Studienwahl zwischen LMU und Goethe-Universität

Allgemeine Fragen zum Jurastudium (Anforderungen, Ablauf etc.)

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SiuBao
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Studienwahl zwischen LMU und Goethe-Universität

Beitrag von SiuBao »

Hallo!

Ich würde gerne ab dem kommenden Wintersemester 21/22 Jura studieren und es kämen die Ludwig-Maximilians-Universität in München und die Goethe-Universität in Frankfurt infrage.

Meine Frage lautet, welche Universität für Jura (und für mich) "besser" wäre, da ich momentan hin- und herschwanke und ich mir bei keiner zu 100% sicher bin.
Ich hätte persönlich folgende Punkte für die LMU als auch die Goethe notiert:

LMU:

-> Schöner Campus mit traditionsreichem Hauptgebäude
-> Mehr Schwerpunktbereiche werden angeboten (Steuerrecht, Medizinrecht etc.)
-> Partneruniversitäten für Auslandsaufenthalte interessanter (Oxford, Leuven, UCL, Edinburgh, Madrid, Rom)
-> Laut Gerüchten (oder doch Fakten?) schwierige Klausuren, Staatsexamen und als Folge weniger Chancen auf Prädikatsexamen
-> Seit Jahren die Nr. 1 für Jura in diversen Rankings (WiWo-Ranking und internationale Rankings) und als Gesamtuni eine bessere Reputation
-> Hervorragender Standort mit vielen Kanzleien in der Nähe, was sich auch bei den Mitarbeitern in den internationalen Kanzleien wiederspiegelt

Goethe:

-> Toller neuer Campus im Westend mit schöner Bibliothek und tollem Hörsaalzentrum
-> Weniger Schwerpunkte, jedoch mit Unternehmen und Finanzen (Law and Finance) einen für mich hochinteressanten Bereich abgedeckt
-> Partneruniversitäten etwas weniger faszinierend (Science Po, Sorbonne, Mailand)
-> Laut diversen Ranking in der Spitzengruppe für Jura (v. a. internationale Rankings), jedoch hauptsächlich für ihre Fakultäten der SoWi/GeWi
bekannt (Jura, WiWi etc.)
-> In diesem Forum jedoch wird die Goethe ziemlich negativ gesehen s. Jura in Frankfurt am Main??? und bspw. als schlecht
gerankt und immer auf dem letzten Platz liegend gesehen. Der Beitrag ist zwar schon länger her, trotzdem beunruhigend.
-> Wie die LMU einen sehr guten Standort mit renommierten Kanzleien, wo auch etliche Juristen aus Frankfurt anfangen

Grundstudium ist meiner Ansicht nach relativ ähnlich wie an jeder anderen Universität für Jura, jedoch wollte ich wissen, was eine Abschichtung eines Examens ist.
Da ich aus der Nähe von München komme und in der Nähe von FFM bei einem Teil meiner Familie unterkommen könnte, ist die Frage nach einer Wohnung weniger wichtig und ich würde mich zudem aufgrund meiner Kindheit auch recht schnell in beiden Städten einleben.
Mir ist bewusst, dass die Rankings bei Jura eher unwichtig sind und es hauptsächlich auf die Noten ankommt wie in keinem anderen Studiengang, aber ich wollte dennoch fragen, warum die Goethe so kontrovers ist?
Manche sagen, dass sie eine der besten Universitäten des Landes ist, wohingegen andere behaupten, dass die Universität schlecht sei..

Welche Punkte mir noch wichtig wären, wäre die Qualität der angebotenen Repertorien bzw. die allgemeine Vorbereitung auf beiden Examen, die Vorbereitung auf eine mögliche Karriere im Staatswesen o. in einer Wirtschaftskanzlei und ob die Unterschiede zwischen beiden Universitäten insgesamt groß wären oder nicht.

Vielen lieben Dank im Voraus und es tut mir jetzt schon leid, wenn ich den ganzen Text durchlesen müsst, wollt.. wie auch immer.
Miyake
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Re: Studienwahl zwischen LMU und Goethe-Universität

Beitrag von Miyake »

Ich kann nur für Frankfurt sprechen. Der Campus ist wirklicher super, die Gebäude sind modern und der angrenzende Grüneburgpark ist klasse, um zwischendurch ne Pause einzulegen. Die Bibliothek ist ausreichend gut ausgestattet (v.a. viele Online-Lizenzen) und die Öffnungszeiten sind ebenfalls gut (auch wenn es an anderen Unis wohl Bibs gibt, die 24 Stunden geöffnet sind).
Schwerpunkte gibt es in der Tat in Ffm nur sechs, diese sind dafür aber recht allgemein gehalten, so kann man z.B. im Schwerpunktbereich "Arbeit, Soziales, Lebenslagen" auch Medizinrecht belegen und Steuerrecht ist bei Law and Finance integriert. Ansonsten hat die Goethe-Uni eine etwas spezielle Prüfungsordnung, die auch intern durchaus nicht unumstritten ist. Das aber nur in wenigen Feinheiten, die die Studierenden nur selten tangieren. Davon würde ich meine Entscheidung nicht abhängig machen, zumal es solche "Problemchen" wohl an jeder Uni gibt.
Beachten solltest du aber den Fokus auf die Grundlagen der Rechtswissenschaft: Rechtsgeschichte und -phliosophie. Dies spiegelt sich auch in der Zwischenprüfung wider. Du musst eine Hausarbeit und eine Klausur in einem dieser Fächer schreiben. Das kann man gut oder schlecht finden, aber man sollte es wissen. Um hier mal einen positiven Aspekt herauszustellen: Man kann gerade in der Rechtsgeschichte sein Interesse wohl besser als an jeder anderen deutschen Uni ausleben, das zeigt sich allein schon an der Anzahl der rechtshistorischen Lehrstühle.
Auf irgendwelche Rankings - genauer auf die Positionen der Unis in selbigen - würde ich nicht achten. Jurist wirst du überall und ein gutes Examen kannst du auch an jeder Uni ablegen. Dass in den großen Kanzleien in München viele Absolventen der LMU arbeiten, hat weniger mit der Exzellenz der LMU zu tun. Grund dürfte vielmehr eine gewisse "Heimatverbundenheit" sein, das ist in Frankfurt nicht anders.
Mir ist keine deutschen (staatliche) Uni bekannt, die einen besser oder schlechter auf eine Karriere in Wirtschaft, Staatsdienst etc. vorbereitet als andere. Du wirst überall zum Volljurist ausgebildet. Frankfurt bereitet die Studierenden aber jedenfalls nicht schlecht auf das Examen vor, das Unirep (gibt es inzwischen aber fast überall) ist gut ausgearbeitet und in der Durchführung überzeugend. Wie das in München ist, weiß ich nicht. Kannst du aber sicher googlen.
Den zitierten Thread habe ich nur überflogen, aber beunruhigendes habe ich nicht entdeckt. Was genau meinst du denn? Mit Frankfurt machst du sicherlich nichts falsch.

Aber das wichtigste, weitaus wichtiger als alle anderen Überlegungen zu Karriere, Partnerunis etc. ist die Frage: Wo willst du leben? Und zwar alles in allem mindestens mal fünf Jahre. Schau dir beide Städte an. Da kann dir auch keiner helfen, du musst dir einen eigenen Eindruck machen. Persönlich kann ich sagen: Frankfurt war bei mir eher Liebe auf den zweiten Blick. Es ist eben, übrigens ebensowenig wie München, keine typische Studentenstadt. Mein Rat insgesamt: Mach dir bei der Wahl nicht primär Gedanken über Karrieremöglichkeiten, das wird sich eh noch (mehrmals) ändern. Überlege dir, wo du dir eine temporäre Zukunft vorstellen kannst.
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Re: Studienwahl zwischen LMU und Goethe-Universität

Beitrag von OJ1988 »

Auf Partnerunis würde ich nun gar nicht achten, da es als Jurist deutlich sinnvoller ist, nach dem 1. Examen (und damit nach der Unizeit) ein Jahr ins Ausland zu gehen, um dort einen LL.M. zu machen.
SiuBao
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Re: Studienwahl zwischen LMU und Goethe-Universität

Beitrag von SiuBao »

Erstmal vielen Dank für die Antworten!
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Strich
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Re: Studienwahl zwischen LMU und Goethe-Universität

Beitrag von Strich »

Wow da war n aber nicht besonders groß ^^
Stehe zu deinen Überzeugungen soweit und solange Logik oder Erfahrung dich nicht widerlegen. Denk daran: Wenn der Kaiser nackt aussieht ist der Kaiser auch nackt ... .
- Daria -

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Re: Studienwahl zwischen LMU und Goethe-Universität

Beitrag von SiuBao »

@Strich
Danke für die hilfreiche Antwort.
Es hat leider nur noch für Heidelberg, Tübingen, Göttingen, Freiburg, Bonn und Mannheim gereicht..:/
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Strich
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Re: Studienwahl zwischen LMU und Goethe-Universität

Beitrag von Strich »

Wie schauts mit Halle-Wittenberg aus?
Stehe zu deinen Überzeugungen soweit und solange Logik oder Erfahrung dich nicht widerlegen. Denk daran: Wenn der Kaiser nackt aussieht ist der Kaiser auch nackt ... .
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Re: Studienwahl zwischen LMU und Goethe-Universität

Beitrag von SiuBao »

@Strich
Da hast du mich erwischt.
Es tut mir leid, aber das war nicht drin. :(
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scndbesthand
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Re: Studienwahl zwischen LMU und Goethe-Universität

Beitrag von scndbesthand »

In Halle ist die mündliche Prüfung ohnehin sehr schwer. Wenn man kein Proseminar zu Christian Thomasius belegt hat, sollte man spätestens zum Examen wechseln.
„Willkommen beim kassenärztlichen Servicecenter. Hinweise zum Datenschutz finden Sie unter ElfSechsElfSieben Punkt DeEh Släsch Datenschutz. Wenn Sie in einer lebensbedrohlichen Situation sind, legen Sie bitte jetzt auf und wählen EinsEinsZwei.“
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Re: Studienwahl zwischen LMU und Goethe-Universität

Beitrag von Sektnase »

scndbesthand hat geschrieben: Montag 23. August 2021, 20:05 In Halle ist die mündliche Prüfung ohnehin sehr schwer. Wenn man kein Proseminar zu Christian Thomasius belegt hat, sollte man spätestens zum Examen wechseln.
:-w
In einem Umfeld, in dem mittelschwere Hurensöhnigkeit häufig zum Stellenprofil gehört, muss einen nicht wundern, wenn man Scheiße behandelt wird. -Blaumann
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Re: Studienwahl zwischen LMU und Goethe-Universität

Beitrag von Herr Schraeg »

@ TE:

Zunächst meinen Respekt, dass Du (anders als beispielsweise ich seinerzeit) nicht mehr oder weniger zufällig in Deinen Studienort stolperst, sondern die Frage strukturiert und überlegt angehst. Ich habe nur Zweifel, ob das die richtigen Kriterien sind:

- Partneruniversitäten: irrelevant, siehe OJ.
- Rankings: irrelevant, siehe Miyake und Deinen eigenen post.
- Schwerpunkte: jedenfalls zur Zeit von sehr untergeordneter Bedeutung, weil Du noch nicht weisst und wissen kannst, was Dich in zwei Jahren interessiert und was Dir liegt.
- Die Grundsatzfrage "Grosse Uni ./. kleine Uni mit guter Betreuung ./. kleine Traditionsuni" stellt sich bei Dir mit der Wahl zwischen München und Frankfurt auch nicht. Die gelegentlich sehr negative Beurteilung von Frankfurt ist m.E. auf den Charakter als grosse Uni zurückzuführen; wenn Du tiefer gräbst, findest Du sicher entsprechende negative Beurteilungen von München.
- Frankfurt und München sind beides teure Städte, aber München noch einen Tacken teurer. Auch wenn Du derzeit bei Deiner Familie in München bzw. Umgebung unterkommen kannst, mag das in zwei Jahren anders aussehen. Vielleicht willst Du dann raus - das ist sicher in München nochmals etwas schwieriger als in Frankfurt.

Im Ergebnis deshalb wie Miyake: Es kommt darauf an, in welcher Stadt und an welchem Campus Du Dich wohler fühlst. Maschier jeweils einen oder mehrere Tage durch beide Städte und beide Universitäten und entscheide aus dem Bauch heraus.
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