In der Wahlstation ins Ausland oder nicht?

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Moderator: Verwaltung

Scenic
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Re: In der Wahlstation ins Ausland oder nicht?

Beitrag von Scenic »

Der Zielkonflikt Wahlstation im Ausland vs. hierbleiben stellt sich bei mir ebenfalls. Ich denke aber, dass ich wohl in Deutschland bleiben werde, um mir das Betriebsklima bei einem potenziellen Arbeitgeber anzuschauen.
Ausland würde mir wohl auch finanziell zu weh tun. Habe es bei einer Freundin erlebt, die über das AA in Bangkok war und total abgebrannt ist. Ich will nach dem Examen einfach nicht schon wieder ein völlig leeres Konto haben...
Wie ist das eigentlich realistischerweise? Man bekommt teilweise den Eindruck, man müsse sich in der Anwalts- bzw. Wahlstation nur genügend ins Zeug legen und würde übernommen, sofern das 2. Examen in etwa das 1. bestätigt.
Ich bekomme da immer nur die Negativbeispiele mit à la Ref hängt sich (in der Anwaltsstation) tierisch rein, wird in den höchsten Tönen gelobt und beim Mandanten schon als "der Neue" angepriesen - nur um dann doch bei nicht wie erhofft bestandenem Examen fallengelassen zu werden.
T203004
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Re: In der Wahlstation ins Ausland oder nicht?

Beitrag von T203004 »

Scenic hat geschrieben:Ich will nach dem Examen einfach nicht schon wieder ein völlig leeres Konto haben...
Wenn nicht nach dem Examen, wann dann? Das Ref ist sicher nicht geeignet, das eigene Konto zu füllen, dafür ist eher die Zeit NACH dem Examen gedacht. :-k
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BuggerT
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Re: In der Wahlstation ins Ausland oder nicht?

Beitrag von BuggerT »

Scenic hat geschrieben:Ausland würde mir wohl auch finanziell zu weh tun.
Das kommt halt darauf an, was man macht. Bei mir hat die Kanzlei damals Flug, Kosten für Unterbringung, Ticket für öffentliche Verkehrsmittel usw. übernommen. An mir blieben damit nur die normalen Kosten für das tägliche Leben. Bei den Botschaften, kleineren Kanzleien vor Ort oder anderen Stationen dürfte das freilich unrealistisch sein. Da trägt man in der Regel tatsächlich sämtliche Kosten allein.

grtz
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Re: In der Wahlstation ins Ausland oder nicht?

Beitrag von Scenic »

@ BuggerT

Das wird bei mir wohl nicht so laufen, da meine Noten nicht so gut sind um mir eine solche Vorzugsbehandlung zu garantieren.

Aber dass das bei dir ging ist klasse, verblüfft mich aber. Ich habe eigentlich immer nur - selbst bei sehr guten Bewerbern - gehört, dass die Kanzleien eine mögliche Station im Ausland inkl. finanzieller Unterstützung als Karotte benutzt haben, um den Referendar-Esel in der Anwaltsstation härter ranklotzen zu lassen...

Hat dich die Kanzlei für die finanzielle Unterstützung hart ackern lassen und blieb noch genug Zeit, die Freizeit im Ausland zu genießen?

@ T203004

Das Problem ist, dass es mit dem Geldverdienen nach dem Examen evtl. nicht sofort losgeht: Evtl. doch noch ne Diss. einschieben oder - wenns blöd läuft - nen Verbessereungsversuch.
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BuggerT
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Re: In der Wahlstation ins Ausland oder nicht?

Beitrag von BuggerT »

Scenic hat geschrieben:@ BuggerT
Hat dich die Kanzlei für die finanzielle Unterstützung hart ackern lassen und blieb noch genug Zeit, die Freizeit im Ausland zu genießen?
Überhaupt nicht. Das waren im Ausland traumhafte Arbeitszeiten, idR von ca. 9.30 Uhr bis 17 oder 17.30 Uhr. Und selbst in dieser Zeit musste ich nie wirklich hart arbeiten. Es gab dafür auch keine Vergütung, sondern eben nur die bereits genannte Kostenerstattung.

grtz
BuggerT
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Re: In der Wahlstation ins Ausland oder nicht?

Beitrag von bill-1 »

Scenic hat geschrieben:
Ausland würde mir wohl auch finanziell zu weh tun. Habe es bei einer Freundin erlebt, die über das AA in Bangkok war und total abgebrannt ist.
Wie hat sie denn das geschafft? Bangkok ist doch so herrlich billig, wenn man es richtig anstellt :-k

@ Bugger: Bei was für einer Kanzlei warst du denn und wo ist es hingegangen? Warst du da auch schon in der Anwaltsstation? Solche Geschichten hören sich mE sehr vernünftig an. PN mit ein paar Infos würd mich freuen.
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Re: In der Wahlstation ins Ausland oder nicht?

Beitrag von Beluga »

Scenic hat geschrieben:
Wie ist das eigentlich realistischerweise? Man bekommt teilweise den Eindruck, man müsse sich in der Anwalts- bzw. Wahlstation nur genügend ins Zeug legen und würde übernommen, sofern das 2. Examen in etwa das 1. bestätigt.
Ich bekomme da immer nur die Negativbeispiele mit à la Ref hängt sich (in der Anwaltsstation) tierisch rein, wird in den höchsten Tönen gelobt und beim Mandanten schon als "der Neue" angepriesen - nur um dann doch bei nicht wie erhofft bestandenem Examen fallengelassen zu werden.
So in etwa auch meine Erfahrungen, nach allem was ich bisher so gehört bzw mitbekommen habe. Allerdings nicht unbedingt nur im Zusammenhang mit schlechtem 2. Examen.

Manchmal besteht auch einfach grade nicht soviel Bedarf oder es hängt damit zusammen, dass man schon Monate vorm Examen tauchen muss und anschließend kommt ja noch die Wahlstation.. Das ist dann mehr als ein halbes Jahr zwischen dem letzten Tag in der Kanzlei und mündlicher Prüfung. Bis dahin hat man Dich in der Kanzlei schon wieder fast ein bisschen "vergessen".

So gesehen mag die Wahlstation beim "künftigen Arbeitgeber" sicherlich einen unmittelbareren Eindruck hinterlassen als die Anwaltsstation (wenngleich letztere wiederum länger und damit oft intensiver ist). Auslandserfahrung geht ja zB auch per LL.M. und muss nicht über die Wahlstation erfolgen.

Die mir bekannten Fälle, wo es zu einer Übernahme kam, waren eher aus der Wahlstation persönlich bekannt. Teilweise hatten diese Kandidaten/innen sich dann aber auch nochmal beworben nach dem Examen und wurden dann halt ohne große Bewerbungsrunde übernommen, wenn Noten und Leistungen im Ref soweit stimmten.

Man kann das alles aber durchaus positiv sehen, ich hatte beispielsweise eine tolle Anwaltsstation, aber nach dem 2. Examen bekam ich mehr Weitsicht und auch die Möglichkeit, weitere Erfahrungen zu machen, mehr Kanzleien kennenzulernen usw.

Inzwischen würde ich -trotz sehr guter Erfahrung in der Anwaltsstation- aus verschiedenen Gründen gar nicht mehr unbedingt in meiner Ref-Kanzlei arbeiten wollen, weil das Gras woanders auch wunderbar grün sein kann. Hätte die Kanzlei mir hingegen noch vor Bekanntgabe der Ergebnisse im 2. Examen ein Vertragsangebot auf den Tisch gelegt, wäre dies wohl zu verlockend gewesen und ich hätte viele wichtige Erfahrungen vielleicht gar nicht machen können.

Ist es denn eigentlich irgendwie verwerflich, sich irgendwann nach dem 2. Examen einfach ganz normal bei Kanzleien zu bewerben?
Wieso sind alle immer so erpicht darauf, gleich nach dem Ref ein Übernahmeangebot in der Tasche zu haben??
Zuletzt geändert von Beluga am Freitag 7. September 2012, 16:34, insgesamt 1-mal geändert.
Nemesis63
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Re: In der Wahlstation ins Ausland oder nicht?

Beitrag von Nemesis63 »

Beluga hat geschrieben:Ist es denn eigentlich irgendwie verwerflich, sich irgendwann nach dem 2. Examen einfach ganz normal bei Kanzleien zu bewerben?
Wieso sind alle immer so erpicht darauf, gleich nach dem Ref ein Übernahmeangebot in der Tasche zu haben??
Um verwerflich geht es doch überhaupt nicht, was soll das denn für ein Argument sein? Der Vorteil ist doch eindeutig dass man

1. keine Lücke im Lebenslauf zwischen Ref und Berufseinstieg hat
2. finanziell abgesichert ist
3. nicht hinterher bei Bewerbungen auf ausgeschriebene Stellen mit vielen anderen Bewerbern konkurriert.

Sollte doch auf der Hand liegen.
CreepyCat
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Re: In der Wahlstation ins Ausland oder nicht?

Beitrag von CreepyCat »

Hallöchen,

ich hole den Thread auch mal wieder vor.
Meine Ausgangsfrage beschäftigt sich weniger mit dem Konflikt Ausland vs. vorstellig beim potentiellen Arbeitgeber werden, sondern der Frage hinsichtlich des Lernens auf die mündliche Prüfung bzw. den Verbesserungsversuch.

Grundsätzlich möchte ich die Möglichkeit drei Monate im Ausland verbringen super gerne nutzen, habe auch eine Option in der ich diese unbezahlt und in Teilzeit im Land meiner Wahl verbringen könnte. Nun stellt sich die Frage, ob eine solche "Fun"-Entscheidung fahrlässig ggü der mündlichen Prüfung bzw. einem potentiellen Verbesserungsversuch wäre. Zwar gibt es in meinem Bundesland diese ominösen Monat zwischen dem Ende der Wahlstation und dem Termin der mündlichen Prüfung. Allerdings wird dieser wohl kaum ausreichen für die Vorbereitung auf die mündliche, erst recht schwierig dürfte es werden, wenn ein Verbesserungsversuch im Raum steht.

Gibt es hier Menschen, die mir berichten könnten wie hoch der Lernaufwand war in der Wahlstation, den sie betrieben haben? Verträgt sich das mit einer "chilligen" Auslandsstation oder sollte man sich besser direkt weiter auf das Examen konzentrieren (vorausgesetzt, dass das von der Kondition her überhaupt drin ist).

Vielen Dank für jede Antwort!
Scotto
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Re: In der Wahlstation ins Ausland oder nicht?

Beitrag von Scotto »

Also ich war in der Wahlstation in einer Botschaft. Aufgrund der Behördenarbeitszeiten (Feierabend spätestens um 15:40) und der nicht gerade erschlagenden Arbeitsauslastung wäre es locker drin gewesen, in der Wahlstation regelmäßig zu lernen. Ich hatte schlicht keinen Bock nach der stressigen Examenszeit. Mein Berufsfeld für die Mündliche war teilweise sogar neuer Stoff, den ich dann in der Zeit nach der Wahlstation auch noch gelernt habe. Die Mündliche ist bei mir dann spektakulär besser gelaufen als das Schriftliche, was evtl. auch ein Indiz ist, dass man sich nicht nur stressen darf, sondern dazwischen auch mal abschalten muss. Wenn du auch schon weißt, dass du in der Wahlstation eher weniger in Beschlag genommen wirst, dann könntest du ja sogar trotzdem nebenher etwas lernen, falls dich das beruhigt. Ich sehe da schon gar keinen Konflikt. Hau rein!
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Re: In der Wahlstation ins Ausland oder nicht?

Beitrag von Rudelfuchs »

Während der Wahlstation laufen Arbeitsgemeinschaften am Ausbildungsort, die einen auf die mündliche Prüfung vorbereiten. Wenn man ins Ausland geht, wird man von diesen freigestellt.

Ich frage mich daher gerade, ob es nicht sehr fahrlässig für die mündliche Prüfung ist, diese Arbeitsgemeinschaften nicht zu besuchen. Kann jemand etwas zu meinen Bedenken sagen? Wie sinnvoll sind diese AG's im Hinblick auf die Vorbereitung zur mündlichen Prüfung?
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Re: In der Wahlstation ins Ausland oder nicht?

Beitrag von Theopa »

Rudelfuchs hat geschrieben: Freitag 6. August 2021, 12:43 Ich frage mich daher gerade, ob es nicht sehr fahrlässig für die mündliche Prüfung ist, diese Arbeitsgemeinschaften nicht zu besuchen. Kann jemand etwas zu meinen Bedenken sagen? Wie sinnvoll sind diese AG's im Hinblick auf die Vorbereitung zur mündlichen Prüfung?
Maximal mäßig. Ich hatte wohl das seltene Glück einer absoluten Ausnahme, da einer der Dozenten aus den AGs dann mein Prüfer in der Mündlichen war und als es am Ende um die hohe Punkteränge ging eine "Muss man gehört oder zufällig in der Station erlebt haben sonst kann man nur gut raten und ein bisschen mit Basic argumentieren" Frage gestellt hat: Wer in seiner AG war und zugehört hat wusste die Antwort und konnte sich scheinbar lehrbuchmäßig zu dieser hinarbeiten ;)

Im Übrigen waren es aber nach allem was ich erlebt und gehört habe eben moderat unterhaltsame Veranstaltungen, die inhaltlich eher wenig Mehrwert bieten.
gola20
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Re: In der Wahlstation ins Ausland oder nicht?

Beitrag von gola20 »

Mündiche Prüfung darf nicht abgeschafft werden. Nur diese wahnsinnig obektive Prüfung prüft wirklich die spätere Praxistauglichkeit ab. Wo sonst muss man mündlich aus dem Stegreif seltsam Fragen beantworten, wenn nicht vor Gericht??
Theopa
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Re: In der Wahlstation ins Ausland oder nicht?

Beitrag von Theopa »

gola20 hat geschrieben: Freitag 6. August 2021, 14:29 Mündiche Prüfung darf nicht abgeschafft werden. Nur diese wahnsinnig obektive Prüfung prüft wirklich die spätere Praxistauglichkeit ab. Wo sonst muss man mündlich aus dem Stegreif seltsam Fragen beantworten, wenn nicht vor Gericht??
Ganz ehrlich: Langsam sollten doch genug Ban-Gründe vorliegen @Mods?

In jedem Thread landet irgendein Insider-Müll der von drei Monaten mal irgendwo durchgestritten wurde, das ist einfach eine Missachtung der simpelsten Grundregeln jedes Forums...
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Tibor
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Re: In der Wahlstation ins Ausland oder nicht?

Beitrag von Tibor »

In der Tat, gola20 bitte on topic bleiben.
"Just blame it on the guy who doesn't speak English. Ahh, Tibor, how many times you've saved my butt."
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