Promotion neben dem Beruf - auch in Österreich möglich?

Alles rund um die Promotion zum Dr. iur. und den LL.M.

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Meister_Kajo
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Promotion neben dem Beruf - auch in Österreich möglich?

Beitrag von Meister_Kajo »

Hallo und guten Tag,

es freut mich, dass ich mich hier registrieren konnte und würde mir erlauben, nach einer kurzen Vorstellung ein paar Fragen zu stellen und um mögliche Erfahrungen/Ratschläge zu bitten.

Mein Name ist Michael und ich bin 40 Jahre alt. Ich habe 2016 das JURA Studium in Bayern begonnen und 2021 das erste Examen abgeschlossen. Da ich das Studium neben meinem Vollzeitjob (Verwaltung) absolviert habe blieb nicht immer viel Zeit zum lernen und so bin ich bei der Examensprüfung knapp am befriedigend um 0,03 Punkte vorbeigeschrammt. Das Ref. kam für mich aufgrund meines Alters und dem bisherigen beruflichen Werdegang (seit 20 Jahren in der Behörde verankert) nicht in Frage.

Da ich mich aktuell aber nach wie vor in die Tiefen verschiedener Themen einarbeiten und auch persönlich noch etwas weiterentwickeln möchte, habe ich mit der Frage der Promotion beschäftigt. Jedoch würde ich bei den meisten Promotionsordnungen in Deutschland/Bayern an den Zulassungsvoraussetzungen scheitern (mind. VB - ich ausreichend).

Deshalb möchte ich fragen, wer denn schon Erfahrungen hat mit einer Juristischen Promotion in Österreich? Hier gestalten sich die Zulassungsvoraussetzungen einfacher und manche Unis bieten eine Promotion auch berufsbegleitend an. Der Dr. kann in Deutschland ohne Zusatz geführt werden. Ich frage mich zudem, ob in meiner Situation auch eine reguläre Promotion sinnvoll und möglich wäre (meist kostenlos), bzw. wie oft man beim Promovieren and er Uni selbst sein muss? Die berufsbegleitenden Angebote sind vom Preis her nicht ohne (ca. 24.000€). Wobei man hier möglicherweise wieder etwas bei der Steuer absetzen könnte (war beim Studium auch möglich).

Kurz zu meinen Zukunftsplänen. Ich habe nicht vor den Job zu wechseln, jedoch könnte mir die Promotion hohe interne Aufstiegschancen bieten.

Für Meinungen und Ratschläge bedanke ich mich.

Liebe Grüße
Michael
Zuletzt geändert von Meister_Kajo am Sonntag 12. Februar 2023, 08:43, insgesamt 1-mal geändert.
Brainiac
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Re: Prom

Beitrag von Brainiac »

Zur Frage der Chancen auf eine Möglichkeit zum Dr. iur (germania): Eher ziemlich schlecht. Eine Uni mit einer Promotionsordnung zu finden, die einen Dispens auch bei Ausreichend zulässt, dürfte das geringere Problem sein. Die Suche nach Doktorvater/-mutter dürfte aber sehr schwierig sein. Etwas anderes mag dann gelten, wenn du über persönliche Kontakte oder ganz relevante berufliche Erfahrung mit einhergehendem Renommee verfügst.

Zur Frage der Anwesenheitspflicht bei deutscher Promotion: Für externe Doktoranden geht diese gegen Null. Aber auch das hängt vom Betreuer ab. Bei meinem DV gibt es ein paar Seminare der Doktoranden p.a., bei denen Anwesenheit gewünscht ist.
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Meister_Kajo
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Re: Promotion neben dem Beruf - auch in Österreich möglich?

Beitrag von Meister_Kajo »

Besten Dank für die Antwort.

Ja, dachte ich mir schon, dass es fast nicht möglich sein wird in Deutschland zu promovieren mit ausreichend. Deshalb auch die Idee mit Österreich. Ich wohne im Grenzgebiet und hätte z. B. nicht weit nach Linz oder Salzburg. Könnte jedoch nur eingeschränkt anwesend sein wegen dem Job.

Unterscheidet sich der Dr. iur, welchen man in Deutschland macht zum Dr. in Österreich. Ich habe gelesen, dass die österreichischen Promotionen in Fachkreisen geringer angesehen werden, da niedrigere Zulassungsvoraussetzungen.

Wäre für mich tragbar, da ich den Arbeitgeber nicht mehr wechseln werde und diesen es wenig interessieren würde, so lange man den in Österreich erworbenen Dr. in Deutschland ganz normal führen darf.
Theopa
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Re: Promotion neben dem Beruf - auch in Österreich möglich?

Beitrag von Theopa »

Wenn es geringere Voraussetzungen für die Aufnahme gibt kann man relativ universell davon ausgehen, dass jemand der sich damit beschäftigt und es genau hinterfragt die österreichische Promotion als weniger werthaltig einordnet. Solange du keine wissenschaftliche Karriere planst - was offenbar nicht der Fall ist - dürfte das aber natürlich völlig irrelevant sein.

Die Frage wird sein, ob man selbst eine Promotion neben dem Beruf zeitlich sinnvoll unterbringen kann, zumal wenn es dann noch in Österreich sein soll und damit aufgrund der anderen Rechtsordnung zwangsläufig zusätzliche Fragen und Probleme auftauchen. Natürlich muss man nicht zwingend umfassende Kompetenzen im österreichischen Recht haben wenn man z.B. über eine europarechtliche Frage schreibt, einen gewissen Zusatzaufwand wird man aber wohl haben.

Ich hatte selbst die Teilzeit-Variante (2 Tage Arbeit, 3 Tage Diss) gewählt und bin damit gut gefahren, Kollegen mit der umgekehrten 3/2-Lösung sind ebenfalls ordentlich durchgekommen, haben aber natürlich jeweils länger gebraucht. Eine erfolgreiche Diss bei 5-Tage-Woche habe ich (in der zugegeben eher kleinen Testgruppe) persönlich noch nicht gesehen. Dort laufen die Bearbeitungen entweder schon seit 6+ Jahren ohne Aussicht auf ein zeitnahes Ende oder wurden bereits abgebrochen.

Planst du eine Fortsetzung deiner Tätigkeit in Vollzeit oder hast du ohnehin temporäre Teilzeit für die Diss vorgesehen?
Meister_Kajo
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Re: Promotion neben dem Beruf - auch in Österreich möglich?

Beitrag von Meister_Kajo »

Vielen Dank für die Infos.

Ich hätte geplant mit 4 Tagen Arbeit und 1 Tag Diss (+WE und Urlaubstage).
Zeitliche Dauer ca. 4-5 Jahre.
Theopa
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Re: Promotion neben dem Beruf - auch in Österreich möglich?

Beitrag von Theopa »

Unmöglich ist das sicher nicht, ich würde es aber für sehr optimistisch halten. Als wirklich extrem grobe Faustregel würde ich sagen, dass man für eine Diss je nach eigenen Fähigkeiten, Thema und Anspruch an das Ergebnis durchschnittlich 12-24 Monate in Vollzeit rechnen sollte. Wenn man weniger Tage zur Verfügung hat erhöht sich der Aufwand aber nicht nur linear.

Die Frage wie man am besten arbeitet ist natürlich sehr individuell. Man dürfte aber wohl verallgemeinern können, dass eine Dissertation von regelmäßigen und zusammenhängenden Bearbeitungstagen profitieren sollte. Ob man dann wirklich weit kommt, wenn z.B. nur jeder Freitag als fixer Tag zur Verfügung steht und dann am Wochenende nochmal einige Stunden hinzukommen? Man zerschneidet sich damit eben Gedankengänge und muss sich deutlich häufiger wieder in Probleme einarbeiten bzw. die Arbeit an Themen fortsetzen, die man vllt. 3-4 Wochen nicht einmal angesehen hat. Das ist besonders problematisch, wenn man kein wirklich linear-einheitliches Thema bearbeitet, sondern unterschiedliche Aspekte erfassen muss.

Zudem steigt über die Zeit die Chance auf neue Auflagen der Quellen (nervig aber eher wenig Aufwand), neu einzuarbeitende Literatur oder Urteile (mehr Aufwand, ggf. Notwendigkeit der Überarbeitung), Gesetzesänderungen (je nach Inhalt harmlos bis desaströs), Bearbeitungen die Teile deiner Arbeit bereits abhandeln (sehr unschön) oder den Worst-Case, dass dein Thema in großen Teilen oder vollständig weggenommen wird.

Urlaubstage einzusetzen dürfte irgendwann auch kritisch werden. Unabhängig davon, dass es mE nicht wirklich legal wäre größere Teile des Urlaubs dafür einzusetzen - die Gefährdung des Erholungszwecks wäre anzunehmen - braucht man auch einfach mal eine Gelegenheit, um herunterzukommen.
gola20
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Re: Promotion neben dem Beruf - auch in Österreich möglich?

Beitrag von gola20 »

Sehe ich auch so wie Theopa. 1 Tag die Woche Diss wird ziemlich sicher scheitern, außer du bist ein seltener und motivierter Überflieger. Nahbereichsempirie: Alle, die mehr als 2 Tage die Woche gearbeitet haben, brachen irgendwann ab.
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