(Sachsen-Anhalt) Examen am Computer

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thh
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Re: (Sachsen-Anhalt) Examen am Computer

Beitrag von thh »


Theopa hat geschrieben:Eine interessante Frage am Rande wäre, wie man mit wesentlich älteren Studenten umgehen soll, die vor der Zeit der Mainstream-Computer aufwuchsen und wirklich nicht in angemessenem Tempo tippen können. Handschrift und Nachteilsausgleich durch mehr Zeit?
Wer macht denn mit Anfang/Mitte 40 noch Examen (und hat auch nicht anderweitig Kontakt zu Computern gehabt)?
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Re: (Sachsen-Anhalt) Examen am Computer

Beitrag von flx »

non-liquet hat geschrieben: Sonntag 6. Januar 2019, 14:37 In Baden-Württemberg klemmt sich das LPA schon seit einigen Jahren stark hinter das "e-Examen", sodass das auch hier kommen wird.
Da BaWü auf der Liste meiner Wunsch-Refländer ganz oben steht interessiert mich das ganz besonders. Ich hab das LJPA BaWü dazu schon angeschrieben, wurde von den Herrschaften aber leider eiskalt ignoriert. Kann da jemand ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern, obs da schon mehr als gute Absichtsbekundungen gibt?
Theopa hat geschrieben: Sonntag 6. Januar 2019, 18:50Lesen- und Schreiben sollte man defintiv in der Schule lernen. Das Zehn-Finger-Tippen wird jedenfalls meines Wissens höchstens an Realschulen, nicht aber an Gymnasien angeboten, weshalb eher faule Personen wie ich dann mit einem 4-6-Finger System herumstümpern.
Ich war in Österreich an einem sehr alten, konservativen, katholischen Gymnasium und selbst dort war Maschinenschreiben Pflichtfach. Ich find es seltsam, dass das in Deutschland so kaum gelehrt wird.
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Re: (Sachsen-Anhalt) Examen am Computer

Beitrag von Liz »

non-liquet hat geschrieben: Sonntag 6. Januar 2019, 14:37 Technisch denkt man sich die Umsetzung wohl so, dass jeder Kandidat sein eigenes Notebook mitbringt und dann ein USB-Stick ausgegeben wird, auf dem sich eine Art Prüfungs-Betriebssystem befindet, mit dem man außer dem Klausurschreiben nicht viel anfangen kann (mit digitalen Normtexten, Kommentar- oder gar juris-Zugriff, was sich mancher vielleicht erhoffen mag, ist da nix).
Hervorragend gedacht. Der Prüfling muss sich dann also ggf. noch einen Laptop anschaffen* und trägt dann das Risiko, dass das JPA-Programm darauf auch vernünftig und stabil läuft.



*m. E. kann man nicht davon ausgehen, dass jeder Ref ohnehin einen geeigneten Laptop hat. Ich hatte im Zeitpunkt des 2. Examens (neben einem Desktop-PC) ein über 4 Jahre altes (etwas langsam und laut gewordenes) 11,6“-Netbook. Das wäre bestimmt lustig geworden.
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Re: (Sachsen-Anhalt) Examen am Computer

Beitrag von surcam »

Liz hat geschrieben: Montag 7. Januar 2019, 09:07
non-liquet hat geschrieben: Sonntag 6. Januar 2019, 14:37 Technisch denkt man sich die Umsetzung wohl so, dass jeder Kandidat sein eigenes Notebook mitbringt und dann ein USB-Stick ausgegeben wird, auf dem sich eine Art Prüfungs-Betriebssystem befindet, mit dem man außer dem Klausurschreiben nicht viel anfangen kann (mit digitalen Normtexten, Kommentar- oder gar juris-Zugriff, was sich mancher vielleicht erhoffen mag, ist da nix).
Hervorragend gedacht. Der Prüfling muss sich dann also ggf. noch einen Laptop anschaffen* und trägt dann das Risiko, dass das JPA-Programm darauf auch vernünftig und stabil läuft.



*m. E. kann man nicht davon ausgehen, dass jeder Ref ohnehin einen geeigneten Laptop hat. Ich hatte im Zeitpunkt des 2. Examens (neben einem Desktop-PC) ein über 4 Jahre altes (etwas langsam und laut gewordenes) 11,6“-Netbook. Das wäre bestimmt lustig geworden.
Mir wäre es ähnlich ergangen. Nur, dass mein Laptop zum Zeitpunkt des zweiten StEx schon > 7 Jahre alt war und der Lüfter geklappert hat. Die Mitprüflinge hätten sich bedankt. :lmao:
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Re: (Sachsen-Anhalt) Examen am Computer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Na, das wäre doch die Möglichkeit für einen neuen Anbieter: Examenslaptopsverleih. Wenn man zum Examen Kommentare ausleihen kann, warum nicht auch gleich den Laptop um darauf das Examen zu schreiben :D
Theopa
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Re: (Sachsen-Anhalt) Examen am Computer

Beitrag von Theopa »

thh hat geschrieben: Sonntag 6. Januar 2019, 19:30
Theopa hat geschrieben:Eine interessante Frage am Rande wäre, wie man mit wesentlich älteren Studenten umgehen soll, die vor der Zeit der Mainstream-Computer aufwuchsen und wirklich nicht in angemessenem Tempo tippen können. Handschrift und Nachteilsausgleich durch mehr Zeit?
Wer macht denn mit Anfang/Mitte 40 noch Examen (und hat auch nicht anderweitig Kontakt zu Computern gehabt)?
In der schriftlichen Prüfung zum Ersten saß ich hinter einer Dame Ende 40, die wieder studiert hat nachdem die Kinder aus dem Haus waren (und auch zuvor nicht im Büro war), ein Kommilitone in der Mündlichen zum Ersten war sogar Rentner. Es mag nicht die Regel sein, kommt aber durchaus vor.
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Re: (Sachsen-Anhalt) Examen am Computer

Beitrag von Jura2Punkt0 »

Unterschätzt nicht das Computerschreiben. Wenn man tatsächlich geübt ist gehts schneller als mit dem Stift ABER auch nur eine gewisse Zeit. Irgendwann dreht sich das ins Gegenteil um. Ich habe bspw eine Ausbildung als Kaufmann und dort gab es auf Note 10 Fingersystem also Anschläge pro Minute und Fehler. Langen Text abtippen. Nach einer halben Stunde ca. ist man nur noch bei der Hälfte der Anschläge pro Minute weil es einfach enorm anstrengend ist und dann noch gleichzeitig formulieren überlegen Schemata usw dann wird's bei einer 5 h Prüfung nicht unproblematisch aus meiner Sicht. Setzt euch mal nur 10 Minuten hin und versucht was abzuschreiben. Ob das beim Examen sinnvoll oder gar vorteilhaft ist wage ich zu bezweifeln, zumindest für die Masse der Leute.
Die Ausführungen in den Schriftsätzen erschöpfen sich zudem über weite Teile in persönlichen Angriffen auf Angehörige der Justiz; sie sind weit überwiegend obszöner, vulgärer und beleidigender Natur.
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Re: (Sachsen-Anhalt) Examen am Computer

Beitrag von thh »

Jura2Punkt0 hat geschrieben: Montag 7. Januar 2019, 13:54Unterschätzt nicht das Computerschreiben. Wenn man tatsächlich geübt ist gehts schneller als mit dem Stift ABER auch nur eine gewisse Zeit. Irgendwann dreht sich das ins Gegenteil um.
Und mit der Hand schreibt man nach fünf Stunden noch so entspannt wie in den ersten 10 Minuten?
Jura2Punkt0 hat geschrieben: Montag 7. Januar 2019, 13:54Ich habe bspw eine Ausbildung als Kaufmann und dort gab es auf Note 10 Fingersystem also Anschläge pro Minute und Fehler. Langen Text abtippen. Nach einer halben Stunde ca. ist man nur noch bei der Hälfte der Anschläge pro Minute weil es einfach enorm anstrengend ist
Man sollte gar nicht glauben, dass es Menschen gibt, deren berufliche Tätigkeit darin besteht, tagein - tagaus 8 Stunden lang Texte zu tippen ...
Jura2Punkt0 hat geschrieben: Montag 7. Januar 2019, 13:54und dann noch gleichzeitig formulieren überlegen Schemata usw dann wird's bei einer 5 h Prüfung nicht unproblematisch aus meiner Sicht. Setzt euch mal nur 10 Minuten hin und versucht was abzuschreiben. Ob das beim Examen sinnvoll oder gar vorteilhaft ist wage ich zu bezweifeln, zumindest für die Masse der Leute.
Beim Examen soll auch nicht abgeschrieben werden. :)

Und selbstverständlich ist das Verfassen auch längerer Texte, auch über mehrere Stunden, am Rechner kein Problem - jedenfalls einfacher als sie mit der Hand zu schreiben. Es dürfte kein Zufall sein, dass letzteres nicht sehr verbreitet ist.
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Re: (Sachsen-Anhalt) Examen am Computer

Beitrag von flx »

Jura2Punkt0 hat geschrieben: Montag 7. Januar 2019, 13:54 Unterschätzt nicht das Computerschreiben. Wenn man tatsächlich geübt ist gehts schneller als mit dem Stift ABER auch nur eine gewisse Zeit. Irgendwann dreht sich das ins Gegenteil um.
Also das hätte ich noch nie erlebt. Ich kann den ganzen Tag am Laptop sitzen und schreiben (mach ich im Endeffekt ja auch praktisch jeden Tag) und hab keinerlei Probleme. Nach ner fünfstündigen Klausur kann man hingegen schon mal Schmerzen in der Hand haben. Nach mehreren ohnehin.
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Re: (Sachsen-Anhalt) Examen am Computer

Beitrag von OJ1988 »

flx hat geschrieben: Dienstag 8. Januar 2019, 08:32
Jura2Punkt0 hat geschrieben: Montag 7. Januar 2019, 13:54 Unterschätzt nicht das Computerschreiben. Wenn man tatsächlich geübt ist gehts schneller als mit dem Stift ABER auch nur eine gewisse Zeit. Irgendwann dreht sich das ins Gegenteil um.
Also das hätte ich noch nie erlebt. Ich kann den ganzen Tag am Laptop sitzen und schreiben (mach ich im Endeffekt ja auch praktisch jeden Tag) und hab keinerlei Probleme. Nach ner fünfstündigen Klausur kann man hingegen schon mal Schmerzen in der Hand haben. Nach mehreren ohnehin.
Stimmt schon, aber wann schreibt man denn mal am PC/Laptop 3,5h am Stück (1,5h für die Lösungsskizze) manisch durch? Das habe ich ehrlich gesagt noch nie getan. Obwohl ich mir auch dann nicht vorstellen kann, dass das Ganze nicht trotzdem deutlich shcneller geht als per Hand.
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Re: (Sachsen-Anhalt) Examen am Computer

Beitrag von flx »

OJ1988 hat geschrieben: Dienstag 8. Januar 2019, 08:35Stimmt schon, aber wann schreibt man denn mal am PC/Laptop 3,5h am Stück (1,5h für die Lösungsskizze) manisch durch? Das habe ich ehrlich gesagt noch nie getan. Obwohl ich mir auch dann nicht vorstellen kann, dass das Ganze nicht trotzdem deutlich shcneller geht als per Hand.
Wirklich manisch durchschreiben, wie im letzten Drittel einer Klausur, wird man außerhalb einer Klausursituation vmtl weder am PC noch per Hand jemals wirklich machen, außer in speziellen Berufen, die darauf ausgelegt sind.

Aber ich komm sicher regelmäßig auf über 10 vollgetippte A4-Seiten pro Tag, und denk mir nie viel dabei. Ich behaupte, wenn ich so viel per Hand schreiben würde, hätte ich eher Probleme.
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Re: (Sachsen-Anhalt) Examen am Computer

Beitrag von Jura2Punkt0 »

Auf lto gibts heute einen Artikel dazu.

Von 45 im aktuellen zweiten Examen in Sachsen-Anhalt, haben sich 42 für das PC gestützte Verfahren entschieden. Scheint also die meisten überzeugt zu haben.
Die Ausführungen in den Schriftsätzen erschöpfen sich zudem über weite Teile in persönlichen Angriffen auf Angehörige der Justiz; sie sind weit überwiegend obszöner, vulgärer und beleidigender Natur.
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Re: (Sachsen-Anhalt) Examen am Computer

Beitrag von Liz »

Das halte ich jetzt nicht für sonderlich verwunderlich. Ich wollte jedenfalls nicht mit der Hand schreiben, während ein Großteil der Mitprüflinge (im gleichen Raum?) auf die Tastatur einhämmert und die entscheidenden 15-30 Minuten Zeitvorteil (vorsichtige Schätzung) hat.
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Re: (Sachsen-Anhalt) Examen am Computer

Beitrag von Jura2Punkt0 »

Ich sehe das immer noch kritisch. Es hat sicher vorher von denen noch nie 4 h am PC durchgeschrieben. Ob das am Ende nur ein theoretischer Vorteil ist, wird sich ja bald zeigen, wenn die ersten Erfahrungen geteilt werden.
Die Ausführungen in den Schriftsätzen erschöpfen sich zudem über weite Teile in persönlichen Angriffen auf Angehörige der Justiz; sie sind weit überwiegend obszöner, vulgärer und beleidigender Natur.
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Re: (Sachsen-Anhalt) Examen am Computer

Beitrag von Sebast1an »

Kann mittlerweile jemand aus der Praxis bzw. anhand eigener Erfahrungen berichten? Wie groß ist der Zeitvorteil wirklich?
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