Wechsel intern in der GK?

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Devon Miles
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Wechsel intern in der GK?

Beitrag von Devon Miles »

Oh wow, ich bin begeistert, mein Account funktioniert nach so langer Zeit noch. Seit meiner letzten Anmeldung ist einige Zeit vergangen. Nach dann längerer Examensvorbereitung hab ich noch die Doktorarbeit geschrieben (Gesellschaftsrecht, Rechtsvergleich USA und Deutschland) und dann das Referendariat in NRW.

Jetzt brauch ich mal Eure/Ihre Hilfe:

Ich war jetzt knapp 2 Jahre in der klassischen GK (2nd tier) in Frankfurt und ich kann nicht mehr. Corona hat eher zu Mehrarbeit geführt. Bei einer Wochenarbeitszeit von ca. 65h im Büro und noch paar Stunden responsiveness am Wochenende langt es nun. Mein Partner ist mit meinen billed hours eher unzufrieden, jedenfalls verweist er immer auf die besseren Zeiten vor 15-20 Jahren, als er angefangen hatte. Er habe schon lange keinen Associate mehr gehabt, der so viel geschafft habe wie er damals und irgendwie gönnt er mir nicht das Geld. Also, wir werden keine Freunde mehr. Er kennt scheinbar nur die Arbeit und er ist auch unnahbar. Nach fast 23 Monaten weiß ich noch nicht einmal, ob er Frau und Kinder hat. Ich kenne nur sein Rennrad und seine Halbmarathon-Zeiten.

Jetzt meine Frage: Soll ich versuchen bei einem anderen Partner anzudocken und in der Kanzlei zu bleiben oder soll ich wechseln? Wie wird es aufgefasst, wenn man innerhalb des Standorts wechselt? Wird man dann ausgebootet? Eigentlich scheint ja hier ohnehin jeder Partner seins zu machen, solange die nicht aus London fremdbestimmt sind. Von der Tätigkeit gibt es noch mindestens zwei ggf. drei Partner im Gesellschaftsrecht. Wie läuft das hier? Fragt man dann nur, bewirbt man sich, geht man erst zum neuen Partner oder zum aktuellen Partner?

Das Problem dabei, ich möchte ja nur noch 2-3 Jahre GK machen und die Kohle abgreifen. Von den > 60.000 Netto im Jahr konnte ich in fast zwei Jahren schon fast 60.000 zurücklegen, also das Halbe Netto. Dazu muss man wissen, dass ich nicht in Frankfurt wohne, sondern täglich von Darmstadt pendele. Hier wohne ich ganz günstig und 4-5 mal im Monat nehm ich mir ein Zimmer in Frankfurt. Das Ziel ist natürlich nochmal soviel zu sparen und dann entweder Geld für ein Häuschen zu haben oder auch in die Justiz zu gehen und dann aufstocken zu können. Aktuell verbrauche ich ja sogar weniger Geld als Freunde, die nun mit R1 nach Hause gehen. Wenn nicht die teuren Klamotten wären, wäre es noch weniger. Aber so ein Haus im Grünen wäre doch was, wenn ich dann endlich auch eine Frau gefunden habe. Und naja, wir wissen ja alle. Einer Frau muss man ja auch was bieten können. Aktuell ist es eher schwierig, also Darmstadt, 2-Zimmer-Wohnung im 80er Neubau und nie zu Hause! Und nur R1 und Frau und Kinder und Haus ist wohl auch schwierig.

Also, was meint ihr? Kanzleiwechsel lieber intern oder gleich zur nächsten GK? Aber wie sieht es aus, wenn ich mich in einer anderen GK bewerbe? Fragen die nicht, warum ich da weg will? Ich kann ja wohl kaum sagen, dass der Partner komisch ist, das bleibt doch an mir hängen. Gegen einen Wechsel spricht wohl auch, dass ich zwar im 1. Examen auf 9,4 gekommen bin, aber das 2. Examen voll vergeigt habe: 8,5. In der Kanzlei hab ich nur angefangen, weil ich dort am Düsseldorfer Standort meine Station gemacht hatte.
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Toefting
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Re: Wechsel intern in der GK?

Beitrag von Toefting »

Ist das ernst gemeint?
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thh
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Re: Wechsel intern in der GK?

Beitrag von thh »

Toefting hat geschrieben:Ist das ernst gemeint?
Wer glaubt ernsthaft, für 120.000 € ein Häuschen erwerben zu können?
Deutsches Bundesrecht? https://www.buzer.de/ - tagesaktuell, samt Änderungsgesetzen und Synopsen
Gesetze mit Rechtsprechungsnachweisen und Querverweisen? https://dejure.org/ - pers. Merkliste u. Suchverlauf
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Devon Miles
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Re: Wechsel intern in der GK?

Beitrag von Devon Miles »

Toefting hat geschrieben: Samstag 27. März 2021, 18:55 Ist das ernst gemeint?

Natürlich ist das ernst gemeint.
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Devon Miles
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Re: Wechsel intern in der GK?

Beitrag von Devon Miles »

thh hat geschrieben: Samstag 27. März 2021, 20:17
Toefting hat geschrieben:Ist das ernst gemeint?
Wer glaubt ernsthaft, für 120.000 € ein Häuschen erwerben zu können?
Als Anzahlung. 100.000-200.000 € als Anzahlung wäre schon gut, wenn man hier in der Nähe was für 600.000 € und aufwärts kaufen will. Was ist daran unklar. Und wenn ich nach 4-5 Jahren 150.000 € zusammen habe und ggf bei der Anlage ein gutes Händchen hatte, dann reicht das. Ich lagere das Geld ja nicht unter dem Kopfkissen. Das meiste ist in ETF und mit etwas davon wird auch gezockt.
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Re: Wechsel intern in der GK?

Beitrag von Atropos »

Jetzt meine Frage: Soll ich versuchen bei einem anderen Partner anzudocken und in der Kanzlei zu bleiben oder soll ich wechseln? Wie wird es aufgefasst, wenn man innerhalb des Standorts wechselt? Wird man dann ausgebootet? Eigentlich scheint ja hier ohnehin jeder Partner seins zu machen, solange die nicht aus London fremdbestimmt sind. Von der Tätigkeit gibt es noch mindestens zwei ggf. drei Partner im Gesellschaftsrecht. Wie läuft das hier? Fragt man dann nur, bewirbt man sich, geht man erst zum neuen Partner oder zum aktuellen Partner?

Das Problem dabei, ich möchte ja nur noch 2-3 Jahre GK machen und die Kohle abgreifen. Von den > 60.000 Netto im Jahr konnte ich in fast zwei Jahren schon fast 60.000 zurücklegen, also das Halbe Netto.
Also wenn es nur noch um die 2-3 Jahre Cash geht, bietet sich ein Kanzleiwechsel schon irgendwann an, erfahrungsgemäß kann man sich damit vom ,,Burnout" etwas erholen. Meistens hat man ja in der alten Kanzlei eine Auslaufphase, in der neuen Kanzlei dauert es am Anfang (hoffentlich) auch, bis man wieder hart mit Billables versorgt ist und man kann sich ja auch zwischen den Kanzleien 2-3 Monate frei nehmen.

Wechsel innerhalb der Kanzlei würde ich eher beim neuen Partner anklingen lassen und eher positiv - irgendwas besonders Spannendes an der betreuten Industrie etc. Ist natürlich etwas einfacher, wenn man nicht von M&A zu M&A wechselt. Aber eventuell erst mal mit Associates aus den Teams informell sprechen, ob es nicht ein Wechsel vom Regen in die Traufe wäre?
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Re: Wechsel intern in der GK?

Beitrag von OJ1988 »

Wenn du dir in 2-3 Jahren ein Haus kaufen möchtest, würde ich das Geld aus dem Aktienmarkt rausziehen. Du weißt doch gar nicht, ob wir nicht dieses/nächstes Jahr in einen fünfjährigen Bärenmarkt rutschen.
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Re: Wechsel intern in der GK?

Beitrag von Toefting »

Devon Miles hat geschrieben: Samstag 27. März 2021, 20:19
Toefting hat geschrieben: Samstag 27. März 2021, 18:55 Ist das ernst gemeint?

Natürlich ist das ernst gemeint.
Wollte nur sicher gehen, da da so viele klisches drin waren, sowohl was die arbeit, die notenfixierung (8,5=verkackt? Come on) oder das frauenbild (really?) angeht, dass das kein getrolle ist.

Ich glaube bei dem Partner würde ich nicht riskieren Kanzlei intern zu wechseln, sondern eher was anderes suchen. Wenn man etwas am Selbstvertrauen arbeitet, sollte man auch die Noten überspielen können, in ffm sowieso.
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Re: Wechsel intern in der GK?

Beitrag von gola20 »

65h und dann zu wenig billed hours? Spinnt der?
neue Alternative: Stumpf 40h machen und schauen wie er versucht dich los zu werden. Im Zweifel mit einer Abfindung gehen.
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Re: Wechsel intern in der GK?

Beitrag von insanus_judex »

Devon Miles hat geschrieben: Samstag 27. März 2021, 16:28 Und nur R1 und Frau und Kinder und Haus ist wohl auch schwierig.
Richter müssen ein wirklich grässliches Leben führen. Was machen nur die ganzen anderen Akademiker im Staatsdienst ohne jedwede Perspektive auf eine Familie und/oder ein Eigenheim? ](*,)
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Re: Wechsel intern in der GK?

Beitrag von famulus »

65h, hehe - was steht in solchen Fällen eigentlich im Arbeitsvertrag, "40h"? +drölf zu gola20
»Ich kenne den Schmerz, den ich hatte, weil ich zweimal die Vorhaut mit dem Reißverschluss mitgenommen habe, so dass dieser - also Reißverschluss - einmal in einer Klinik entfernt werden musste.« - Chefreferendar
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Re: Wechsel intern in der GK?

Beitrag von OrangensaftEddy »

Mit 45.000€ Netto als Single gehörst du zu den obersten 10% in Deutschland.
Ich denke du solltest etwas von dem Geld in eine gute Therapie und Klinikaufenthalt investieren.
Zuletzt geändert von OrangensaftEddy am Sonntag 28. März 2021, 17:44, insgesamt 2-mal geändert.
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Devon Miles
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Re: Wechsel intern in der GK?

Beitrag von Devon Miles »

Die Idee, den Wechsel für eine Atempause zu nutzen ist gut. Aber wird man nicht mit +2 Jahren gleich voll eingesetzt? Ich kann mir nicht vorstellen, dass man da mehr als 1-2 Wochen Nachsicht walten lässt.

Zu den 65 Stunden: Das ist ein zwiegespaltenes Ding. Ja, ich reiße mir 65 Std den Ar*** auf. Also wirklich effektiv nach Abzug der Pausen. Ich habe nur das Gefühl, dass ich nach 2 Jahren und 2 Examina manchmal nichts kann. Dann bekomme ich einen Gesellschaftsvertrag vorgesetzt und soll den überarbeiten. Mein Partner sagt dann zwischen Tür und Angel paar Sätze was gemacht werden soll, aber mehr erfahre ich nicht. Ich bin ja nicht bei der Aquise dabei. Und wenn ich dann 2-3 Tage an der Arbeit war, zerreißt der Partner das Ergebnis, zieht sich an paar Typos hoch oder schlechter Formatierung (Wozu haben wir eine Sekretärin?) und schreibt alles um. Dann kommen so Bemerkungen, dass das alles nicht praxistauglich sei etc und er von meinen 30 Stunden maximal 5 billen kann. So komme ich eben auf 65 Std und wenig Billables.

Ich hab halt irre Angst, dass die anderen Partner genauso drauf sind bzw bei einem Wechsel in eine 1st tier GK es noch krasser wird! Manchmal liege ich am Wochenende vor dem TV und denke mir, warum kann ich als Landrichter nicht einfach eine Woche an einem Votum schreiben, so wie im Referendariat?!
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Re: Wechsel intern in der GK?

Beitrag von OJ1988 »

Wenn du 5 Zeitstunden brauchst, um eine billable zu produzieren, verliert die Kanzlei Geld. Da liegt das Problem.
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scndbesthand
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Re: Wechsel intern in der GK?

Beitrag von scndbesthand »

Vielleicht gibt es auch ein Problem in der persönlichen Arbeitsweise bzw. der fehlenden Ermittlung der Erwartungshaltung, die der Aufgabensteller hat.

Gibt es keine Zeit für Zwischenbesprechungen, möglichst bevor so viele Stunden verbrannt werden?
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