eigene Planung wirklich wichtig. Würde aber schon während des Reps irgendein Programm aussuchen, womit du deine Wiederholungszyklen organisieren kannst, das steigt einem sonst nach 3-4 Monaten über den Kopf.
Ich danke dir für den ausführlichen Beitrag O:)

Denkst du es ist empfehlenswert bei der Neuerarbeitung eines RG (welches man sich selbst erarbeiten will) den Fokus mehr auf die Fälle, als auf die Theorie zu legen (also konkret: weniger Zeit für Theorie aufwenden; mehr Zeit für Fälle)?

Und würdest du mir stark von dem Weg der vorherigen 6 Monate Selbstvorbereitung abraten? Ich meine diesmal würde ich deutlich mehr versuchen mich nicht in der Theorie zu verzetteln und ziemlich viel Basics zu machen. Ob ich´s schaffen würde, steht natürlich auf einem anderen Blatt.

Hast du eine Empfehlung für ein Programm (das kein Karteikartenprogramm ist), wo man die Wiederholungszyklen planen kann?
jona7317
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Re: Vernachlässigtes Studium - Bitte um Einschätzung

Beitrag von jona7317 »

Denkst du es ist empfehlenswert bei der Neuerarbeitung eines RG (welches man sich selbst erarbeiten will) den Fokus mehr auf die Fälle, als auf die Theorie zu legen (also konkret: weniger Zeit für Theorie aufwenden; mehr Zeit für Fälle)?

Also wenn man nur im Selbststudium arbeitet bleiben kaum andere Möglichkeiten, als abstrakte Zusammenfassungen durchzuarbeiten; d.h. das wichtigste rausziehen um das dann auswendig zu lernen und zu wiederholen. Denn:
Fälle ohne Vorkenntnis lösen klappt halt nur wenn vorne ein Repetitor steht, der einen da durch führt - alleine ist das wenig sinnvoll. Das läuft ja dann doch nur auf Lösungsskizze lesen hinaus.
Sich auf Fälle zu konzentrieren und auf o.g. Zusammenfassungen nur zurückgreifen, wenn man mit der Lösungsskizze nicht weiterkommt klappt ebenfalls nur dann, wenn die Fälle gezielt so ausgewählt sind, dass sie den examensrelevanten Stoff des Rechtsgebiets relativ vollständig abdecken. Auch das ist im Selbststudium schwer hinzukriegen.

Ich bin erst nach dem Repdurchlauf ins Selbststudium mit abstrakten Übersichten gegangen, von daher kann ich wenig dazu sagen, wie ich das von 0 auf machen würde. Wenn ich nochmal von vorne anfangen müsste, würde ich einfach nochmal erst ins Rep gehen und die eigenständige Vertiefung in die Phase danach legen. Für mich hat das sehr gut funktioniert.
Und würdest du mir stark von dem Weg der vorherigen 6 Monate Selbstvorbereitung abraten? Ich meine diesmal würde ich deutlich mehr versuchen mich nicht in der Theorie zu verzetteln und ziemlich viel Basics zu machen. Ob ich´s schaffen würde, steht natürlich auf einem anderen Blatt.
Deshalb würde ich auch von einer allzulangen Selbstvorbereitung abraten. Der Repdurchlauf macht wirklich fit und ich denke man kann danach auch viel besser mit abstrakten Übersichten umgehen, weil man eben ein Jahr lang nur mit klausurartigen Fällen gearbeitet hat. Zum Wissen gehört eben auch, wie/wo man das im Gutachten geschickt anbringt oder Probleme überhaupt aufmacht. Das sind alles Dinge, die in Übersichten nicht drinstehen und die man sich selber erschließen und dann zu jedem Problem mitlernen muss. Wie man gutachterlich zum Problem hinführt und wann man es wo verortet gehört genauso sehr auf Karteikarten/Lernzettel wie die Ansichten und Argumente.
Das erschließt sich einem viel einfacher, wenn man an Fälle ohnehin schon aus dem Rep gewöhnt ist.

Übrigens kann man die meisten kommerziellen Repetitorien monatlich kündigen, beim Unirep kann man sowieso aus- und einsteigen wie man lustig ist. Wenn du merkst, dass du heillos überfordert bist, kannst du ja immernoch abspringen und bis zum Beginn des nächsten Kurses (bei uns beginnen die halbjährlich) die ärgsten Lücken stopfen.
Hast du eine Empfehlung für ein Programm (das kein Karteikartenprogramm ist), wo man die Wiederholungszyklen planen kann?
Ich habe eigentlich nur Karteikarten und Klausuren gemacht, deshalb kann ich nur für erstere ne Empfehlung abgeben :D Während des Repdurchlaufs hatte ich aber noch physische Karteikarten und habe meine Wiederholungszyklen mit GoogleSheets geplant. Das habe ich dann irgendwann aufgegeben, weil mir die Zettelwirtschaft zu arg war.
Aber an sich hat selbst das funktioniert. Ich habe meine Lernunterlagen mit nem Kürzel für Fach + Datum an dem ich sie erstellt habe beschriftet, z.B. S-2305 und das Kürzel dann in eine Tabelle eingetragen. In die Spalten daneben habe ich dann die Daten für die geplanten Wiederholungen eingetragen. Sah ziemlich wüst aus aber hat funktioniert und rückblickend war das am Ball bleiben mit dem Wiederholen wirklich wirklich gut. Ist vor allem ein gutes Konzept weil man sich damit alle Spielräume wegnimmt, das war mir sehr wichtig. Hab jeden Morgen in mein Dokument und später Karteikartenprogramm geschaut und wusste halt genau was ich an dem Tag wiederholen und welche Fälle ich aus dem Rep noch nacharbeiten musste bzw. nach dem Durchlauf dann welche Übersichten ich mir vorgenommen hatte.
Dann zerbricht man sich auch nicht regelmäßig den Kopf darüber ob man denn nun genug lernt und ob die anderen nicht viel mehr machen :D

Was übrigens auch sehr dabei geholfen hat, sich nicht zu verzetteln: Genug Pufferzeit einplanen und dann die Probleme, bei denen man droht sich zu verzetteln, auf nem anderen Tabellenblatt sammeln. Dann sollte am Ende sowieso Zeit übrig bleiben, die man dann nutzen kann um die Liste mit den "Restposten" abräumen.
Quaerens
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Re: Vernachlässigtes Studium - Bitte um Einschätzung

Beitrag von Quaerens »

Alles klar, ich danke dir für deinen ausführlichen Beitrag :D

Dann werde ich mir das mit den 6 Monaten Selbstvorbereitung nochmal durch den Kopf gehen lassen. Wirklich nochmal vielen Dank für deine Hilfe O:)
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