Probleme mit Examensklausuren im ZivilR

Bürgerliches Recht, Handels- und Gesellschaftsrecht sowie Zivilprozeßrecht

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famous
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Probleme mit Examensklausuren im ZivilR

Beitrag von famous »

Hallo,

ich habe schon immer Probleme mit dem Zivilrecht gehabt (im Grund- und Hauptstudium immer nur so gerade mit 4 Punkten bestanden, ÖffR und StrafR war immer 7-9) und hoffe ihr könnt mir ein paar Tipps zum Zivilrecht (insbesondere zu Klausuren) geben.
Mein materielles Wissen im Zivilrecht ist ordentlich und ich habe soweit alles verstanden und kann auch alles nachvollziehen. Im ÖffR und StrafR komme ich gut zurecht, weil ich ein Prüfungsschema habe und jederzeit in der Klausur weiß an welchem Punkt ich bin. Im Zivilrecht hat man natürlich auch Prüfungsschemata aber nicht vergleichbar mit StrafR oder ÖffR. Damit habe ich große Probleme. Schon beim erstellen der Lösungsskizze tue ich mich verdammt schwer. Wenn ich mir dann die Lösung durchlese kann ich alles nachvollziehen und es ergibt Sinn aber selber darauf zu kommen fällt mir schwer. Ich habe auch ein relativ ordentliches Problembewusstsein, also wenn ich den Sachverhalt lese erkenne ich die meisten Probleme aber habe Schwierigkeiten diese dann vernünftig in meiner Lösung einzubauen.
Natürlich muss ich viel mehr Klausuren lösen und dann wird das vermutlich auch etwas besser, aber habt ihr sonst noch Tipps?

EDIT.: Ich fange nächstes Jahr ein duales Studium an, dh wenn ich das Examen noch schreiben möchte muss ich im Februar oder spätestens April das Examen schreiben, bis dahin muss ich das auf die Reihe bekommen falls ich das Examen schreiben möchte. Also ich habe ca 6 Monate Zeit zu lernen vernünftige Zivilrechtklausuren zu schreiben. Es geht nur ums bestehen, also wie ich es hinbekomme im Bereich von 4-6 Punkten zu landen.
Theopa
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Re: Probleme mit Examensklausuren im ZivilR

Beitrag von Theopa »

Die Frage ist eben, woran deine Klausuren im Ergebnis "scheitern", das kann man aus der Distanz natürlich schwer beurteilen.

Am Ende ist Zivilrecht gar nicht so weit vom Ö-Recht entfernt. Man stellt die Frage "Wer will was vom wem?" um dann mit "woraus?" anzufangen und erst einmal das Basis-Schema (Vertragliche ->Vertragsähnliche / GoÄ ->...) durchzugehen. Sobald man die erste Anspruchsgrundlage hat geht man die Prüfungspunkte durch, wobei man sich an jeder Stelle vor dem (+) noch einmal (WIRKLICH???) fragt. So kommt man durch das Schema und hat dann hoffentlich auch jeweils die Problemstellen gefunden.

Nun musst du herausfinden, wo es bei dir dabei Schwierigkeiten gibt. Findest du schon die Anspruchsgrundlagen nicht? Versuchst du vielleicht erst die Probleme anzugehen, statt stur und beharrlich das Schema durchzugehen und eben erst bei offensichtlichen (Prüfungspunkt geht nicht durch) oder möglichen (Wieso stehen da so viele Datumsangaben?) Problemstellen zu überlegen, wo man das Ganze noch einmal genauer ansehen sollte.


Aus interesse: Welches duale Studium schließt man denn direkt an ein erstes Jura-Examen an? :-s
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thh
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Re: Probleme mit Examensklausuren im ZivilR

Beitrag von thh »

Theopa hat geschrieben: Freitag 30. Juli 2021, 14:36Aus interesse: Welches duale Studium schließt man denn direkt an ein erstes Jura-Examen an? :-s
Dasjenige, für das man auch erwägt, das Studium vor dem Examen abzubrechen: Re: Langzeitstudent
famous
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Re: Probleme mit Examensklausuren im ZivilR

Beitrag von famous »

Theopa hat geschrieben: Freitag 30. Juli 2021, 14:36Am Ende ist Zivilrecht gar nicht so weit vom Ö-Recht entfernt. Man stellt die Frage "Wer will was vom wem?" um dann mit "woraus?" anzufangen und erst einmal das Basis-Schema (Vertragliche ->Vertragsähnliche / GoÄ ->...) durchzugehen. Sobald man die erste Anspruchsgrundlage hat geht man die Prüfungspunkte durch, wobei man sich an jeder Stelle vor dem (+) noch einmal (WIRKLICH???) fragt. So kommt man durch das Schema und hat dann hoffentlich auch jeweils die Problemstellen gefunden.

Nun musst du herausfinden, wo es bei dir dabei Schwierigkeiten gibt. Findest du schon die Anspruchsgrundlagen nicht? Versuchst du vielleicht erst die Probleme anzugehen, statt stur und beharrlich das Schema durchzugehen und eben erst bei offensichtlichen (Prüfungspunkt geht nicht durch) oder möglichen (Wieso stehen da so viele Datumsangaben?) Problemstellen zu überlegen, wo man das Ganze noch einmal genauer ansehen sollte.
Schwierig zu beschreiben. Also die generellen Anspruchsgrundlagen finde ich schon da liegt eigentlich nicht das Problem. Aber irgendwie sind meine Ausführungen immer zu kurz. Wenn man zb im ÖR eine Verfassungsbeschwerde prüft hat man ja immer das gleiche Schema. Wenn aber im ZR zb die Frage ist "Wer ist Eigentümer" gibt es ja zb das Prüfungsschema zu 985 aber je nach Fallgestaltung kann es ja sein dass zb unter "Recht zum Besitz" ein Anwartschaftsrecht, GoA oä thematisiert werden muss. Also in einem Prüfungsschema prüft man sozusagen ein anderes Prüfungsschema. Man weicht von der Ausgangsfrage immer weiter ab. Diese "verschachtelte" Prüfung bereitet mir Schwierigkeiten. Verstehst du was ich meine?
Wenn ich zb eine Lösungsskizze im ÖR oder StrafR erstelle bereitet mir das kaum Probleme, im ZivilR aus den oben genannten Gründen schon.
Theopa hat geschrieben: Freitag 30. Juli 2021, 14:36Aus interesse: Welches duale Studium schließt man denn direkt an ein erstes Jura-Examen an? :-s
Gar keins :D Ich habe für mich entschieden, dass Jura nicht unbedingt was für mich ist. Ich möchte in den öffentlichen Dienst und dafür muss ich ein duales Studium machen. Nach dem staatlichen Pflichtfachteil wäre ich auch noch nicht komplett mit dem 1.Staatsexamen durch weil ich noch meinen Schwerpunkt zu Ende machen müsste. Da ich vorher noch etwas anderes studiert habe, dann mein Jura Studium kurz unterbrochen hatte bin ich schon Ende 20. Hab das in einem anderen Thread auch schon thematisiert.
Theopa
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Re: Probleme mit Examensklausuren im ZivilR

Beitrag von Theopa »

famous hat geschrieben: Freitag 30. Juli 2021, 15:50 Schwierig zu beschreiben. Also die generellen Anspruchsgrundlagen finde ich schon da liegt eigentlich nicht das Problem. Aber irgendwie sind meine Ausführungen immer zu kurz. Wenn man zb im ÖR eine Verfassungsbeschwerde prüft hat man ja immer das gleiche Schema. Wenn aber im ZR zb die Frage ist "Wer ist Eigentümer" gibt es ja zb das Prüfungsschema zu 985 aber je nach Fallgestaltung kann es ja sein dass zb unter "Recht zum Besitz" ein Anwartschaftsrecht, GoA oä thematisiert werden muss. Also in einem Prüfungsschema prüft man sozusagen ein anderes Prüfungsschema. Man weicht von der Ausgangsfrage immer weiter ab. Diese "verschachtelte" Prüfung bereitet mir Schwierigkeiten. Verstehst du was ich meine?
Ich verstehe was du meinst, am Ende ist das aber auch keine zu große Veränderung. Im Grunde wird dadurch das Grundschema nur größer, der Knackpunkt ist dabei den Überblick zu behalten.

Wenn du zum "Recht zum Besitz" kommst gibt es dort eben X Möglichkeiten. In vielen Fällen ist das ohnehin ein irrelevanter Punkt, auf den man nach einer langen Prüfung zum Eigentum und ggf. ein paar Ausführungen zum Besitz kommt.

Dort steht dann eben in deinem geistigen oder - wenn dir so etwas liegt ggf. auch tatsächlich erstellten - Schema:
3.) Kein Recht zum Besitz
a) Dingliche Rechte
b) Obligatorische Rechte
c) Zurückbehaltungsrechte
d) Sonstige Rechte
Jeder einzelne Punkt hat dann wieder seine Unterpunkte. Die erhöhte Schwierigkeit besteht dann in der weitaus feineren Aufgliederung und der Notwendigkeit schneller über die Punkte zu springen, die offensichtlich fernliegend sind. Das ist dann eben wieder eine Übungssache, ebenso wie man im Ö-Recht anfangs noch ewig an der Zulässigkeit sitzen kann, nach ausreichnend Klausuren aber nur noch schnell abhakt um an den zwei bis drei Standard-Problemstellen ein paar Sätze mehr zu schreiben.
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Re: Probleme mit Examensklausuren im ZivilR

Beitrag von famous »

Theopa hat geschrieben: Freitag 30. Juli 2021, 17:08 Ich verstehe was du meinst, am Ende ist das aber auch keine zu große Veränderung. Im Grunde wird dadurch das Grundschema nur größer, der Knackpunkt ist dabei den Überblick zu behalten.
Theopa hat geschrieben: Freitag 30. Juli 2021, 17:08 3.) Kein Recht zum Besitz
a) Dingliche Rechte
b) Obligatorische Rechte
c) Zurückbehaltungsrechte
d) Sonstige Rechte

Jeder einzelne Punkt hat dann wieder seine Unterpunkte. Die erhöhte Schwierigkeit besteht dann in der weitaus feineren Aufgliederung und der Notwendigkeit schneller über die Punkte zu springen, die offensichtlich fernliegend sind. Das ist dann eben wieder eine Übungssache, ebenso wie man im Ö-Recht anfangs noch ewig an der Zulässigkeit sitzen kann, nach ausreichnend Klausuren aber nur noch schnell abhakt um an den zwei bis drei Standard-Problemstellen ein paar Sätze mehr zu schreiben.
Ja indem ich das ganze dann in Unterpunkte unterteile dürfte mir das schon weiterhelfen. Danke.
Hab leider extreme Probleme mit Klausuren. Hab erst diese Woche angefangen wieder Klausuren zu lösen und das war schon ziemlich ernüchternd. In meiner Lerngruppe läuft es besser, weil wir dann zusammen eine Lösungsskizze erarbeiten, wenn ich aber komplett auf mich alleine gestellt bin war das wie gesagt sehr ernüchternd. Mein materielles Wissen ist in Ordnung. Wenn mich zb einer fragen würde was ist das Problem bei einer Gestörten Gesamtschuld, wie grenzt man Raub und räuberische Erpressung ab, wie ensteht ein Gesetz usw könnte ich darauf problemlos antworten aber das alles in eine Klausur einzuarbeiten bzw zu erkennen gestaltet sich schwierig. Mal gucken ob ich das in 6-8 Monaten halbwegs gefixt bekomme :D

EDIT.: Zum bestehen sollte es doch eigentlich ausreichen wenn man halbwegs die richtigen AGL herausarbeitet, relativ gut am Gesetz arbeitet und nicht total falsche Schwerpunkte setzt? Also für 4 Punkte? Oder wie sollte ich am besten herangehen bzw was beachten, dass ich zumindest so gerade bestehe?

EDIT 2.: Habe noch eine Frage. Soll ich mich direkt an Examensfälle wagen oder erstmal kleinere Fälle einzelner Rechtsgebiete? Hab ein paar Fälle aus dem AS Rep wiederholt aber wenn man dann bspw einen Fall zum BGB AT hat geht dieser schon extrem in die Tiefe und ich habe das Gefühl, dass ich aus (originalen) Examensfällen mehr mitnehmen kann. Ich habe das Gefühl, dass ich die Systematik bzw die Zusammenhänge besser nachvollziehen kann
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