Freiburg oder Passau

Allgemeine Fragen zum Jurastudium (Anforderungen, Ablauf etc.)

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Chrissi16
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Freiburg oder Passau

Beitrag von Chrissi16 »

Hi zusammen,

ich möchte nach meinem BWL-Bachelor (Münster) noch Jura studieren. Da ich bis zur Bewerbungsfrist noch nicht mein endgültiges Zeugnis habe, falle ich noch nicht unter Kategorie „Zweitstudium“.
Bei der langen ausführlichen Recherche, haben es mir 2 Unis besonders angetan: Freiburg und Passau!
Bei der Uni-Wahl sind mir bezüglich des Jura-Studiums folgende Dinge besonders wichtig:

- sinnvoller und möglichst in Regelstudienzeit machbarer Studienverlauf, da ich „schon“ 23 bin und zügig durchkommen möchte
- Gute Uni-Ausstattung und Lernumfeld (Bib,...), Studiensituation
- nahes und nicht zu teures Wohnen
- machbares Staatsexamen, gute Prädikatsquote

Es geht mir nicht darum, dass das Studium möglichst „leicht“ sein soll. Ich bin daran gewöhnt täglich 8-10 Std. zu lernen und habe auch Spaß dabei. Das Staatsexamen fällt meist in BaWü einen kleinen Tick besser aus, aber was macht das im Endeffekt aus? Die Stoffmenge in Bayern soll etwas höher sein, allerdings habe ich in BWL meinen Schwerpunkt auf Steuer gelegt und Praktika in diesem Bereich gemacht, sodass ich ins Steuerrecht schnell reinfinden würde.

Mich würden eure Studienerfahrungen in Freiburg und Passau sehr interessieren!
Wofür würdet ihr euch entscheiden und warum?
Sektnase
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Re: Freiburg oder Passau

Beitrag von Sektnase »

Freiburg ist jedenfalls eine der teuersten Städte der Republik. Für gute Noten aber bekannt - das dürfte hauptsächlich (bis nur) aber an der Vorauswahl der Studierenden liegen. Heidelberg und Freiburg haben eine relativ hohen NC und auch die besten Noten im StEx (in BW).
In einem Umfeld, in dem mittelschwere Hurensöhnigkeit häufig zum Stellenprofil gehört, muss einen nicht wundern, wenn man Scheiße behandelt wird. -Blaumann
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Re: Freiburg oder Passau

Beitrag von OJ1988 »

Was den Grad an Inzucht und die selbstgewählte Abschottung gegenüber den “Locals“ angeht, dürften sich beide Städte nicht viel nehmen, auch sind beide im Süden und ähnlich “gut“ erreichbar. Passau hat wegen der vielen Flüsse m.E. das leicht bessere Flair. Ich würde mir beide Städte einmal anschauen und nach Bauchgefühl entscheiden. Juristisch machst du in keinem Fall was verkehrt.
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David
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Re: Freiburg oder Passau

Beitrag von David »

Abschottung gg Locals? Was meinst Du damit?
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Re: Freiburg oder Passau

Beitrag von OJ1988 »

https://www.spiegel.de/lebenundlernen/p ... 64386.html

"Ich bin in Passau geboren und aufgewachsen, ich mag die Stadt, obwohl bei der vergangenen Bundestagswahl fast die Hälfte der Passauer ihre Stimme der CSU gegeben hat. Im Sprech der Studenten bin ich ein "Local". Mit "Locals" haben sie wenig zu tun, sie begegnen ihnen im Supermarkt, wenn sie Aperol Sprizz kaufen, oder beim jährlichen "Maibaumkraxeln"."
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Re: Freiburg oder Passau

Beitrag von Sektnase »

Dass man sich in seinem Milieu bewegt, ist doch bei allen Studenten so.
In einem Umfeld, in dem mittelschwere Hurensöhnigkeit häufig zum Stellenprofil gehört, muss einen nicht wundern, wenn man Scheiße behandelt wird. -Blaumann
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Re: Freiburg oder Passau

Beitrag von Seeker »

War nicht wirklich gefragt, aber Freiburg ist deutlich größer als Passau. Dort kann man es eine Weile ganz gut aushalten und genießt - ohne Corona - viele Vorzüge größerer Städte.
Scotto
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Re: Freiburg oder Passau

Beitrag von Scotto »

Ich kann nur zu Passau berichten.

Wenn man Campus- und Uniflair schätzt (alles sehr nah beieinander, man lernt gut Leute kennen, man läuft sich ständig über den Weg, Stadt und Campus sind wunderschön), dann ist es perfekt. Wenn man Wert auf Großstadt-Feeling legt, dann ist man an der falschen Adresse. Gerade viele Münchner fahren jedes Wochenende heim.

Passau hat immer den besten Examensschnitt in Bayern, obwohl es keinen NC für Jura gibt (so war es bis vor ein paar Jahren jedenfalls). Das wird mit dem wirklich sehr guten Uni-Rep begründet. Jeder der drei Bereiche wird von einem didaktisch hervorragenden Professor betreut. Bis auf manche Nebengebiete im Zivilrecht ist also alles jeweils aus einem Guss. Den Wert von einem guten und kostenlosen Uni-Rep kann man gar nicht hoch genug einschätzen, das ist definitiv wichtiger als die genauen Modalitäten im Grund- und Hauptstudium.

Zum Wohnungsmarkt kann ich aktuell nichts sagen. In allen attraktiven Gegenden in Bayern sind die Preise in den letzten Jahren ja stark gestiegen und die Uni Passau ist auch stark gewachsen. Preislich bestimmt trotzdem immer noch weit von München entfernt. Die Chancen auf eine bezahlbare Wohnung in Fahrrad- oder sogar Fußnähe zur Uni würde ich als gut einschätzen.

Ich war mit meiner Wahl jedenfalls immer zufrieden, hatte eine super Zeit dort und würde jederzeit wieder so entscheiden.
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Re: Freiburg oder Passau

Beitrag von Brainiac »

Bleib in Münster. Sehr gut ausgestattete Bib, gutes Unirep. Prädikatsquote ca. 40 %.
"In a real sense, we are what we quote." - Geoffrey O'Brien
Chrissi16
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Re: Freiburg oder Passau

Beitrag von Chrissi16 »

Danke schon mal für eine Antworten und Einblicke!
Ich bin gebürtige Münsteranerin und will mal raus:D ich find Kleine Städte zum Studieren definitiv besser als Berlin, Hamburg, München und Co. Von daher macht mir Passau an sich nichts aus, aber kann es über die gesamt Studienzeit da nicht vielleicht etwas öde werden? Oder wie ist die Studentenschaft da so? Miete wäre bis 500€ auch noch grad so okay, nur exorbitant hoch sollte sie nicht sein. Fachlich macht mir irgendwie wohl doch das Staatsexamen in Bayern etwas Sorgen. Gibt es da nicht sogar 11 Klausuren? NC wäre kein Problem, Abi war gut genug um freie Auswahl zu haben.
Ist es denn bei beiden Unis machbar irgendwie in Regelstudienzeit abzuschließen?
Scotto
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Re: Freiburg oder Passau

Beitrag von Scotto »

Wenn du kleine Studentenstädte magst und alles, was man damit verbindet, dann wird es da nicht öde. Da gibt es schon viele Hochschulgruppen, Partys etc., und durch die Kompaktheit auch alles gut auffindbar. Fairerweise muss man sagen, dass es in den Semesterferien schon sehr ruhig wird. In den ersten Semestern fahren die meisten da heim, aber vorm Examen freut man sich über mehr Platz in den Bibs und weniger Ablenkung.

Ich formuliere es jetzt mal etwas überspitzt: Klar sind wir in Bayern natürlich davon überzeugt, die Krone der Schöpfung und insbesondere des Staatsexamens zu sein. Wenn man etwas auf dem Kasten hat und sein Abitur nicht nur dank der Gnade norddeutscher Bildungspolitik geschafft hat, dann ist auch das bayerische Staatsexamen nicht übermäßig besorgniserregend. Über die Vergleichbarkeit, das Ansehen und die Gewichtung mündlich/schriftlich wurde schon woanders viel gesagt. Wenn du später in die Berliner Justiz willst, dann ist es vielleicht ein Nachteil, in einem bayerischen Examen 0,5 Punkte weniger gehabt zu haben als du dort geschafft hättest, ansonsten schadet es bestimmt nicht.

11 Klausuren sind es im 2. Examen, im ersten sind es ganz normal 6. Zum Referendariat kann man auch das Bundesland wechseln, das würde ich jetzt noch nicht bedenken.

Ich fand es in Passau gut machbar, nach 9 Semestern Examen zu schreiben; wenn man effizient in das Unirep einsteigt auch nach 8, aber das ist eher die Ausnahme.
heiterkeit
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Re: Freiburg oder Passau

Beitrag von heiterkeit »

Ich find's immer so lustig (erbärmlich) wie toll sich die Bayern fühlen.

Mit ihren 20 erlaubten Anmerkungen pro Doppelseite im Schönfelder etc. Was eine KRASSE, in meinen Augen einfach unverschämte Vereinfachung ist.
Theopa
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Re: Freiburg oder Passau

Beitrag von Theopa »

heiterkeit hat geschrieben: Donnerstag 11. März 2021, 00:37 Ich find's immer so lustig (erbärmlich) wie toll sich die Bayern fühlen.

Mit ihren 20 erlaubten Anmerkungen pro Doppelseite im Schönfelder etc. Was eine KRASSE, in meinen Augen einfach unverschämte Vereinfachung ist.
Dann wechsel doch nach Bayern, wenn es deiner Ansicht nach so viel einfacher ist: Keine Wartezeit fürs Ref ist ein weiteres Argument. Komischerweise laufen hier aber deutlich mehr nach dem ersten Examen weg als dazu kommen ;)
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schuper
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Re: Freiburg oder Passau

Beitrag von schuper »

heiterkeit hat geschrieben: Donnerstag 11. März 2021, 00:37 Ich find's immer so lustig (erbärmlich) wie toll sich die Bayern fühlen.

Mit ihren 20 erlaubten Anmerkungen pro Doppelseite im Schönfelder etc. Was eine KRASSE, in meinen Augen einfach unverschämte Vereinfachung ist.
Da liegst du vollkommen richtig. Das Examen schreibt sich quasi von alleine, aber wir posaunen das nicht so raus :-w

Und was die "Vereinfachung" bringt, wenn man immernoch anhand des "Stapels" korrigiert wird, versteh ich nicht. Da hat jeder die Anmerkungen drin. Dass die Noten in Bayern deshalb überproportional gut seien, hab ich auch noch nicht gehört.
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Strich
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Re: Freiburg oder Passau

Beitrag von Strich »

Chrissi16 hat geschrieben: Donnerstag 21. Januar 2021, 21:51 Danke schon mal für eine Antworten und Einblicke!
Ich bin gebürtige Münsteranerin und will mal raus:D ich find Kleine Städte zum Studieren definitiv besser als Berlin, Hamburg, München und Co. Von daher macht mir Passau an sich nichts aus, aber kann es über die gesamt Studienzeit da nicht vielleicht etwas öde werden? Oder wie ist die Studentenschaft da so? Miete wäre bis 500€ auch noch grad so okay, nur exorbitant hoch sollte sie nicht sein. Fachlich macht mir irgendwie wohl doch das Staatsexamen in Bayern etwas Sorgen. Gibt es da nicht sogar 11 Klausuren? NC wäre kein Problem, Abi war gut genug um freie Auswahl zu haben.
Ist es denn bei beiden Unis machbar irgendwie in Regelstudienzeit abzuschließen?
Wenns nicht unbedingt die zwei Städte sein müssen:
Ich weiß Osten und so, aber Halle hat eine der besten Jura Fakultäten, eine 24/7 Bibo und einen der schönsten Campi den ich kenne (ich war auch schon in Passau, auch schön). Das Kulturangebot was Theater und Oper angeht ist qualitativ um Längen besser als Leipzig ^^.

Kommen wir aber mal zu den Hardfacts:

Nicht mehr als 500 € Miete? Warm nehme ich an. Dann heiße ich dich in einer 42,5 qm Wohnung mit Balkon 500m von der Uni und damit vom Stadtzentrum entfernt willkommen (Warmmiete 475 €). Park, Theater, Oper gleich neben an. Kneipenstraße? Du fällst quasi aus der Tür. Nachts bis 3 feiern* 5 Studen Schlaf und ab in den Hörsaal zum Vorlesungsbegin c.t.? Easy. Kleine AGs, im Schnitt junge engagierte Professoren. BTW: Berliner Hauptbahnhof eine Stunde Fahrzeit mit dem Zug. München und Hamburg irgendwas um die 3,5h mit dem Zug. Leipzig 28 Minuten, genau wie Erfurt.
Da bist du teilweise in den jeweiligen Städten mit den Öffis länger unterwegs.

Staatsexamen ist hier so durchschnittlich schwer. Weniger schwer als Bayern und Sachsen würde ich meinen, was der guten Ausbildung nicht gerecht wird. Die Stadt ist für ihre 233 T Einwohner relativ kompakt, aber natürlich größer als Passau und architektonisch nicht so schick wie Freiburg. Man muss halt wissen, ob man eher so aufs Äußere schaut oder eher innere Werte schätzt :-P

*Coronaconditions apply
Stehe zu deinen Überzeugungen soweit und solange Logik oder Erfahrung dich nicht widerlegen. Denk daran: Wenn der Kaiser nackt aussieht ist der Kaiser auch nackt ... .
- Daria -

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Seit 31.05.2022 Lord Strich
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