Examensvorbereitung Lust-/Frustthread für alle

Allgemeine Fragen zum Jurastudium (Anforderungen, Ablauf etc.)

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Roni
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Re: Examensvorbereitung Lust-/Frustthread für alle

Beitrag von Roni »

Hallo, ich habe jetzt einige Originalklausuren geschrieben und habe durch lange Nacharbeit "geschafft" Formalia zu beachten, ordentliche Gliederungen zu machen, Gutachtenstil zu beachten usw. Nun ist es so, dass inhaltlich viel Wissen fehlt. Also meine Klausuren scheitern daran, dass ich Rechtsgebiete bzw. Themen entweder noch nicht gelernt habe oder wegen fehlender Wiederholung das Wissen noch nicht gefestigt ist. Da das Klausurenschreiben viele Stunden in Anspruch nimmt, ist es doch sinnvoller erstmal diese ganzen Stunden in Erarbeiten von neuem Stoff und Wiederholung des Gelernten zu investieren, oder? Aber alle, die ich frage, raten davon ab und meinen, ich soll weiterhin Klausuren schreiben. Ich wollte Klausuren jetzt erstmal nur noch Gliedern und mit der Musterlösung nacharbeiten, keine ausschreiben (so für 6-7 Wochen). Dadurch hätte ich in der Woche fast 10 Stunden mehr Lernzeit. Dadurch, dass mir das alle abraten, bin ich extrem verunsichert und habe ein schlechtes Gewissen und das fördert nicht gerade das Lernen. Wie würdet ihr vorgehen?
jona7317
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Re: Examensvorbereitung Lust-/Frustthread für alle

Beitrag von jona7317 »

Roni hat geschrieben: Freitag 19. August 2022, 16:22 Hallo, ich habe jetzt einige Originalklausuren geschrieben und habe durch lange Nacharbeit "geschafft" Formalia zu beachten, ordentliche Gliederungen zu machen, Gutachtenstil zu beachten usw. Nun ist es so, dass inhaltlich viel Wissen fehlt. Also meine Klausuren scheitern daran, dass ich Rechtsgebiete bzw. Themen entweder noch nicht gelernt habe oder wegen fehlender Wiederholung das Wissen noch nicht gefestigt ist. Da das Klausurenschreiben viele Stunden in Anspruch nimmt, ist es doch sinnvoller erstmal diese ganzen Stunden in Erarbeiten von neuem Stoff und Wiederholung des Gelernten zu investieren, oder? Aber alle, die ich frage, raten davon ab und meinen, ich soll weiterhin Klausuren schreiben. Ich wollte Klausuren jetzt erstmal nur noch Gliedern und mit der Musterlösung nacharbeiten, keine ausschreiben (so für 6-7 Wochen). Dadurch hätte ich in der Woche fast 10 Stunden mehr Lernzeit. Dadurch, dass mir das alle abraten, bin ich extrem verunsichert und habe ein schlechtes Gewissen und das fördert nicht gerade das Lernen. Wie würdet ihr vorgehen?
Wie weit weg vom Examen bist du denn?
Klingt so als würdest du ohnehin erst in 6 Monaten oder mehr schreiben, da ist es wirklich keine Schande nur 1 Klausur pro Woche zu schreiben.
Alternativ kannst du Klausuren dann erst aufs Probleme identifizieren und verorten gliedern, dann aber unter Zuhilfenahme eines Skripts o.ä. schreiben.
Solange man da ehrlich mit sich selbst ist und sich klarmacht, dass man gerade eher Wissensaufbau als Klausurübung betreibt, ist das völlig in Ordnung und auch recht produktiv.
Roni
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Re: Examensvorbereitung Lust-/Frustthread für alle

Beitrag von Roni »

Ich schreibe entweder 02/23 oder 04/23, je nachdem wie weit ich bis Dezember komme. Das schlechte Gewissen ist da, weil alle immer raten und rückblickend oft sagen "hätte ich früher mit dem Klausurenschreiben begonnen". Und da ich gerade mal so 9 Zivilrechtsklausuren geschrieben habe, werde ich ohnehin nicht mehr auf extrem viele Klausuren kommen, was mich bereits jetzt runterzieht. Ich würde also in den kommenden Wochen überhaupt keine mehr ausschreiben, dh ich komme dann nicht mal mehr auf eine Klausur pro Woche. Aber es fehlt das Wissen. Und mit Hilfe schreibe ich nicht, ich kann mich dazu gar nicht motivieren, weil ich vor allem wegen des Feedbacks die Klausuren schreibe und mit Hilfsmitteln wäre das ja total verzerrt. Aber da ist jeder anders. Vielen Dank, dieses "eher Wissensaufbau als Klausurübung betreibt" ist eine gute Sichtweise, ich denke, dass mache ich dann so, aber ohne, dass ich die abgebe, sondern nur ausführliche Skizze und dann mit Musterlösung die Themen nacharbeite. Habe dann aber wieder das schlechte Gewissen keine Klausuren abgegeben zu haben. Irgendwie fühlt sich jede Entscheidung falsch an.
Theopa
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Re: Examensvorbereitung Lust-/Frustthread für alle

Beitrag von Theopa »

Roni hat geschrieben: Freitag 19. August 2022, 16:22 Ich wollte Klausuren jetzt erstmal nur noch Gliedern und mit der Musterlösung nacharbeiten, keine ausschreiben (so für 6-7 Wochen). Dadurch hätte ich in der Woche fast 10 Stunden mehr Lernzeit. Dadurch, dass mir das alle abraten, bin ich extrem verunsichert und habe ein schlechtes Gewissen und das fördert nicht gerade das Lernen. Wie würdet ihr vorgehen?
10 Stunden mehr? Schreibst du aktuell drei Klausuren pro Woche? :eeeek:

Ordentliches Durchgliedern + Nacharbeiten wird dich im Regelfall auch so 1,5 - 3 Stunden pro Klausur kosten, je nach Thema.

Ich würde weiterhin eine voll und scharf geschriebenen Originalklausur pro Woche empfehlen, um im Training zu bleiben. Das gerade auch wenn du denkst, dass es dir primär am Wissen fehlt, da das einerseits oft nicht ganz stimmt und man mit mehr Klausurerfahrung vielleicht doch herausgefunden hätte wo es hingehen soll (wenn nicht wirklich schon Definitionen o.ä. fehlen) und es andererseits wichtig ist mit dieser Situation umgehen zu können. Wer im echten Termin nicht bei mindestens 2-3 Klausuren erst einmal 5 Minuten "Oh Shit" denkt ist eher ein Ausnahmefall.

Trotzdem spricht nichts dagegen die Klausuranzahl zu reduzieren und erst einmal Gliedern + Lernen zu kombinieren, um Wissenslücken zu füllen.
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Re: Examensvorbereitung Lust-/Frustthread für alle

Beitrag von jona7317 »

Roni hat geschrieben: Freitag 19. August 2022, 17:30 Ich schreibe entweder 02/23 oder 04/23, je nachdem wie weit ich bis Dezember komme. Das schlechte Gewissen ist da, weil alle immer raten und rückblickend oft sagen "hätte ich früher mit dem Klausurenschreiben begonnen". Und da ich gerade mal so 9 Zivilrechtsklausuren geschrieben habe, werde ich ohnehin nicht mehr auf extrem viele Klausuren kommen, was mich bereits jetzt runterzieht. Ich würde also in den kommenden Wochen überhaupt keine mehr ausschreiben, dh ich komme dann nicht mal mehr auf eine Klausur pro Woche. Aber es fehlt das Wissen. Und mit Hilfe schreibe ich nicht, ich kann mich dazu gar nicht motivieren, weil ich vor allem wegen des Feedbacks die Klausuren schreibe und mit Hilfsmitteln wäre das ja total verzerrt. Aber da ist jeder anders. Vielen Dank, dieses "eher Wissensaufbau als Klausurübung betreibt" ist eine gute Sichtweise, ich denke, dass mache ich dann so, aber ohne, dass ich die abgebe, sondern nur ausführliche Skizze und dann mit Musterlösung die Themen nacharbeite. Habe dann aber wieder das schlechte Gewissen keine Klausuren abgegeben zu haben. Irgendwie fühlt sich jede Entscheidung falsch an.
Naja, ich habe das vereinzelt gemacht.
Ich habe meine Klausuren immer in ein Sheet eingetragen mit Noten und Durchschnitt. Abgeben kostet nichts und im Zweifel kriegst du selbst bei einer mit Hilfsmitteln geschrieben Klausur auch mal nützliches Feedback. Die Korrektoren haben in der Regel zu inhaltlichem eh nicht mehr als Ja/Nein/Vertretbar zu sagen und schreiben eher bei klausurtechnischen Fehltritten oder Erfolgen eine ausführlichere Bemerkung.

Ich persönlich würde sie abgeben, aber nicht berücksichtigen wenn du über deine Klausuren Buch führst. Entweder im Schnitt nicht berücksichtigen oder von vorneherein nicht aufschreiben.

So oder so musst du 6 Monate vorher keine 2-3 Klausuren pro Woche schreiben.
Mach eine und steiger das gegen Ende würde ich sagen
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Re: Examensvorbereitung Lust-/Frustthread für alle

Beitrag von Roni »

Theopa hat geschrieben: Freitag 19. August 2022, 17:41
Roni hat geschrieben: Freitag 19. August 2022, 16:22 Ich wollte Klausuren jetzt erstmal nur noch Gliedern und mit der Musterlösung nacharbeiten, keine ausschreiben (so für 6-7 Wochen). Dadurch hätte ich in der Woche fast 10 Stunden mehr Lernzeit. Dadurch, dass mir das alle abraten, bin ich extrem verunsichert und habe ein schlechtes Gewissen und das fördert nicht gerade das Lernen. Wie würdet ihr vorgehen?
10 Stunden mehr? Schreibst du aktuell drei Klausuren pro Woche? :eeeek:

Ordentliches Durchgliedern + Nacharbeiten wird dich im Regelfall auch so 1,5 - 3 Stunden pro Klausur kosten, je nach Thema.

Ich würde weiterhin eine voll und scharf geschriebenen Originalklausur pro Woche empfehlen, um im Training zu bleiben. Das gerade auch wenn du denkst, dass es dir primär am Wissen fehlt, da das einerseits oft nicht ganz stimmt und man mit mehr Klausurerfahrung vielleicht doch herausgefunden hätte wo es hingehen soll (wenn nicht wirklich schon Definitionen o.ä. fehlen) und es andererseits wichtig ist mit dieser Situation umgehen zu können. Wer im echten Termin nicht bei mindestens 2-3 Klausuren erst einmal 5 Minuten "Oh Shit" denkt ist eher ein Ausnahmefall.

Trotzdem spricht nichts dagegen die Klausuranzahl zu reduzieren und erst einmal Gliedern + Lernen zu kombinieren, um Wissenslücken zu füllen.
Dankeschön. Ich wünschte, jedoch schreibe ich max. 1 Klausur und die gebe ich oft gar nicht ab. Die 10 Stunden sind darauf bezogen, dass ich am Freitag anfange die Klausur zu schreiben und erst am Sonntag fertig werde. Bei mir lösen Klausuren psychisch extrem viele negative Reaktionen aus, sodass ich quasi zwei Lerntage aufopfere. Halte zwar die 5 Stunden Schreibzeit ein, aber eben mit "Pausen". Das Hauptproblem ist, dass ich durch Klausuren und Fälle aufgezeigt bekomme, dass ich nichts kann und diese Feststellung zieht mich weiter runter und ist frustrierend. Ich bin mit Zivilrecht, außer zwei Nebengebieten, die aber selten in Klausuren drankommen, fertig mit dem materiellen Recht. Trotzdem schaffe ich es nicht eine Klausur über 4 Punkte zu schreiben. Da ich keine Wiederholungen eingeplant hatte, merke ich, dass Vieles, was ich mal wirklich verstanden hatte, trotzdem nicht klausurtauglich vorhanden ist, sondern nur rudimentär.

Aber Danke, das meinte ich damit, dass mir trotzdem jeder empfiehlt weiterhin mindestens eine Klausur zu schreiben. Muss ich wohl durch, auch wenn ich mich so extrem schwer damit tue.
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Re: Examensvorbereitung Lust-/Frustthread für alle

Beitrag von Roni »

jona7317 hat geschrieben: Freitag 19. August 2022, 17:45
Roni hat geschrieben: Freitag 19. August 2022, 17:30 Ich schreibe entweder 02/23 oder 04/23, je nachdem wie weit ich bis Dezember komme. Das schlechte Gewissen ist da, weil alle immer raten und rückblickend oft sagen "hätte ich früher mit dem Klausurenschreiben begonnen". Und da ich gerade mal so 9 Zivilrechtsklausuren geschrieben habe, werde ich ohnehin nicht mehr auf extrem viele Klausuren kommen, was mich bereits jetzt runterzieht. Ich würde also in den kommenden Wochen überhaupt keine mehr ausschreiben, dh ich komme dann nicht mal mehr auf eine Klausur pro Woche. Aber es fehlt das Wissen. Und mit Hilfe schreibe ich nicht, ich kann mich dazu gar nicht motivieren, weil ich vor allem wegen des Feedbacks die Klausuren schreibe und mit Hilfsmitteln wäre das ja total verzerrt. Aber da ist jeder anders. Vielen Dank, dieses "eher Wissensaufbau als Klausurübung betreibt" ist eine gute Sichtweise, ich denke, dass mache ich dann so, aber ohne, dass ich die abgebe, sondern nur ausführliche Skizze und dann mit Musterlösung die Themen nacharbeite. Habe dann aber wieder das schlechte Gewissen keine Klausuren abgegeben zu haben. Irgendwie fühlt sich jede Entscheidung falsch an.
Naja, ich habe das vereinzelt gemacht.
Ich habe meine Klausuren immer in ein Sheet eingetragen mit Noten und Durchschnitt. Abgeben kostet nichts und im Zweifel kriegst du selbst bei einer mit Hilfsmitteln geschrieben Klausur auch mal nützliches Feedback. Die Korrektoren haben in der Regel zu inhaltlichem eh nicht mehr als Ja/Nein/Vertretbar zu sagen und schreiben eher bei klausurtechnischen Fehltritten oder Erfolgen eine ausführlichere Bemerkung.

Ich persönlich würde sie abgeben, aber nicht berücksichtigen wenn du über deine Klausuren Buch führst. Entweder im Schnitt nicht berücksichtigen oder von vorneherein nicht aufschreiben.

So oder so musst du 6 Monate vorher keine 2-3 Klausuren pro Woche schreiben.
Mach eine und steiger das gegen Ende würde ich sagen
Danke für deine Tipps. Du scheinst damit einen guten Umgang gefunden zu haben. Ich werde versuchen, Einiges von dir zu übernehmen.

Das mit den Klausuren und diesen magischen Zahlen "wenn du so und so viele nicht geschrieben hast, dann...". Obwohl es bei jedem anders ist, baut das sehr viel Druck aus. Vor allem, wenn man jetzt schon weiß, dass man an diesen "magischen" Zahlen nicht rankommen wird.
Theopa
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Re: Examensvorbereitung Lust-/Frustthread für alle

Beitrag von Theopa »

Roni hat geschrieben: Mittwoch 24. August 2022, 15:04 Dankeschön. Ich wünschte, jedoch schreibe ich max. 1 Klausur und die gebe ich oft gar nicht ab. Die 10 Stunden sind darauf bezogen, dass ich am Freitag anfange die Klausur zu schreiben und erst am Sonntag fertig werde. Bei mir lösen Klausuren psychisch extrem viele negative Reaktionen aus, sodass ich quasi zwei Lerntage aufopfere. Halte zwar die 5 Stunden Schreibzeit ein, aber eben mit "Pausen".
Wenn das deine Ausgangslage ist, würde ich dringend dazu raten entweder zu echten Bedingungen umzuschalten oder es zunächst doch ganz mit den voll ausgeschriebenen Klausuren sein zu lassen. Was du aktuell machst ist keine sinnvolle Option.

Eine Klausur darf dich ohne die Nachbereitung maximal 5,00 Stunden kosten, sowohl Netto (Schreibzeit) als auch Brutto (Erstes Lesen des Sachverhalts bis zum letzten geschriebenen Wort), also bestenfalls Wochentag X, 8:30 bis 13:30. Eine Pause oder sogar ein Weiterschreiben an einem anderen Tag hebt den zentralen Übungseffekt weitgehend bis vollständig auf.
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Re: Examensvorbereitung Lust-/Frustthread für alle

Beitrag von Gravenrath »

Roni hat geschrieben: Mittwoch 24. August 2022, 15:07
Danke für deine Tipps. Du scheinst damit einen guten Umgang gefunden zu haben. Ich werde versuchen, Einiges von dir zu übernehmen.

Das mit den Klausuren und diesen magischen Zahlen "wenn du so und so viele nicht geschrieben hast, dann...". Obwohl es bei jedem anders ist, baut das sehr viel Druck aus. Vor allem, wenn man jetzt schon weiß, dass man an diesen "magischen" Zahlen nicht rankommen wird.
Lass dich nicht von schlechten Noten in Probeklausuren beeinflussen - die korrigieren Leute oft nebenbei mit einem flüchtigen Blick auf deine Struktur und mit 2-5 Flaschen Bier intus :drinking:

Probeklausuren sollen dir helfen, den Zeitdruck und Stress der Examenssituation zu simulieren, damit dich das im Examen nicht überfordert. Außerdem helfen sie dabei, Dinge wie Standardformulierungen einzuüben und eine gewisse Herangehensweise, damit man nicht 10 Minuten lang über dem "richtigen" Einstieg zum nächsten Problem hadert und damit wertvolle Zeit an einer bedeutungslosen Stelle verliert.
Wenn du zum ersten mal 5 Stunden am Stück so ein Ding schreibst, merkst du, wie sehr das schlaucht und lernst, wie du mit dem GAU umgehst (Blackout in einer Klausur, bei der was vorkommt, was man auf den ersten Blick überhaupt nicht einordnen kann). Das sind Erfahrungen, die du mit dem stückweisen Schreiben nicht oder nur sehr begrenzt hast. Ganz besonders, wenn du so negativ auf so eine Klausur reagierst. Dann mach nicht 2-3 pro Woche, aber zieh eine durch und mach danach eine Pause. Qualität > Quantität

Was aber viele Leute oftmals vergessen: Jeder hat seinen eigenen Lernstil. Deshalb lass dir auch keinen Druck machen bezüglich einer "Mindestzahl" an Klausuren. Manchen Leuten bringt Klausuren ausschreiben sehr wenig. Zum Beispiel haben in meinem Umfeld zwei Personen insgesamt nur eine Handvoll Probeklausuren zu Ende geschrieben und eingereicht. Wenn man es nicht nötig hat, an den oben genannten Problemen zu arbeiten, ist das effizient.
Dass das nicht für jedermann funktioniert, muss ich hoffentlich nicht sagen.
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Re: Examensvorbereitung Lust-/Frustthread für alle

Beitrag von thh »

Roni hat geschrieben: Mittwoch 24. August 2022, 15:04Dankeschön. Ich wünschte, jedoch schreibe ich max. 1 Klausur und die gebe ich oft gar nicht ab. Die 10 Stunden sind darauf bezogen, dass ich am Freitag anfange die Klausur zu schreiben und erst am Sonntag fertig werde. Bei mir lösen Klausuren psychisch extrem viele negative Reaktionen aus, sodass ich quasi zwei Lerntage aufopfere. Halte zwar die 5 Stunden Schreibzeit ein, aber eben mit "Pausen".
Das erscheint mir wenig sinnvoll - ich möchte sagen: das ist nicht sinnvoll -, weil es extrem viel Zeit kostet und der entscheidende Lerneffekt, nämlich eine Klausur unter den Bedingungen des Examens zu schreiben, dadurch entfällt. Wenn Du die Klausur nicht in exakt 5 Stunden schreibst, dann übst Du weder den Zeitdruck und die Belastungssituation, noch kannst Du die Zeiteinteilung üben (wie lange vorbereiten, wann losschreiben?).

Wenn Du die Probeklausuren nicht unter Examensbedingungen schreibst, dann wäre es sinnvoller, dafür nicht zwei Lerntage zu opfern, sondern sie nur zu gliedern oder mit Hilfsmitteln zu arbeiten. Das lässt zwar auch den Übungseffekt entfallen, aber kostet dann wenigstens nicht soviel Zeit.
Roni hat geschrieben: Freitag 19. August 2022, 17:30Das mit den Klausuren und diesen magischen Zahlen "wenn du so und so viele nicht geschrieben hast, dann...". Obwohl es bei jedem anders ist, baut das sehr viel Druck aus. Vor allem, wenn man jetzt schon weiß, dass man an diesen "magischen" Zahlen nicht rankommen wird.
Weder eine Mindestzahl von Klausuren noch ein Mindestvorbereitungszeitraum sind in irgendeiner Weise zwingend. Sobald Du merkst, dass Du mit den Klausuren zurechtkommst, Dir also die Zeit richtig einteilst, die Theorie (wie Aufbauschemata, Definitionen, ...) in die Praxis umsetzen kannst und auch richtige Schwerpunktsetzung usw. funktioniert, reicht das aus; viele brauchen dafür sehr viele Übung, manchen fällt das mehr oder weniger zu.
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scndbesthand
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Re: Examensvorbereitung Lust-/Frustthread für alle

Beitrag von scndbesthand »

Es schadet sicherlich nichts, in den ersten paar Klausuren etwas länger zu brauchen, weil gewisse Formulierungen nicht so sitzen, nicht klar ist, was in welcher Reihenfolge kommt etc. Ich kann nachvollziehen, dass man dann nicht einfach irgendwas hinschreiben will, sondern etwas Gutes, das sich lohnt zu merken, auch wenn es länger dauert. Ziel sollte es natürlich sein, so schnell wie möglich zu den Rahmenbedingungen überzugehen, die dem Examen entsprechen. Auch wenn das heißt, Kompromisse zu machen. Die perfekte Lösung wird im Examen erfahrungsgemäß nur selten gelingen.
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Re: Examensvorbereitung Lust-/Frustthread für alle

Beitrag von Roni »

Vielen Dank für eure zahlreichen Antworten. Es ist wohl ziemlich eindeutig: Klausuren in 5 Stunden durchschreiben oder lieber sein lassen. Ich habe es letzte Woche versucht und es leider nicht geschafft. Freitag wieder angefangen und Sonntag nachts erst fertig geworden. Diesmal aber abgesendet, was ich die letzten 2-3 Monate auch nicht mehr gemacht habe. Aber ich werde diese Woche so vorgehen.
Klausurenschreiben bringt mir persönlich sehr viel, da ich lange an Formulierungen sitze. Außerdem kann ich selbst Themen, die ich so beherrsche wie Anfechtung in der Klausur nicht vernünftig unterbringen. Und ich bleibe immer oberflächlich, selbst wenn ich Schwerpunkte sehe und die behandele. Nur muss ich noch soooooooo viel lernen, wiederholen usw...dann muss immer "Fälle/Klausurenlösen" dem weichen. Aber so geht das nicht, weil es mir am Ende nichts bringt, wenn ich im Examen keine Klausuren schreiben kann. Es ist ja ein Klausurenexamen.
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Re: Examensvorbereitung Lust-/Frustthread für alle

Beitrag von Juralurch »

@Roni
Mir hilft es beim Klausurenschreiben mir einen fixen Zeitpunkt festzulegen ab dem ich spätestens anfange zu schreiben.
Wenn ich zB um 11:00 anfange schreibe ich mir als erstes auf "Beginn: 11:00 Schreibbeginn: 12:30"

Hier gibt es von der Uni einen "Klausurenkurs Plus" in dem man eine Klausur individualbesprechen kann was ich vor ein paar Wochen gemacht habe mit dem Ergebnis dass ich u.a. einfach zu wenig schreibe, angeraten wurde ausführlichere Argumentation.

Ich versuche deshalb jetzt die Zeit für Vorüberlegungen und Skizze auf maximal 1,5 Stunden zu drücken.
Das führt natürlich auch dazu dass man anfangen muss zu schreiben auch wenn man vielleicht noch über den ein oder anderen Punk vertieft nachdenken wollte.
Nervt, aber irgendwo muss die Zeit ja herkommen.

Was auch hilft ist sich fest vorzunehmen die Klausur auf jeden Fall abzugeben, auch wenn man weiß komplett verbockt zu haben.

Ich muss der Vollständigkeit halber aber auch anmerken dass der Klausurenkurs bei mir bisher nicht großartig läuft, Schnitt ist im Moment bei 3,8 Punkten.

Andererseits muss man sich auch klar machen dass einige "schummeln". Wenn ich Samstag in der Bib die Klausur schreibe sehe ich regelmäßig halb geschriebene Klausuren herumliegen deren Bearbeiter gerade Pause machen.

Von Korrektoren habe ich auch schon gehört dass regelmäßig Klausuren abgegeben werden von denen die sich sicher sind dass sie nicht unter Examensbedingungen entstanden sind, teilweise sogar am PC geschrieben.

Das nur mal zur Einordnung, dass man selbst am unteren Ende herumkrebst liegt jedenfalls nicht nur daran dass die anderen halt einfach besser sind.
jona7317
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Re: Examensvorbereitung Lust-/Frustthread für alle

Beitrag von jona7317 »

Das würde ich mir aber nicht zu sehr schönreden: Klar ist das keine Schande und vor allem am Anfang normal, durch einige Klausuren durchzufallen.

Trotzdem sollte man den Einfluss der vermeintlich unfairen Mitschreiber nicht überschätzen. Viele Leute machen 15-30 Minuten, manche sogar ne Stunde Mittagspause in einer Klausur.
Klar ist die Klausur dann nicht unter Examensbedingungen entstanden, aber Spätzle mit Jägersauce aus der Unimensa verdreifachen jetzt auch nicht magisch die Punktzahl.

Wenn man bei 4 Punkten im Durchschnitt liegt, dann liegt das nicht an den andren Klausurschreibern. Die machen vielleicht mal ne Pause in der Klausur, sind aber gleichzeitig keine Konkurrenz in Examensform. Die sind ja auch nicht einen Tag vor der Examensklausur, sondern am selben Abschnitt ihrer Examensvorbereitung wie du und verbessern sich - wie du es garantiert mit zunehmender Übung auch tun wirst - bis zum Examen noch.

Ich würd ein bisschen mehr Realismus an den Tag legen: Deine 3,8 Punkte im Schnitt sind eben einfach 3,8 Punkte.
Und so weit weg vom Ziel ist das jetzt auch nicht. Nimm doch einfach nur die letzten 20 Klausuren als Schnitt, sodass sich die großen Fehltritte vom Anfang irgendwann rausrechnen, du aber trotzdem eine gesunde Berechnungsgrundlage hast.
Ich glaube wenn du dann mit 5,5 oder so im Schnitt ins Examen gehst, musst du dir übers Bestehen keine Sorgen machen und mit Glück bei den Klausurthemen ist auch der gehobene Notenbereich drin.
Juralurch
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Re: Examensvorbereitung Lust-/Frustthread für alle

Beitrag von Juralurch »

Ja du hast schon recht, Schönreden bringt auch nichts.

Das Problem ist, dass sich keine wirkliche Verbesserung abzeichnet wenn man den Verlauf betrachtet.

Was ich ja schon als Rückmeldung bekommen hatte war dass ich einfach zu wenig schreibe, dass versuche ich jetzt anzugehen indem ich mehr Zeit ins Schreiben investiere, die muss dann natürlich beim Lösungsskizzeschreiben abgezogen werden.

Es hängt sicherlich auch am Wissen, ich sehe aber das größere Problem bei den Klausuren.

Es kommt häufig vor dass ich Dinge die ich eigentlich weiß in der Klausur einfach nicht erkenne.
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