Langfristig selbstständig arbeiten?

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TeWe
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Re: Langfristig selbstständig arbeiten?

Beitrag von TeWe »

Das ist inhaltlich zwar korrekt, gefühlt ergeben Nachzahlung und die am Vorjahresergebnis +x orientierte neue Vorauszahlung allerdings trotzdem zwei Monate Nullnummer oder gar Minus für Rechtsanwaltende, die sich um derlei Angelegenheiten neben der eigentlichen, honorierten Tätigkeit kümmern müssen. Wenn dann anders als im Vorjahr nicht zwei lohnende Gegenstandswerte akquiriert werden können, darf so etwas durchaus als belastend empfunden werden, insbesondere weil die eigenen Verpflichtungen daraus resultieren, sich um die Probleme anderer gekümmert zu haben.
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thh
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Re: Langfristig selbstständig arbeiten?

Beitrag von thh »

TeWe hat geschrieben: Montag 17. Mai 2021, 19:43Das ist inhaltlich zwar korrekt, gefühlt ergeben Nachzahlung und die am Vorjahresergebnis +x orientierte neue Vorauszahlung allerdings trotzdem zwei Monate Nullnummer oder gar Minus für Rechtsanwaltende, die sich um derlei Angelegenheiten neben der eigentlichen, honorierten Tätigkeit kümmern müssen.
Buchführung, Steuern und Co. sind nicht nur, aber insbesondere für Selbständige Teil der Tätigkeit und von der Honorierung insofern mitabgedeckt.
TeWe hat geschrieben: Montag 17. Mai 2021, 19:43Wenn dann anders als im Vorjahr nicht zwei lohnende Gegenstandswerte akquiriert werden können, darf so etwas durchaus als belastend empfunden werden, insbesondere weil die eigenen Verpflichtungen daraus resultieren, sich um die Probleme anderer gekümmert zu haben.
Das klingt nun etwas skurril. Die Einkommensteuerpflicht resultiert aus der Erzielung von Einkommen, nicht aus dem Kümmern um Probleme anderer - und nahezu alle Dienstleistungsberufe erzielen ihre Einkünfte daraus, sich um die Probleme anderer zu kümmern: Rechtsanwälte, Ärzte, Klempner, Friseure, Wahrsager ...
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Re: Langfristig selbstständig arbeiten?

Beitrag von 2ndLife »

Hanoi hat geschrieben: Dienstag 6. April 2021, 18:25 Servus,
ich hoffe ich darf hier als noch nicht mal examinierter Student auch posten :)
Ich nehme (obwohl es schwerfällt) gerade ein paar Tage frei von der Examensvorbereitung und habe mir vorgenommen diese zu nutzen, um mir über meine berufliche Zukunft ein paar Gedanken zu machen. Ich erhoffe mir dadurch ein (grobes) Ziel zu setzen und dadurch für den Rest meiner Ausbildung angespornt zu werden.

Grundsätzlich kann ich mir eine anwaltliche Tätigkeit im zivilrechtlichen Bereich sehr gut vorstellen, möglicherweise Richtung gewerblicher Rechtsschutz;

Entsprechende Noten vorausgesetzt stünden ggfs. die GKen offen. Ich sehe mich schon - ohne albern klingen zu wollen - als vergleichsweise Karriere-ambitioniert und natürlich reizt es mich "oben" mitzuspielen. Andererseits kann ich mir nicht vorstellen langfristig die Arbeitszeit in einer GK auszuhalten. Ich habe aber auch noch kein Praktikum in einer GK gemacht, kann daher nicht aus erster Hand beurteilen wie es läuft.

Ich habe allerdings schon mehrere Praktika bei RAs in kleinen Kanzleien gemacht und mir ist dabei aufgefallen, dass ich den Kontakt und Arbeit mit Mandanten sehr interessant fand. Ich muss dazu sagen, dass ich gerne selbstbestimmt arbeite und mir auch der unternehmerische Aspekt des "Freiberufs" reizvoll erscheint.
Mir ist dabei bewusst, dass insbesondere letzteres auch seine Schattenseite haben kann, wenn man sich durchs Internet liest bekommt man den Eindruck, dass alle selbstständigen RA am Hungertuch nagen. Mir ist auch klar, dass man als selbstständiger Anwalt auch nicht wenig arbeitet...nur scheint mir - überspitzt - die gleiche Menge Arbeit selbstbestimmt subjektiv angenehmer zu sein als wenn ich diese für den Arbeitgeber absitzen muss.

Wie verbreitet ist es zunächst in einer GK zu arbeiten und dann irgendwann in einen kleineren Laden zu wechseln? Wird dies positiv gesehen oder aufgrund der vermutlich doch anderen Arbeitsweisen vielleicht sogar negativ?
Sofern möglich würde ich jetzt auch nicht unbedingt anstreben nach dem Ende der Ausbildung gleich in eine kleine Kanzlei zu gehen, langfristig scheint es mir aber attraktiv selbstständig zu sein und ich möchte auch nicht ewig an eine große Stadt als GK-Standort gebunden sein. Gleichzeitig möchte ich zumindest mal eine Zeit lang auch etwas international und in einem Team arbeiten.

Pauschal kann man natürlich eh nichts sagen, aber vielleicht hat ein Praktiker hier aus eigener Erfahrung etwas zu erzählen? Vielen Dank!
Erfahrung als Einzelanwalt habe ich nicht, aber aus GKs und kann dir sagen, dass die Arbeitszeit stark von folgenden Parametern abhängt: GK (sowohl Name/Rank als auch Standort sowie der der Partner, für den du arbeitest), deine Karriereambitionen (die erste Beförderung bekommst du i.d.R. durch Zeitablauf, die folgenden fast immer über deinen Einsatz für die Kanzlei, womit nicht nur, aber auch Billables gemeint sind, auf jeden Fall kostet Aufsteigenwollen mehr Arbeits-/Lebenszeit) sowie das von dir gewählte Rechtsgebiet (z.B. M&A und Real Estate: i.d.R. sehr hohe Arbeitsbelastung).

Vorteil eines GK: Internationalität hast du i.d.R. immer und man kann sich wohl was ansparen (späteres Kapital für eine eigene Kanzlei) - die Einschränkung "wohl", weil ich es irgendwo gelesen habe, ich selbst aber mit meinem Gehalt immer direkt die Wirtschaft angekurbelt habe :-D

Alternative: Keine klassische Kanzlei, sondern eine Big4. Nicht so hohes Gehalt (wenn du als Berufseinsteiger dort einsteigt; wenn du von einer GK kommst, kannst du (z.T. erheblich) bessere Konditionen aushandeln, aber i.d.R. kein gleich hohes Gehalt wie bei "den größeren" Großkanzleien"). Dafür aber - wenn du Einfluss nimmst und aktiv darauf achtest - geringere Arbeitsstunden. Aber auch hier: Wenn du aufsteigen willst, musst du (insb. am Anfang) Einsatz zeigen. Das wird aber auch wohl als selbstständige Anwalt der Fall sein.

Thema "Eigenverantwortlichkeit / direkter Kontakt mit Mandanten": Zeigst du, dass du sowohl bei den rechtlichen Themen Ahnung hast als auch über Soft Skills verfügst, kannst du aus bei GK und Big4 auf den unteren Stufen halbwegs eigenverantwortlich arbeiten. Vorteil: Solltest du es (insb. am Anfang) vermasseln, hängt grds. (aufgrund Arbeitsrecht) nicht deine Existenz davon ab.

Der Wechsel von GK (oder andere Kanzlei als angestellter Anwalt) zur Selbstständigkeit ist nicht ungewöhnlich, umgekehrt habe ich es aber auch schon gesehen, dann allerdings meist, wenn deine Kanzlei im gewählten Fachgebiet richtig gut gelaufen ist und du im Markt einen Namen hast. M.E. birgt der Weg "angestellter Anwalt" zu "selbständigen Anwalt" den Vorteil, dass du "gefahrlos" Erfahrungen sammelst und ggf. zukünftige Mandante kennen lernen kannst (ob du Mandanten dann von der vorherigen Kanzlei mitnehmen darfst, steht natürlich auf einem anderen Blatt...). Du lernst zudem (von i.d.R. fähigen Anwälten) die Mandatsarbeit. Außerdem der finanzielle Vorteil: Selbst wenn du dein ganzes Geld für Anzüge ausgibst, hast du dann als selbständiger Anwalt immerhin schonmal schöne Anzüge :-D

Und dein letzter Punkt (Bindung an GK-Standorten): Die Big4s finden sich auch in Orten wie Heilbronn oder Bielefeld...;-)

Hoffe, ich konnte dir weiterhelfen.
Gelöschter Nutzer

Re: Langfristig selbstständig arbeiten?

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Na, nur langfristig. Es braucht ja seine Zeit, ehe man erfolgreich ist. Letztendlich sind aufgebaute Geschäftsbeziehungen das Non plus Ultra. Deshalb hat Kurzfristigkeit meiner Meinung nach keinen wirklichen Sinn.
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