scndbesthand hat geschrieben: ↑Montag 28. Juni 2021, 20:42
Wenn nichts vom Gelesenen hängenbleibt, kann das verschiedene Ursachen haben und es gibt wahrscheinlich nur eine individuelle Lösung. Trotzdem einige Bemerkungen.
1.
Vornehmlich dann, wenn der Sinnzusammenhang des Textes nicht verstanden wird, ist es sinnvoll, andere Werke zu Rate zu ziehen. Wenn der Sinn des Textes klar wird (wovon ich bei Staatsorga in der Darreichungsform Alpmann jetzt mal ausgehe), stellt sich die Frage, was genau die Lektüre anderer Texte Dir überhaupt bringen soll. Mit gewisser Wahrscheinlichkeit stellt sich nach der Lehrbuchlektüre das gleiche Problem, vor dem Du jetzt stehst - Viel gelesen, nichts behalten. Du kannst es ja mal ausprobieren und ein Lehrbuch zu dem gerade bearbeiteten Rechtsgebiete lesen, um ein besseres Gefühl für den individuellen Nutzen zu erhalten.
2.
Mir scheint das Pensum vielleicht etwas hoch für einen Tag zu sein. Vermutlich bleibt nicht besonders viel Zeit, Normen nachzuschlagen, über das Gelesene nachzudenken, oder mal eine Viertelstunde innezuhalten und sich „take aways“ einzelner Abschnitte zu überlegen. Hast Du Wiederholungen eingeplant? Wissen braucht mitunter auch etwas Zeit, um sich zu setzen. Daher wäre es vielleicht sinnvoll, nach etwas Zeit einen neuen (schnelleren) Durchgang zu starten und bei wirklich neuen Themen etwas langsamer zu machen.
3.
Das Behalten von neuen Inhalten wird generell erleichtert, wenn man einen direkten Sinn darin sieht, dass das Wissen nützlich sein wird. Das kann einem bei einem rein theoretischen Studium gelegentlich auf der Strecke bleiben und manche Lerntypen brauchen eben den Zugang vom praktischen Fall her. Ich meine damit nicht, Fälle nur zu konsumieren, sondern Lösungen selbständig zu erarbeiten.
Wenn man selbst einen Fall löst, und Probleme nachschlägt, kann das zu einer besseren Merkfähigkeit führen (Problem —> gelesener Stoff löst das Problem —> Fall geht weiter —> Gefühl: „damit kann ich was anfangen“). Auch das ist eine höchst individuelle Frage, die man für sich selbst beantworten muss.
Hallo @scndbesthand
Verzeihe mir bitte die verspätete Antwort. Ich habe in den letzten zwei Wochen versucht mit meinem Repetitorium Schritt zu halten und habe dabei so ziemlich alles andere in meinem Leben ausgeblendet.
Zu deinem Punkt 1
Ich habe eine Zeit lang Lehrbücher gelesen und die Informationen in eigene Skripte verarbeitet. Diese Methode führte leider dazu, dass ich kaum zu etwas anderem kam, z.B. Fallbearbeitungstraining oder das in ein eigenes Skript umgewurstete überhaupt aufzunehmen (
das Anfertigen der Skripte ist bei mir eher eine mechanische Tätigkeit bei der kein unmittelbarer Aufnahme- bzw. Lernprozess bei mir stattfindet. Ich kann irgendwie auch nicht halb-fertige eigene Skripte zum lernen verwenden sondern muss immer mit einem Skript fertig werden bevor ich zum Erlernen des gesamten Skripts übergehe. Deswegen ginge ich über auf den Kauf von kommerziellen Skripte, vorrangig Alpmann-Skripte). Ich bin leider kein sehr schneller Leser (
an einem guten Tag schaffe ich vielleicht 40-50 Seiten zu lesen, schlimmstenfalls 5 Seiten in zwei Stunden wie gestern z.B.) oder ein "guter" Leser im Sinne einer konzentrierten Aufnahme des Inhalts. Ich würde aber deinen Vorschlag probieren und versuchen dass ich z.B. zum Grundrechte Art. 5 Abs. 1 GG mal die Sektion aus dem Alpmann-Skript und dem Pieroth/Schlink Lehrbuch. Würde mich melden ob ich den Stoff besser verstanden habe.
Zu deinem Punkt 2
Ich bin mir bewusst dass 80 Seiten/Tag ein wenig viel sind, aber bin ich angesichts der Stoffmenge nicht gezwungen solche Mengen zu konsumieren, wenn ich bedenke, dass ich die gekauften Skripte mehrmals lesen muss um sie zu erlernen? Ich wollte jedes Skript zu jedem Rechtsgebiet mindestens 5 mal durchlesen wollen, weil ich feststellte in der Vergangenheit dass eine hohe Zahl von Wiederholungen bei mir im Kopf eher haften als wenige, länger andauernde Wiederholungszyklen. Ich habe jetzt - weil ich auch mehr nicht kann - auf ein Tagesziel von 40-50 Seiten reduziert; nach der Rechnung würde ich z.B. das Grundrechte-Skript in 5-6 Wochen durchlesen können bei einem Tag in Woche.
Zu deinem Punkt 3
Ich bin ehrlich gesagt bei Fällen immer ein wenig skeptisch gewesen, wohl weil ich nie den Sinn und Zweck und Methodik von Falltraining verstanden habe bzw. nie wirklich Vertrauen darin gefunden habe. Habe noch nie festgestellt dass es irgendwas für mich brachte. Ich mache selten Lösungsskizzen (
in Klausuren aufgrund Zeitmangels) und habe außerhalb von Klausuren auch nie wirklich einen Fall voll ausgeschrieben und gelöst. Fälle sind ein konkreter Sachverhalt und ich kann bei Fällen nicht so richtig abstrahieren, sondern nur umgekehrt vom Abstrakten ins Konkrete umdenken. Ohne Lehrbuch oder Skript kann ich keinen Fall "vorrantreiben". Ich kannte das Problem und ein Grund weswegen ich auf kommerzielle Skripte umsprang um Zeit zu finden Fälle zu lösen. Ich will auf jeden Fall in den nächsten Tagen probieren ein Fall mit Hilfe eines Skriptes oder Lehrbuch zu lösen.
Danke für deinen Beitrag