Was machen eigentlich Kandidaten mit gutem ersten und mittelmäßigem zweiten Examen?

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JuraCorgi
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Was machen eigentlich Kandidaten mit gutem ersten und mittelmäßigem zweiten Examen?

Beitrag von JuraCorgi »

Liebe Community,

ich habe meine Noten für die Klausuren aus dem 2. Examen bekommen (7 Punkte), die deutlich unter dem Ergebnis aus dem ersten Examen liegen (knappes "Gut"). Mir geht es (zunächst) weniger um die Frage, inwiefern mündliche Prüfung und/oder Verbesserungsversuch etwas reißen können etc., sondern ich habe mich anlässlich dieser Kombination (die ja nicht so ungewöhnlich zu sein scheint?) gefragt, wo Leute mit dieser Kombination nach eurer Erfahrung so landen.

Vielen Dank und viele Grüße!
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Tibor
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Re: Was machen eigentlich Kandidaten mit gutem ersten und mittelmäßigem zweiten Examen?

Beitrag von Tibor »

Wissenschaft
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stilzchenrumpel
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Re: Was machen eigentlich Kandidaten mit gutem ersten und mittelmäßigem zweiten Examen?

Beitrag von stilzchenrumpel »

"Gut" und solides bf. (gehen wir mal von 7,5 am Ende aus) reichen doch für eine Menge Stellen, gerade heute. Damit dürften auch die meisten GKs drin sein, von renommierten Mittelständlern ganz zu schweigen.
Hier gibt es nichts zu sehen, ich trolle nur.
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Justitian
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Re: Was machen eigentlich Kandidaten mit gutem ersten und mittelmäßigem zweiten Examen?

Beitrag von Justitian »

Tibor hat geschrieben: Dienstag 21. Mai 2019, 19:15Wissenschaft
Dafür wird ein knappes "gut" wahrscheinlich nicht reichen.
Ich würde eher an Boutique denken
"[...] führt das ja nicht dazu, dass eine Feststellungsklage mit dem Inhalt "Wie wird das Wetter morgen?" zulässig wird" - Swann, 01.03.17
Julia
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Re: Was machen eigentlich Kandidaten mit gutem ersten und mittelmäßigem zweiten Examen?

Beitrag von Julia »

Justitian hat geschrieben: Mittwoch 22. Mai 2019, 00:02
Tibor hat geschrieben: Dienstag 21. Mai 2019, 19:15Wissenschaft
Dafür wird ein knappes "gut" wahrscheinlich nicht reichen.
Ich würde eher an Boutique denken
Da hätte ich eher Zweifel ob des Befriedigend im 2., ein knappes "Gut" im 1. ist hierfür völlig ausreichend.
sai
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Re: Was machen eigentlich Kandidaten mit gutem ersten und mittelmäßigem zweiten Examen?

Beitrag von sai »

Justitian hat geschrieben: Mittwoch 22. Mai 2019, 00:02
Tibor hat geschrieben: Dienstag 21. Mai 2019, 19:15Wissenschaft
Dafür wird ein knappes "gut" wahrscheinlich nicht reichen.
Ich würde eher an Boutique denken
Gibt doch genug Professoren mit schlechteren Notenkombinationen.
Gelöschter Nutzer

Re: Was machen eigentlich Kandidaten mit gutem ersten und mittelmäßigem zweiten Examen?

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Heutzutage bei Bewerbungsverfahren aber eher selten, oder?

Bei den Unterlagen hat man eher den Eindruck, fast alle ernsthafteren Kandidaten haben mindestens (!) 2x10.
Freedom
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Re: Was machen eigentlich Kandidaten mit gutem ersten und mittelmäßigem zweiten Examen?

Beitrag von Freedom »

Ich schätze mal, es hängt auch ein wenig von der Uni ab? Ich kann mir ehrlichgesagt nicht so recht vorstellen, dass an ner Uni wie HU, LMU oder Freiburg Professoren mit nicht mindestens 2mal gut arbeiten. Vom Hören-Sagen weiß ich auch, dass das Sehr Gut nicht so selten vorkommt.
Digiwas?
sai
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Re: Was machen eigentlich Kandidaten mit gutem ersten und mittelmäßigem zweiten Examen?

Beitrag von sai »

Suchender_ hat geschrieben: Mittwoch 22. Mai 2019, 11:24 Heutzutage bei Bewerbungsverfahren aber eher selten, oder?

Bei den Unterlagen hat man eher den Eindruck, fast alle ernsthafteren Kandidaten haben mindestens (!) 2x10.
Ich habe mich vor nicht allzu langer Zeit mit einem ehemaligen Lehrstuhlkollegen darüber unterhalten, der mittlerweile habilitiert ist und einen eigenen Lehrstuhl hat. Er meinte, es sei erstaunlich zyklusabhängig. Derzeit gäbe es viele Habilitanden und damit entsprechend hohe Voraussetzungen auch bei den Examina. Das schrecke potentiell interessierte zukünftige Kandidaten ab, was wiederum dazu führe, dass weniger Leute habilitieren und damit auch die Voraussetzungen sinken. Ist jetzt klassische Nahbereichsempirie, aber mir ist zB ein derzeitiger Habilitand bekannt, der komplett ohne Prädikat und "nur" mit summa Diss habilitiert. Der ist dafür bei einem bekannten Professor und publiziert viel.
Flanke
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Re: Was machen eigentlich Kandidaten mit gutem ersten und mittelmäßigem zweiten Examen?

Beitrag von Flanke »

Freedom hat geschrieben: Mittwoch 22. Mai 2019, 11:52 Ich schätze mal, es hängt auch ein wenig von der Uni ab? Ich kann mir ehrlichgesagt nicht so recht vorstellen, dass an ner Uni wie HU, LMU oder Freiburg Professoren mit nicht mindestens 2mal gut arbeiten. Vom Hören-Sagen weiß ich auch, dass das Sehr Gut nicht so selten vorkommt.
Mir fällt mindestens ein Professor und (gegenwärtiger oder ehemaliger) Verfassungsrichter ein, der an mindestens einer dieser Unis tätig war oder ist und nicht annähernd die genannten Noten mitbrachte. (Verfremdung intendiert).
Gelöschter Nutzer

Re: Was machen eigentlich Kandidaten mit gutem ersten und mittelmäßigem zweiten Examen?

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

sai hat geschrieben: Mittwoch 22. Mai 2019, 13:14
Suchender_ hat geschrieben: Mittwoch 22. Mai 2019, 11:24 Heutzutage bei Bewerbungsverfahren aber eher selten, oder?

Bei den Unterlagen hat man eher den Eindruck, fast alle ernsthafteren Kandidaten haben mindestens (!) 2x10.
Ich habe mich vor nicht allzu langer Zeit mit einem ehemaligen Lehrstuhlkollegen darüber unterhalten, der mittlerweile habilitiert ist und einen eigenen Lehrstuhl hat. Er meinte, es sei erstaunlich zyklusabhängig. Derzeit gäbe es viele Habilitanden und damit entsprechend hohe Voraussetzungen auch bei den Examina. Das schrecke potentiell interessierte zukünftige Kandidaten ab, was wiederum dazu führe, dass weniger Leute habilitieren und damit auch die Voraussetzungen sinken. Ist jetzt klassische Nahbereichsempirie, aber mir ist zB ein derzeitiger Habilitand bekannt, der komplett ohne Prädikat und "nur" mit summa Diss habilitiert. Der ist dafür bei einem bekannten Professor und publiziert viel.
Interessant.

Es dürfte hinzu kommen, dass momentan in anderen Bereichen händeringend gesucht wird, sodass gerade Kandidaten "an der Schwelle" jeden Grund haben, sogleich den Sprung in die Justiz oder GK wahrzunehmen (solange es noch geht), anstatt sich den Unwägbarkeiten einer Habilitation auszusetzen.

Wobei ich ehrlicherweise sagen muss, dass mich dieser Weg überhaupt nicht reizt. Das Risiko ist sehr hoch, der Aufwand (samt Händeschütteln) ebenfalls, und anstelle einer nicht ganz schlechten Chance auf z.B. Senior Associate mit 150k oder R2 mit vielen Jahren des soliden Gehalts kann man am Ende trotz z.B. 2x11,5 ohne Festanstellung als Dauer-PD durch die Lande tingeln.
sai
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Re: Was machen eigentlich Kandidaten mit gutem ersten und mittelmäßigem zweiten Examen?

Beitrag von sai »

Suchender_ hat geschrieben: Mittwoch 22. Mai 2019, 14:58 Wobei ich ehrlicherweise sagen muss, dass mich dieser Weg überhaupt nicht reizt. Das Risiko ist sehr hoch, der Aufwand (samt Händeschütteln) ebenfalls, und anstelle einer nicht ganz schlechten Chance auf z.B. Senior Associate mit 150k oder R2 mit vielen Jahren des soliden Gehalts kann man am Ende trotz z.B. 2x11,5 ohne Festanstellung als Dauer-PD durch die Lande tingeln.
Genau das ist es. Ich hab lange überlegt, ob ich nicht habilitieren soll. Wenn es dann aber schief geht, ist man Ende dreißig, Anfang vierzig, hat nirgendwo wirklich Praxiserfahrung gesammelt und in allen anderen Bereichen sind die Leute, die Jahre vor einem angefangen habe, schon längst an vorbeigezogen. Hinzukommt noch, dass man örtlich nicht wirklich planen kann, weil man nie weiß, wo einen der erhoffte Ruf hinführt.
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Re: Was machen eigentlich Kandidaten mit gutem ersten und mittelmäßigem zweiten Examen?

Beitrag von guardini »

Max Weber (Wissenschaft als Beruf):
Das akademische Leben ist also ein wilder Hasard. Wenn junge Gelehrte um Rat fragen kommen wegen Habilitation, so ist die Verantwortung des Zuredens fast nicht zu tragen. Ist er ein Jude, so sagt man ihm natürlich: lasciate ogni speranza. Aber auch jeden anderen muß man auf das Gewissen fragen: Glauben Sie, daß Sie es aushalten, daß Jahr um Jahr Mittelmäßigkeit nach Mittelmäßigkeit über Sie hinaussteigt, ohne innerlich zu verbittern und zu verderben? Dann bekommt man selbstverständlich jedesmal die Antwort: Natürlich, ich lebe nur meinem »Beruf«; – aber ich wenigstens habe es nur von sehr wenigen erlebt, daß sie das ohne inneren Schaden für sich aushielten.
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Justitian
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Re: Was machen eigentlich Kandidaten mit gutem ersten und mittelmäßigem zweiten Examen?

Beitrag von Justitian »

sai hat geschrieben: Mittwoch 22. Mai 2019, 15:20 [...] Wenn es dann aber schief geht, ist man Ende dreißig, Anfang vierzig, hat nirgendwo wirklich Praxiserfahrung gesammelt und in allen anderen Bereichen sind die Leute, die Jahre vor einem angefangen habe, schon längst an vorbeigezogen. [...]
Deswegen würde ich es mich mit einem knappen "Gut" und einem "Befriedigend" im 2. Examen nicht trauen. Wegen der vielen Ungewissheiten würde ich das Risiko nur eingehen, wenn zumindest mein Lebenslauf so optimal ist, dass im Berufungsverfahren formal nichts gegen mich spräche. Und dazu gehört mindestens ein herausragendes erstes Examen, idealerweise auch ein sehr ordentliches 2. Examen, Auslandserfahrung, summa cum laude, Publikationen + X
"[...] führt das ja nicht dazu, dass eine Feststellungsklage mit dem Inhalt "Wie wird das Wetter morgen?" zulässig wird" - Swann, 01.03.17
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Achim
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Re: Was machen eigentlich Kandidaten mit gutem ersten und mittelmäßigem zweiten Examen?

Beitrag von Achim »

Bei den meisten GK - nehmen wir mal GL, FBD und HM aus (und selbst bei denen könnte es reichen) - dürfte das doch reichen. Kommt natürlich auch etwas auf die Staatsnote des 1. Examens an, aber die meisten GK haben doch sowas wie 16 Punkte in der Summe der Examina etc. Die dürftest Du auf jeden Fall reißen. 18 Punkte in der Summe haben wohl noch weniger und 2xVB die allerwenigsten.
Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren (Bertold Brecht)
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