Rechtsgebiet für Einstieg

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Strich
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Re: Rechtsgebiet für Einstieg

Beitrag von Strich »

Genau so wie (i.d.R.) mit seiner Benachteiligung und der ungerechten Behandlung von oben.
Stehe zu deinen Überzeugungen soweit und solange Logik oder Erfahrung dich nicht widerlegen. Denk daran: Wenn der Kaiser nackt aussieht ist der Kaiser auch nackt ... .
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Fyrion
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Re: Rechtsgebiet für Einstieg

Beitrag von Fyrion »

Auch habe ich das Gefühl mit Kartellrecht den Reichen zu helfen noch reicher zu werden und ich weiß nicht, ob ich das als Erfüllung meines Lebens sehe.
Warum das? In der Praxis geht es nie darum irgendwelche kartellrechtswidrigen Absprachen zu organisieren. Wenn man sowas als Anwalt mitbekommt, brennt die Hütte schon und man löscht das Feuer. Kartellrecht ist oftmals eher präventiv, d.h. Mandanten kommen zu dir und möchten wissen, ob die Vertriebsstrategie XYZ oder Vertragsbedingung ABC evtl. kartellrechtliche Bedenken auslösen könnte. Der andere große Block sind Fusionskontrollen. Im Grunde ist man also damit beschäftigt normale wirtschaftliche Vorgänge die - so viel Realitätssinn dürfte man gegenüber dem Abitur nach dem Studium dann hoffentlich haben - der gesamten Gesellschaft zu Gute kommen, weil ohne florierende Unternehmen auch "der kleine Mann" keinen Job und der Staat damit keine Steuergelder hat, gerade rechtssicher und wettbewerbsschützend umzusetzen. Und ein fairer Wettbewerb ist auch wiederum gut für alle. Warum, sollte hoffentlich auch klar sein.

Sehr selten sind die wirklichen Missbrauchsfälle, allein schon weil es logischerweise nicht so viele Normadressaten gibt. Selbst wenn man das als "den Bösen helfen" sehen würde (was auch schon verkehrt wäre, denn es ist nun nicht so, dass man als Unternehmen immer zu 100% in jeder Situation weiß, welches Verhalten einem als Marktbeherrscher erlaubt ist und welches nicht und es dort auch mehr als nur eine Meinung gibt), so betrifft das nur die absolute Minderheit an Fällen.

Fasse zusammen: als Kartellrechtler hilfst du der ganzen Gesellschaft, ja fast schon der ganzen Welt, denn fairer Wettbewerb führt am Ende zu besseren Bedingungen für alle, günstigeren Produkten für den Verbraucher und mehr Innovation. \:D/
gola20
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Re: Rechtsgebiet für Einstieg

Beitrag von gola20 »

Dieses "reichen Menschen helfen reicher zu werden" ist eher die Vorstellung, dass reiche Mandanten ihre Interessen mit Hilfe des Anwalts durchsetzen können.
Das Gegenstück ist armen Menschen bei der Rechtsdurchsetzung helfen. Das ist halt unterbezahlt und undankbar.
OJ1988
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Re: Rechtsgebiet für Einstieg

Beitrag von OJ1988 »

Fyrion hat geschrieben: Montag 10. Mai 2021, 17:12
Auch habe ich das Gefühl mit Kartellrecht den Reichen zu helfen noch reicher zu werden und ich weiß nicht, ob ich das als Erfüllung meines Lebens sehe.
Warum das? In der Praxis geht es nie darum irgendwelche kartellrechtswidrigen Absprachen zu organisieren. Wenn man sowas als Anwalt mitbekommt, brennt die Hütte schon und man löscht das Feuer. Kartellrecht ist oftmals eher präventiv, d.h. Mandanten kommen zu dir und möchten wissen, ob die Vertriebsstrategie XYZ oder Vertragsbedingung ABC evtl. kartellrechtliche Bedenken auslösen könnte. Der andere große Block sind Fusionskontrollen. Im Grunde ist man also damit beschäftigt normale wirtschaftliche Vorgänge die - so viel Realitätssinn dürfte man gegenüber dem Abitur nach dem Studium dann hoffentlich haben - der gesamten Gesellschaft zu Gute kommen, weil ohne florierende Unternehmen auch "der kleine Mann" keinen Job und der Staat damit keine Steuergelder hat, gerade rechtssicher und wettbewerbsschützend umzusetzen. Und ein fairer Wettbewerb ist auch wiederum gut für alle. Warum, sollte hoffentlich auch klar sein.

Sehr selten sind die wirklichen Missbrauchsfälle, allein schon weil es logischerweise nicht so viele Normadressaten gibt. Selbst wenn man das als "den Bösen helfen" sehen würde (was auch schon verkehrt wäre, denn es ist nun nicht so, dass man als Unternehmen immer zu 100% in jeder Situation weiß, welches Verhalten einem als Marktbeherrscher erlaubt ist und welches nicht und es dort auch mehr als nur eine Meinung gibt), so betrifft das nur die absolute Minderheit an Fällen.

Fasse zusammen: als Kartellrechtler hilfst du der ganzen Gesellschaft, ja fast schon der ganzen Welt, denn fairer Wettbewerb führt am Ende zu besseren Bedingungen für alle, günstigeren Produkten für den Verbraucher und mehr Innovation. \:D/
Habe in meinem Ausflug ins Kartellrecht eher das Gegenteil mitbekommen, iSv möglichst günstigen Narrativen-Stricken, teilweise schlicht konträr zur Realität ("auf keinen Fall ist unser Mandant, der 99,9% der Marktanteile hält, marktbeherrschend, DENN...").
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Fyrion
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Re: Rechtsgebiet für Einstieg

Beitrag von Fyrion »

Kommt sicher auch vor, aber quantitativ nicht so häufig. Natürlich versucht man aber als Anwalt ein für seine Mandanten positives Bild zu zeichnen. Das tut aber ein Anwalt des "kleinen Mannes" doch auch. "Nein Herr Richter, mein Mandant hat zwar seit nem Jahr die Miete nicht bezahlt, aber die Geräuschbelästigung durch die Innenstadt ist in dieser Innenstadtwohnung auch absolut nicht zumutbar". Wenns einem darum geht möglichst objektiv Recht zu sprechen, sollte man eben Richter werden und nicht Parteivertreter.
OJ1988
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Re: Rechtsgebiet für Einstieg

Beitrag von OJ1988 »

Fyrion hat geschrieben: Montag 10. Mai 2021, 22:13 Kommt sicher auch vor, aber quantitativ nicht so häufig. Natürlich versucht man aber als Anwalt ein für seine Mandanten positives Bild zu zeichnen. Das tut aber ein Anwalt des "kleinen Mannes" doch auch. "Nein Herr Richter, mein Mandant hat zwar seit nem Jahr die Miete nicht bezahlt, aber die Geräuschbelästigung durch die Innenstadt ist in dieser Innenstadtwohnung auch absolut nicht zumutbar". Wenns einem darum geht möglichst objektiv Recht zu sprechen, sollte man eben Richter werden und nicht Parteivertreter.
Das klingt schon ehrlicher ;)
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Strich
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Re: Rechtsgebiet für Einstieg

Beitrag von Strich »

Fyrion hat geschrieben: Montag 10. Mai 2021, 22:13 Kommt sicher auch vor, aber quantitativ nicht so häufig. Natürlich versucht man aber als Anwalt ein für seine Mandanten positives Bild zu zeichnen. Das tut aber ein Anwalt des "kleinen Mannes" doch auch. "Nein Herr Richter, mein Mandant hat zwar seit nem Jahr die Miete nicht bezahlt, aber die Geräuschbelästigung durch die Innenstadt ist in dieser Innenstadtwohnung auch absolut nicht zumutbar". Wenns einem darum geht möglichst objektiv Recht zu sprechen, sollte man eben Richter werden und nicht Parteivertreter.
Genau das meinte ich oben ^^
Stehe zu deinen Überzeugungen soweit und solange Logik oder Erfahrung dich nicht widerlegen. Denk daran: Wenn der Kaiser nackt aussieht ist der Kaiser auch nackt ... .
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Re: Rechtsgebiet für Einstieg

Beitrag von gola20 »

OJ1988 hat geschrieben: Montag 10. Mai 2021, 22:03 Habe in meinem Ausflug ins Kartellrecht eher das Gegenteil mitbekommen, iSv möglichst günstigen Narrativen-Stricken, teilweise schlicht konträr zur Realität ("auf keinen Fall ist unser Mandant, der 99,9% der Marktanteile hält, marktbeherrschend, DENN...").
Ich dachte Marktbeherrschung ist cool so lange man es nicht missbraucht. Täuschen mich meine Erinnerungen aus dem Erasmus Jahr, als ich dazu mal was gehört hab? :drinking: :drinking:
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Fyrion
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Re: Rechtsgebiet für Einstieg

Beitrag von Fyrion »

gola20 hat geschrieben: Dienstag 11. Mai 2021, 20:08
OJ1988 hat geschrieben: Montag 10. Mai 2021, 22:03 Habe in meinem Ausflug ins Kartellrecht eher das Gegenteil mitbekommen, iSv möglichst günstigen Narrativen-Stricken, teilweise schlicht konträr zur Realität ("auf keinen Fall ist unser Mandant, der 99,9% der Marktanteile hält, marktbeherrschend, DENN...").
Ich dachte Marktbeherrschung ist cool so lange man es nicht missbraucht. Täuschen mich meine Erinnerungen aus dem Erasmus Jahr, als ich dazu mal was gehört hab? :drinking: :drinking:
Nein das ist richtig, aber man ist eben nur als Makrtbeherrscher Normadressat. Heisst, wo keine MB, da kein Missbrauch. Deswegen rechnen Unternehmen ihre Marktanteile und ihre Marktmacht gerne klein.
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