Lernen und Nacharbeiten während der Stationen

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Logisch_Win7
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Lernen und Nacharbeiten während der Stationen

Beitrag von Logisch_Win7 »

Hallo zusammen,

ich bin momentan im 3. Monat der Zivilstation und habe es bisher nicht geschafft, eine für mich praktikable Art und Weise des Lernens zu finden. Ich stehe vor nachfolgenden Problemen, für die ich bisher keine Lösung gefunden habe:

Problem 1: Aufgrund der Akten bleibt zu wenig Zeit, um den Stoff der AG direkt nachzuarbeiten. Bestenfalls habe ich alle zwei bis drei Wochen mal 2 Tage am Stück Zeit, um zu lernen.

Problem 2: Ich bin mit den vorhandenen Lernmaterialien unzufrieden. Das einschlägige Kaiser-Script setzt Vorwissen voraus, das ich nicht habe. Das Alpmann-Script setzt ebenfalls Vorwissen voraus. Generell sind mir Skripten schon immer für den ersten Einstieg zu knapp gewesen. Das Lehrbuch meiner Wahl (Anders/Gehle) ist aber wiederum zu ausführlich, um in der knappen Zeit damit den Stoff erarbeiten zu können.

Problem 3: Ich weiß nicht, mit welcher Methode ich nachbereiten soll. Für's 1. Examen hab ich die Rep-Unterlagen in einem eigenen Script zusammengefasst und dieses Script dann zu Karteikarten verwurstet. Das geht jetzt nicht mehr. Die Zeit, um erst ein eigenes Script zu schreiben und daraus die Karteikarten zu machen, ist zu knapp. Deshalb versuche ich, in meinem Lehrbuch zu markieren und daraus direkt Karteikarten zu machen. Klappt nur nicht so gut.

Problem 4: Da meine Karteikarten aufgrund von Problem 3 inhaltlich schlecht sind, habe ich das Gefühl, später in der Tauchphase keine Unterlagen zu haben, auf die ich für das Lernen zurückgreifen kann.



Ich würde mich über Erfahrungsberichte darüber freuen, mit welchen Materialien und mit welcher Methode (Karteikarten, eigenes Script, etc.) ihr in den Stationen gelernt habt. Und wie ihr dann in anschließend in der Tauchphase gelernt habt. Und vielleicht habt ihr ja auch generell Tipps zur Lösung meiner oben genannten Probleme. :-D
Zuletzt geändert von Logisch_Win7 am Donnerstag 22. August 2019, 17:34, insgesamt 1-mal geändert.
stilzchenrumpel
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Re: Lernen und Nacharbeiten während der Stationen

Beitrag von stilzchenrumpel »

Ich habe nur die beiden Kaiserskripten im öffentlichen Recht durchgearbeitet (konnte ich teils entspannt in der Verwaltungsstation machen). Ansonsten habe ich ausschließlich große Pakete von Übungsklausuren bei ebay gekauft und durchgearbeitet. Die Probleme wiederholen sich dann recht oft und ließen mich auch im Examen nicht im Stich. Durch die Verknüpfung an einen Fall hat mir das viel mehr geholfen als abstraktes lernen der x.ten Variante per Kaiser Skript (oder das extrem zeitintensive zusammenfassen bereits zusammengefasster Inhalte auf Kk).

Aber da ist auch jeder Lerntyp anders.

Ggfs versuchen, das Engagement für die Station zurückzufahren. Dankt dir am Ende eh niemand, wenn du statt einem soliden ein erstklassiges Stationszeugnis hast, dafür aber das Examen schlechter als nötig ausfällt.
Hier gibt es nichts zu sehen, ich trolle nur.
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Re: Lernen und Nacharbeiten während der Stationen

Beitrag von Logisch_Win7 »

stilzchenrumpel hat geschrieben: Montag 19. August 2019, 16:29 Ich habe nur die beiden Kaiserskripten im öffentlichen Recht durchgearbeitet (konnte ich teils entspannt in der Verwaltungsstation machen). Ansonsten habe ich ausschließlich große Pakete von Übungsklausuren bei ebay gekauft und durchgearbeitet. Die Probleme wiederholen sich dann recht oft und ließen mich auch im Examen nicht im Stich. Durch die Verknüpfung an einen Fall hat mir das viel mehr geholfen als abstraktes lernen der x.ten Variante per Kaiser Skript (oder das extrem zeitintensive zusammenfassen bereits zusammengefasster Inhalte auf Kk).

Aber da ist auch jeder Lerntyp anders.

Ggfs versuchen, das Engagement für die Station zurückzufahren. Dankt dir am Ende eh niemand, wenn du statt einem soliden ein erstklassiges Stationszeugnis hast, dafür aber das Examen schlechter als nötig ausfällt.
Was bedeutet für dich "durcharbeiten"?
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Tibor
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Re: Lernen und Nacharbeiten während der Stationen

Beitrag von Tibor »

1) 2 Tage alle 2 Wochen ist anfänglich genug; in 8h je Woche dürfte man es schaffen den neuen Stoff im A/G nachzuarbeiten.
2) A/G genügt und ist umfangreich, ggf auch Knöringer. Mitschriften habe ich nie genutzt um damit zu lernen, sondern um mir Lernfelder für die Nacharbeit im Buch zu notieren. Sinnlos ist es in einer AG sich Tafelbilder abzuschreiben oder jedes Wort des AG Leiters zu notieren.
3) Ich hab damals nur Lehrbücher genutzt und später dann mit Skripten wiederholt; Karteikarten oder Skripten selbst erstellen hielt ich damals schon für einen unverhältnismäßigen Zeiteinsatz
4) Skripten kaufen, relevante Dinge parallel zur Durcharbeitung des Lehrbuchs markieren/anstreichen; was in 12-18 Monaten noch relevant/nacharbeitenswert ist, kannst du jetzt ohnehin nicht erkennen.
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Re: Lernen und Nacharbeiten während der Stationen

Beitrag von Logisch_Win7 »

Tibor hat geschrieben: Montag 19. August 2019, 16:31 [...]
3) Ich hab damals nur Lehrbücher genutzt und später dann mit Skripten wiederholt; Karteikarten oder Skripten selbst erstellen hielt ich damals schon für einen unverhältnismäßigen Zeiteinsatz
[...]
Wie genau hast du Lehrbücher "genutzt"? Einmal gelesen und dabei markiert? Habe Sorge, dass ich bis zur Tauchphase alles nur passiv durch Lesen Gelernte wieder vergesse, wenn ich es nicht auf Karteikarten verfestige, die ich vor der Tauchphase wenigstens 1 bis 2 mal wiederholt habe.
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Tibor
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Re: Lernen und Nacharbeiten während der Stationen

Beitrag von Tibor »

Logisch_Win7 hat geschrieben: Montag 19. August 2019, 16:35 Wie genau hast du Lehrbücher "genutzt"? Einmal gelesen und dabei markiert? Habe Sorge, dass ich bis zur Tauchphase alles nur passiv durch Lesen Gelernte wieder vergesse, wenn ich es nicht auf Karteikarten verfestige, die ich vor der Tauchphase wenigstens 1 bis 2 mal wiederholt habe.
Naja, so wie ich es in der Uni gehandhabt habe. Buch lesen, versuch das dort aufgeschriebene anhand des Gesetzes nachzuvollziehen. Bei Richterrecht bzw. unklarer Gesetzeslage dann die relevanten Entscheidungen angeschaut. Die maßgeblichen Punkte unterstrichen. Im zweiten Durchgang dann meist nur noch das Skript genutzt (ich hatte damals AS Skripten zum Ref) und dort die Punkte aus den Lehrbüchern "aufgesucht" und ebenfalls durchgegangen. Ich war nie ein Freund von "ich schreib das ab" oder "ich fasse das zusammen". Ist aber Typfrage, klar.
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Re: Lernen und Nacharbeiten während der Stationen

Beitrag von Logisch_Win7 »

Tibor hat geschrieben: Montag 19. August 2019, 16:47
Logisch_Win7 hat geschrieben: Montag 19. August 2019, 16:35 Wie genau hast du Lehrbücher "genutzt"? Einmal gelesen und dabei markiert? Habe Sorge, dass ich bis zur Tauchphase alles nur passiv durch Lesen Gelernte wieder vergesse, wenn ich es nicht auf Karteikarten verfestige, die ich vor der Tauchphase wenigstens 1 bis 2 mal wiederholt habe.
Naja, so wie ich es in der Uni gehandhabt habe. Buch lesen, versuch das dort aufgeschriebene anhand des Gesetzes nachzuvollziehen. Bei Richterrecht bzw. unklarer Gesetzeslage dann die relevanten Entscheidungen angeschaut. Die maßgeblichen Punkte unterstrichen. Im zweiten Durchgang dann meist nur noch das Skript genutzt (ich hatte damals AS Skripten zum Ref) und dort die Punkte aus den Lehrbüchern "aufgesucht" und ebenfalls durchgegangen. Ich war nie ein Freund von "ich schreib das ab" oder "ich fasse das zusammen". Ist aber Typfrage, klar.
Klingt sehr zeitsparend. Wann hast du denn den "zweiten Durchgang" (also den mit dem Script) gemacht? Erst in der Tauchphase?
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Re: Lernen und Nacharbeiten während der Stationen

Beitrag von scndbesthand »

Man kann beim erstmaligen Lesen/Erschließen eines Gebiets schlecht abschließend wissen, was es wert ist, auf einer Karte festgehalten zu werden. Bei Formalia ist es klar, dass man die irgendwie festhalten muss, aber z. B. bei der Baumbachschen Kostenformel in der zehnten Untervariante? Hier kann man m. E. durchaus Reibungsverluste vermeiden, wenn man sich mit Karten eher zurückhält.

Klausuren kann man auch als Filter benutzen: es wird nur das festgehalten, was tatsächlich oft vorkommt.
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Re: Lernen und Nacharbeiten während der Stationen

Beitrag von Tibor »

Es gab bei mir keine "fixen" Lerndurchgänge; manche Sachen wiederholt man ja zwangsläufig, wenn man dann in der AG einen Fall gemeinsam löst, wenn das Problem in einer Übungsklausur auftaucht etc. Ich habe halt soviel Zeit in die Wiederholung gesteckt, wie freie Zeit vorhanden war und das bis zum Beginn der nächsten Station.

Ansonsten sh. scndbeasthand: Man kann nie sofort einschätzen, was wichtig / unwichtig ist. Deswegen bestand der "erste Lerndurchgang" meist auch im stupiden durchlesen von A/G nebst Lektüre des Gesetzestextes. Da mag ich viel Zeit auf sinnloses investiert haben, aber schaden tut das ja nicht.
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Re: Lernen und Nacharbeiten während der Stationen

Beitrag von Logisch_Win7 »

scndbesthand hat geschrieben: Montag 19. August 2019, 16:52 [...]

Klausuren kann man auch als Filter benutzen: es wird nur das festgehalten, was tatsächlich oft vorkommt.
Klingt einleuchtend, aber ich möchte jetzt noch keine Klausuren schreiben, da ich bisher einfach viel zu wenig Wissen dafür habe.
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Re: Lernen und Nacharbeiten während der Stationen

Beitrag von Logisch_Win7 »

Tibor hat geschrieben: Montag 19. August 2019, 17:00 Es gab bei mir keine "fixen" Lerndurchgänge; manche Sachen wiederholt man ja zwangsläufig, wenn man dann in der AG einen Fall gemeinsam löst, wenn das Problem in einer Übungsklausur auftaucht etc. Ich habe halt soviel Zeit in die Wiederholung gesteckt, wie freie Zeit vorhanden war und das bis zum Beginn der nächsten Station.

Ansonsten sh. scndbeasthand: Man kann nie sofort einschätzen, was wichtig / unwichtig ist. Deswegen bestand der "erste Lerndurchgang" meist auch im stupiden durchlesen von A/G nebst Lektüre des Gesetzestextes. Da mag ich viel Zeit auf sinnloses investiert haben, aber schaden tut das ja nicht.
Und wie hast du für die Übungsklausuren in der Station die Schemata und Formulierungen gelernt? Sind die bei der durch das bloße Lesen hängen geblieben?
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Re: Lernen und Nacharbeiten während der Stationen

Beitrag von Tibor »

Ich habe nie Schemata "nur so" gelernt. Wenn man das Problem versteht, braucht man kein Schema. Formulierungen kann man nach Wiederholung abspulen; das ist mit Einleitungssätzen nicht anders als mit Definitionen im Strafrecht.
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Re: Lernen und Nacharbeiten während der Stationen

Beitrag von Logisch_Win7 »

Tibor hat geschrieben: Montag 19. August 2019, 17:06 Ich habe nie Schemata "nur so" gelernt. Wenn man das Problem versteht, braucht man kein Schema.
Das verstehe ich nicht ganz. Ich habe die Widerklage beispielsweise verstanden. Aber ohne das passende Schema wüsste ich nicht, wie ich dazu den Tatbestand aufbauen soll.
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Re: Lernen und Nacharbeiten während der Stationen

Beitrag von Tibor »

Ok, wenn du das unter "Schemata" verstehst. Ich dachte du meinst die klassischen "wie prüfe ich Mord" Schemata. Du meinst "Aufbaufragen"; dazu hatten wir damals umfangreiche Skripten aus der AG.
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Re: Lernen und Nacharbeiten während der Stationen

Beitrag von Logisch_Win7 »

Tibor hat geschrieben: Montag 19. August 2019, 17:13 Ok, wenn du das unter "Schemata" verstehst. Ich dachte du meinst die klassischen "wie prüfe ich Mord" Schemata. Du meinst "Aufbaufragen"; dazu hatten wir damals umfangreiche Skripten aus der AG.
Ahhh, ich verzweifele hier. :-D Versteh mich nicht falsch, sehr nett von dir, dass du dir die Zeit nimmst, deine Lerntechnik hier niederzuschreiben. Aber bei allem, was ich hier bisher im Forum oder auch in anderen Internetseiten gelesen habe, habe ich das Gefühl, dass das mit meinem Lernen nicht kompatibel ist. Und die einzige Lernform, mit der ich bisher gut klargekommen bin (aus Rep-Unterlagen in Skript schreiben und dann Skript in Karteikarten verfassen), kann ich jetzt nicht mehr anwenden, weil mir die Zeit fehlt. Ein Dilemma. ::roll:
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