LL.M. Anforderungen neben den Noten

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Interessehalber
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LL.M. Anforderungen neben den Noten

Beitrag von Interessehalber »

Hallo zusammen,

ich lese mich im Moment in das Thema LL.M. ein und mich würde sehr interessieren, worauf neben den Noten noch so der Fokus gelegt wird.

Beispiel: Ich möchte mich für einen LL.M. an den besten Unis bewerben (Harvard, Yale, Cambridge etc.), dafür brauche ich natürlich gute Noten. Wie gut weiß ja leider niemand (wenn doch, gerne schreiben). Ich lese jedoch sehr häufig "Kumpel hatte 14 Punkte, aber sonst nichts vorzuweisen und wurde nicht genommen" oder "der hatte zwar nur 11,5 Punkte, aber auch einen außergewöhnlichen Lebenslauf/ starken wissenschaftlichen Track / o.ä. und wurde trotzdem genommen".

Mich würde mal interessieren, was damit eigentlich genau gemeint ist. Was ist ein außergewöhnlicher Lebenslauf ? Was kommt besonders gut an ? Berufserfahrung (schwierig, wenn man sich direkt nach dem 1. Stex bewirbt), Veröffentlichungen, Dissertation, gute Schreiben von Professoren oder andere Dinge, die ich gar nicht bedacht habe, wie ein Praktikum bei der UN oder so was abgespactes ? Wie kann man seine Chance angenommen zu werden schon im Vorfeld maximieren ?

Ich bin euch sehr, sehr dankbar, falls ihr irgendwelche Tipps oder allgemeine Informationen habt. Bis jetzt konnte ich leider nur das oben zusammengetragenen finden.

LG !
Brainiac
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Re: LL.M. Anforderungen neben den Noten

Beitrag von Brainiac »

Hier - viewtopic.php?f=53&t=57139&p=812853&hil ... le#p812853 - habe ich schon einmal ein bisschen was zu anderen Faktoren als Noten geschrieben.
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Interessehalber
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Re: LL.M. Anforderungen neben den Noten

Beitrag von Interessehalber »

Danke schonmal Brainiac,

diesen Post hatte ich schon gesehen, aber da schreibst du auch "beeindruckender CV" und "sehr starker akademischer Track" kannst du dazu näheres sagen ? Also meinst du damit einfach eine Diss bzw. Veröffentlichungen oder gibt es noch weitere Dinge ?

Vielen Dank
OJ1988
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Re: LL.M. Anforderungen neben den Noten

Beitrag von OJ1988 »

zu "beeindruckender CV" ein paar Beispiele (Nahbereichsempirie):

- Doppelstudium (Jura+Naturwissenschaft)
- politische Tätigkeit auf Bundesebene
- mehrere Klassen übersprungen + Freischuss (Examen mit 20)

usw.
Brainiac
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Re: LL.M. Anforderungen neben den Noten

Beitrag von Brainiac »

Brainiac hat geschrieben: Montag 11. Februar 2019, 19:54Harvard: [...] Studium im Ausland; keine Ahnung, welche Note; aber beeindruckender CV inkl. PhD begonnen und Beraterposition für Regierung seines Landes
Konkreter: Beratung bei Regulierung von Online-Businesses; daneben umfangreiches zivilgesellschaftliches Engagement; neben begonnenem PhD zwei oder drei Veröffentlichungen zum Zeitpunkt der Bewerbung. Meinte, Motivationsschreiben sei besonders wichtig; es schade insbes. nicht, darin emotional zu werden.
Brainiac hat geschrieben: Montag 11. Februar 2019, 19:54Yale: Genommen wurde eine Freundin (Studium im Ausland; "nur" Top-10-Prozent ihres Jahrgangs, aber sehr starker akademischer Track).
Lehrstuhltätigkeit (in ihrem Land wohl recht besonders); schon Lehrtätigkeit an international renommierter Uni an der Schnittstelle von einem anderen geisteswisseschaftlichen Fach zu Jura. Diverse Stipendien/Preise. Handvoll Veröffentlichungen. Feste Absicht (evtl. sogar schon konkrete Aussicht - das kann ich nicht sagen) zu PhD im Anschluss (sodann auch absolviert, nun Juniorprofessorin).
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Re: LL.M. Anforderungen neben den Noten

Beitrag von Interessehalber »

Oh wow, danke euch beiden! Beeindruckend heißt in dem Fall wohl wirklich beeindruckend und nicht etwas, was man mit einem Seminar wettmachen könnte.
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Re: LL.M. Anforderungen neben den Noten

Beitrag von OJ1988 »

Interessehalber hat geschrieben: Montag 13. April 2020, 12:24 Oh wow, danke euch beiden! Beeindruckend heißt in dem Fall wohl wirklich beeindruckend und nicht etwas, was man mit einem Seminar wettmachen könnte.
Je weniger Plätze im jeweiligen LL.M.-Programm (ggf. auch: Plätz für deutsche Bewerber) vorhanden sind und je mehr Bewerber es gibt, desto beeindruckender muss es eben sein.
Gravenrath
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Re: LL.M. Anforderungen neben den Noten

Beitrag von Gravenrath »

Manche Unis legen auch genuin Wert auf Berufserfahrung (andere schreiben das zwar auf der Website hin, lassen dann aber Referendariat und wissenschaftliche Mitarbeit als Berufserfahrung gelten).

Und dass z.B. beim TOEFL mehr Punkte lieber gesehen werden als weniger Punkte, sollte auf der Hand liegen. Man kann damit keine Bewerbung um 180 Grad herumreißen, aber wenn ein Kandidat starke Englischskills hat, ist das durchaus reizvoller als jemand, der sich mit Müh und Not über die 100 Punkte (TOEFL iBT) gepusht hat. Der LL.M. ist schließlich kein Englischkurs, da sollen primär Inhalte vermittelt werden (auch wenn das aus der Perspektive der Arbeitgeber in Deutschland natürlich anders aussieht) und man sollte von Tag 1 mithalten können.

Beides ist aber wahrscheinlich eher Garnitur; gute Noten, Empfehlungs- und Motivationsschreiben und ein interessanter CV spielen bestimmt ne größere Rolle.
Mit dem Stichwort "Berufserfahrung" kann man aber natürlich wiederum das Motivationsschreiben verbessern, z.B. indem man ein professionelles Interesse an den Möglichkeiten im LL.M. (glaubhaft) darlegt, z.B. via fachliche Spezialisierung o.ä.

Die Unis legen immer Wert darauf, ihre ganzheitliche Betrachtung der Bewerbungen zu betonen. Wenn Du Dir bei den "hard facts" der Bewerbung (CV, Noten) nicht sicher bist, spricht nichts dagegen, Dich bei den restlichen Bewerbungsunterlagen besonders ins Zeug zu legen.
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Re: LL.M. Anforderungen neben den Noten

Beitrag von Interessehalber »

Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Das hört sich alles logisch und nachvollziehbar an. Ich bin sehr dankbar über jeglichen Input!
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corpusiuris
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Re: LL.M. Anforderungen neben den Noten

Beitrag von corpusiuris »

Gravenrath hat geschrieben: Dienstag 14. April 2020, 16:57 Manche Unis legen auch genuin Wert auf Berufserfahrung (andere schreiben das zwar auf der Website hin, lassen dann aber Referendariat und wissenschaftliche Mitarbeit als Berufserfahrung gelten).

Und dass z.B. beim TOEFL mehr Punkte lieber gesehen werden als weniger Punkte, sollte auf der Hand liegen. Man kann damit keine Bewerbung um 180 Grad herumreißen, aber wenn ein Kandidat starke Englischskills hat, ist das durchaus reizvoller als jemand, der sich mit Müh und Not über die 100 Punkte (TOEFL iBT) gepusht hat. Der LL.M. ist schließlich kein Englischkurs, da sollen primär Inhalte vermittelt werden (auch wenn das aus der Perspektive der Arbeitgeber in Deutschland natürlich anders aussieht) und man sollte von Tag 1 mithalten können.

Beides ist aber wahrscheinlich eher Garnitur; gute Noten, Empfehlungs- und Motivationsschreiben und ein interessanter CV spielen bestimmt ne größere Rolle.
Mit dem Stichwort "Berufserfahrung" kann man aber natürlich wiederum das Motivationsschreiben verbessern, z.B. indem man ein professionelles Interesse an den Möglichkeiten im LL.M. (glaubhaft) darlegt, z.B. via fachliche Spezialisierung o.ä.

Die Unis legen immer Wert darauf, ihre ganzheitliche Betrachtung der Bewerbungen zu betonen. Wenn Du Dir bei den "hard facts" der Bewerbung (CV, Noten) nicht sicher bist, spricht nichts dagegen, Dich bei den restlichen Bewerbungsunterlagen besonders ins Zeug zu legen.
Word. Außerdem: Die Top-Unis legen generell Wert auf eine bunte Mischung an Leuten. Insofern gibt es zwar keine Quoten, aber doch unausgesprochene Erwartungen von einer gewissen Ausgeglichenheit was Herkunft, Interessengebiet, Berufsweg (außer Yale) etc. angeht. Auch hier kann man mit Erfahrungen off the beaten track im Zweifel punkten.

Zur Wahrheit gehört auch (Achtung, jetzt wird es non-PC): Habe mich erst neulich wieder mit Admissions Officers unterhalten. Es gibt zur Zeit aus Deutschland wohl deutlich weniger weibliche Bewerberinnen als männliche Bewerber. Die Unis wünschen sich aber wie gesagt eine ausgeglichene Mischung...
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Re: LL.M. Anforderungen neben den Noten

Beitrag von Muirne »

corpusiuris hat geschrieben: Freitag 5. Juni 2020, 19:28
Zur Wahrheit gehört auch (Achtung, jetzt wird es non-PC): Habe mich erst neulich wieder mit Admissions Officers unterhalten. Es gibt zur Zeit aus Deutschland wohl deutlich weniger weibliche Bewerberinnen als männliche Bewerber. Die Unis wünschen sich aber wie gesagt eine ausgeglichene Mischung...
Es scheint so eine ungewöhnliche Sache zu sein, Frauen zu erwähnen, dass es schnell misslingt. :-w
»Natürlich ist das herablassend. Torquemada ist mir gegenüber herablassend, ich bin esprit gegenüber herablassend. So ist die Nahrungskette in diesem Forum nunmal.« - Swann
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