Der Alte und sein Studium

Allgemeine Fragen zum Jurastudium (Anforderungen, Ablauf etc.)

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Ektorp
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Der Alte und sein Studium

Beitrag von Ektorp »

Ich, ein Familienvater Mitte 30, wollte jetzt, wo die Kinder aus den Gröbsten sind, tatsächlich Jura studieren.

Nun bekomme ich, u.a. von Berufsberatungen, Unterschiedliches zu hören: Mal sei ich für den überlaufenden Markt viel zu alt und könne mir doch gleich eine Wartenummer beim Jobcenter meines Vertrauens besorgen.

Ein anderes Mal heißt es, „so“ schlecht sei es trotz Alters nicht. Zumindest dann nicht, wenn man ein Prädikat sein Eigen nennt.

Vielleicht könntet ihr mir eure Meinung dazu sagen, wie es für jemanden aussieht, der (mal angenommen) Prädikat schreiben sollte, dann aber um die 40 Jahre alt sein wird.

Würde man z.B. in Großkanzleien müde ausgelacht werden?

Dass ihr in keine Glaskugel schauen könnt und dass v.a. ein Prädikat kein Selbstläufer sein wird, ist mir dabei klar.

Mir geht es nur um eure persönlichen Meinungen/Erfahrungen.
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Strich
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Re: Der Alte und sein Studium

Beitrag von Strich »

Ich halte das für einigermaßen unproblematisch. Justizeinsteiger gibts auch mit Anfang 40, wobei die vorher Anwälte waren. In der Anwaltschaft selbst sollte das Alter auch kaum Probleme bereiten. Über Großkanzleien kann ich nix sagen.
Stehe zu deinen Überzeugungen soweit und solange Logik oder Erfahrung dich nicht widerlegen. Denk daran: Wenn der Kaiser nackt aussieht ist der Kaiser auch nackt ... .
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Herr Schraeg
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Re: Der Alte und sein Studium

Beitrag von Herr Schraeg »

"Noten vor Alter" ist nur eine Faustregel. Bei einem Berufseinstieg mit 40+ kannst Du in GKs Probleme bekommen. Denn egal wie flach die Hierarchien im Einzelfall auch sein mögen, es gibt Hierarchien.Und da passt Du vielleicht noch mit Mitte 30, aber nicht mehr mit über 40 rein. Je grösser die Einheit, desto unflexibler reagiert sie auf alles ausserhalb der üblichen Norm. Bei den mir bekannten GKs, leider einschl. "meiner", wäre ein Berufseinsteig mit 40+ ein Problem, wenn Du nicht mit überragenden Noten auftauchst.
gola20
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Re: Der Alte und sein Studium

Beitrag von gola20 »

Berufseinstieg mit Mitte 40 wird schwer. Für den Staat wird es eng mit den Altersgrenzen und als Anwalt wird es auch schwer. Dann brauchst du 3-5 Jahre für die Spezialisierung und den Fachanwalt. Bis du dann einen eigenen Mandantenstamm hast dauert es noch einmal eine Weile mehr.

Wieso willst du überhaupt Jura studieren?
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Re: Der Alte und sein Studium

Beitrag von Sektnase »

Finanziell musst du das halt mal durchrechnen. 7 Jahre Ausbildung kannst du auf jeden Fall rechnen. Dann fängst du z.B. erst Mitte 40 an, in die Rentenkasse (Versorgungswerk) einzuzahlen, bist evtl. grade im Berufeinstieg in einer Phase, wo "normal" Hauskauf anstünde etc.

Würde ich mir gut überlegen. Zwar kann Alter (oder Reife) durchaus bzgl. der Noten ein Vorteil sein, vom (Doppel-)Prädikat würde ich jetzt aber mal nicht ausgehen.. wahrscheinlicher ist, dass man irgendwo im Mittelfeld landet.

Die wichtigste Frage ist eigentlich, was deine Alternativen sind. Bist du schon im Beruf oder ist die Alternative gar nichts machen? Oder bist du Privatier und willst sowieso nur zum Spaß studieren? ;)
In einem Umfeld, in dem mittelschwere Hurensöhnigkeit häufig zum Stellenprofil gehört, muss einen nicht wundern, wenn man Scheiße behandelt wird. -Blaumann
Theopa
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Re: Der Alte und sein Studium

Beitrag von Theopa »

Sektnase hat geschrieben: Donnerstag 11. November 2021, 17:00 Die wichtigste Frage ist eigentlich, was deine Alternativen sind. Bist du schon im Beruf oder ist die Alternative gar nichts machen? Oder bist du Privatier und willst sowieso nur zum Spaß studieren? ;)
Ein wichtiger Punkt.

Eine Frage ist in diesem Zusammenhang auch, ob du dir die nächsten 7-8 Jahre ohne relevantes eigenes Einkommen und in einer Welt vorstellen kannst, die aus zwei Gruppen Menschen besteht: Deutlich überspitzt gesagt sind deine Kommilitonen im Schnitt ca. 15 Jahre jünger, pleite und ab Donnerstag besoffen, während deine bisherigen Freunde/Kollegen/Bekannten ihre Beförderungen feiern, Gehaltssprünge machen und "ich muss lernen" nicht mehr wirklich verstehen. Manche kommen mit so etwas problemlos klar, andere kann das durchaus belasten.

Den Berufseinstieg selbst würde ich wie die Vorposter als nicht wirklich problematisch ansehen, sofern du nicht in die jugendliche-hippe und/oder turbo-leistungsorientierte Ecke möchtest.
StudiVader315226
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Re: Der Alte und sein Studium

Beitrag von StudiVader315226 »

Ein interessanter Faden! Was ist aus der Idee, Jura zu studieren, noch geworden?
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