Station beim Strafgericht

Alle Themen rund um das Referendariat (Organisation, Ablauf, Wahlstation im Ausland etc.)

Moderator: Verwaltung

Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Jugendgericht: Angeklagt war "Abziehen" einer Jacke, also § 249 - ohnehin schon nicht ohne. Angeklagter war verteidigt, lief für ihn nicht schlecht, StA, Verteidiger hielten Abschlußplädoyer. Dann seine letzten Worte: "Ja, ich wollt nur sagen, der Herr StA hat vergessen, daß ich ein Messer dabei hatte." Wiedereintritt in Verhandlung, rechtlicher Hinweis, Verurteilung wg bewaffnetem Raub. Verzweifelter hatte ich lange keinen Verteidiger gesehen.
Benutzeravatar
schlafkatze
Super Mega Power User
Super Mega Power User
Beiträge: 5532
Registriert: Samstag 3. April 2004, 14:04
Ausbildungslevel: Ass. iur.

Beitrag von schlafkatze »

großartig.
ich sitzungsvertretung jugendgericht, zwei bürschleiin angeklagt wegen raubes (handy, geldbeutel) am campingplatz in italien, schon zwei jahre her, alles sieht nach freispruch aus, richterin hat sich schon erkundigt, wer kommt, ob ich das denn könne, weil viele zeugen, vater, der sich dauernd einmischt etc.
wie gesagt, es sah alles nach freispruch aus, darauf hab ich mich auch eingestellt, zeugenaussagen noch mal gelesen, die allesamt die angeklagten nicht wirklich identifiziert hatten etc.
verhandlung wird eröffnet, ich les meinen anklagesatz vor, richterin frag angeklagten 1, was er dazu zu sagen hat, der bleibt bei seiner aussage und meint, ne, sie waren's nicht.
angeklagter 2 auf frage "ja, es war alles genauso , wie 's die staatsanwältin vorgelesen hat".
ich wollt am liebsten aufspringen und ihn anschreien, du idiot, ich hätt auf freisoruch plädiert. naja, nachdem der andere weiterhin hartnäckig geleugnet hat, mussten wir dann 7 jugendliche zeugen vernehmen, die alles nur noch so wussten, wie sie sich's gegenseitig anscheinend immer wieder erzählt haben, bis mir irgendwann der geduldsfaden gerissen ist und ich die jungs noch mal nachdrücklich uaf ihre zeugenpflichen hingewiesen habe mit den einfachen worten "wenn du lügst, kommst du ins gefängnis". das hat geholfen.
Der öffentliche Dienst braucht gar nicht für sich zu werben. Das ist wie Freibier auf der Wiesn, da braucht es auch keine konzertierten Marketinganstrengungen.
j 20.07.07
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

@Glen: Wie hübsch! Ehrlichkeit ist eine Tugend!
Bei meiner allerersten Sitzungsvertretung (bei der ich um fünf aufgestanden war, um rechtzeitig mit dem Bummelzug auf dem richtigen Dorf anzukommen), hatte ich einen recht charmanten und sehr eloquenten Jungen erwischt, der in seinem Gewächshaus Sachen angebaut hat, die er da besser nicht gehabt hätte. Dem hat die Richterin (ansonsten sehr nett) vor der Verhandlung erklärt, er solle bitte nett zur Frau StA sein, die würde das heute zum ersten Mal machen. ](*,)
Nun ja, ich habs überstanden, der Angeklagte nicht.
Culpa
Fleissige(r) Schreiber(in)
Fleissige(r) Schreiber(in)
Beiträge: 275
Registriert: Sonntag 24. Oktober 2004, 21:19

Beitrag von Culpa »

Welch interessante Berichte.

Warum lieber Strafgericht?

Zum ersten bibber ich jetzt schon vor der ersten Sitzungsvertretung.
2. Die Staatsanwaltschaft sitzt soo weit weg und das Strafgericht ist quasi gleich nebenan.
3. Ich habe eine gute Strafrichterin genannt bekommen, die mir zu meinem angestrebten Berufsziel sicherlich eine Menge sagen kann.

Naja, deshalb würde ich halt lieber die Staatsanwaltschaft meiden. Die einzige Sache die dafür spricht ist die Klausurrelevanz. Naja, ich komm ja wahrscheinlich eh nicht drumrum, oder gibts noch Tipps?
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

bibbern vor sitzungsvertretung zaehlt nicht. gehoert dazu und beim zweiten mal kommst du dir vor wie der general persoenlich. ausserdem ist das immer ein guter test auch im hinblick auf muendliche usw.

examensrelevanz auch ein argument pro sta. obwohl ich persoenlich auch eine strafurteilsklausur hatte.

es macht einfach spass bei der sta und ist etwas was mir nachhaltig in erinnerung geblieben ist...

schult auch.
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Ich geb Sebovic asolut recht: bibbern zählt nicht. Ging allen so, und danach wars klasse.
Benutzeravatar
schlafkatze
Super Mega Power User
Super Mega Power User
Beiträge: 5532
Registriert: Samstag 3. April 2004, 14:04
Ausbildungslevel: Ass. iur.

Beitrag von schlafkatze »

es ist echt superlustig!! die ansgt vor dem plädieren ist sofort weg.

einmal hab ich nur an meiner autorität als sta gezweifelt.
wieder ne jugendsache, zwei jungs, 17, sind mit einem frisierten moped durch münchen gedüst. beide superputzig. haben natürlich abgestritten, gewusst zu haben, daß das moped nicht gedrosselt war. am ende sind sie dann mit bisschen geld abdrücken davongekommen.
verhandlung ist vorbei, die beiden verabschieden sich vom richter, ich pinsel gleich noch meinen sitzungsbericht, dreht sich der eine um zu mir und mein "oiso pfiadi nachad". HALLO! seit wann duzt man staatsanwältinnen ?!?!??
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Wenn ich wüßte, was er gemeint hat, könnte ich mich ja empören....
Benutzeravatar
Auslegeware
Super Mega Power User
Super Mega Power User
Beiträge: 5358
Registriert: Freitag 17. Dezember 2004, 20:42
Ausbildungslevel: Interessierter Laie

Beitrag von Auslegeware »

Meine 3 Vertretungen waren bis jetzt nur Mist. Bis jetzt noch nicht plädiert!
Entweder verlegt, Angesch nicht gekommen oder so schwer, dass es als referendarsungeeignet eingestuft wurde und alle Beteiligten froh waren, dass ein Grund gefunden werden konnte, einen neuen Termin zu machen...
Hoffe, Montag kann ich endlich mal loslegen... :-x
Es darf in diesem Thread wieder zu einem kollegialen Umgangston zurückgefunden werden.
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Auslegeware hat geschrieben:Meine 3 Vertretungen waren bis jetzt nur Mist. Bis jetzt noch nicht plädiert!
Entweder verlegt, Angesch nicht gekommen oder so schwer, dass es als referendarsungeeignet eingestuft wurde und alle Beteiligten froh waren, dass ein Grund gefunden werden konnte, einen neuen Termin zu machen...
Hoffe, Montag kann ich endlich mal loslegen... :-x
Sehr schön, noch keine Fehler gemacht! :D
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Bei uns hat ein Referendar mal aufgrund einer Wette in der letzen Vertretung die Todesstrafe gefordert. Der durft zum OberStA und hat richtig Ärger gekriegt.
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

=D>


Früher wollt ich mal Generalstaatsanwalt werden, dann kam die erste Strafrechtsvorlesung...
Syd26
Super Mega Power User
Super Mega Power User
Beiträge: 3576
Registriert: Montag 8. März 2004, 14:07
Ausbildungslevel: RA

Beitrag von Syd26 »

Irgendwann in den nächsten 6 Wochen bin ich auch dran mit Sitzungsvertretung...mal sehen, was ich dann machen darf.
Benutzeravatar
Kurt Kettenfett
Power User
Power User
Beiträge: 675
Registriert: Montag 8. Dezember 2003, 11:41

Beitrag von Kurt Kettenfett »

Glen Rothes hat geschrieben:Bei uns hat ein Referendar mal aufgrund einer Wette in der letzen Vertretung die Todesstrafe gefordert. Der durft zum OberStA und hat richtig Ärger gekriegt.
Von der Legende hab ich auch schon gehört. Stimmt sie wirklich? War der bei Dir in der AG?
"Die Anatomie der Frau ist für Trikotwerbung nicht geeignet. Die Reklame verzerrt."

Aus einer Stellungnahme des DFB 1976.
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Bei uns hat ein Referendar mal aufgrund einer Wette in der letzen Vertretung die Todesstrafe gefordert. Der durft zum OberStA und hat richtig Ärger gekriegt.
#-o Das ist nun wirklich die älteste aller hyperalten judicial legends die es gibt, und das sind nicht wenige und kaum eine war nicht schon auf der Arche Noah dabei.

Eigentlich wird die immer so erzählt: Drei Referendare sitzen in Robe im Verhandlungssaal, da klopft eine Putzfrau an, sie habe heute ein Verfahren wegen Unterschlagung, wo das wohl sei. Sagt der erste, da sindse hier rischtisch, mer hawwe schon gewartet uffse, setzt sich auf die Richterbank, die beiden anderen mimen StA und Verteidiger. Am Ende plädiert der StA und fordert die Todesstrafe, die sofort zu vollstrecken sei, der Verteidiger fleht den Richter um Gnade an, der lehnt mit dem Hinweis auf die neueste Reichsvollzugsverordnung ab, dann wird die "Verurteilte" aufgefordert, zu StA Grobschlacht ins Dienstzimmer zu gehen um dort geköpft zu werden. - Und re-gel-mä-ßig wird dann noch erzählt, die drei hätten bloß einen scharfen Verweis bekommen.

Leute! Jesus! Alle zuviel gekifft, oder was? Ein Ref., der in einer öffentlichen Verhandlung als Vertreter der StASchaft die Todesstrafe fordert, verliert wegen grober Verletzung der Dienstpflichten seine Dienststellung schneller als er das Wort "Reichsvollzugsverordnung" aussprechen kann. Der wird bestenfalls noch Sachbearbeiter bei der Hamburg Mannheimer, und die entlässt gerade 80 % ihrer Sachbearbeiter, was seine beruflichen Perspektiven etwas einschränkt.
Antworten