Examensvorbereitung in 12 Monaten

Allgemeine Fragen zum Jurastudium (Anforderungen, Ablauf etc.)

Moderator: Verwaltung

Antworten
Jura_Freiburg
Noch selten hier
Noch selten hier
Beiträge: 37
Registriert: Samstag 30. Januar 2021, 18:22

Examensvorbereitung in 12 Monaten

Beitrag von Jura_Freiburg »

Hallo zusammen,
ich fange demnächst meine Examensvorbereitung an. Weil ich es durchaus für sinnvoll halte, sich von vornherein zu überlegen, ob man 12 oder 18 Monate machen will, habe ich mir selbstverständlich auch Gedanken dazu gemacht. Nach aktueller Überlegung würde ich das ganze gerne in 12 Monaten durchziehen. Begleitend werde ich in ein Rep gehen. Jetzt ist mir jedoch folgender Gedanke gekommen, bei dem ich über Erfahrungen anderer sehr dankbar wäre: Wenn ich den 12-Monats-Kurs eines Reps belege, bedeutet das ja im Umkehrschluss, dass ich erst nach 12 Monaten alle Rechtsgebiete erarbeitet habe. Wenn ich jetzt aber parallel den Klausurenkurs der Uni mitschreiben will, habe ich doch das Problem, dass ich nie alle Rechtsgebiete beherrsche. Und wenn ich dann mal alle beherrsche (nach 12 Monaten), startet schon das Examen. Wie habt ihr das so gehandhabt? Man würde ja dann innerhalb der Vorbereitung kaum einmal den kompletten Ernstfall üben, bei dem man "alles kann".
Über Erfahrungen / Eindrücke würde ich mich sehr freuen!
Theopa
Super Power User
Super Power User
Beiträge: 1328
Registriert: Mittwoch 9. Juli 2014, 18:09
Ausbildungslevel: RA

Re: Examensvorbereitung in 12 Monaten

Beitrag von Theopa »

Genau aus diesen Gründen habe ich damals 18 Monate gewählt.

Grundsätzlich sind die Reps zwar so konzipiert, dass man die Klausuren sinnvoll mitschreiben kann und auch die Examinatorien bieten oft Klausuren, die nach dem Wissensstand gestaffelt sind. Dennoch ist es mE suboptimal keine reine Wiederholungs- und Klausurphase nach dem Rep zu haben, da man damit entweder gewisse, falsche Wissensschwerpunkte aufbaut - was in den letzten zwei Monaten kam sitzt noch gut, das ist aber oft eher das weniger relevante Zeug - oder durch das Wiederholen neben dem laufenden Kurs Gefahr läuft an das eigene Aufnahmelimit zu stoßen.

Gerade wegen Letzterem ist es eine sehr individuelle Sache. Manche können acht Stunden netto täglich durchziehen und sich das tatsächlich auch merken, viele schaffen aber deutlich weniger.

Als Faustregel würde ich sagen: Wenn das Rep für dich wirklich nur noch eine Wiederholung ist, du also dein Studium auf ordentlichem Niveau zeitlich relativ kompakt durchgezogen hast und keine ernsthaften Lücken aufholen musst ist es realistisch in 12 Monaten durchzukommen. Anderenfalls würde ich persönlich eher zur längeren Variante raten, da es mE wesentlich leichter ist vor dem Erstversuch etwas länger dranzubleiben als sich nach einem evtl. verfrühten Versuch noch einmal aufzuraffen und erneut durchzustarten.

Eine Ausnahme: Wenn du nur mit 12 Monaten den Freischuss schaffst ist das natürlich fast immer vorzugswürdig.
jona7317
Fleissige(r) Schreiber(in)
Fleissige(r) Schreiber(in)
Beiträge: 156
Registriert: Dienstag 9. August 2022, 12:03
Ausbildungslevel: Cand. iur.

Re: Examensvorbereitung in 12 Monaten

Beitrag von jona7317 »

Zu den Sachen, die Theopa schreibt:
Dass Klausuren während Uni- oder kommerziellen Reps nach Wissensstand der Kursteilnehmer gestaffelt sind entspricht nicht meiner eigenen Erfahrung. Kommt mit Sicherheit auf den Studienort an, für mich war es aber keine Seltenheit, dass während wir im Rep mit BGB AT beschäftigt waren auch mal eine Klausur mit Schwerpunkten StVG und Deliktsrecht drankam, gleiches gilt für die anderen Rechtsgebiete. Aber wie das an deinem Ort ist wirst du sicherlich rausfinden können, sprich doch mal die Fachschaft oder Fachstudienberatung an. Das solltest du unbedingt erfragen.
Freischuss sollte doch mit den ganzen Corona-Semestern sowieso gehen, aber wenn es knapp wird: Unterschätze nicht den psychischen Effekt eines knapp bestandenen oder durchgefallenen Examens! Wenn du ein Durchfallen oder eine (in deinen Augen) schlechte Note schwarz auf weiß hast, ist der nächste (Verbesserungs-)Versuch psychisch ein extremes "uphill battle". Wenn du bei der Anmeldedeadline weisst, dass du in 4-5 Monaten weiter sein wirst: Lass den Freischuss ziehen und mach einen vernünftigen Erstversuch.

Und hier mein eigener Senf:
Zum Arbeitspensum: Konzentrierte, um Pausenzeit bereinigte Arbeit wirst du wohl zwischen 4 und 6 Stunden am Tag leisten können. Wenn du jemand bist, der sowas nachmisst (und das würde ich empfehlen) wirst du nach 2-3 Monaten recht genau wissen wo du liegst. Das gleiche gilt für die 6-Tage-Woche mit Lernen unter der Woche und Klausur am Samstag. Schafft nicht jeder, ich z.B. nicht.
Ob du das kannst wirst du erst unterwegs merken, erst dann kannst du sinnvoll entscheiden, ob du mit 12 oder 18 Monaten besser bedient bist.
Je nach Bundesland kannst du ja auch etwas dazwischen machen, vielleicht 14-15 Monate für einen "Endspurt" mit 2-3 Klausuren pro Woche.

Wenn man bei euch nur 2x im Jahr schreiben kann: Ich kann 18 Monate nur empfehlen. Aus eigener Erfahrung: Viele Sachen, die ich zu Beginn des Reps einfach geschluckt habe, haben erst mit dem Wissen von Monaten später Sinn ergeben. Auch nach dem einfachen Rep-Durchlauf hätte ich das Examen wohl bestanden, aber doch einiges hat erst beim eigenständigen Wiederholungsdurchlauf Sinn ergeben. Meine Ergebnisse sind mit Sicherheit besser als sie es nach 12 gewesen wären.
6-Tage-Woche konnte ich auf Dauer nicht, von daher haben mir die Monate danach mit im Schnitt 2 Komma X Klausuren pro Woche + Wiederholung an den übrigen Tagen sehr geholfen. In meinem Umkreis gabs nur einen der die 6-Tage-Woche problemlos gekonnt hat, ist schwerer als man denkt.
Benutzeravatar
Strich
Mega Power User
Mega Power User
Beiträge: 2254
Registriert: Samstag 9. Januar 2016, 16:52
Ausbildungslevel: Anderes

Re: Examensvorbereitung in 12 Monaten

Beitrag von Strich »

Habe auch irgendwie 15 Monate zugebracht. Wenn man einmal mit dem Rep durch ist, will man ja irgendwie dieses Wissen noch mal sinnvoll mit Klausuren und Stoff wiederholen.
Stehe zu deinen Überzeugungen soweit und solange Logik oder Erfahrung dich nicht widerlegen. Denk daran: Wenn der Kaiser nackt aussieht ist der Kaiser auch nackt ... .
- Daria -

www.richtersicht.de

Seit 31.05.2022 Lord Strich
Jura_Freiburg
Noch selten hier
Noch selten hier
Beiträge: 37
Registriert: Samstag 30. Januar 2021, 18:22

Re: Examensvorbereitung in 12 Monaten

Beitrag von Jura_Freiburg »

Vielen Dank für die ganzen Antworten!
Um den Freischuss mache ich mir grds. keine Gedanken. Ich bin jetzt im 6. Semester und habe noch 3 Corona-Freisemester. Also ich habe jedes Fach mit einem Buch / Skript ordentlich vor- oder nachbereitet und habe - soweit ich das beurteilen kann - jeweils die Grundlagen verstanden. Nichtsdestotrotz lerne ich extrem viel mit Hilfe von Fällen, weshalb auch meine Sorge bzgl. der fehlenden "realistischen Probefällen" entstand.

Was die Lernzeit und den Biss angeht würde ich mal behaupten, dass ich sehr eigen bin. Ich habe tatsächlich das Glück, dass ich sehr lange sehr konzentriert arbeiten kann. Aus diesem Grund gehe ich aktuell davon aus, dass die 8 Stunden für mich, auch wenn das natürlich kein muss ist und jeder individuell ist, durchaus machbar und auch durchhaltbar ist.

Ich BW wird das Examen ja leider nur 2 mal im Jahr geschrieben, weshalb man zwischen 12 und 18 Monaten wählen muss. Schade ist auch, dass man nicht kurzfristig abspringen kann wenn man merkt, dass es doch nicht reicht für die 12 Monate.
Antworten