Übersetzungsarbeiten in Großkanzleien

Internationale Praxis: Von ausländischer Firmengründung von Tochtergesellschaften deutscher Unternehmen, über internat. Steuerrecht, Doppelbesteuerungsabkommen bis zum internat. Vollstreckungen & Zustellungen

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freutmann
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Übersetzungsarbeiten in Großkanzleien

Beitrag von freutmann »

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halb eins
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Re: Übersetzungsarbeiten in Großkanzleien

Beitrag von halb eins »

Größere Einheiten haben üblicherweise eigene Übersetzer, viel wird aber auch von den Anwälten selbst gemacht bzw. größere Aufträge extern vergeben. Allgemein sind bei "internationalem Bezug" die Vertragswerke und die Kommunikation ohnehin auf Englisch, so dass der Bedarf an Übersetzern für "exotische" Landessprachen eher gering sein dürfte.
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Tibor
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Re: Übersetzungsarbeiten in Großkanzleien

Beitrag von Tibor »

Ja, soweit der "Deal" groß genug für eine GK ist, dürfte auch die Verhandlungssprache Englisch sein. Ich habe jedenfalls selbst bei Beteiligung aus Israel, Frankreich, Italien, Südkorea, Singapur oder dem gesamten EU-Ostblock nie wesentliche Dokumente in anderer Sprache gesehen.
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Re: Übersetzungsarbeiten in Großkanzleien

Beitrag von i live in tokyo »

Zu Japan kann ich was sagen:

Ich habe sowohl börsennotierte Unternehmen aus Japan als auch kleinere als Mandate.
IdR arbeiten auch die Japaner mit Englisch. Es ist eher selten, dass mal Verträge auf Japanisch vorhanden sind bzw Vice-Versa. Bei kleineren Sachen mach ich das selbst.
Ab einem gewissen Umfang lohnt sich das zeitlich definitiv nicht mehr für mich. Da wird alles an externe Übersetzer geschickt. Die sind einfach wesentlich günstiger.

Aber wie gesagt, ist eher selten. Die Asiaten, zumindest die Japaner, sind idR sehr bedacht darauf, sich den jeweiligen Gegebenheiten des Landes anzupassen. Was zwangsweise dazu führt, dass am Ende des Tages einfach der absolute Großteil Englisch ist. Zurecht übrigens, weil die Japaner keine Verträge schreiben können. Für mich als deutschen Juristen sträuben sich immer die Haare....
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Fyrion
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Re: Übersetzungsarbeiten in Großkanzleien

Beitrag von Fyrion »

Und die, die es noch gibt, werden in ein paar Jahren nicht mehr da sein. DeepL ist mittlerweile auch in juristischen Fachtexten für den Alltagsgebrauch gut genug, unsere Kanzlei hat den Premium Zugang gekauft, damit man eine größere Bandbreite an Dokumenten übersetzen kann. Manchmal muss man noch 1-2 kleinere Korrekturen selbst vornehmen, aber im großen und ganzen funktioniert das Programm zu 90% fehlerfrei. Größere Vertragswerke müssen aktuell wohl noch wegen irgendwelcher Haftungsgründe an Übersetzer gehen, aber der Beruf ist in spätestens 5 Jahren mausetot.
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Re: Übersetzungsarbeiten in Großkanzleien

Beitrag von Riven »

Fyrion hat geschrieben: Donnerstag 18. April 2019, 13:13 Und die, die es noch gibt, werden in ein paar Jahren nicht mehr da sein. DeepL ist mittlerweile auch in juristischen Fachtexten für den Alltagsgebrauch gut genug, unsere Kanzlei hat den Premium Zugang gekauft, damit man eine größere Bandbreite an Dokumenten übersetzen kann. Manchmal muss man noch 1-2 kleinere Korrekturen selbst vornehmen, aber im großen und ganzen funktioniert das Programm zu 90% fehlerfrei. Größere Vertragswerke müssen aktuell wohl noch wegen irgendwelcher Haftungsgründe an Übersetzer gehen, aber der Beruf ist in spätestens 5 Jahren mausetot.
Aber stellen der EuGH und der EGMR nicht regelmäßig Juristen als Übersetzer ein? Könnten die das dort nicht auch mittels Software machen?
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Re: Übersetzungsarbeiten in Großkanzleien

Beitrag von Brainiac »

Hinsichtlich der Schriftsätze bestimmt. Aber in der mdl. Verhandlung wohl eher schwieriger...
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Fyrion
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Re: Übersetzungsarbeiten in Großkanzleien

Beitrag von Fyrion »

Brainiac hat geschrieben: Donnerstag 25. April 2019, 18:20 Hinsichtlich der Schriftsätze bestimmt. Aber in der mdl. Verhandlung wohl eher schwieriger...
Das stimmt, noch. Die Entwicklung ist da auch schon relativ weit. Ob es nun 5 oder 10 Jahre dauert, aber in sehr absehbarer Zeit wird es Simultanübersetzer in Echtzeit in alle Sprachen der Welt geben. Die werden sich auch nicht wie Hawking anhören, sondern eben so wie normale Menschen auch sprechen inkl. Sprechpausen, Atempausen usw. Das können allerdings KIs auch jetzt schon - niemand von uns könnte am Telefon noch erkennen, ob er mit einer KI spricht oder nicht, sobald Googles Technik auf den allgemeinen Markt kommt. Der Übersetzungspart ist auch nur eine Frage der Zeit, insb. wie lange die selbstlernenden Programme noch zum Lernen brauchen werden.
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Tibor
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Re: Übersetzungsarbeiten in Großkanzleien

Beitrag von Tibor »

Wenn die KI soweit ist, bedarf es auch keiner Menschen mehr für unternehmerische Entscheidung. Damit dürfte auch das Potential für Fehlentscheidungen und Rechtsstreite sinken, mithin für allgemeine Zivil- und Verwaltungsprozesse. Ich halte das für denkbar, aber eher nicht in unserer Generation. Solange Menschen in einem Prozess i.w.S. beteiligt sind, werden sie Ergebnisse von KI immer hinterfragen und auch eigentlich richtige/bessere KI-Entscheidungen übergehen.
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Re: Übersetzungsarbeiten in Großkanzleien

Beitrag von Fyrion »

Ne Tibor, da kippst du jetzt das Kind mit dem Bade aus. Es ist eine ganz andere Sache ein Übersetzungsprogramm zu füttern als eines, das unternehmerische Entscheidungen treffen soll.
Ich spreche von selbstlernenden Algorithmen wie bei deepL zB oder auch deppFake. Letztgenanntes Programm hat es innerhalb weniger Monate geschafft sich selbst so anzuwenden, dass du es mit einer Anzahl x von Gesichtsbildern füttern kannst - es schneidet dir selbstständig dieses Gesicht in jede Filmsequenz, in der du es haben willst. So perfekt, dass du niemals erkennen würdest, dass es ein manipuliertes Video ist. Natürlich wird es von Spaßvögeln (pun intended) momentan vornehmlich für PornoFakes benutzt, aber es lässt sich in jeder anderen Art verwenden. Das besondere ist dabei nicht die perfekte Fotomontage, die konnte Hollywood schon länger. Das neue ist, dass das Programm es selbst gelernt hat und es nun jeder mit wenig KnowHow zuhause bedienen kann. DeppL funktioniert ebenso - es sitzt kein Programmierer da und gibt jeden einzelnen Satz mit möglichen Varianten ein, sondern Menschen füttern es mit Übersetzungen in Form ihrer Anfragen und das Programm lernt so, wie menscheliche Sprache funktioniert.

Das ist immer noch was ganz anderes als Unternehmensentscheidungen zu simulieren, weil viel viel weniger variable Faktoren beteiligt sind. Aber deine Skepsis ist verständlich, wer nicht gerade beruflich mit den aktuellen Entwicklungen zu tun hat, glaubt nicht, was jetzt schon technisch geht. Es ist aber so, dass man, wenn man denkst, dass uns das nicht betreffen wird, ganz stark auf die "das Internet wird sich eh nicht durchsetzen" Zone zusteuert.

PS: BWLer haben übrigens eines der höchsten Digitalisierungsrisiken. Algorithmen treffen zB jetzt schon bessere Entscheidungen als Investmentbanker. Andererseits hört man - die Studie habe ich allerdings nicht gelesen- dass eine Gruppe Affen über einen Zeitraum von 1 Jahr ebenfalls im Schnitt bessere Ergebnisse am Aktienmarkt erzielte. Wahrscheinlich wäre man auch mit würfeln besser dran :P
Solange Menschen in einem Prozess i.w.S. beteiligt sind, werden sie Ergebnisse von KI immer hinterfragen und auch eigentlich richtige/bessere KI-Entscheidungen übergehen.
Wie gesagt, das ist jetzt schon nicht so. Unsere Übersetzungen kommen zu 90% von der KI. Unsere conflict checks und due dilligences ebenfalls von entsprechenden Programmen. Beides Tätigkeiten, die vor ein paar Jahren noch Menschen erledigt haben.
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Re: Übersetzungsarbeiten in Großkanzleien

Beitrag von Vorhangauf »

:shockingzap:
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Re: Übersetzungsarbeiten in Großkanzleien

Beitrag von Tikka »

Ich habe zu dem Thema nichts beizutragen, der Fehler in der Titelüberschrift törnt mich aber so an, dass ich ihn wieder nach oben schieben wollte...

:D Sorry Schräg
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Re: Übersetzungsarbeiten in Großkanzleien

Beitrag von Kasimir »

Eichhörnchen, Eichhörnchen wo sind deine Nüsse?
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Re: Übersetzungsarbeiten in Großkanzleien

Beitrag von Liz »

So, ich habe es behoben. Ich hoffe jetzt können alle beruhigt weiterarbreiten.
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Re: Übersetzungsarbeiten in Großkanzleien

Beitrag von famulus »

arbreiten, hehe
»Ich kenne den Schmerz, den ich hatte, weil ich zweimal die Vorhaut mit dem Reißverschluss mitgenommen habe, so dass dieser - also Reißverschluss - einmal in einer Klinik entfernt werden musste.« - Chefreferendar
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