Zu lange studiert - nun Probleme daheim...

Allgemeine Fragen zum Jurastudium (Anforderungen, Ablauf etc.)

Moderator: Verwaltung

Antworten
BaGü
Newbie
Newbie
Beiträge: 1
Registriert: Freitag 4. Februar 2022, 00:25

Zu lange studiert - nun Probleme daheim...

Beitrag von BaGü »

Hallo an alle, ich wende mich verzweifelt an das Forum und bitte um einen Ratschlag.

Ich war im Studium immer recht gut und hatte einen zweistelligen Durchschnitt in der Zwischenprüfung. Dann bereitete ich mich dann auf das Examen vor und besuchte das Repetitorium. Das Prinzip Frontalunterricht brachte mir jedoch nicht so viel, und ich entschied mich, es alleine durchzuziehen. Ich lernte relativ fleißig in der Bibliothek und schritt voran. Dazwischen kam dann aber die Pandemie. Ich verfiel aufgrund des plötzlichen Lebenwandels in eine Depression und konnte plötzlich gar nicht mehr lernen. Einige Monate vor der Zielgerade gab ich also auf. Ich versuchte immer wieder aufs Neue, zu lernen, doch nach einigen Tagen setzte sich wieder das alte Muster der Denkblockade fort. Das zog sich so vom Anfang der Pandemie hin bis vor Kurzem.

Ich habe, um den Einstieg wiederzufinden, nun im Winter den Schwerpunkt gemacht, in dem ich bald die Prüfungen ablegen werde. So habe ich langsam wieder Spaß an Jura gefunden und ein bisschen Selbstvertrauen wiedergewonnen. Ich fühle mich nun ernsthaft bereit, richtig das Examen anzugreifen.

Das Problem ist jedoch folgendes: Meine Eltern wollen, dass ich, da ich nun 25 werde, schon in 6 bis 8 Monaten das Examen ablege. Sie sind sehr enttäuscht darin, dass ich nach 7 Jahren Studium das Examen nicht beenden konnte. Ich gab mir Mühe, diese von ihnen gesetzte Frist zu erreichen. Doch nun habe gemerkt, dass ich bei dem Tempo und dem Druck einfach nur krank werden würde, und stattdessen lieber 12 Monate lernen würde. Allerdings würde meine Mutter, der ich zuvor schon so ähnliche Versprechen gegeben habe, sie aber nicht einlösen konnte, mir verständlicherweise nicht glauben...

Ich lebe bei meinen Eltern und möchte sie nicht enttäuschen, doch ich habe meine Zweifel, ob ich das in 6 bis 8 Monaten wieder alles packe. Mir wären die 12 Monate viel lieber, doch wie soll ich sie überzeugen? Ich selbst will doch auch nur, dass diese Qual endet und ich mit meinem Leben weitermachen kann. Ich versuchte ihnen einzureden, dass das Ergebnis zählt, und nicht mein Alter oder meine Studiendauer - doch davon wollen sie nichts hören.

Denkt ihr, eine Vorbereitung in 6 oder 8 Monaten (nach der vorangegangen fast zweijährigen Pause) wäre überhaupt möglich, um mindestens ein Befriedigend zu erzielen? Oder sollte ich lieber die 12 Monate anvisieren, obwohl ich dabei riskiere, dass mich meine Eltern aus dem Haus schmeißen und ich den Kontakt zu ihnen verliere?

Der Druck meiner Eltern wiegt wirklich schwer auf mein Gewissen. Ich liebe sie über alles und schäme mich, sie bislang so enttäuscht zu haben. Ich habe meiner Ansicht nach das Potential, ein Prädikat zu erreichen (wobei natürlich wie bei jedem viel Glück involviert sein muss), doch meine Psyche verhinderte mich bislang daran. Inzwischen fühle ich mich aber anders, doch ich weiß nicht mal, ob meine Eltern mir das noch glauben würden.

Ich wäre für ein paar Ratschläge dankbar.
Theopa
Super Power User
Super Power User
Beiträge: 1328
Registriert: Mittwoch 9. Juli 2014, 18:09
Ausbildungslevel: RA

Re: Zu lange studiert - nun Probleme daheim...

Beitrag von Theopa »

Unnötiger Druck schadet nur. Natürlich macht es keinen Sinn, die Angelegenheit unnötig zu strecken. Gerade wenn man zu Denkblockaden neigt braucht man aber einfach einen gewissen Zeitrahmen, in dem man zwar konsequent arbeitet aber sich auch mal ein paar jurafreie Tage gönnen kann und wenigstens einen Tag pro Woche konsequent immer 100% lernfrei verbringt.

Du musst deinen Eltern deutlich klarmachen, dass die Studiendauer bei Jura praktisch irrelevant, die Note aber sehr bedeutend ist. Das ist für Laien teilweise schwer nachvollziehbar. Wenn du Ihnen aber einmal darstellst, dass du ab einer gewissen Notenstufe mit 120-160.000 € einsteigen kannst und zwei Punkte weniger das ganze schon mehr als halbieren können, dürften auch diese Verständnis haben. Ohnehin wundert es mich etwas, dass deine Eltern die Depression (ich gehe davon aus, dass du eine Diagnose dazu hast) nicht als Erkrankung anerkennen.
Benutzeravatar
scndbesthand
Mega Power User
Mega Power User
Beiträge: 1994
Registriert: Freitag 18. Januar 2008, 17:08
Ausbildungslevel: Anderes

Re: Zu lange studiert - nun Probleme daheim...

Beitrag von scndbesthand »

Ich habe bei der Idee, Du müsstest Deine Eltern von Deiner Examensplanung überzeugen, ehrlich gesagt kurz die Stirn gerunzelt. Das Examen ist Deine Sache allein. Es wäre natürlich schön, wenn Deine Eltern Dich liebevoll in all Deinen Vorhaben unterstützen. Noch mehr Druck bei der Ausgangslage ist natürlich nicht, was Du jetzt brauchst. Was spricht dagegen, das so klar zu kommunizieren? Man wird Dir sicherlich auch außerhalb des Forums bestätigen, dass die Dauer des Studiums relativ egal ist, wenn das Ergebnis am Ende stimmt.
„Willkommen beim kassenärztlichen Servicecenter. Hinweise zum Datenschutz finden Sie unter ElfSechsElfSieben Punkt DeEh Släsch Datenschutz. Wenn Sie in einer lebensbedrohlichen Situation sind, legen Sie bitte jetzt auf und wählen EinsEinsZwei.“
Chrissi16
Newbie
Newbie
Beiträge: 6
Registriert: Dienstag 22. September 2020, 19:03
Ausbildungslevel: Student (Sonstiges)

Re: Zu lange studiert - nun Probleme daheim...

Beitrag von Chrissi16 »

Ratschlag Nr.1: Zieh aus! Und zwar so schnell es geht. Es geht um dein Leben und dein Studium. Deine Eltern verursachen Stress, den du obendrein zur Vorbereitung auf das Staatsexamen nicht gebrauchen kannst. Und es ist auch gut seine eigenen Wände zu haben, in denen du von deinen Eltern abschotten kannst.
Nr.2: Denk jetzt nicht daran, dass du die Vorbereitung abgebrochen hast und Versuch es wieder. Du managest das gut. Es ist normal mal durchzuhängen und es ist auch in Ordnung, wenn das von längerer Dauer ist. Du hast offenbar ein Händchen für Jura und von deinen Fähigkeiten absolut in der Lage das Staatsexamen zu packen. Nimm dir die Zeit, die DU brauchst und lass Druck von außen nicht an dich ran. Mach dir einen Plan, finde heraus was dich motiviert und dann pack es an. Du schaffst das! Alles Gute!
Antworten