Scenic hat geschrieben:
Wie ist das eigentlich realistischerweise? Man bekommt teilweise den Eindruck, man müsse sich in der Anwalts- bzw. Wahlstation nur genügend ins Zeug legen und würde übernommen, sofern das 2. Examen in etwa das 1. bestätigt.
Ich bekomme da immer nur die Negativbeispiele mit à la Ref hängt sich (in der Anwaltsstation) tierisch rein, wird in den höchsten Tönen gelobt und beim Mandanten schon als "der Neue" angepriesen - nur um dann doch bei nicht wie erhofft bestandenem Examen fallengelassen zu werden.
So in etwa auch meine Erfahrungen, nach allem was ich bisher so gehört bzw mitbekommen habe. Allerdings nicht unbedingt nur im Zusammenhang mit schlechtem 2. Examen.
Manchmal besteht auch einfach grade nicht soviel Bedarf oder es hängt damit zusammen, dass man schon Monate vorm Examen tauchen muss und anschließend kommt ja noch die Wahlstation.. Das ist dann mehr als ein halbes Jahr zwischen dem letzten Tag in der Kanzlei und mündlicher Prüfung. Bis dahin hat man Dich in der Kanzlei schon wieder fast ein bisschen "vergessen".
So gesehen mag die Wahlstation beim "künftigen Arbeitgeber" sicherlich einen unmittelbareren Eindruck hinterlassen als die Anwaltsstation (wenngleich letztere wiederum länger und damit oft intensiver ist). Auslandserfahrung geht ja zB auch per LL.M. und muss nicht über die Wahlstation erfolgen.
Die mir bekannten Fälle, wo es zu einer Übernahme kam, waren eher aus der Wahlstation persönlich bekannt. Teilweise hatten diese Kandidaten/innen sich dann aber auch nochmal beworben nach dem Examen und wurden dann halt ohne große Bewerbungsrunde übernommen, wenn Noten und Leistungen im Ref soweit stimmten.
Man kann das alles aber durchaus positiv sehen, ich hatte beispielsweise eine tolle Anwaltsstation, aber nach dem 2. Examen bekam ich mehr Weitsicht und auch die Möglichkeit, weitere Erfahrungen zu machen, mehr Kanzleien kennenzulernen usw.
Inzwischen würde ich -trotz sehr guter Erfahrung in der Anwaltsstation- aus verschiedenen Gründen gar nicht mehr unbedingt in meiner Ref-Kanzlei arbeiten wollen, weil das Gras woanders auch wunderbar grün sein kann. Hätte die Kanzlei mir hingegen noch vor Bekanntgabe der Ergebnisse im 2. Examen ein Vertragsangebot auf den Tisch gelegt, wäre dies wohl zu verlockend gewesen und ich hätte viele wichtige Erfahrungen vielleicht gar nicht machen können.
Ist es denn eigentlich irgendwie verwerflich, sich irgendwann nach dem 2. Examen einfach ganz normal bei Kanzleien zu bewerben?
Wieso sind alle immer so erpicht darauf, gleich nach dem Ref ein Übernahmeangebot in der Tasche zu haben??