Vorlernen fürs Ref?

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Anita666
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Vorlernen fürs Ref?

Beitrag von Anita666 »

Hallo, ich habe im August 2020 mein Examen geschrieben und mache aktuell noch meinen Schwerpunkt, der planmäßig im Dezember 21 komplett abgeschlossen ist.

Im Mai 2022 würde das Ref beginnen, zumindest, wenn ich es in RLP absolviere. Ich hätte also ab Dezember 5 Monate Zeit, langsam wieder den materiellen Pflichtteilsstofff zu wiederholen und anzufangen mich mit dem Stoff fürs zweite Examen auseinander zu setzen. (Aktuell nur Kopf für den Schwerpunkt).

Nun ist es so, dass ich überhaupt nicht abschätzen kann, wie üppig der Stoff ist, der im Ref nochmal auf einen einprasselt.
In RLP wird das Examen ja schon nach 1 1/2 Jahren Ref geschrieben und mich würde interessieren wie viel Zeit man neben dem Ref denn überhaupt zum Lernen hat (wenn man es von Anfang an ernst nimmt).
Gehen da alle Wochenenden drauf oder ist das gar nicht soooo viel im Vergleich zum 1. Examen?
D.h. wie sieht eine „normale“ Ref Woche denn aus? Ich habe auch schon von AGs gehört, aber kann mir gar nicht vorstellen, was das genau ist, wie viel Zeit dafür drauf geht etc.

Da ich leider eine Person bin, die schlecht mit Stress umgehen kann, auf der anderen Seite aber auch immer gut vorbereitet sein will, würde ich mich gerne schon vor dem Ref mit dem Stoff auseinandersetzen.
Jetzt bin ich ernsthaft am Überlegen, ob 4 Monate „vorlernen“ (Jan 21- Mai 21) vor dem Ref hierfür ausreichen. ODER, ob ich erst im November 22 ins Ref starten sollte und bis dahin 10 Monate für mich alleine schon vorlernen, sodass ich mit einer guten Wissensgrundlage ins Ref starten würde.

Ich weiß, das mag für manche irre erscheinen, aber ich glaube es wäre eine vergleichsweise entspannte Lösung und würde den Druck für mich im Ref etwas rausnehmen.
Würdet ihr sagen, dass ich die Stoffmenge massiv überschätze und damit vollends übertreibe oder gibt es hier Leute, die sagen „ja Ref ist schon krass stressig und wenn man es sich entzerren will, macht das Sinn?“

Ich würde mich wirklich über eine Einschätzung freuen. Gibt es hier Leute, die das selbst gemacht haben oder Leute, die es rückblickend machen würden? Gerne Erfahrungsberichte! :)

Liebe Grüße

Anita
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De Owwebacher
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Re: Vorlernen fürs Ref?

Beitrag von De Owwebacher »

Es schadet nix, sich im materiellen Recht ein bisschen auf dem Laufenden zu halten, aber zehn Monate extra deswegen einzuplanen wäre ja Wahnsinn. Vieles was im Referendariat neu dazukommt ist erstmal learning by doing, also ist abstraktes Vorlernen auch nur begrenzt sinnvoll.

Jetzt zum nichtrepräsentativen Teil: Die normale Refwoche sah meistens so aus, dass man einmal die Woche einen halben Tag AG hatte. In jeder Station war irgendwann meistens ein Einzelvortrag und/oder eine Klausur vorzubereiten. In den späteren Stationen kam dann noch die KlausurAG (einmal die Woche) und ggf. ein Rep hinzu. Ein- oder zweimal die Woche war man beim Einzelausbilder und hat eine Sitzung mitgemacht und eine Akte zur eigenständigen Bearbeitung mitbekommen. Mehr als vier Stunden am Tag habe ich nie gelernt (allerdings auch am Wochenende), weder vorm ersten noch vorm zweiten StEx. Subjektiv stressig war es nie.
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thh
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Re: Vorlernen fürs Ref?

Beitrag von thh »

Anita666 hat geschrieben: Mittwoch 2. Juni 2021, 18:24D.h. wie sieht eine „normale“ Ref Woche denn aus? Ich habe auch schon von AGs gehört, aber kann mir gar nicht vorstellen, was das genau ist, wie viel Zeit dafür drauf geht etc.
Die AGs sind im Prinzip der Theorieunterricht (die "Berufsschule") zur praktischen Ausbildung in den Stationen (im "Betrieb"). In ihnen werden üblicherweise als Blockunterricht am Anfang einer Station und dann einmal die Woche einen halben Tag stationsbegleitend das jeweilige Rechtsgebiet vermittelt, primär das Prozessrecht.

Üblicherweise wird man ein- bis zweimal pro Woche bei seinem Ausbilder erscheinen, sei es zu einem kurzen Gespräch (Besprechung der letzten Arbeit, Ausgabe neuer Akten), sei es auch für einen ganzen Tag, bspw. Teilnahme am Sitzungstag. Dazu kommen Sonderveranstaltungen (oder auch in der Strafstation bis zu einmal wöchentlich Sitzungsdienst für die Staatsanwaltschaft, was aber entsprechend durch die Ausbilder berücksichtigt wird). Der Rest der Woche steht zur Bearbeitung der Akte(n), die man vom Ausbilder erhalten hat, und zum Selbststudium zur Verfügung. Die Belastung durch die Ausbildung soll dabei mindestens einen vollen Arbeitstag pro Woche (also Mo-Fr) für das Selbststudium ermöglichen.
Anita666 hat geschrieben: Mittwoch 2. Juni 2021, 18:24Jetzt bin ich ernsthaft am Überlegen, ob 4 Monate „vorlernen“ (Jan 21- Mai 21) vor dem Ref hierfür ausreichen. ODER, ob ich erst im November 22 ins Ref starten sollte und bis dahin 10 Monate für mich alleine schon vorlernen, sodass ich mit einer guten Wissensgrundlage ins Ref starten würde.
Das ... wirkt ein bißchen skurril. Hast Du auch erwogen, vor den ~ 8 Semestern Studium schon einmal ein bis drei Jahre vorzustudieren, damit es dann entspannter läuft? ;)
Liz
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Re: Vorlernen fürs Ref?

Beitrag von Liz »

Sich vor dem Ref extra zusätzlich Zeit zum Lernen zu nehmen, ist Quatsch. Man hat ja allenfalls eine ungefähre Ahnung, was man am Ende können muss und läuft Gefahr sich schon vor dem Referendariat völlig zu verausgaben. Wenn man allerdings ohnehin mehrere Monate Leerlauf vor dem Ref hat und sich andernfalls zu Hause nur langweilen würde, bietet es sich an, das materielle Recht nochmal zu wiederholen und ggf Wissenslücken im Bereich StPO, ZPO und Zwangsvollstreckungsrecht zu schließen.
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